Gaby Schumacher

Bärentraum (20. Kapitel)

 
„Sofie! Aufwachen!!“

Sofie rekelte sich, öffnete die Augen und guckte verwundert um sich. Einen Moment lang wusste sie gar nicht, wo sie war. Doch dann sah sie Streifchen und Benjamin vor dem Bett stehen, der sie belustigt angrinste:

„Na? Sag` bloß, du bist immer noch müde?! Du hast den halben Nachmittag verschlafen!“

Da fiel Sofie alles wieder ein. Richtig: Den ganzen Morgen waren sie unterwegs gewesen und dann hatte sie mittags  sogar noch das Bienenbaby besuchen dürfen. Hinterher war sie so müde gewesen, dass ihr Teddy Benjamin sie ins Bett gebracht hatte.

„Du musst jetzt wirklich aufstehen. Sonst kommen wir noch zu spät!“, mahnte Streifchen.

„Zu spät? Aber wohin gehen wir denn?“

Sofie verstand überhaupt nichts mehr.

 
Benjamin und Streifchen zwinkerten sich zu:

„Sollen wir es ihr jetzt verraten?“

„Etwa ein Geheimnis?“

Sofies Augen fingen an zu glänzen. Geheimnisse waren immer sehr aufregend, weil man nie wusste, was dahinter steckte.

„Sofie, wir geben heute Abend ein großes Fest.“

„Ein richtiges Fest?“

Sofie staunte.

„Ja, wir feiern, dass du bei uns bist!“

 
Bei diesen Worten verflog auch der letzte Rest Müdigkeit. Putzmunter sprang Sofie aus dem Bett, umarmte zuerst Streifchen, dann Benjamin stürmisch und hüpfte wie toll durchs Zimmer.

„Ein Fest für mich! Für mich ganz alleine!“, trällerte sie vor sich hin.

„So fröhlich möchte ich meine Sofie immer sehen!“, flüsterte Benjamin Streifchen zu. Die nickte nur. Sagen konnte sie da nichts, so gerührt war sie.

 
„Hilfst du ihr beim Ankleiden, Streifchen?“, bat Benjamin die Biene. „Dann kann ich im Schloss noch etwas bei den Vorbereitungen helfen.“

„Das wird mir großen Spaß machen. Geh` nur!“, lächelte die Biene.

„Bis nachher, Sofie!“

Benjamin verließ hastig sein Bärenhaus und eilte zum Teddybärenschloss. Es war ja noch so viel zu tun, bevor es dann endlich los gehen konnte.

 
Nun waren die Biene und Sofie allein.

„Aber was zieh ich denn an, ich hab` doch gar kein Kleid mitgebracht?“

„Und wenn ich kein Kleid habe, dann kann ich nicht auf das Fest!“, sagte sich Sofie und war fast schon wieder etwas traurig.

„Da mach` dir mal keine Sorgen!“, lachte Streifchen fröhlich und zog Sofie zu einem breiten Kleiderschrank, der etwas versteckt hinter der Zimmertür stand.

Deshalb hatte die Kleine ihn auch bisher nicht bemerkt.

Streifchen öffnete die Schranktür. Sofie fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Ooh, sind die schön. Die sind ja noch viel schöner als das Kleid, das Aschenputtel zum Tanzen anhatte!“

 
Sofie war hin und weg und futsch. Da hingen romantische Kleider in den schönsten Farben und mit ganz tollen Mustern. Manche hatte bunte Blumen drauf, andere viele kleine Pünktchen. Süß sah das aus. In einem der Fächer lagen noch passende Hüte und unten im Schrank standen ganz viele paar Schuhe.

„Muss ja auch so sein, damit die Schuhe auch zum Kleid passen!“, erklärte sie Streifchen.

„Gut, dass die hier stehen“, überlegte Sofie, „sonst müsste ich vielleicht sogar meine Regenstiefel tragen und das sähe doof aus!“

Ja, auch kleine Mädchen von vier Jahren möchten schön sein, erst recht auf einem so tollen Fest!

 
„Such` dir ein Kleid aus!“, forderte Streifchen Sofie auf.

Fassungslos guckte diese sie an:

„Wirklich? Und – ganz egal, welches??“

„Ja, nimm das, das dir am besten gefällt.“

Das aber wiederum war gar nicht so leicht zu entscheiden, fand Sofie.

„So viele Kleider und alle so schön!“, seufzte sie.

Aber dann gefiel ihr doch eines besonders gut. Das war pink wie das Kleid ihrer Barbiepuppe zuhause, hatte Schleifen an den Trägern und ging fast bis zum Boden. Fix griff sich das Mädchen noch den passenden Hut mit dem breiten Rand und zum Schluss noch die Schuhe mit einer kleinen Schnalle oben drauf. Die blinkte so schön im Licht und das fand Sofie hübsch.

 
Fertig angezogen, eilte sie vor den Großen Siegel, der im Zimmer hing und staunte.

„Das steht dir aber gut!“, lächelte Streifchen.

Sofie drehte sich ganz fix im Kreise, denn dann schwang das Kleid so schön.

Plötzlich nachdenklich geworden, blieb sie stehen, krauste die Stirn und sagte kleinlaut zu Streifchen:

„Aber ich kann doch gar nicht tanzen!“

Streifchen lachte:

„Natürlich kannst du das. Komm, wir üben!“

Streifchen hielt Sofies Hände mit ihren Vorderbeinen fest und zählte:

„Uund eins, zwei, drei uund eins, zwei, drei, und...!“

Bei der ersten Drehung wäre Sofie fast über die eigenen Beine gefallen, aber dann klappte es besser und besser. Sofie strahlte vor Stolz.

„So, jetzt noch eine kleine Handtasche für dich...“

Streifchen holte ein Täschchen aus dem Schrank. Das war auch pink und trug eine Menge Glitzersteine, die wunderschön funkelten, sobald sich die Tasche bewegte.

 
„Ich werde dieses hier nehmen!“, meinte Streifchen und zeigte Sofie ein schwarzgelb gestreiftes Kleid.

„Das passt gut zu Streifchens Fell. Das ist ja auch schwarz und gelb gestreift.“, stellte Sofie zufrieden fest.

Dazu wählte Streifchen noch einen schwarzen Hut und schwarze Schuhe. Dann stellten sich unsere große und die kleine Dame noch mal zusammen vor den Spiegel, bewunderten sich gegenseitig und sich selbst.

„Ja, jetzt kann das Fest beginnen!“, sagten sie wie aus einem Munde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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