Andrea Schwerdt

Paradise-Saga *1. Buch* (11. Kapitel)

 

11. Kapitel – Pegasus

Double Dragon hatte es zusammen mit Felidae bis zu Sundance' Zelle geschafft. Dort verband sich Felidae wieder mit ihrer Trägerin. Double Dragon war zwar geschwächt, konnte aber noch fliegen. Also schwang sich Sundance auf seinen Rücken und sie flogen zurück zum Raum-Zeit-Tor.
Martimer und seine Gefolgsleute hatten inzwischen den schwer verwundeten Black Dragon und seinen Träger entdeckt. Martimer hetzte von einer Vorahnung geplagt zu Sundance' Zelle. Doch wie er schon befürchte hatte, war diese leer.
"Verdammt!" Er schlug mit der Faust gegen die Zellentür. Doch das brachte ihn auch nicht mehr, als eine schmerzende Hand. Dann hatte er jedoch einen Geistesblitz. Sein Gesicht hellte sich für einen Moment auf. Er rief per Telepathie seinen Schutzpatron. Es war ein roter Drache, dessen Kamm nur aus Flammen bestand. Sein Name war Fire Dragon. Martimer wusste, dass Sundance und Double Dragon durch das Raum-Zeit-Tor mussten. Genau dorthin lenkte er seinen Schutzpatron.

Der Double Dragon war mit der Trägerin des Felidae am Tor angekommen. Das Tor war schon ein Stück weit offen. In eine paar Minuten würde es weit genug offen sein, damit sie hindurchfliegen konnten. Aber würden sie es schaffen? Oder würde die Zeit gegen sie spielen? In der Ferne tauchte ein Feuerball auf. Der Feuerdrache bahnte sich seinen Weg zu ihnen. Sundance blickte ängstlich zurück. Sie wusste, dass dieser Feuerball ihr Verfolger war, der immer näher kam.
"Verdammte Tor geh doch auf!" brüllte sie. Martimer war nun mit seinem Schutzpatron nahe genug für einen Feuerball.
"Double Dragon, von rechts!!" schrie Sundance verzweifelt. Doch der Drache konnte sie nicht hören. Unaufhaltsam flog die Feuerkugel auf sie zu. Sundance schrie wie am Spieß. Das Raum-Zeit-Tor öffnete sich noch wenige Zentimeter und Double Dragon stürzte hinein. Der Feuerball raste hinterher. Doch er wurde im Raum-Zeit-Tunnel immer langsamer, bis er sich schließlich in Luft auflöste. Sundance und Double Dragon waren gerettet.

~*~


Orion traf im Basislager mit ein paar Lehrern ein. Syrion stellte zusammen mit Riven einen Suchtrupp von Auserwählten zusammen, während Orion sich die Lage von Daia erklären ließ.
Paradise, die die Ankunft der Lehrer beobachtet hatte, kam ins Büro von Daia gestürmt.
"Das ist Paradise." Stellte Daia das Mädchen vor. Orion runzelte leicht die Stirn.
"Sie können uns zu der Stelle führen, wo Hawkeye seinen Schutzpatron von sich gelöst hat?"
Paradise nickte.
"Gut, wir wollen keine Zeit verlieren!" Damit wandte er sich zur Tür. Paradise sah ängstlich zu Daia.
"Ich werde auf Hawkeye achten, während du weg bist." Meinte die Ärztin lächelnd. Sie wusste um die Sorge des Mädchens um ihren Freund. Paradise warf ihr einen dankbaren Blick zu, dann verschwand auch sie nach draußen. Vom Fenster aus sah Daia der kleinen Gruppe nach. Bald hatte sie der Wald verschluckt.

Die Gruppe bestand aus 3 Lehrern, dem Leiter des Dorfes und 8 Auserwählten. Orion, der mit Paradise die kleine Gruppe anführte, war früher selbst einmal Lehrer für Telepathie gewesen. Doch als er zum Oberhaupt ernannt worden war, hatten seine Pflichten ihm keine Zeit mehr für den Lehrerberuf gelassen. Dicht hinter den beiden folgte Ikutan. Er wühlte fortwährend in seinem Bart und warf Blicke nach links und rechts, als fürchte er sie könnten jeden Moment von einer Kreatur angegriffen werden. Die 8 Auserwählten dahinter liefen jeweils zu zweit nebeneinander. Silver und Snowflake waren Geschwister und hatten beide das weiße Haar ihrer Mutter geerbt. Beide waren 19 Jahre alt und würden bald ihren Dienst als Trainer antreten. Black und Red waren ebenfalls nach ihrer Haarfarbe benannt worden. Black hatte rabenschwarzes Haar und Red's Haar leuchtete rot, wie eine überreife Tomate. Die beiden würden im nächsten Monat an die Front ziehen, sie hatten ihr Trainerjahr bereits hinter sich. Saphir hatte blaue Augen, die in der Farbe einem Saphir in nichts nachstanden, während ihre Nachbarin Moonlight nach dem Vollmond benannt war, der in der Nacht ihrer Geburt so strahlend hell gewesen war. Saphir war die Trainerin von Moonlight, deren Schutzpatron bereits vor einem halben Jahr erschienen war. Guidance war nach seinem Vater benannt worden, der Anführer eines Dorfes gewesen war und Force zeichnete sich durch Stärke und Kraft aus. Guidance würde wie Black und Red im nächsten Monat das Dorf verlassen um dorthin zu gehen, wo schwarze Legionen auftauchten und gegen sie zu kämpfen. Force jedoch würde als Schutz für das Dorf dort bleiben. Das Schlusslicht der Gruppe bildeten Syrion und Riven.
Als sie auf der Lichtung ankamen, dämmerte es bereits.
"Hier ist es." meinte Paradise. Die Gruppe hielt an und schaute sich um.
"Wir werden uns jetzt in 4 Gruppen teilen. Jeweils 2 Auserwählte und ein Lehrer." Meinte Orion. Syrion ging mit Silver und Snowflake. Riven, Black und Red bildeten die 2. Gruppe. In der 3. Gruppe waren Ikutan, Saphir und Moonlight.
Guidance, Force und Paradise gingen mit Orion. Fackeln wurden angezündet. Orion gab noch die letzten Anweisungen: "Wenn jemand etwas gefunden hat, pfeift er dreimal hintereinander!" Dann teilten sich die Gruppen und stapften in alle Himmelsrichtungen davon.


"Er hat also seinen Schutzpatron von sich gelöst, um ihn auf Ghostearth zu schicken?" wandte sich Orion an Paradise. Diese nickte.
"Mmh. Hoffentlich sind sie wieder hier. Damit wir den anderen Auserwählten es ersparen können, dass sie das gleiche tun müssen."
"Ich hoffe es auch. Dann können wir sie wenigstens finden." Seufzte Paradise.
"Wann genau hat dein Freund seinen Schutzpatron von sich gelöst?"
Paradise überlegte kurz.
"Ich glaube, dass war so gegen Mittag."
"Heute ja? Damit ich weiß wie viel Zeit wir noch haben..." murmelte Orion.
"Ja heute..." Paradise senkte den Kopf. Sie machte sich große Sorgen um Hawkeye. Hoffentlich fanden sie seinen Schutzpatron bald... und auch Sundance.
"Orion! Sehen sie sich das an." Force schien etwas entdeckt zu haben. Orion drehte sich sogleich um und rannte zu Force, der die Nachhut gebildet hatte. Der Junge leuchtete mit seiner Fackel auf den Boden. Zwischen den Blättern glitzerte etwas. Orion ging in die Hocke und untersuchte den Boden.
"Das ist Glitzerstaub. Von einem Schutzpatron. Leider kann ich so nicht sagen, von welchem es ist."
"Schade..." meinte Force.
"Aber ich denke wir sind auf der richtigen Spur... denn nur ein Schutzpatron, der kämpft oder der geschwächt ist, verliert diesen Glitzerstaub. Double Dragon wird mit Sicherheit geschwächt sein. Also haltet die Augen offen!" Er ging wieder nach vorne zu Paradise.
"Wir sind auf der richtigen Spur... hoffe ich."
"Wieso hoffe ich?" fragte Paradise den Leiter des Dorfes.
"Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob dieser Glitzerstaub vorhin zu Double Dragon gehörte."

Inzwischen wurde es immer dunkler. Der Schein der Fackeln reichte nicht mehr weit.
"Wir sollten morgen weitersuchen. Es hat keinen Sinn in dieser Dunkelheit." Meinte Orion, nachdem er zum wiederholten Male in ein Loch gestolpert war.
"Aber wir können doch nicht so einfach aufgeben!" schrie ihn Paradise an.
"Wir geben nicht auf, wir begeben uns nur nicht unnötig in Gefahr! Paradise, wir wollen auch de beiden finden, aber wir sind nicht lebensmüde! Wenn wir in dieser Dunkelheit angegriffen werden würden, wären die Feinde klar im Vorteil!" Er schüttelte Paradise leicht, damit sie zur Vernunft kam.
"Wir können sie doch nicht einfach aufgeben..." flüsterte sie.
"Wir geben sie doch auch nicht auf. Morgen bei Sonnenaufgang suchen wir weiter!"
Paradise nickte langsam. Sie wusste, dass es viel zu riskant war, jetzt noch weiterzusuchen.
"Kann Hawkeye ihn denn nicht rufen?"
"Dafür ist er viel zu schwach. Double Dragon könnte nicht zu ihm gelangen oder das Signal würde ihn gar nicht erreichen."
"Und wenn wir sein Medaillon mitnehmen? Könnte es uns nicht den Weg zeigen?"
"Es geht nur, wenn der Träger selbst dabei ist. Aber da er zu schwach ist..."
"Gibt es denn keinen Weg ihn zu stärken?"
"Das könnte nur Pegasus, aber er ist dir ja noch nicht erschienen. Und eine Möglichkeit ihn früher zu rufen, gibt es leider nicht... tut mir leid, Paradise."
Orion pfiff dreimal, damit die anderen Gruppen zurück zur Lichtung kommen würden. Als er, Paradise, Force und Guidance dort ankamen, warteten die anderen bereits auf sie. Syrion, Ikutan und Riven hatten von selbst schon aufgrund der Dunkelheit die Suche abgebrochen.
"Wir suchen morgen bei Sonnenaufgang weiter." Meinte Orion. Die anderen nickten schweigend und machten sich auf den Heimweg.
Als Paradise die Tür öffnete, war Skywalker an Hawkeye's Bett.
"Wie geht's ihm?" fragte Paradise beklommen.
"Er schläft immer noch..." antwortete Skywalker und begab sich zu seinem eigenen Bett. Paradise ließ sich auf Hawkeye's Bett nieder und strich ihm vorsichtig über die Stirn. Er schien ruhig zu schlafen.
"Er schläft als wenn nichts wäre... vielleicht geht's ihm besser?" murmelte Paradise vor sich hin.
"Ich glaube eher das liegt an der Spritze, die ihm Daia gegeben hat..." Skywalker gähnte, kroch unter seine Decke und schloss die Augen.
"Skywalker?"
"Mmh?" Er öffnete ein Auge.
"Glaubst du, es gibt eine Möglichkeit, dass ich Pegasus schon früher rufen kann?"
"Nein, das glaub ich nicht.... Und jetzt schlaf, ok?" Skywalker drehte sich zur Wand und schloss wieder die Augen. Paradise rührte sich nicht von der Stelle. Es musste doch eine Möglichkeit geben.... Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. Sie wollte doch so gern helfen... Da! Paradise starrte auf ihr Medaillon. Es leuchtete. Das hatte es vorher noch nie gemacht.
"Pegasus?" flüsterte sie.
> Ja, meine Trägerin, ich bin hier. Du musst mich nur rufen...<
Paradise schreckte auf. Was war das? Wo kam diese Stimme her? Der Raum lag im Dunkel und außer Hawkeye's und Skywalker's regelmäßigen Atemzügen war nichts zu hören. Paradise umklammerte ihr Medaillon. Sie konzentrierte sich, so wie sie es in "Telepathie" gelernt hatte.
> Ich rufe dich, Pegasus. Erscheine! <
Direkt neben Paradise bäumte sich ein weißes Pferd mit Flügeln auf. Auf der Stirn trug es ein Horn.
> Du hast mich gerufen. Hier bin ich. < Ihr Schutzpatron war erschienen! Und er kommunizierte mit ihr! Paradise starrte das Einhorn fassungslos an. Träumte sie? Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Aber Pegasus war immer noch da.
> Kannst du Hawkeye heilen? < fragte sie ihn per Telepathie.
> Nicht heilen. Aber ich kann ihn stärken und vor dem Bösen beschützen. <
> Vor dem Bösen beschützen? <
> Solange sein Schutzpatron nicht bei ihm ist, ist er empfänglich für das Böse... <
> Dann beschütz ihn bitte... <
Pegasus ließ ein glockenhelles wiehern hören. Sein Horn begann zu leuchten und aus der Spitze schoss ein Lichtstrahl, der sich zu einer Kugel formte. Langsam nahm die Kugel die Gestalt eines kleinen silbernen Einhorns an.
Aus Skywalkers Bett kam ein Murmeln. Er drehte sich um und öffnete verschlafen die Augen. Das ganze Zimmer war von Pegasus und dem kleineren Einhorn erleuchtet. Skywalker setzte sich auf und starrte die beiden ungläubig an.
"Was ist denn hier los?!"
"Mein Schutzpatron ist erschienen. Und er wird Hawkeye jetzt beschützen." Flüsterte Paradise.
"Das ist Pegasus?" Skywalker starrte noch immer auf das weiße geflügelte Einhorn, das neben Paradise stand. "Und das andere?"
"Das ist von Pegasus. Es wird Hawkeye schützen."
Das silberne Einhorn wurde durchsichtig und verschwand. Es hinterließ Glitzerstaub, der auf Hawkeye herunterrieselte. Hawkeye begann kurz zu leuchten, ein tiefer Atemzug hob seine Brust, dann war wieder alles still.
> Und jetzt? < fragte Paradise ihren Schutzpatron.
> Jetzt hat sich mein Patron mit ihm verbunden und schützt ihn solange, bis Double Dragon sich wieder mit ihm verbindet. <
> Danke. < Paradise lächelte Pegasus dankbar an.
> Ich werde jetzt wieder gehen. Rufe mich, wenn du mich brauchst. < Das weiße Einhorn ließ wieder sein glockenhelles Wiehern hören und verschwand. Der Raum war wieder in Dunkelheit gehüllt.
"Hab ich das jetzt nur geträumt?" fragte Paradise in die Dunkelheit.
"Nein, ich hab's auch gesehen." Murmelte Skywalker. Paradise stand auf und ging zu ihrem Bett. Es dauerte nicht lange, bis sie der Schlaf übermannte.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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