Norman Buschmann

Caleb - Der Lichtsucher



1. Erwache!

Caleb!“
 Er schlief und träumte fest. Unruhig, stöhnend und mit flatternden Lidern wälzte er sich zwischen den schweißgetränkten Laken seines Bettes hin und her. Das Deckbett war zu einem unförmigen Knäuel am Fußende zusammen gestaucht und hing halb darüber hinaus. Er träumte und durchlief ein und denselben Albtraum, wieder und wieder. Ihr Gesicht, oh, wie schön sie doch ist ... war? Die Bedeutung von Zeit schien aufgehoben. Ein Gefühl von unbekannter Leere breitete sich aus, durchflutete den schlafenden Körper wie ein Fluss aus zäh klebrigem, warmen Honig, dessen Einfluss er sich nicht zu entziehen vermochte. Das Gesicht in seinem Traum lächelte. Sie blickte ihn an, die fein geschnittene Nase, die vollen geschwungenen Lippen darunter, die ihn schon so manche Nacht um den Verstand gebracht hatten. Zusammen mit den anzüglichen Bemerkungen und ihrem verspielt erotischen Charme war dies eine der tödlichsten Waffen, die sie auf ihn abschießen konnte. Tödlich für die Mauern seiner emotionalen Verteidigung. Doch wovor wollte er sich verteidigen? War es jemals nötig gewesen, sich gegen sie zu verteidigen? „Nein, du bist doch ...“ Er stöhnte erneut auf, drehte den Kopf rasch hin und her. Doch erwachen tat er nicht. Und so blieb er neben ihr sitzen. Als Gefangener seines Verstandes, in einem Kino des Schreckens, das nur für ihn die schlimmste aller Vorstellungen gab. „Hey, Caleb! Du kleiner Süßer.“ Stella saß neben ihm. Der zerschlissene Bezug des Autositzes bildete mit seinen zahlreichen Rissen und Flecken geradezu einen amüsant fröhlichen Kontrast zum sündig dünnen Stoff ihres weißen Baumwollkleides. Einer ihrer Träger war bis auf die Mitte des Oberarmes hinab gerutscht. Es bedurfte nur noch wenig Phantasie, um die zart braunen Knospen ihrer Brüste durch den feinen Stoff schimmern zu sehen. „Stella, nicht jetzt. Ich muss doch fahren.“ Er lächelte ihr zu, spitze die Lippen zu einem angedeuteten Kuss und wandte den Blick wieder aus der Frontscheibe. Doch Stella hörte nicht auf seine Worte. Im Gegenteil. Sie ließ ihre zart gebräunten Hände und die feingliederigen Finger über seinen Oberschenkel wandern. Ganz sachte und mit einem äußerst unschuldig dreinblickenden Ausdruck auf ihrem Gesicht. Vorsichtig, so als würde sie wirklich der Aufforderung seiner Worte folge leisten, hielt sie in ihrem Tun inne. Ruhig lagen ihre Finger auf seinem Knie, sickerte die Wärme ihrer Handfläche in seine Haut hinein. Sie blickte aus dem Fenster, lächelte fröhlich und freute sich auf das, was am Ende dieser Fahrt auf sie wartete. Auf sie beide. „Nicht viel Verkehr heute morgen. Da sind wir in ein paar Minuten zu Hause.“ Ihr Stichwort? Vielleicht war es der in Unmengen eingenommene Alkohol auf der Party. Vielleicht auch einfach ein unbewusster, spontaner Reflex ihres Gehirns. „Na ja, dann wird der unsrige gleich um so rasanter!“ Stella gluckste vergnügt. Das Leben war in die Hand auf seinem Schenkel zurückgekehrt. Wie eine sonnengebräunte Spinne begannen ihre Finger an seinem Bein hinauf zu krabbeln. Immer weiter, bis sie im Zentrum seines Schoßes angelangt war und sich an den Knöpfen der Hose zu schaffen machte. Oh, dazu brauchte sie ihn nicht einmal anzuschauen. Sie verstand es sehr gut derlei Hindernisse mit einer Leichtigkeit zu überwinden, dass ihm kaum mehr die Luft zum Atmen blieb. „Oh! Stella, was ... ?“ „Hm? Soll ich aufhören? Gefällt dir meine kleine Bordunterhaltung etwa nicht? Ich kann auch anders, warte nur ab.“ Es war merkwürdig, aber ihre Worte klangen so verheißungsvoll, so voller Erotik und Vorfreude, das es ihm sichtlich schwer fiel, die Kontrolle über das Auto zu behalten. Trotz der Tatsache, dass zu dieser frühen Stunde kaum ein Mensch unterwegs war. Es war weit nach vier Uhr in der Frühe und sie hatten zusammen mit ein paar Freunden ihre Verlobung gefeiert. Doch jetzt wollten sie einfach nur nach Hause und für sich sein. Bis auf die Fahrräder von ein paar Zeitungsboten waren ihm keine anderen Fahrzeuge aufgefallen. Und so ließ er sie gewähren, spreizte seine Beine noch ein kleines Stück weiter, gab dadurch aber auch mehr Gas. Der Wagen beschleunigte ruckartig, doch er genoss ganz offensichtlich die Liebkosungen ihrer warmen Finger. „Was machst du da?“, fragte er die junge Frau auf dem Beifahrersitz, die plötzlich auf diesem herum rutschte, als habe sie etwas in den Hintern gestochen. Doch anstelle einer Antwort bekam er nur ein kleines verdrehtes Knäuel zu sehen. Ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht und zerteilte die roten Lippen wie mit einem Skalpell. Er wusste was sie dort in ihren Händen hielt und das mit einem unschuldig wirkenden Wurf auf dem Armaturenbrett landete. „Ach herrje! Ich scheine etwas verloren zu haben. Hm, so etwas dummes aber auch.“ Niemals würde er das Lächeln ihres Gesichtes vergessen, als sie für die Dauer eines Herzschlages einander anblickten. Die Wärme ihrer Finger, die sich um seinen harten Schaft legten und sanft streichelten. Die lockende Versuchung ihrer blutroten Lippen, die das von schwarzen Locken umflossene Gesicht dominierten. Das kindliche Glitzern in ihren Augen, in denen trotz aller Umstände der Vergangenheit so viel Liebe, Gutmütigkeit und Wärme lagen. All diese Erinnerungen hatten sich ihm eingeprägt, als im nächsten Moment die Welt explodierte und sie aus seinem Leben entfernte. Die Hauptstraße des Ortes war die am meisten befahrene Straße überhaupt. Bei Tage. Ein lohnender Umstand, den die Besitzer der kleinen Tankstelle bereits vor Jahren zu nutzen verstanden hatten. Es war dies die einzige Möglichkeit, seinem Gefährt noch ausreichend Sprit in den Tank zu pumpen, wollte man nicht unnötigerweise auf der Autobahn liegen bleiben. Sie war jedoch auch ein beliebter Rastplatz für Trucker, die sich nach einer kurzen Fahrtpause frisch gestärkt, und vielleicht sogar geduscht, von neuem auf den Weg ihren unbekannten Zielen entgegen machten. So wie der Fahrer jenes Kühltransporters, der die beiden jungen Menschen in ihrem verbeulten Ford offensichtlich übersehen hatte. Der Lkw bog vom Parkplatz der Tankstelle auf die Hauptstraße ein und befand sich etwa in der Mitte der Fahrbahn, als ein ohrenbetäubender Lärm, das Aufheulen eines Motors und das Bersten von Metall erklangen. Etwas, ein Schatten, vielleicht ein auf dem Dach befestigtes Gepäckstück, das sich durch den Aufprall gelöst hatte, flog durch den schmalen Schlitz zwischen Fahrzeugkabine und Kühlcontainer hindurch. Zischend zerriss jener Schatten dabei die Kabel- und Hydraulikleitungen, die wie eine Nabelschnur den Auflieger mit der Zugmaschine verbanden. Öl und Luft entwichen prustend ihren Tanks. Mit einem feuchten Geräusch prallte der Schatten auf der rauen Asphaltdecke auf, überschlug sich mehrfach und blieb nach etlichen Metern im Gras des Seitenstreifens liegen. Der Fahrer des Lasters würde später zu Protokoll geben, es habe sich angehört wie das Platzen einer Melone. Doch es war nichts derartiges. Keine Melone. Keine Frucht, deren süßes Fruchtfleisch jederzeit zu ersetzen gewesen wäre. Der Gurt hatte sich in Calebs Schulter und Bauch gegraben und wirkte dadurch wie ein Druckverband auf die zahlreichen Blutungen. Seine Stirn war auf dem Lenkrad aufgeschlagen, aufgeplatzt und hatte dieses ein wenig deformiert. Unter- und Oberschenkel waren an zahlreichen Stellen gebrochen und ließen Knochensplitter durch die Haut ragen. Sein rechter Arm war ausgekugelt, hing leblos hinunter und ließ Blut von seinen Fingerspitzen ins Wageninnere tropfen. Er war nicht bei Bewusstsein, als die Rettungsmannschaften eintrafen, um ihn aus den Überresten seines Wagens zu schneiden. Er bekam auch nicht mit, wie man den nach vorne geschleuderten Sitz seiner Verlobten zurück schwenkte, um ihn von der anderen Seite mit Schmerzmitteln zu versorgen. Man würde ihm ebenso, und für alle Zeiten, die Tatsache verschweigen, das seine Freundin, Stella, mit nahezu einhundert Stundenkilometern durch die Frontscheibe gebrochen war und annähernd achtzig Meter auf dem Asphalt zurück gelegt hatte, bevor sie endgültig und nach mehr als einer Stunde unter den Händen eines Notarztes verstarb. Und man würde ihm die Tatsache verschweigen, dass Stelle den wohl größten Teil des Wegs aus dem Auto mit dem Gesicht auf der schwarzen Asphaltdecke der Straße zurück gelegt hatte. Alles was an diese Tragödie im Leben zweier junger Menschen erinnern konnte, die rote Schleimspur, die mit Zähnen und weißen Splittern des Gesichtsschädels übersät war, all diese Dinge würde nie ein Mensch an Caleb weiterreichen. Kein Mensch! „Ahhh!“ Er fuhr erschrocken hoch, blickte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit des Zimmers. Schweiß rann in breiten Bahnen von Stirn und Schläfen. Sein Herzschlag raste, als wolle das Organ ihm aus der Brust springen Nur ein Traum. Du hast nur geträumt, Caleb, nicht wahr? Es ist nur ein Traum, einer, der dich seit jener Nacht wieder und wieder quält. Du siehst die Bilder vor deinem inneren Auge, träumst davon, sie festhalten und beschützen zu können. Manchmal wünschst du dir sogar, du hättest an ihrer Stelle auf dem Sitz gesessen, dessen Gurt seit dem Kauf des Wagens defekt war. Du machst dich für ihren Tod verantwortlich. Sie alle tun das. Deshalb hast du dich auch aus der Gesellschaft zurückgezogen und wohnst in diesem Loch in der Hafengegend. Ein kleiner Schriftsteller, der sich mit drittklassigen Horrorgeschichten über Wasser hält.“ Die Stimme verstummte so abrupt, wie sie erklungen war. Ohne Nachhall. „Was? Wer ist da? Woher ... was wollen sie?“ Der junge Mann schwang die Beine über den Rand des Bettes, und griff nach dem verschmutzten Bademantel, der über der Stuhllehne hing. Es war zwar dunkel hier, doch nicht so finster, das seine Augen sich nicht schnell an die Dunkelheit gewöhnten und wenigstens ein paar schemenhafte Umrisse erkennen konnten. Sein Zimmer, das gleichzeitig auch sein Atelier war. Geräumig, mit allerlei Möbeln und Gegenständen verbaut und seit einer Ewigkeit nicht mehr aufgeräumt. Doch wozu? Niemand kam ihn besuchen und in all der Unordnung und dem muffigen Geruch kamen ihm die besten Ideen für seine Geschichten, die er sporadisch alle paar Wochen seinem Verleger schickte. Er verdiente damit nicht das meiste Geld, doch reichte es aus um die Miete zahlen zu können.
„Was für ein Albtraum.“ Benommen sank er zurück auf das Bett, schloss die Augen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Lider. Willst du wirklich so weiter leben und irgendwann einmal an deinem aufgestauten Hass über dich und die Welt ersticken, Caleb?“ Die Worte trafen ihn wie ein Hammerschlag. Er richtete sich auf dem Bett auf, versuchte vor dem zurück zu weichen, was sich dort vor ihm aufgebaut hatte. Plötzlich schien es so still. Die eisige Stille in einem Grab. Stellas Grab!
„Wer sind sie? Was wollen sie von mir? Ich ...“ Die hochgewachsene Gestalt blieb stehen wo sie erschienen war. War es ein Mann? Er vermochte es nicht zu sagen, doch ihre Gesichtszüge strahlten etwas so wunderbares, gutmütiges aus, das er binnen weniger Augenblicke seine Angst vergaß und den Blick einfach nicht von ihr wenden konnte. „Wer bist du?“, flüsterte Caleb, der zu seinem eigenen Erstaunen bemerkte, dass er eine Hand ausgestreckt hielt, als wolle er das fremdartige Wesen mit den Fingern berühren. Ich bin der, der dir eine zweite Chance geben kann. Ich könnte dir die Möglichkeit offerieren, die Dinge der Vergangenheit wieder ins rechte Lot zu rücken. Oh, damit wir uns gleich richtig verstehen, auch ich kann den Tod deiner Freundin nicht ungeschehen machen. Doch durch mich kannst du ihr helfen den Weg in den Himmel zu finden, um ihrer Seele den endgültigen Frieden zu schenken.“ Caleb verstand nichts von dem, was ihm gesagt wurde. Er hatte einfach nur Augen für die schlanke Gestalt, die in einem Schleier aus blass rotem Licht stand und mit unverändert freundlichem Gesicht zu ihm sprach. Kaltes Feuer, das ihn wie einen Cocon umgab. Langes weißes Haar ergoss sich in silbrigen Wogen von seinem Kopf bis weit über die Schultern. Der fast schon dürr zu nennende Körper wurde von einem Gewand aus dunklem Stoff verhüllt, auf dessen Oberfläche filigrane Muster und Ornamente in leuchtendem Rot eingewoben waren. Aus weiten Ärmeln, die bislang hinter dem Rücken verschränkt waren, ragten lange schlanke Finger. Silberringe, sowohl an den Fingern, wie auch den Ohren schmückten das Wesen, aus dessen Rücken flammende Schwingen unter die Decke ragten. Und nicht nur das. Für die Spitzen dieser brennenden Schwingen schien es die Decke des Raumes nicht zu geben. Sie durchdrangen diese so mühelos, als existierten sie gar nicht. Doch es entstand kein Schaden. „Aber, das kann nicht sein. Ich muss träumen. Einer dieser schrecklichen Albträume, aus denen man so schwer erwacht.“ Mit einem entschiedenen Schritt kam die Gestalt des brennenden Engels auf Caleb zu, ergriff ihn am Arm und zerrte ihn in die Höhe. Sein Gesichtsausdruck änderte sich dabei nicht eine Sekunde. Immer noch lächelnd hielt er den jungen Mann am Arm in die Höhe und blickte ihm ins Gesicht. Du hast keine Ahnung was dir für eine Chance eingeräumt wird, um die Seele deiner Freundin zu retten. Und um dein altes Leben wieder in vernünftigen Bahnen leben zu können. Ich sehe schon, ich werde dir ein Beispiel für die Dringlichkeit meines Hierseins liefern müssen.“ Damit fasste er Caleb mit beiden Händen fest bei den Schultern, hielt ihn so, dass sich der Blick seiner Augen, zweier tiefschwarzer Teergruben in seinem fahlen Gesicht, mit denen Calebs traf. Silbriger Staub begann darin umher zu wirbeln. Kleine Sternsplitter, die im Strudel unergründliche Tiefen und zyklopischer Albträume immer schneller zu wirbeln begannen und Calebs Gedanken mit sich hinfort rissen. Da war sie. Aber das konnte nicht sein. Er sah sie so klar und deutlich vor sich, als könne er sie berühren. Nein, das durfte nicht sein. Das war nur ein Traum. Nur ein Traum, ja? Oh, du kannst sie gerne berühren. Nur zu, wenn du ihre Leiden damit um ein Vielfaches verschlimmern willst. Schau sie dir an. Schau dir die Kreaturen an, die sie umgeben. Siehst du sie? Kannst du die Lust in ihren Augen erkennen, mit denen sie ihr gegenüber treten? Es ist die Gier. Unermüdlich fallen sie in ihrer Gier über sie her. Sie schänden sie auf jede nur erdenkliche Art, die ihnen in den Sinn kommt.“ Es war Caleb nicht möglich sich diesen Eindrücken zu entziehen. Selbst dann nicht, als er seine Augen schloss und mit verschwitzten Händen seinen Ohren zu verschließen suchte. Das Erlebte war nicht auszublenden. Es ließ sich nicht leiser stellen. Es war in ihm und wand sich wie ein glühender Wurm durch sein Gehirn. Er sah vor seinem inneren Auge den zerbrechlichen Körper Stellas. Sie war mit nichts weiter bekleidet als ein paar zerrissener Lumpen, die aber kaum ausreichten ihre Blöße zu verhüllen. Und sie lag auf dem Boden einer Höhle, umgeben von Staub und Schmutz. Um sie herum krochen, bewegten und schoben sich die ungeheuerlichsten Ausgeburten der Hölle und lechzten. Kleine, geflügelte Wesen mit runden Schädeln, in deren weit aufgerissenen Mäulern messerscharfe Zähne prangten. Mit roten, glühenden Augen geiferten sie dem Mädchen entgegen. Schartige Hornkrallen griffen nach ihr, nach seiner geliebten Stella. Und sie schafften es. An Händen und Füßen mit schweren Eisenketten gefesselt, war es der verlorenen Seele nicht möglich ihren Häschern zu entkommen. Caleb wähnte sich in ihrer Nähe, streckte die Hände helfend nach ihr aus. „Stella!“ Doch er konnte sie nicht erreichen. Er sah, hörte und roch alles. Er bekam auf unmissverständliche Weise einen Eindruck davon, was es bedeutete in der Hölle zu sein. Und Stella starb mit jedem Moment, jedem weiteren Atemzug Tausend Tode. „NEIIIIIIIIIIN!“ Man ließ ihn los. Schwerfällig stürzte er auf die Knie, wo er zitternd und sabbernd hocken blieb. Direkt vor den Füßen des Fremden – des Engels?. Was er auch immer war, er verzog keine Mine, blickte noch eine Weile auf ihn hinab und wandte sich dann einem alten Sessel zu. „Du hast soeben die vergangenen dreizehn Monate ihrer Qualen in nur einem einzigen Augenblick durchlebt. Und du hast es überstanden. Das ist bemerkenswert. „Was ... bist du?“ Speichelfäden spannten sich in Calebs Mundhöhle und er spürte wie zäher Schleim aus seinem linken Mundwinkel hinab tropfte. Der Engel, wenn es denn einer war, hatte sich in dem Sessel nieder gelassen. Dieser ächzte hörbar unter der ungewohnten Masse. Aufgerichtet und grade saß die Gestalt da, schaute Caleb in das Schreck verzerrte Gesicht und begann zu erzählen. Ich bin das, was ihr auf Erden im Allgemeinen als Engel kennt. Ein Bote. Ein Diener Gottes. Ich überbringe dir die Botschaften meines Herrn. Sozusagen von allerhöchster Stelle. Es gab einen kleinen Zwischenfall für den wir dir nun eine Offerte anbieten möchten. Ob du diese annimmst und was du tun wirst, obliegt ganz alleine deiner Entscheidungskraft.“ Was? Was redest du da von einem Zwischenfall? Stella ist tot und ...“ Und sie wird es auch bleiben. Doch liegt es an dir, ob ihre Seele Frieden findet, oder auf Ewig in den Tiefen der Hölle dahinvegetiert. Unerreichbar für den menschlichen Verstand und selbst dir für alle Zeiten entzogen. Selbst dir, wenn du eines Tages den Weg zu uns hinauf beschreiten solltest. Falls ...“ „Falls was? Ich ebenfalls in die Hölle fahre? Verflucht, was geht hier ab. Und was sind das plötzlich für Male auf meinen Händen?“ Caleb erschrak erneut. Die Dunkelheit im Raum war einer transparenten Chimäre aus grau gewichen. Nur die Umrisse einzelner Möbelstücke waren zu erkennen, keine Details. Bis auf die leuchtende Gestalt, die sich aller Naturgesetzte zum Trotz und mit geflügeltem Rücken in Calebs Sessel gesetzt hatte. Das? Das ist unsere Art von Stigmata. Du hast mich leibhaftig erblickt. Auf diese Weise markieren wir diejenigen, denen wir auf Erden gegenüber getreten sind. Sieh es als eine Art Bonus für deinen späteren Werdegang. Du hast gute Aufstiegschancen in unseren Reihen. Aber mach dir keine Sorgen. Außer dir wird sie niemand sonst sehen können.“ Caleb drehte seine Hände hin und her. Die Narben, die er durch den Unfall auf den Händen erlitten hatte. Schnittwunden, verursacht durch zerbrochenes Glas. Er konnte das alles nicht glauben. Und dennoch waren die kleinen fünfzackigen, von einem Kreis umschlossenen Sterne auf den Handrücken und die unheimlich anmutenden Symbole in den Innenflächen eindeutige Beweise. Er träumte nicht und die Welt gewann etwas von ihrem brutalen Realismus zurück. „Aber ...“ Das Lächeln auf dem wie aus Stein gemeißelten Gesicht des Engels wurde noch breiter. Er hatte die Fingerspitzen aneinander gelegt und schaute mit schwarzen Augen auf Caleb. Es waren nur Schnittwunden, die diesen Zeichen schon recht ähnlich waren. Allerdings nicht in ihrer jetzigen Anordnung. Sie waren schon immer da, Caleb. Schon lange bevor du auch nur denken konntest. „Aber ...? Was du tun kannst um Stellas Seele zu retten? Das ist simpel. Luzifer hat meinem Herrn einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hat ihm die Seele deiner Stella entrissen, ohne das ihm diese zugestanden hätte. Er hat sie gestohlen und aus Spaß seinen Schergen zum Vergnügen überlassen. Niedere Dämonen, wie du sie vorhin erleben durftest. Doch wir wollen sie zurück und Luzifer für seinen Frevel büßen lassen. Deine Aufgabe sieht wie folgt aus: Finde das Tor in die Hölle, durchschreite es und hole uns das Artefakt des Schlächters. Wenn wir dieses Relikt in Händen halten, dann wird Luzifer im Gegenzug dafür die Seele deiner Freundin frei geben.“ Caleb schüttelte den Kopf und ließ die Arme hängen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Da erwachte er aus einem Albtraum, nur um im nächsten Moment gleich in den nächsten zu stolpern. Und zu allem Übel saß dort ein Riese von einem leibhaftigen Engel, der ihn ununterbrochen auf die liebevollste Art anlächelte. „Ich suche also einfach den Weg in die Hölle, stehle das Relikt, komme zurück und Stellas Seele kann in Frieden ruhen?“ Du hast das Prinzip verstanden. Doch wird der Weg dahin sicherlich nicht einfach werden. Du wirst Waffen benötigen. Ich werde dafür sorgen, dass du diese vorfindest, wenn es an der Zeit ist. Doch fürs erste, wende dich nach dieser Karte.“ Damit überreichte er Caleb ein schwarzes Brett, auf dessen Oberfläche leuchtend rote Symbole und Linien zu erkennen waren. Erst beim näheren Hinsehen entpuppten sich diese Symbole als Ortsangaben. Orte die er kannte und die ihm vertraut waren. „Aber, das ist ja hier in der Umgebung. Was soll ich da finden? Ein Tor in eine andere Welt? Die Hölle? Das ist bloß ein baufälliger alter Kasten. Eine alte Fabrikhalle. Da ist doch nichts mehr los. Das Gebäude verfällt seit Jahr und Tag.“ Ja, so hat es den Anschein. Doch das stimmt nicht ganz. Der Schein trügt dich auch hier. Gehe an diesen Ort, überwinde die Gegner die sich dir in den Weg stellen werden und finde das Tor. Suche das Artefakt auf der anderen Seite und bringe es in diese Welt. Das ist alles. Ich werde auf dich warten. Den Rest übernehmen wir.“ „Aber, was hat es mit diesem Artefakt auf sich? Und warum könnt ihr es nicht selber holen? Warum muss ich in doppelter Hinsicht für den Tod von Stella büßen? Das ist nicht fair.“ Nein, das ist es ganz und gar nicht. Aber das ist das Leben und so sind die Regeln. Ich habe sie nicht gemacht und es gehört sich für mich nicht die Gesetzte meines Herrn in Frage zu stellen. Wir können ebenso wenig in die Gefilde Luzifers eindringen, wie er sich in die Belange des Himmels einmischen kann. Nur ein paar wenige Auserwählte Seelen sind dazu in der Lage. Wir nennen sie Lichtsucher. Du bist also so eine Art Joker auf Seiten des Herrn. Verspiele ihn nicht. Handle, Caleb, oder verkrieche dich weiter in deinem Selbstmitleid wie du es bisher getan hast.“ Caleb überlegte einen Augenblick, fand jedoch nicht die passenden Worte. Immer wieder blickte er auf die Symbole, die leuchtenden Stigmata an seinen Händen. Auf ewig gezeichnet, dachte er bei sich. „Du sprachst davon, dass sich mir Gegner in dieser Fabrikhalle in den Weg stellen werden. Wie begegne ich ihnen und was sind das für Menschen?“ Das Lächeln des Engels wurde noch einen Deut breiter. Er erhob sich aus dem Sessel und baute sich zu seiner vollen Größe vor ihm auf. Menschen? Habe ich etwas von Menschen gesagt? Du solltest dir jedoch fürs Erste eine schlagkräftige Antwort auf ihre unausweichlichen ... Fragen ... aussuchen.“ Der massige Kopf drehte sich zur Seite und das glatte Silberhaar bauschte sich kurz zu einem schimmernden Schleier auf. Der Blick der nachtschwarzen Augen fiel auf die alte Feueraxt, die in einem Verschlag unter Glas an der Wand befestigt war. Sie war immer noch höllisch scharf.
 
 

2. Suche!

Er fühlte sich immer noch wie in einem Traum. Gefangen zwischen zwei Welten. Sein Körper, er war im Diesseits der Realität. Doch sein Geist trieb in Sphären fernab jeder Vorstellungskraft. Zumindest kam es ihm so vor. Der Engel hatte seinen Wohnraum durch die Tür verlassen? Augenblicklich nach dem Verschwinden der Gestalt lag alles wieder in tiefer Dunkelheit. Und dabei war er sich nicht einmal sicher, ob jenes fremde Wesen sich überhaupt die Mühe gemacht hatte vorher die Tür zu öffnen. Gedanken drehten sich im Mahlstrom einer aufkeimenden Übelkeit in seinem Kopf und Caleb schloß noch einen kurzen Moment die Augen. Was war nur los? Stella, oh Stella! Ob es wirklich der Wahrheit entsprach? Litt ihre Seele in den feurigen Untiefen der Hölle wirklich solche Qualen? Und das nur, weil der Leibhaftige seinen Untergebenen ein wenig perverse Unterhaltung bieten wollte? Caleb war nie ein gläubiger Mensch gewesen. Aus Kirche und Bibel hatte er sich nie etwas gemacht und jetzt das. Er hatte vor nicht einmal fünf Minuten Besuch von einem Engel bekommen. Und dann waren da noch die Symbole an seinen Händen. Stigmata. Nun, er hatte viel über solche Dinge gelesen und hin und wieder Fragmente darüber in seine Geschichten einfließen lassen. Doch wirklich auseinandergesetzt hatte er sich damit nicht. Dennoch hatte er während einer Recherche erfahren, das überwiegend nichtgläubige Menschen Stigmata aufweisen. Spinnerei? Was auch immer. Ihm rann kein Blut aus den Handflächen oder Fußsohlen. Bei ihm prangten grell leuchtende Pentagramme, umgeben von unbekannten Symbolen auf der Haut. Er besah sich derlei Male, begriff aber immer noch nicht so recht, das es sich um eine Tatsache handelte. Sie waren echt! Handle, Caleb, oder verkrieche dich weiter in deinem Selbstmitleid wie du es bisher getan hast.
Ja, ich werde handeln!
Die Karte seines ebenso unheimlichen wie namenlosen Auftraggebers, von dem er bislang nicht einmal dessen Namen erfahren hatte, war ein unschätzbares Hilfsmittel. Obgleich es sich bei dieser um ein ganz und gar unirdisches Artefakt handelte, so waren die Angaben von Straßen und Gassen, ja sogar Stadtteilen so präzise und akribisch aufgeführt, als habe ihr Erschaffer jedes einzelne Detail eigenhändig vermessen. Er war den leuchtend roten Linien gefolgt, die auf der Karte verzeichnet waren. Sie hatten ihn durch ein labyrinthisch verschlungenes Sammelsurium aus Gassen und Straßen geführt, von denen er noch nie zuvor etwas gehört oder gesehen hatte. Geheime Pfade, auf denen niemand seine Spur verfolgen konnte und wo niemand die zerschrammte Klinge der alten Feueraxt erblicken würde, deren geschwärzten Holzstiel er in Händen hielt. Das vorläufige Ziel seiner Suche lag nun vor ihm. Groß, bedrohlich und zugleich auch unwirklich. Als habe er mit Hilfe der geheimen Karte nicht nur unbekannte Pfade, sondern eine komplett unbekannte, gradezu monströse Welt betreten. Mächtige Stahlpfosten ragten aus der nächtlichen Schwärze empor. Gesprungenes Glas, das wie mit Spinnweben überzogen erschien, empfing ihn. Die zahlreichen Fensterrahmen der verfallenden Fabrikruine gähnten ihn wie aufgerissene Mäuler an, die rundherum mit scharfen Zacken gespickt waren. Zerbrechlich wie Eis, scharf und tödlich wie geschliffener Stahl. Die Höhle des Löwen.? Vielleicht sogar mehr? Der Niedergang in die Hölle selbst? Darüber hatte man ihn nicht in Kenntnis gesetzt. Nur das er sich nicht gar zu unvorbereitet hier her begeben sollte. Nun, hier war er, bereit zu kämpfen. Der Eingang in den Bauch der ehemaligen Fabrikationshalle war nicht schwer zu finden. Ein paar morsche Bretter, die nur notdürftig mit ein paar Nägeln befestigt waren., Kein wirkliches Hindernis für sein mitgebrachtes Werkzeug, doch der Auftakt zu einer Nacht, die er so schnell nicht vergessen sollte. Im Innern erblickte er gigantische Apparaturen, deren einstigen Zweck er nur erraten konnte. Große, kesselförmige Behälter hingen an mächtigen Ketten von Kranauslegern herab. Ein wahrer Wald aus verrosteten Gittermasten bildete eine abenteuerliche Konstruktion aus Rollen, Zahnrädern und Förderbändern. Letztere verschwanden in unbekannten schwarzen Öffnungen, die Dutzende Meter über seinem Kopf in weiteren Maschinen eingelassen waren. Streifen fahlen Mondlichtes fielen durch hunderte von Löchern, die das mit Wellblech gedeckte Dach übersäten. Die Strahlen glichen bleichen Totenfingern, in deren Schein einzelne Staubteilchen wie versilberte Sterne funkelten und tanzten. Der Boden war übersät mit Unrat aller Art. Undefinierbare Metall- und Stahlteile jedweder Größe und Form lagen verstreut herum. Ein wahrer Irrgarten aus Schrott wurde durch das Mondlicht aus den Schatten der Halle geschnitten. Caleb versuchte sich jedes Hindernis einzuprägen. Währenddessen lauschte er in die gespenstische Stille, die sich plötzlich wie eine bleierne Leichendecke über ihm auszubreiten begann. Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Zum einen hatten die Stigmata auf seinen Handrücken grell rot und orange zu leuchten begonnen. Der Kopf der Feueraxt glitt mit einem surrenden Geräusch nach oben, bereit einen eventuellen Angreifer in der Mitte zu spalten. Das Geräusch von Metall das über einen Harten Boden und weiteres Metall geschleift wurde erklang, gefolgt von schlurfenden Schritten, die ihn an einen Gang durch feuchten Sand erinnerten. Als er die Quelle jenes Geräusches erblickte, stockte ihm einen Moment der Atem. Doch für Grübeleien gab es hier keinen Platz. Calebs einstiges Weltbild wurde erneut in ihren Grundfesten erschüttert. Doch nun hinterließ diese Art von Eruption irreparable Schäden und Narben auf seiner Seele, die er eines Tages unausgesprochen mit in sein Grab nehmen würde. Die Gestalt die vor ihm erschien ... war wirklich kein Mensch. Nicht mehr! Es war das entsetzlich verzerrte und fast unkenntlich gemachte Abbild eines Menschen. Ein gebeugter Körper, dessen Fleisch nackt und grau war und Caleb an altes verwittertes Leder erinnerte. Über einen länglichen Schädel spannte sich bleiche Haut, die an zahlreichen Stellen rissig und spröde war. Lippen hatte das Gesicht vor ihm nicht ... mehr. Vergilbte Zähne, teilweise zu unkenntlichen schwarzen Stummeln verfault, stakten im modrigen Knochen des Unterkiefers. Eine stinkende Flüssigkeit rann eitrig aus Wunden, die einen Großteil der Gesichtshaut bedeckten, wo diese noch nicht zurückgewichen oder eingerissen war. Die Augen des Geschöpfes lagen tief in ihren Höhlen und glosten rot in die Dunkelheit hinaus. Er starrte ihn an, verharrte in seiner schlurfenden Bewegung und sah ihn einfach nur an. Durch ein ausgefranstes Loch in der Wange konnte er den fleischig roten Brocken einer wurmzerfressenen Zunge erkennen. Der Körper der Gestalt steckte in einem uralten Arbeitsanzug. Zerschlissene Taschen, ausgeleierte Nähte, überall schimmerte das graue, stinkende Fleisch durch, sickerte eitriger Gestank hervor. „Was bist du?“ Doch anstelle einer Antwort glitten die ausgemergelten Arme seines Gegenübers mit geschmeidiger Eleganz nach oben. In Händen die nichts weiter als spinnenartige Krallen mit abgebrochenen Nägeln waren, hielt er ein rostiges Rohr. Haken und Nägel waren an einem Ende montiert und Stacheldraht spannte sich zusätzlich darum. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Caleb das dieser Draht sich auch um den restlichen Schaft des Rohres, die Hand und den dürren Unterarm des Zombies wand. Rostige Metallspitzen stachen in verrottendes Fleisch und krallten sich unverrückbar darin fest. Der Schlag hätte ihn durchaus das Leben gekostet. Doch Caleb war schneller. Er warf sich auf die Seite, rollte unter der fürchterlichen Waffe seines Gegners hindurch, während diese Funken aus dem Betonboden schlug. Wie unter Spannung stehend kam er wieder auf die Beine. Die Bewegungen des Zombies waren langsam, schlurfend und unbeholfen. Doch das war in diesem Fall kein Bonus der Caleb genügen würde. Hinter sich erklangen weitere Schritte. Es näherten sich noch mehr Gegner, deren Anzahl er nicht einmal schätzen wollte. Die Gedanken in seinem Gehirn brodelten. Ein Gefühl wie unter Drogen durchfuhr den Körper des jungen Mannes und die Stigmata leuchteten Greller als zuvor. Aus dem Dunkel der Halle stierten ihn Dutzende roter Augenpaare an und sie wollten alle nur eines. Sein Leben. Doch das würden sie sich hart erkämpfen müssen. Mit brennendem Zorn in der Seele und das gepeinigte Gesicht seiner verstorbenen Liebe vor sich sehend stürmte Caleb los. Rost, Staub, Blut, die Essenz des Chaos lag in der Luft. Wo immer diese Gestalten hergekommen sein mochten, er würde sie eine nach dem anderen dorthin zurück schicken. Wieder und wieder schnitt die Feueraxt durch die Luft, traf auf faulendes Fleisch und morsches Gebein. Sie zerschnitt all dies in einem einzigen Streich, in einer einzigen Sekunde, ohne dabei auf wirklichen Widerstand zu stoßen. Arme, Köpfe, Hände. Alles wirbelte in einem Crescendo des Grauens durcheinander, gepaart mit den gurgelnden Todesschreien jener Gestalten, die doch bereits tot sein mußten. Dennoch setzten sie sich zur Wehr, griffen ihn an, selbst als er ihnen die Hände nahm, mit denen sie die Stachelkeulen schwangen. Es war seltsam. Doch mit jedem Monstrum das er nieder streckte glaubte er die Kraft in sich wachsen zu spüren. Ja, wirklich, als würde die Axt dem Gegner nicht nur das Unleben aus dem Leib schlagen, sondern auch die noch verbliebene Körperkraft direkt an ihn weiter leiten. Einbildung? Er hatte keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Nicht, bis auch der letzte Zombie in nassen Brocken zu seinen Füßen liegen würde. Und so kam es. Ein wilder, unbarmherziger Kampf, der ihn zwischen den einzelnen Schlägen immer wieder ausweichend zwischen den Gittermasten hindurch tänzeln ließ. Mehr als nur einmal hatte ihn ein Schlag um Haaresbreite verfehlt. Doch es war überstanden. Der Kampf war beendet und Caleb stützte sich, schwer atmend und über und über mit den feuchten Resten jener unheimlichen Kreaturen besudelt auf seine Axt. Ein Licht tauchte vor ihm auf und ließ ihn langsamer und ruhiger atmen. Eine kleine Kugel aus gleißend goldener Helligkeit erschien in Augenhöhe und blieb wo sie war. Sie schwankte leicht zu den Seiten, versprühte kleinere Funken goldenen Lichtes. Er beobachtete sie, starrte in das zuckende Gebilde und versuchte sich die vergangenen Minuten in sein Gedächtnis zurück zu rufen. Es misslang als ein leises Klatschen hinter ihm erklang. Nur sehr schwerfällig wandte Caleb den Kopf, blickte auf die dunkle Schattenfläche unterhalb eines schwebenden Kessels und begann von Neuem vor Wut zu kochen. „DU!“ Ja ich, Caleb. Und ich muß gestehen, du enttäuschst mich nicht. Er hatte sich viel von dir versprochen. Doch das hier übertrifft alle Erwartungen bei weitem. Du bist gut. Sehr gut. Doch ist das Ende noch lange nicht erreicht.“ Der Engel trat auf ihn zu, zerschnitt mit brennenden Schwingen die stählerne Wandung des Kessels unter dem er stand, ohne diesen jedoch zu beschädigen. Er ging weiter und die Schwingen glitten einfach hindurch. Das Gesicht war zu einer Maske der Freude versteinert, die dennoch so schrecklich emotionslos erschien und keinerlei Gefühlsregung verriet. Kalt und ... Tot? Oh nein, Caleb. Du warst nie lebendiger als jetzt. Spürst du es denn nicht, wie dich die Kraft dieser verlorenen Seelen durchfließt, dir Kraft und Stärke verleiht? Mit jedem Leben das du nimmst, stärkst du dich und deine Seele. Doch werde nicht übermütig. Auch du bist nicht unverwundbar.“ Langsam, als leide sein Körper unter mehreren Gebrechen gleichzeitig, erhob sich Caleb, die Finger fest um den verschmierten Stiel der Axt gelegt. Ihre Blicke trafen sich wie Feuer und Eis. Und es war nicht Calebs Feuer. Du hast nicht mehr viel Zeit. Folge dem Licht und durchschreite das Tor. Besorge das Artefakt und rette die Seele deiner Stella. Damit verschwand er in den Schatten. Das leuchtenden Feuer seinen brennenden Schwingen wurde weniger, bis es schließlich einfach verschwand. Er war wieder alleine, umgeben von Gestank und Kälte, die ihm erst jetzt bewußt in Nase und Knochen fuhr. Dennoch hielt er die Axt fester als je zuvor in Händen. Folge dem Licht, hatte er gesagt. Und so fiel sein Blick wieder auf den leuchtenden Feuerball, der immer noch in der Luft schwebte und Funken versprühte. Er taumelte nach links und rechts, zuckte auf und ab, um im nächsten Moment um seinen Kopf zu kreisen. Lautlos zog das Gebilde seine Bahnen, glitt in Spiralen an ihm hinab und schoss in rasendem Tempo der Hallendecke entgegen. Doch bevor es diese erreichte, knickte die Flugbahn plötzlich zur Seite weg. In der Mitte eines schrottreifen Förderbandes blieb es in der Luft stehen, blähte sich auf und bildete die leuchtenden Umrisse eines ... Tores!
 
 

3. Überlebe!

Der Aufstieg zu jenem Förderband erwies sich schwieriger als anfänglich gedacht. Zwar boten die Verstrebungen und Vorsprünge der Gittermasten ausreichend Halt, doch bezog sich dies nur auf etwa ein Viertel des Aufstieges. In Metern betrachtet waren dies grade mal fünf oder sechs davon. Was danach folgte war ein wahres Spiel von akrobatischen Einlagen gegen die Gewalten der irdischen Anziehungskraft. Gut ein halbes Dutzend Male hatte er sich an scharfen Metallkanten, verbogenen und vor Rost starrenden Sprossen einer Leiter und anderen Dingen gestoßen oder Schnittwunden zugezogen. Doch die dadurch entstandenen Schmerzen bestärkten ihn nur in seinem Handeln, was letztendlich zum Erfolg führte. Das Tor erhob sich leuchtend in der Mitte des alten Förderbandes. Als Caleb sich aufrichtete und nach unten blickte, wünschte er sich genau in diesem Moment aus seinem Albtraum zu erwachen. Er tat es nicht. Ungehindert fiel weiter das Mondlicht in silbrigen Streifen durch das Dach. Ja, die einzelnen Strahlen bildeten hinter dem Tor zusammen eine Art Stern. Ein imaginäres Zentrum, auf das er sich mit zögernd vorsichtigen Schritten zubewegte. Er war nun ein Seiltänzer Gottes, ging es ihm durch den Kopf. Eine Marionette seines Schöpfers in einer makaberen Zirkusnummer zwischen Himmel und Hölle. Und wenn es nach den Spielregeln dieser beiden Orte ging, dann würde er die nächsten Schritte ohne Netz und doppelten Boden machen müssen. Und so kam es. Als er kaum noch eine Armeslänge vom Glosen des Tores entfernt war, ja, es beinahe schon mit den Fingerspitzen hätte erreichen können, geschah es. Die Konstruktion des Förderbandes, über Jahre hinweg dem Verfall ausgesetzt, gab unter seinem Gewicht nach. Sie sank unter ihm ein und kippte ein Stück zur Seite weg. Knirschend brachen weitere Metallteile ab und fielen scheppernd in die Tiefe. Andere verbogen einfach und stellten so gefährlich spitze Dolche dar, die ihn bei einem Sturz unweigerlich aufgespießt hätten. Nun, das Ergebnis wäre so oder so das selbe gewesen. Ob am Boden zerschmettert oder durch rostiges Metall erdolcht, tot war tot. Doch seine Instinkte reagierten schneller als er es sich hätte träumen lassen. Oder hatte er jene körperliche Beherrschung etwa auch dem Umstand zu verdanken, der seit der Manifestierung seiner Stigmata einher gegangen war? Wie dem auch sein mochte, Caleb reagierte schnell genug um einem tödlichen Sturz in die Tiefe zu entgehen. Er schwang die Axt und schmetterte die vom Blut der Untoten geeichte Klinge in das verwitterte Förderband. Die Kraft des Schlages reichte aus um sie durch das Band zu treiben und dahinter in einem Gespinst aus verbogenem Stahl zu verkeilen. Er hielt den Stiel der Axt mit beiden Händen fest umschlungen, als der Rest des Bandes unter ihm wegsackte und ihn so für einen Moment schwerelos in der Luft hängen ließ. Dann ereilte ihn die Schwerkraft wieder und seine Brust prallte gegen den anderen Teil des noch vorhandenen Bandes. Der Ruck zerrte an seinen Schultern und ließ Caleb laut aufschreien. Doch er lebte. Noch. Mühsam hangelte er sich am Axtstiel empor, ohne sich mit den Beinen abstützen zu können. Ein schweres Unterfangen, das Kraft kostete, die er vielleicht nicht aufbringen konnte.
Denke an Stella, Caleb. Denk an die Seele deiner einstigen Liebe und kämpfe um ihre Erlösung. Kämpfe Caleb!
Die Stimme explodierte in seinem Schädel, erschreckte ihn jedoch nicht. Er hatte gehofft eine ähnliche Erfahrung zu mache. Ein neuerlicher Energieschub, der ihn die Schmerzen vergessen und seinem Ziel ein kleines Stückchen näher kommen ließ. Nach endlos erscheinenden Minuten, die ihm wie Ewigkeiten vorkamen, hatte er den Scheitelpunkt des abgeknickten Förderbandes erreicht. Die Axt hatte sich jedoch so fest im Metall verankert, das er diese unmöglich auf dem Bauch liegend aus dem Band ziehen konnte. Er würde Waffen finden, wenn es an der Zeit war. Das hatte der Engel ihm gesagt. Und tatsächlich, vor dem Eingang des leuchtenden Tores lag ein matt schimmernder Gegenstand auf dem Boden. Eine doppelläufige Abstraktion einer Schrotflinte, wie er erkannte. Eine Tasche mit Munition so wie eine kleinen Phiole mit unbekanntem Inhalt lagen daneben. Erschöpft atmete er ein paarmal kräftig durch, wischte sich Blut und Schweiß aus dem Gesicht und marschierte los. Noch während er sich die Phiole in die Manteltasche steckte und den Beutel mit Munition umhängte, lud er seine Waffe durch und verschwand auf der anderen Seite des Tores ... ... nur um inmitten von Kreaturen wieder zu erscheinen, die er mit Worten nie hätte beschreiben können. Doch erkannte Caleb die Abgesandten Luzifers in ihnen. Die selben geflügelten Dämonen, die der Engel ihm gezeigt hatte und die mit Stellas Seele ... spielten. Von allen Seiten stürmten sie herbei. Sein Kopf ruckte angestrengt herum, doch wohin er auch blickte, von überall kamen sie angerannt. Sie schrien, verspritzten heißen Geifer und stampften mit tierhaften Hufen ungebremst auf ihn zu. Der Boden erbebte unter diesem Getöse, wie unter einem Erdbeben. Caleb blieb jedoch auf den Füßen und legte ohne zu überlegen auf die Gegnerhorden an. Wieder und wieder entluden sich die beiden Läufe seiner Waffe, verschleuderten scharfkantige Splittermunition, die sich gnadenlos in die massigen Leiber der Dämonen fraß. Doch waren dies nur winzige Tropfen auf glühende Steine. Der Kreis zog sich enger um ihn zusammen. Das Grölen der Dämonen drang wie Säure in seine Ohren und ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Nur noch wenige Herzschläge in seinem Leben, dann würden sie ihn zerquetschen. Der Situation ungeachtet fiel ihm wieder der Spruch des Engels ein. Er würde Waffen finden, wenn es notwendig war. Seine Finger glitten in die Manteltasche, in der er die kleine Phiole verborgen hatte. Er riß den Korken aus der Öffnung und stürzte die silbrig schimmernde Flüssigkeit in einem Zug hinunter. Seine Handflächen begannen zu glühen, als ein stechender Schmerz seinen Leib durchbohrte. Ein glühender Nagel, der in den Rückenmarkskanal seiner Wirbelsäule eindrang und sämtliche Nervenzellen versengte. Die Knie gaben unter seinem Körpergewicht nach. Er sackte zusammen, stützte sich mit den Händen im Staub des Bodens ab und erbrach dabei eine kleine Menge der unbekannten Flüssigkeit. Ein Zischendes Rinnsal aus flüssigem Silber kroch über den staubigen Boden, verbrannte den Staub darunter und hinterließ glasige Narben im Gestein. Unterdessen war der Kreis aus Dämonen um Caleb noch dichter geworden. Es schien, als würden sie sich nun gegenseitig bedrängen und jeder wollte der erste sein, der ihm das Leben aus dem Leib riss. Er spürte es. Seine Nasenflügel blähten sich und die Sicht seiner Augen klarte auf. Es war, als würde er durch eine verschmierte Linse blicken, deren Zentrum kristallklar erschien, die Ränder jedoch nichts weiter als schmierige Schlieren waren. Ein roter Schleier, der das sonst so klare Bild verzerrte, das plötzlich in Zeitlupe abzulaufen begann. Bewegungen, Geräusche, alles war um ein Vielfaches gehemmt, bis auf die Reaktionen seines eigenen Körpers. Noch ehe die erste Krallenhand sich seiner bemächtigen konnte, entschwand er ihrem Radius durch einen gewaltigen Sprung in die Höhe. Caleb nahm die Bedrohung nicht wirklich wahr. Er hatte keinen Blick für die abstruse Umgebung, in der er sich befand. Es war ihm für den Augenblick egal, ob er den Scharen unter sich den Gar ausmachen würde. Für ihn zählte nur eines: Stellas Seele. Die massigen Körper der Dämonen prallten krachend aufeinander. Ihre scharfen Hornkrallen bohrten sich in das eigene Fleisch und die ledrigen Häute ihrer Schwingen zerrissen. Ihr Brüllen war Caleb Ansporn genug, ihnen weitere vernichtende Schläge zu verpassen. Wieder und wieder entlud sich seine Flinte, spie kochendes Metall in ihre Leiber und zerriss ihre Flügel zu nutzlosen Lederfetzen. Als er gut ein Dutzend von ihnen auf diese Weise zur Strecke gebracht hatte, trafen sein Füße wieder auf der staubigen Landschaft auf. Sogleich machte sich der Rest von ihnen daran, ihre toten oder sterbenden Kameraden ungeachtet zurück lassend, sich auf ihn zu stürzen. Ihr Brüllen klang nun noch näher, noch bedrohlicher. Der aufgewirbelte Staub verschleierte Caleb das Sichtfeld. Doch es war egal, denn seine Waffe traf weiter ihre Ziele und streckte einen Gegner nach dem anderen nieder. Das scharfkantige Metallschrot riss ihnen die Gliedmaßen vom Körper, stanzte tiefe Wunden in ihre Leiber oder verstümmelte sie auf andere Weise schwer.
Du bist guuut, Caleb. Seeehr gut!“
„Verflucht, was soll ich jetzt machen? Die Biester werden mich töten.“ Caleb lud in Windeseile seine Waffe nach, zielte, zerschoss und vernichtete weitere Gegner. Wie Kegel fielen sie einer nach dem anderen um, doch die Masse an Gegnern wurde nicht geringer. „Was? Um Gotteswillen, sag mir wie ich dem hier entkommen kann.“
Benutze deinen Verstand. Du bist seeeehr mächtig. Du weist es nur noch nicht.“
„Ahhh-rrg! Verfluchter Engel! Sag mir ... aaaarrrgg ... was ich maaaachen kaaann! Was ... geschieht ... mit miiiiiiir?“ Er hatte ein weiteres Dutzend Dämonen erledigt und schoss weiter ungehemmt in die anstürmende Masse der roten Höllenbrut. Weitere Gegner zerfielen in blutige Brocken und verspritzten ihr kochendes Blut im Staub der Ebene, als er die Veränderung seines Körpers plötzlich bemerkt. Seine Sicht wandelte sicherneut. Anstelle von Farben sah er alles nur noch in schwarz und weiß. Verzerrt. Er blickte auf seine Hände und ließ seine Waffe fallen. Seine Finger hatten sich in lange Hornklauen verwandelt die wie Teer glänzten. Geschmeidige Muskelstränge durchzogen die gespannte Haut, die nicht länger die Farbe eines gesunden Menschen aufwies. Sie war ... bleich und grau, beinahe ohne jegliche Kontraste. Eine leuchtende Aura umgab ihn, während sein eigens Gebrüll in seinen Ohren dumpf und unmenschlich widerhallte. Ein abscheuliches Geräusch, das ihm durch Mark und Bein fuhr. Trotz seiner Verwandlung behielt er doch einen klaren Verstand. Er konnte ebenso denken, wie zuvor. Vielleicht sogar besser. Caleb war nicht länger ein Mensch. War er das überhaupt jemals gewesen? Gedanken durchzogen sein Hirn, deren Ursprung er nicht zu ergründen vermochte. Nicht jetzt und erst recht nicht hier. Ein neuerlicher Schrei entrang sich seiner breiten Brust. Er breitet die Arme aus, als wolle man ihn ans Kreuz schlagen. Sofort loderten goldene Feuerbälle auf seinen Handflächen auf. Ein gewaltiger Lichtbogen spannte sich von einer zur anderen Flammenkugel. Knisternd entlud sich Energie. Und Caleb schrie. Er schrie dem Ansturm von Dämonen seinen ganzen Hass entgegen. Seine Hände bewegten sich nach vorne. Gleißendes Licht, goldene Strahlen von tödlicher Präzision fächerten den Dämonen entgegen. Und jeder von ihnen wurde getroffen. Ihre Körper und Köpfe verbrannten binnen eines Augenblickes, oder explodierten in abertausende winziger Teilchen, die im weiten Bogen in der staubigen Wüste verstreut wurden. Innerhalb von wenigen irdischen Sekunden hatte es begonnen, und war ebenso schnell auch beendet. Donner rollte über die Ebene, dort wo eben noch die Heerscharen des Teufels gekämpft hatten lagen die Überreste von hunderten von Dämonen verstreut. Ihr Fleisch zerfiel zu Staub und wurde vom heißen Wind der Hölle davon geweht. Es war vorbei. Caleb hatte gewonnen, den Kamp für sich entschieden. Er hatte überlebt, ohne recht zu wissen, wie. Auf den Knien hockend betrachtete er seine Hände. Sein Blick war wieder normal. Der eines Menschen. Er hob die Hände vor das Gesicht, drehte sie hin und her, als könne er nicht fassen,was geschehen war. Doch die Zeichen waren immer noch da. Sie leuchteten schwach, aber deutlich erkennbar in seiner Haut. „Was habe ich getan ... wie ...“ Du hast überlebt, Caleb. Du hast den Schergen Luzifers die Stirn geboten und sie zerschmettert. Ich gratuliere dir. Du bist deinem Ziel nun näher als du glaubst. Und damit auch dem Ende deiner Reise.“ Vor ihm erschien das flimmernde Abbild des Engels. Eine Luftspiegelung. Er konnte durch die hoch gewachsenen Gestalt hindurch blicken, erkannte jedoch die brennenden Schwingen am Rücken. Es war unverkennbar der Engel aus seiner Wohnung und der Halle. „Was, du? Ich denke ihr könnt euch hier nicht blicken lassen. So war es doch. Dafür habt ihr mich hier her geschickt. Damit ich das Artefakt für Euch beschaffe. Ist es nicht so? Was treibst du also hier?“ Du hast recht. Ich bin nur hier um dir zu zeigen, wo du das Artefakt finden wirst. Der Weg dort hin ist einfach, doch wird er zurück weitaus schwieriger. Aber wenn du jetzt schon auf meine Unterstützung verzichten möchtest ... bitte.“ „Was bist du wirklich?“ Ich? Nur ein weitere Dämon in den Reihen Gottes.“ Schweigen. Doch die Frage ist nicht was ich bin. Sie muss lauten ... was bist du?“ Caleb stütze sich schwer auf seine Waffe und lud ganz unbewusst das Magazin mit neuer Munition. Als er fertig war ließ er den Verschluss geräuschvoll einrasten und stand auf. „Also, wohin soll ich nun gehen? Dem Licht entgegen?“ Er hatte die Tasche auf den Rücken gedreht und das Gewehr auf der Schulter abgelegt, als erneut eine Kugel aus goldenem Licht vor ihn in Augenhöhe erschien. Der Engel deutete mit unverändert lächelndem Gesicht die Richtung an, in die der Feuerball sogleich entschwand.
 
 
4. Unique Item!

Es war ein Labyrinth aus Kammern, kleineren Tunnels und weit verzweigten Gängen. Das Licht führte ihn gradewegs in die größte dieser Kammern und entschwand wie eine Rakete an Sylvester in rasendem Tempo nach oben. Es explodierte aber nicht etwa. Es verschwand einfach. Von einem Moment auf den nächsten war es nicht mehr da. Caleb hatte das Gefühl, als stünde er in einem riesigen Schacht, der sich endlos in die Höhe erstreckte. Ein warmer Wind wehte ihm um die Ohren und trug einen widerwärtigen Geruch an seine Nase. Teerige Finsternis umgab ihn, in der sich dennoch schemenhafte Schatten vor ihm abzeichneten. Er konnte es nicht wirklich benennen, doch meinte Caleb in diesen Schatten eine Bewegung zu erkennen. Und ein Klirren wie von großen Ketten. Etwas war da, ohne das es mit Händen zu greifen gewesen wäre. Aber es war da. Lautlose Schatten, die sich einen Scherz mit ihm machten. „Wer bist du? Was willst du von mir. Zeige dich!“ Ein metallisches Klicken erscholl, als die Sicherung seiner Waffe gelöst wurde und er sie mit beiden Händen noch fester umschloss. „Na los. Sag es, was willst du von mir? Meine Seele, ha?“ Nichts geschah. Einbildung? Spielten ihm seine überreizten Nerven einen Streich? Sah er in Wirklichkeit gar nichts? Auf was für ein teuflisches Spiel hatte er sich hier eingelassen? „Antworte mir ... was willst du VON MIR?“ Er hatte die Augen geschlossen, war auf die Knie gesunken und hatte die letzten Worte in die Dunkelheit hinein gebrüllt. Wobei, hatte er sie wirklich alleine gebrüllt? Caleb war sich da nicht so sicher. Hier in der Hölle konnte alles möglich sein, oder etwa nicht? Oder ... „WAS WILLST DU VON MIIIIIIIIRRRR?“ Die Worte verließen seinen Mund, doch es war nicht Calebs Stimme. Es war überhaupt nicht Caleb der sprach. Es war das Ding in ihm, das kurz davor stand, erneut auszubrechen. Er ließ seinem Zorn freien Lauf, ließ die unheimlichen Kräfte die in ihm schlummerten mit einem Schlag erwachen und gab sich den Gewalten der Verwandlung hin. Der Schmerz war etwas leichter zu ertragen als zuvor, raubte ihm jedoch beinahe den Verstand. Lichter flammten auf und eine schnurgerade Linie aus Feuer zog sich an seiner linken vorbei. Sie knickte vor ihm in spitzem Winkel ab und lief auf seiner rechten erneut an ihm vorüber. Hinter ihm wiederholte sich das Spiel in exakt den selben Winkeln, bis er im Zentrum eines lodernden Pentagrammes ... hockte. Er war nicht länger alleine. Vor ihm, mit dicken Eisenketten an die Wand geschlagen, stand eine Kreatur, die den Caleb-Dämon um beinahe das Dreifache überragte. Jedes Kettenglied war so mächtig, das ein normaler Mensch es mit beiden Armen nur knapp hätte umfassen können. Eine Pranke von der Größe eines Kleinlasters zerteilten zischend die kochende Luft, während der Schlächter sich gegen seine Fesseln stemmte. Sein massiger, halb skelettierter Tierschädel ruckte auf dem kurzen Hals hin und her. Lautstark sog das Geschöpf die von Flammen und Ruß geschwängerte Luft ein, um schließlich aus brennenden Augen die Quelle jenes unbekannten Geruches zu fixieren. Flammen und Rauch verließen die mächtige Kehle des Dämonen, als dieser sich erneut, und noch heftiger, gegen seine Fesseln stemmte. Felsen knirschte und fiel in kleineren Brocken herab. Eine weitere Attacke dieser Art, dann brüllte das Geschöpf seinen Hass gegen die Fesseln heraus und ließ die Höhle in ihren Grundfesten erzittern. Caleb presste seine großen Krallenhände auf die Ohren und schloß die Augen. Zu seinen Füßen lag die Schrotflinte, doch wußte er das sie ihm hier vermutlich nicht helfen konnte. Er schüttelte seinen mutierten Schädel, brüllte seinerseits den Schlächter an, der seinen Namen nicht zu Unrecht trug. Die Füße dieses Dämonen glichen denen seiner kleineren Brüder, draußen auf der Ebene. Tierhafte Hufe, die ähnlich einem Rind in muskulöse Unter- und Oberschenkel übergingen. Ein mit einem Lendenschurz aus Menschenhaut und Knochen verhängter Unterleib entließ einen keilförmigen, über und über mit roten Muskeln bepackten Oberkörper, auf dessen Hals der verstümmelte, übergroße Schädel eines Rindes thronte. Glänzend rote Hautlappen flatterten im feurigen Atem der Bestie hin und her, als diese weiterhin Calebs Witterung in sich aufsog. Gleichzeitig bewegten sich die Arme hin und her, so weit es ihre Fesseln zu ließen. Verfügte die Linke noch über eine Hand mit zwei dicken Krallenfingern und einem nicht minder gefährlich starken Daumen, so ragte aus dem rechten Unterarm eine verkrustete Doppelaxtklinge, die zischend durch die Luft fuhr und die Ketten erzittern ließ, die das Geschöpf kurz hielten. War dies das Artefakt für das er hier herunter gekommen war? War dies der Schlächter, dem er diese mächtige und zugleich auch tödliche Waffe abnehmen mußte? Um Stellas Willen, wie sollte er das anstellen? Die Luft begann stärker zu flimmern und das Feuer des Pentagrammes brannte höher und heißer. Und während er überlegte und mit schwankenden, unbeholfen tapsigen Schritten dem übergroßen Gegner beäugte, spannten sich dessen Ketten. Mit seinem vollen Körpergewicht lehnte sich der Schlächter gegen das unheilige Eisen, das ihn seit Äonen an diesem Ort gefangen hielt. Er brüllte und zeterte, ließ die Höhle unter seinem Geschrei erbeben ... bis ihn nichts mehr hielt. Die Ketten brachen mit einem donnergleichen Knall auseinander. Stampfend setzte der Dämon einen Huf vor den anderen, wobei die Knochen seines Lendenschurzes hölzern zu klimpern begannen.
Das Zentrum der Macht, Caleb. Nutze deinen Verstand!
Er sah sich um, versuchte dabei den Hufen des Schlächters zu entgehen, als Direkt neben ihm die fürchterliche Klinge der Doppelaxt in den steinernen Boden fuhr. Schwerfällig zog dieser seine Waffe wieder zurück, um einen weiteren Schlag gegen ihn zu unternehmen. Caleb wich auch diesem aus und brüllte voller Hass. Kochender Speichel spritze in die Luft und die Augen des Schlächters verengten sich zu schmalen Schlitzen. Dort, wo die Klinge der Axt in den Boden gefahren war brachen weitere Steine nach unten weg. Ein gezackter Riss war entstanden, aus dem sich rote Flammenzungen und Rauch kräuselten. Caleb schnaubte, als er dies sah, begriff jedoch fast zu spät, welche Chancen sich ihm dadurch offenbarten. Die scharfe Klinge schoss auf ihn zu. Brüllend, mit loderndem Blick sah er den Schlächter an, sah den endgültigen Tod auf sich zukommen und sprang. Sein dämonischer Körper steckte voller Kräfte und Eigenschaften, die er noch nicht kannte und machte derlei Bewegungen spielend mit. Er wälzte sich auf die Seite, entging so dem tödlichen Schlag und stand sofort wieder auf den Beinen. Die Arme vom Körper gestreckt ließ er zwei Feuerbälle in den Handflächen entstehen. Ein brennender Blitz schoss dem Schlächter entgegen, traf ihn direkt im Zentrum seines entstellten Antlitzes. Dieser zeigte sich jedoch wenig beeindruckt, schüttelte den massigen Schädel und unternahm weitere Versuche um Caleb endgültig los zu werden. Drei weitere Schläge fuhren krachend in den steinernen Boden, direkt an den Spitzen des Pentagrammes. Damit klafften nun an vieren von diesen riesige Löcher, durch die Feuer und Rauch empor quoll. Risse, einige nur wenige Millimeter breit, andere so breit, das weiteres Feuer durch sie nach oben drang, zogen sich durch das Gestein Hitze und Qualm machten das Atmen für Caleb, selbst in Gestalt seines Alteregos zur Qual. Doch er bemühte sich nach Kräften, die von ihm erdachte Möglichkeit zur Vernichtung des Schlächters auch zu ende zu führen. Schnell rannte er zwischen den Beinen des Dämons herum, sprang hinter ein paar herab gestürzten Felsbrocken in Deckung, bis dieser wieder auf ihn anlegte. Die Axt glitt durch die kochende Luft, verfehlte Caleb um etliche Meter und schlug Funken sprühend im Boden ein. Während all dieser Aktionen, für die Caleb nicht sonderlich viel Zeit hatte, befand sich die gigantische Gestalt des Schlächters im Zentrum der Höhle. Dem Zentrum des Pentagrammes ... dem Zentrum der Macht! Flammensäulen stoben fauchend durch die geschlagenen Löcher in die Höhe und vereinten sich mit den Flammen des Pentagrammrisses zu einem Kreischen aus purer Agonie. Weitere Risse zogen sich durch den Boden, der nun instabil wurde und an zahlreichen Stellen wegbrach. Der Schlächter schwankte, als er die Falle entdeckte, in die er blind hinein getappt war. Er selber hatte mit jeder seiner Attacken seinen eigenen Untergang ein Stück weiter herauf beschworen. Hass und Verzweiflung mischten sich mit dem Brüllen des Feuers und dem Krachen wegbrechenden Felsgesteines. Caleb hatte sich hinter einem großen Felsbrocken in Sicherheit gebracht, war mit dem Rücken gegen diesen gelehnt. Er hielt sich die Ohren zu und hatte die Augen geschlossen, als ein großer Riss den perforierten Boden der Höhle in der Mitte spaltete und eine Hälfte wie eine Eisscholle nach oben klappte. Heißer Dampf und Feuer entwichen dieser neuerlichen Öffnung. Sie umzüngelten die Hufe und Beine des Schlächters, fraßen sich seinen Unterleib hinauf und hatten innerhalb eines Augenblickes die komplette Gestalt des Dämons verschlungen. Ein brennender und voller Pein schreiender Dämon glitt immer tiefer in den aufgesprungenen Schlund der tiefsten Hölle hinab, bis mit einem Male alles vorbei war und sich eine gradezu himmlische Ruhe über alles senkte.
 
 
5. Trauer!
 
Nur ein Traum? Seine Erinnerungen wehten wie trockene Spinnweben im warmen Sommerwind durch seinen Kopf. Ungreifbar, unbegreifbar. Und dennoch war alles so real gewesen. Er hatte die Hitze der Flammen auf seinem Körper gespürt, das Blut und den Tod der höllischen Krieger gerochen und letzteres sogar über sie gebracht. Das konnte einfach kein Traum gewesen sein. „Zweifelst du immer noch an der Wahrheit, Caleb?“ Er blieb stehen wo er war, bewegte sich nicht und hob nicht einmal den Kopf, als die Gestalt des Engels neben ihn trat, die Finger in einander verschränkt. Kaltes Feuer umschloss die großen Schwanenflügel, die sich durch die mattschwarze Gewandung in die kalte Morgenluft erstreckten. Es hatte gefroren und eine hauchdünne Schicht Raureif verzierte die einzelnen Gräber wie mit einem zusätzlichen Leichentuch. Eine kleine Flamme brannte in der Laterne, die Caleb kurz vor seiner Andacht entzündet hatte. Kurz bevor auch der Engel an ihn heran getreten war um ihn aus seinen Mutmaßungen zu zerren und der grausamen, aber unumstößlichen Wahrheit zu überantworten. „Nein, nicht an der Wahrheit. Nur an meinem Handeln.“ Sie schwiegen beide eine Weile. Schließlich zog Caleb seinen Schal um den Kragen enger zusammen, wandte sich zum Gehen, als er den Blick auf seine Hände fallen ließ. „Das ist die Wahrheit, Caleb. Die nackte Wahrheit der du dich stellen mußt. Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen. Er bezweifelt auch das du dich diesem völlig kampflos hingeben würdest. Das ist ihm jedenfalls überaus deutlich klar geworden.“ Nur noch sehr schwach waren die Stigmata auf seinen Händen zu erkennen. Narben, durch umher fliegende Glassplitter bei einem schrecklichen Unfall verursacht. Ja, das war es, was ein jeder denken sollte. Doch Caleb wußte es besser. Er hatte es am eigene Leib erfahren, was sich hinter diesen harmlosen Hautverzahnungen seiner Hände befand und wozu er damit im Stande war. Fürchterliche Dinge waren geschehen, an denen er nicht unbeteiligt gewesen war. Durch seine Hand waren Kreaturen vernichtet worden, die kein menschliches Wesen jemals mit eigenen Augen erblicken durfte. Er hatte unter den niederen Dämonen des Teufels aufgeräumt und war, im wahrsten Sinne des Wortes, über den Vorhof der Hölle in diese selbst hinab gestiegen. Dort hatte er mit einer der Wächterkreaturen gekämpft und dieser mit seinen eigenen Waffen den Untergang gebracht. Dann, als alles überstanden war und die tosenden Flammen den ohnehin schon entstellten Körper des Schlächters zur Gänze verzehrt hatten, war nichts weiter übrig geblieben, als die scharfe Doppelaxtklinge, die dieser an Stelle seines rechten Unterarmes getragen hatte. Immer noch in der Gestalt seines Alteregos, eines rot glänzenden, gedrungenen Dämons, der die Kräfte des Himmels auf seiner Seite trug, hatte Caleb sich dran gemacht, dieses Artefakt an sich zu bringen. Kein leichtes Spiel, da die Klinge ebenso groß war wie er und über ein gradezu magisches Gewicht verfügte. Doch er hatte es geschafft und war aus der Hölle zurück gekehrt. Mit dem Artefakt. Das Licht hatte ihn geführt. Kaum das der Kampf beendet gewesen war, hatte es ihn gefunden und mit der Axt sicher durch die Dunkelheit des Labyrinthes geleitet. Inmitten der staubigen Ebene hatte es ihn wieder verlassen, hatte sich aufgebläht und ein leuchtendes Tor geschaffen, durch das er diesen trostlosen Landstrich hatte verlassen können. Auf der anderen Seite war er von Wesenheiten in Empfang genommen worden, die an Schönheit mit nichts zu vergleichen gewesen waren, was er auf Erden kannte. Gleichzeitig hatte er sich auch wieder in seine menschliche Gestalt verwandelt und war kurz nach der Übergabe des Artefakts in ein tiefschwarzes Loch gestürzt ... ... um im Diesseits wieder zu erwachen. Man hatte sich bei ihm bedankt, doch verflogen diese Gedanken wie Rauch. Irgendwann war nichts mehr davon zu riechen oder sehen. Übrig blieb nur eine innere Eiseskälte, die sich über das feine Gespinst seiner Seele legte und ihn zu einem Eisblock in seiner eigenen Umgebung machte. Freunde und Bekannte, für die er der Schuldige am Unfall war, hatten sich von ihm abgewendet ... der Panzer aus Eis in seinem Inneren hatte bereits an Substanz gewonnen. Engste Vertraute, Arbeitskollegen mieden ihn, sie fühlten sich in seiner Nähe unbehaglich und reduzierten den Umgang mit ihm auf ein absolutes Minimum. Der Eismantel wurde noch dicker. Letztendlich war es Caleb selbst, der fortan die menschliche Umgebung mied. Er führte das Leben eines Einzelgängers. Ein moderner Eremit und ein Stachel im hochtechnisierten Fleisch der heutigen Gesellschaft. Ein Widersacher? Nun, vielleicht. Doch war jener Wiederstand es Wert unterstützt zu werden. Diese Einsicht kam schlagartig und traf ihn völlig unvorbereitet. „Du bist ein Söldner im Auftrag des Herren. Nicht einer von Vielen, sondern einer der Besten! Deinem Aufstieg in den Reihen der himmlischen Heerscharen steht nichts mehr im Weg. Du solltest dir dies immer vor Augen halten, egal ob diesseits ... oder jenseits!“ Er blickte nun doch nach oben, dem Engel in sein marmorhaftes Gesicht, das nicht minder kalt und emotionslos war, wie die winterliche Luft in der sie beide standen. Vor Stellas Grab. Irrte er, oder regte sich doch in diesem Moment im Gesicht des anderen etwas? Ein angedeutetes Lächeln, untermalt von einem silbernen Glitzern in den ansonsten nachtschwarzen Augen? „Du hast uns geholfen und ein wertvolles Artefakt auf unsere Seite geholt.“ Mit jedem Atemstoß, der Calebs Lungen verließ, entstanden feine Dunstwolken vor seinen Lippen. Vor denen des Engels war nichts. Nicht der Hauch von kaltem Nebel, der zu so früher Stunde und bei derart kalten Temperaturen normal gewesen wäre. Die Hand des Engels ruckte nach oben und war zur Faust geballt. Er sah ihm die ganze Zeit in die Augen und Caleb hielt ihm die ganze Zeit, wie unter Hypnose stand. „Hier ist ein ... Artefakt ... das ebenfalls die Seiten gewechselt hat. Doch ist sein Zweck für dich von größerem Wert, als er es auf der anderen Seite jemals sein würde.“ Damit griff er nach der Hand des jungen Mannes, drehte sie mit der offenen Handfläche nach oben, so daß das schwache Glosen der Runen und Pentagramme zu erkennen war. Der Gegenstand fühlte sich warm und wohltuend an. Er kitzelte ihn im ersten Moment sogar ein wenig. Sein Blick löste sich von dem des Engels, tastete den Inhalt seiner Handfläche ab und erstarrte auf diesem. „Sie liebt dich immer noch sehr, Caleb. Und sie wird auf dich warten, so lange es auch dauert. Verpatze es nicht und lebe dein Leben so lange es dir vergönnt ist.“ „Aber ... das ...“ Er war alleine, stieß grauen Dunst aus und drehte sich dabei einmal um die eigene Achse. Er war alleine und hielt den silbernen Kreuzanhänger Stellas in Händen. Die feine Silberkette lag zusammengerollt, wie eine glänzende Spirale, darunter. Mehrere kleine rote Steinchen waren darin eingelassen. Er hatte ihr diesen Anhänger am Tag der Beerdigung in die Hand gelegt, damit er ihr auf der anderen Seite Glück bringen und sie trösten würde, sollte sie einmal traurig sein. Ja, in die Hand hatte er ihr diesen Umhänger und die Kette gelegt, da man davon abgeraten hatte, sie um den Hals zu legen. Selbst die Künste eines Bestatters kannten Grenzen, die man ihn ganz gewiß nicht überschreiten lassen wollte. Seine Gedanken überschlugen sich.
„Sie ist nicht traurig. Ihre Liebe gibt ihr Kraft und Stärke, damit du deinen begonnenen Weg zu Ende gehen kannst. Wir sehen uns wieder, Caleb! Wir sehen uns wieder. Schon bald!“
Einem Flüstern gleich verschwand die Stimme in seinem Kopf so rasch, wie sie erschienen war. Es war alles gesagt. Für den Moment ...
 

Ja, ja ja, ich weiß! Und bevor hier die ersten gleich einen Bombenteppich an Verwünschungen, Flüchen und weiteren Hexenkram gegen mich verschießen, die Geschichte ist LANG!!! Und dennoch ist es eine Kurzgeschichte!!!

Ich habe sie einfach aus purer Lust und Freude an verschiedenen Computer-Spielen geschrieben und es hat mir sehr viel Spaß bereitet. Also, wer einen etwas längeren Atem sein Eigen nennt und Lust auf ein wenig Spannung, Humor und Actio hat wird sicherlich nicht enttäuscht!!!

Wie gehabt, für Kritiken jeder Art bin ich immer noch offen!!!

Hochachtungsvoll lichtsuchende Grüße

Norman Buschmann };-)
Norman Buschmann, Anmerkung zur Geschichte

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