Klaus-D. Heid

Dumm gelaufen...

„Geh mal zum Kiosk – und hol mal `ne Kiste Bier, Hilde...; aber nicht erst morgen, wenn ich bitten darf, ja? Oder soll ich vielleicht selbst losgehen, hm? Also sieh zu, dass Du bald wieder hier bist, klar? Ich habe einen Mordsbrand, Hilde...!“

„Mit meinem gebrochen Fuß wird’s aber ein bisschen länger dauern, Jochen...!“

„Stell Dich bloß nicht so zickig an! Je länger du jammerst, desto länger brauchst Du...!“

„Gibst du mir noch ein bisschen Geld, Jochen?“

„Spinnst Du? Ich hab Dir doch erst vor zwei Wochen 100 Euro Haushaltsgeld gegeben! Was machst du eigentlich mit der ganzen Kohle, hä? Von mir gibt’s jedenfalls keine Knete mehr! Basta! Sieh doch zu, wie Du klarkommst! Und jetzt mach Dich endlich vom Acker, Hilde! Aber zackig!“

„Dann muss ich aber schon wieder an die Sparbüchse von Max gehen, Jochen...!“

„Na und? Max hat alles, was er braucht. Zieh endlich Leine. Hopp – sonst macht der Kiosk zu!“

„Darf ich wenigstens Dein Auto nehmen?“

„Und wovon träumst Du Nachts, hm? Mein Auto? Bist Du jetzt völlig durchgeknallt? Und was ist, wenn Du den Wagen zu Schrott fährst? Was ist dann? Dann soll ich wahrscheinlich zu Fuß zum Skatabend gehen, wie? Ne, ne..., Du läufst schön, wie sich’s gehört! Bist Du immer noch da...?“

„Welches Bier möchtest Du denn, Jochen?“

„Sag mal, wie blöd bist Du eigentlich? Becksteiner Pilsener. Wie immer. Und jetzt mach, dass Du weg kommst! Komm ja nicht ohne mein Bier zurück, Hilde!“

„Willst Du 0,3 Liter oder lieber die großen Flaschen, Jochen?“

„Die großen Flaschen natürlich. Zisch jetzt ab...!“

„Soll ich auch gleich Zigaretten mitbringen, Jochen?“

„Wenn die Kohle reicht - logisch!“

„...und was zum Knabbern?“

„Von mir aus...“

„Noch einen Klaren?“

„Was ist los? Mit einem mal so besorgt um mich? Ist was?“

„Gar nichts, Jochen. Ich frag nur so.“

„Bier, `ne Flasche Klaren und Kartoffelchips. Von mir aus kannst du Dir ruhig `ne Flasche Cola mitbringen. Aber komm ja nicht wieder mit so einer großen Cola an, hörst Du? Ist schließlich mein schwerverdientes Geld, das Du ausgibst...!“

„...aber Du arbeitest doch gar nicht, Jochen!“

„Na und? Willst Du mir etwa Vorwürfe machen, hä?“

„Natürlich nicht, Jochen. Ich meine ja nur...“

„Du meinst? Seit wann hast Du denn eine Meinung? Dürfen jetzt schon Frauen eine eigene Meinung haben? Und was kommt als nächstes? Werde mal bloß nicht aufsässig!“

„Tut mir wirklich leid, Jochen. Kommt nicht wieder vor.“

„Hoffentlich! Und jetzt verpiss Dich, bevor der Kiosk zu macht!“

„Da scheiß ich drauf, Du mieser Drecksack!“

„WAS HAST DU DA GESAGT? SAG DASS NOCH MAL, WENN DU DICH TRAUST...!“

„Gerne, Jochen. Ich habe gesagt, dass ich darauf scheiße, ob der Kiosk zu hat oder nicht. Und Dein Bier kannst du Dir selber holen, Du faules Stück Mist!“

„DU BIST WOHL LEBENSMÜDE, WIE?“

„Im Gegenteil, Jochen! Ich bin’s nämlich leid, Deine billige Sklavin zu sein. Ich werde nie wieder irgendetwas für Dich holen, Jochen! Ich werde mich auch nicht mehr von Dir beschimpfen lassen, hörst Du? Und was Max angeht – den nehme ich jetzt mit! Und wage es ja nicht, mich daran zu hindern! Wage es ja nicht...!“

„Du willst mich verlassen, Hilde? Und was soll ich ohne Dich machen?“

„Häng Dich auf, ertränke Dich oder geh mit dem Fön in die Wanne, Jochen. Meinetwegen besauf Dich, bis Du tot umfällst. Mir ist’s egal. EGAL! Völlig egal.“

„Ohne Geld kommst Du sowieso nicht weit. Heute Abend stehst Du wieder vor der Tür – und bettelst, dass ich Dich reinlasse. Aber da hast Du Dich geschnitten, meine Liebe! Wenn Du jetzt gehst, brauchst Du gar nicht erst wieder zu kommen!“

„Nichts lieber als das, Jochen! Übrigens: Geld ist kein Problem für mich! Max und ich haben soviel Geld, dass wir in irgendeiner hübschen Stadt in Deutschland sorgenfrei leben können! Oder meinst Du nicht, dass 2,4 Millionen Euro reichen, um klarzukommen?“

„Du spinnst doch...!“

„Mein Lottogewinn, Jochen. Und da wir nicht verheiratet sind, darfst Du noch nicht mal am Geld riechen, wenn ich das nicht will. Du darfst stattdessen weiter beim Sozialamt betteln gehen und musst Dir wohl in Zukunft Dein Bier selbst holen!“

„Lottogew...?“

„Ja, Lottogewinn. Das heißt, Urlaub, Reisen, Autos und alles, was Max und mein Herz begehrt. Morgen früh geht bereits unser Flieger auf die Seychellen. Max freut sich wie ein Schneekönig, Jochen. Während ich dann in der Sonne liege und mit ganz vielen gutaussehenden Männern flirte, kannst Du Dir ja eine Flasche Bier reinziehen, Schatz!“

„Du machst Witze, oder?“

„Keine Witze! Obwohl es mir mächtig Spaß gemacht hat, Dir bis heute alles zu verheimlichen!“

„...aber Max...?“

„Max ist – wie Du ja weißt – der Sohn von meinem verstorbenen Mann, der genauso ein Sauhund wie Du war. Ich nehme Max natürlich mit. Deine Wohnung wirst Du natürlich verlieren, Jochen. Und mit dem Bier wird’s wohl heute auch nichts. So. ich muss mich beeilen. Max wartet schon auf mich. Meine Klamotten kannst Du meinetwegen auf dem Flohmarkt verkaufen, wenn du Deinen Arsch noch vom Sofa erheben kannst. Ich habe für Max und mich schon alles neu gekauft.“

„Hilde..., bitte... geh doch nicht weg...!“

„Ich soll nicht gehen? Und warum sollte ich bleiben?“

„Ich liebe Dich doch! Dich und Max...!“

„Dann sag, dass Du ein Arsch bist, Jochen. Sag’s! Und sag auch, dass Du mich um Verzeihung bittest! Besser noch: knie Dich hin – und bettele darum, dass ich bleibe!“

„Natürlich, Hilde! Es tut mir alles so wahnsinnig leid...!“

„Bist Du ein Arsch?“

„Ich bin ein Arsch. Ich bin ein Idiot! Ich flehe Dich an, zu bleiben! Was soll ich nur ohne Dich tun...?“

„Kannst Du bitte noch einmal sagen, dass Du eine miese kleine Drecksau bist?“

„Ich bin eine miese kleine Drecksau, Hilde!“

„Stimmt. Deswegen gehe ich jetzt auch. Mach’s gut, Jochen. Vielleicht schick ich Dir mal `ne Karte, wenn ich nicht grade in der Sonne liege. Ich muss jetzt los; das Taxi wartet schon!“

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus-D. Heid).
Der Beitrag wurde von Klaus-D. Heid auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.08.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Klaus-D. Heid als Lieblingsautor markieren

Buch von Klaus-D. Heid:

cover

Lieber Papa von Klaus-D. Heid



Klaus-D. Heid beschreibt auf witzige Weise, wie die Nachkommen die Marotten ihrer Erzeuger überstehen, und zeichnet viele Situationen nach, in denen sich Väter gerne wiedererkennen werden. Mit Cartoons von Laurie Sartin.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Klaus-D. Heid

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Einmal zuviel... von Klaus-D. Heid (Krimi)
Was nun? von Rainer Tiemann (Wie das Leben so spielt)
FUCHS ALS LEBENSRETTER von Christine Wolny (Weihnachten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen