Gaby Schumacher

Bärentraum (8.Teil)



Sofie war glücklich, ihren Benjamin und natürlich auch den Petz wieder bei sich zu haben. Doch als die Wiedersehensfreude sich ein wenig gelegt hatte, wurde sie wieder zu dem kleinen, neugierigen Mädchen von vor ein paar Minuten:

„Streifchen, schade, dass ich so groß bin.“
„Wiiee?“, wunderte sich die Oberarbeiterbiene.
"Menschenkinder sind da anscheinend ganz anders als unsere Jüngsten,“ grübelte sie.
Die Bienenbabys wollten möglichst schnell wachsen und warteten furchtbar quengelig auf den Tag, an dem sie groß genug waren, um endlich in das tolle Bunte-Welt-Abenteuer da draußen starten zu dürfen. Wenn sie daran dachte, welch eine Mühe es kostete, deren Ungeduld zu bremsen...Seufz!

„Aber, wenn eure Kleinen Angst haben...habt ihr denn keine Flugleinen für sie?“
„Suhuum? Fluugwas...??“, summte Streifchen.
Davon hatte es wahrlich noch nie gehört und das, obwohl es sich zu den klügsten der Oberarbeiterinnen zählte.

„Ja, bei uns tragen Kinder, die gerade laufen lernen, so Gurte. Da und da und da herum...“, erklärte Sofie und zeigte zuerst auf ihre Schultern, dann auf ihre Brust und schließlich auf ihren Bauch.
„Dann können die ein paar Schritte laufen, aber nicht weg- oder sogar auf die Straße laufen. Und wenn sie stolpern, dann fängt die Mama sie mit der Leine auf, so dass sie sich nicht wehtun.“
„Und, was ist...“, überlegte die Biene angestrengt, „wenn eine Mama mehrere ganz kleine Kinder hat?“
„Dann nimmt sie zwei Leinen.“, erwiderte Sofie.
„Komisch,“ so sagte sie sich, „manchmal sind Mamas ja richtig tüchtig!“

Laut schlug sie vor:
„Macht das doch bei den Bienenkindern auch. Dann haben die beim Fliegen bestimmt keine Angst mehr und ihr könnt sie immer zurückziehen, wenn sie mal zu weit weg wollen...“
„Das ist eine tolle Idee, Sofie. Ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken!“, meinte die Oberarbeiterinnen bereits ganz nachdenklich.
„Du bist ein kluges Kind!“, lobte sie.
Sofie glaubte, sich verhört zu haben. Hatte Streifchen da wirklich gesagt, sie sei schlau?
„Mama hat das noch nie zu mir gesagt!“, dachte sie traurig.
Doch den Gedanken an ihre Mama schob sie ganz schnell beiseite und freute sich lieber über dieses große Lob. Froh stand Sofie da.
„Ich bin nicht dumm. Ich bin klug, hat Streifchen gesagt!“
Gleich fühlte sie sich etwas größer.

Aber Sofie wäre nicht Sofie gewesen, wenn sie nicht recht schnell wieder etwas anderes beschäftigt hätte:
„Streifchen, ich möchte mir soo gerne ein Häuschen von innen angucken. Aber ich pass da ja leider nicht rein!“, erklärte Sofie geknickt.
„Und außerdem...“
Zu ´außerdem` müsst Ihr wissen, dass in jedem dieser Häuschen ein Bienenbaby mit seiner Bienenkindertante wohnte und Sofie natürlich sehr gespannt darauf war, beide kennen zu lernen.

Benjamin und Petz hatten aufmerksam zugehört. Sie überlegten und überlegten. Es musste doch einen Weg geben, ihrer kleinen Freundin diesen Wunsch zu erfüllen. Denn schließlich sollte Sofie heute den ganzen Tag und den Abend lang nur, nur glücklich sein und kein bisschen mehr traurig.
„Besonders heute Abend!“, flüsterten sie sich zu.
„Brumm, wie lang doch ein Tag ist, wenn man auf etwas wartet!“
Das kam von Petz.
Obwohl die Zwei doch schon erwachsen waren, warteten die beiden Teddys da vor Vorfreude fast genauso ungeduldig wie die Bienenkinder auf deren ersten Flug.

„Du, Benjamin,“ stieß Petz seinen Freund mit der Pfote an, „Ich hab` die Lösung!“
„Waas??“
Benjamin war so verdattert, dass ihm mehr dazu nicht einfiel.
„Erinnerst Du Dich noch an die Traumfee... und daran, was sie gesagt hat?“
Keine Antwort, noch nicht einmal ein kurzes ´Brumm`.
„Hm, dachte Petz. „Tut er wohl nicht. Da muss ich mal etwas nachhelfen.“
„Benjamin??“
„Jahaah?“
„Pass auf: Die Traumfee hat damals versprochen: Wünscht sich hier in unserer Stadt jemand etwas sehr, dann soll es in Erfüllung gehen. Na, verstehst du jetzt, was ich meine...?“
Benjamin guckte erst entgeistert und dachte ein paar Sekunden angestrengt nach. Danach hatte er begriffen und tanzte hopsend begeistert im Kreise herum:
„Brummbrumm, Petz, genau das tut Sofie ja. Also kann sie...“
Petz fiel ein:
„..sich eines der Häuschen ansehen und, was noch viel schöner ist, das darin wohnende Bienenkind besuchen.“

Beide riefen wie aus einem Munde:
„Soofiiee!!“
„Weshalb schreit ihr denn so?“
„Wir wollen Dir etwas Wichtiges sagen“, betonte Benjamin.
Als Sofies Teddy und damit ihrem engsten Vertrauten stand allein ihm das Recht zu, Mitteilungen von solcher Wichtigkeit an seine Freundin weiter zu geben.
„Was ist denn?“, drängte Sofie.
„Ja also“, räusperte sich Teddy Benjamin und nahm eine gerade Haltung an, wie es in einem so bedeutenden Moment ja wohl auch selbstverständlich war. „Du möchtest doch gerne das Haus ansehen, nicht?“
„Das wäre schöön!“
Sofie guckte sehnsüchtig in Richtung des nächst stehenden Häuschens.
„Vor vielen Jahren einmal besuchte die Traumfee unsere Stadt. Beim Abschied hat sie uns noch ein schönes Geschenk gemacht: ´Wünscht sich jemand in dieser Stadt von ganzen herzen, dann soll es in Erfüllung gehen!`
„Boah!“, machte Sofie verblüfft.
Benjamin sagte sich:
„Diese modernen Wörter klingen ja so verrückt.Sofie kennt sie doch tatsächlich schon. Zu meiner Zeit, als ich so jung war...Ja, was hätte ich denn da gesagt? Bestimmt nur ´Brummelbrumm!`“
„Ich wünsch mir das wirklich ganz, ganz doll!“, bestärkte Sofie eilig.
Hoffentlich reichte dieses ´Ganz, ganz doll` auch aus!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.10.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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