Stefan Rieger

frühlingsochsen

meine tochter denisa, 8 jahre alt, ist eine leidenschaftliche einkäuferin. am liebsten gehen wir zusammen einkaufen. und wenn wir am liebsten zusammeneinkaufengehen, dann nur in unsere lieblingsgeschäfte. manchmal in alle nacheinander. soviel zeit muss dann schon sein. denisa läuft dann immer ein stückchen voraus, holt irgendwelche produkte, die sie kennt (und von denen sie weiß, dass wir sie gewohnheitsmäßig kaufen) aus den regalen und legt sie in den einkaufswagen. bei denen, die sie nicht kennt, fragt sie erst nach dem preis, und prüft mit einem sorgenvollen blick, ob der preis vielleicht nicht zu teuer sein könnte. wenn ich nicke, legt sie den gegenstand ebenfalls zu dem anderen sammelsurium in den wagen.
 
nach einem solchen zusammeneinkaufsgehtag gingen wir noch ein bißchen in unserer kleinstadt bummeln. wir redeten über dies und das, als sie mich so nebenbei auf einmal fragte "tata, kdy budeme jist ti jarovoli?", was auf deutsch soviel heißt: "tata, wann essen wir denn die frühlingsochsen"?
 
ich wußte im ersten moment gar nichts darauf zu antworten, dachte nur "frühlingsochsen? was kann das nur sein?" Das wort jarovoli gibt es im tschechischen gar nicht, ist eine konstruktion aus jaro = der frühling und vul = der ochsen.
 
erst als sie nach einer weile, schon etwas eindringlicher, darauf insistierend "na, wann essen wir denn die frühlingsochsen?" bestand, fiel es mir wie schuppen von den augen: na klar, nicht "jarovoli" meinte sie, sondern "Ravioli", die sie sich noch selbst beim einkaufen ausgesucht hatte.
 
Insgeheim überlegte ich, was Ravioli wohl auf tschechisch oder deutsch heißen mag...denisa hat es auf ihre weise gelöst. aber hauptsache sie schmecken, diese "frühlingsochsen".

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