Piri löste seinen Lederbandsicherheitsgurt, streckte erst die linke, dann die rechte Kralle zur Seite, rappelte sich hoch und hopste aus dem Auto. Draußen schüttelte er sein Federkleid. Das machte ihn wieder munter. Rasch trippelte er auf die Garage zu. Boxy beobachtete seinen jungen Herrn aus den Scheinwerferwinkeln:
„Puuh, wie kann der denn jetzt so quicklebendig daher laufen? Ich bin total kaputt. Am liebsten machte ich jetzt einen ausgiebigen Mittagsschlaf. – Doch daraus wird nichts werden!“, seufzte er.
„Huch, was i..ist denn l..los?“
Ganz allmählich fand es in die Wirklichkeit zurück. Aber es brauchte dafür doch noch ein wenig Zeit, denn es hatte immerhin fast solange geschlafen wie damals das Dornröschen aus dem Märchen, nämlich beinahe hundert Jahre. Je wacher es wurde, umso kräftiger leuchtete es. Schließlich strahlte es so hell wie die Sonne und war plötzlich sehr fröhlich:
„Na, hat wieder ein Kind Lumi um Hilfe gebeten?“
Einen anderen Grund für Piris Besuch konnte es sich einfach nicht vorstellen und es behielt Recht damit.
„Genau!“, lächelte Piri und setzte hastig hinzu:
„Schnell, draußen wartet Boxy. Wir müssen sofort los, damit wir rechtzeitig zurück sind.“
Gutgelaunt glitt das Fahrzeug aus der Garage und bremste kurz vor Boxy ab.
„Hallo!“
„Hallo!“, gab der Bobbycar freundlich zurück.
„Du bist gut!“, jammerte Boxy. „Wie soll ich das denn schaffen?“
Schließlich war es ja ein Dornröschenschlaf lang her, dass er so ein Kunststück fertig gebracht hatte.
„Du schaffst das. Stell dich nicht so an. Los!“
Und richtig: Piri schob von hinten, damit sein Auto genug Schwung bekam, Boxy wurde schneller, stellte sich auf seine Hinterräder und sprang tatsächlich. Das Lumimobil zuckte ein wenig zusammen.
`“Rums!“, machte es ganz laut.
Und gleich darauf zischte es leise:
„Kannste denn nicht etwas vorsichtiger sein? Meine armen Lichtstrahlen sind ja ganz zerbeult!“
Entsetzt und auch ein wenig empört blitzte das Fahrzeug den geknickten Bobbycar an.
„Gekrümmte Lichtstrahlen!“, stammelte es.
Dazu muss ich Euch sagen, dass so etwas das Schlimmste für ein Lumimobil waren, was ihm überhaupt passieren konnte, denn Lichtstrahlen hatten gerade zu sein. Das galt schon immer: Bereits vor hundert Jahren und erst recht heutzutage.
Boxy wusste nicht recht, was er zu seiner Entschuldigung vorbringen sollte und stotterte:
„D..das wollte ich w..wirklich nicht!“
Aber, wie er seinen Fehler wieder gut machen konnte, wusste er auch nicht.
„Danke, Piri! Das war wirklich Rettung aus größter Not.“
„Auf geht` s, zurück zu Lumi!“
„Hui!“, machte es.
„Haltet euch gut fest!“, forderte das Lumimobil da seine beiden Fahrgäste auf. „Jetzt geht`s runter zum Schloss!“
Piri umklammerte mit seinen Krallen ganz fest die Sitzstange und Boxy drückte seinen Kofferraum möglichst nah an den Namensschildstern hinter ihm.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2006.
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