Robert Fischaleck

Briefe an 1 Unbekannte4

 
Eines Tages stand Sie da, wie so oft davor die letzten 20 Jahre.
Sie war eine der wenigen, die diesen Coucon hatten, die Schmetterlinge mögen mir diesen Übergriff verzeihen, aber die Welt der Menschen hat nur sehr wenige Wörter für die wichtigen Sachen im Leben.
Wir hatten noch nie miteinander geredet, das war auch nicht wirklich notwendig, ich war mir trotzdem sicher, daß sie mich des öfteren bemerkt hatte.
Wie ich mir da sicher sein kann, fragen Sie, das müssen sie schon die Schmetterlinge fragen.
Was, sie verstehen die Sprache der Schmetterlinge nicht, oh mein Gott, ok, ich will versuchen ihnen etwas über darüber zu erzählen.
Sie wissen aber sicher, daß auch die Menschen Flügel haben.
Nein, ich rede nicht von Fabelwesen, ich rede auch nicht über Engel, zumindest noch nicht, ich rede über richtige echte Menschen, über solche, die noch ein bißchen wissen, was das ist, ein Mensch.
Was sie von all den anderen Frauen und Mädchen unterscheidet, die ich bis dahin in meinem Leben getroffen habe?
Wissen sie was eine Verpackung ist.
Es gibt dekorative Verpackungen, es gibt nützliche Verpackungen, es gibt Geschenkverpackungen und es gibt welche, wo man bereits sieht, was darinnen ist.
Bei allen anderen Frauen bin ich über die Verpackung gestolpert.
Bei ihr nicht, ich war ziemlich erstaunt.
Und wer jetzt glaubt ich rede von Bekleidungsartikeln, der soll sofort aufhören zu lesen, diese Geschichte ist zu langweilig für seinen Geschmack, oder besser in den nächsten Beate Uhse Laden gehen und die Beschreibung der dort erhältlichen Waren lesen, da hat er mehr davon.
Nein, ich bin überhaupt nicht gegen erotische Empfindungen, ganz im Gegenteil, aber ich bin dagegen, was daraus gemacht wird, also das sollte mal erwähnt werden, das Gegenteil von verklemmt ist nicht obszön, soweit ich mich da auskenne, genausowenig wie das Gegenteil von langweilig pervers ist, das sind jeweils zwei unmenschliche Extreme und zwar beide.
Und unmenschlich ist nur teilweise das richtige Wort, denn es gibt kein anderes Lebewesen auf diesem Planeten, das aus dieser Angelegenheit ein auch annähernd ahnliches Disaster macht.
Aber darin sind wir gut, im Erschaffen von Disaster.
Wenn uns jemand fragt, wie wir das gemacht haben, sagen wir zwar immer, weiß nicht, aber das ist nicht die wirkliche Antwort.
Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben, das war nur mein Unmut zur momentanen Sachlage in den Medien, lassen wir das, es ist den Wirbel nicht Wert, der darum gemacht wird.
Reden wir lieber über den Respekt, denn der macht den Unterschied.
Der sogenannte Respekt vor dem Menschen.
Ich mache da nämlich gerade seltsame Entdeckungen.
Sehen Sie, ich kann keinen Respekt vor jemand empfinden, der mir immer frech ins Gesicht grinst und dabei eine bestimmte Sorte Margarine auf sein bereits vorbereitetes Brötchen schmiert.
Und dann lächelt, als hätte er gerade eine Strafzettel für Falschparken bekommen und letzte Woche noch einen dazu wegen Beamtenbeleidigung, und das will er diesmal besser machen.
Das erzeugt in mir ein seltsames Gemisch an Empfindungen, aber ganz bestimmt keinen Respekt.
Und als ich dieses seltsame Gemisch bemerkte und mich ein wenig umsah, mußte ich feststellen, die Welt ist voll von diesem Quatsch.
Und die Köpfe der Leute sind voll von diesem Quatsch.
Und am meisten die Köpfe der Leute, die sich eigentlich erst noch auf die Suche machen müssen, was sie denn eigentlich in ihrem Kopf haben wollen.
Ich mußte nämlich feststellen, der Kopf ist ein ganz merkwürdiges Tier, man muß es füttern.
Aber es hat eigentlich keinen Geschmacksinn, der ist woanders, der Kopf, auf sich selbst gestellt, frißt alles.
Und notfalls kann er sogar dazu gezwungen werden, und wenn ich mich umsehe, bekomme ich das Gefühl, daß genau das bereits passiert ist.
Also von wegen Gehirnwäsche und so komische Sachen, es schaut eher danach aus, als müßte einigen Leuten erst mal gehörig der Kopf gewaschen werden.
Die Unbekannte, über die ich schreiben will, sie war mir also schon bekannt, und das war unglaublich gut so.
Wie so oft in meinem Leben sind die wirklich wichtigen Sachen sehr viel einfacher.
Aber auch mein Kopf, mußte erst mal gewaschen werden, und dafür hat sich das Leben Sachen ausgedacht, oder war das mein Bauch oder mein Herz, das weiß ich noch nicht, der Kopf war's jedenfalls nicht.
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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