Harald Saul

Peter, der Wolf im Schafspelz Nr. 28

 Peter, der Wolf Nr.28

 

Der graue, schnelle Volkswagen steht jetzt eine Woche lang in Peters Heimatstadt in der Hotelgarage und der südländisch aussehende junge Mann ist im besten Hotel abgestiegen und jeden Tag von früh bis spät unterwegs. Kommt abgehetzt in der späten Nacht ins Hotel und geht am frühen Morgen wieder weg. Er fährte einen Wagen, der beim hiesigen Autovermieter bemietet ist. Jeden Tag kommen um die Hundert Fotos auf den riesigen Haufen, in dem Hotelzimmer.  Peter und Antje merken von ihrem Schatten nichts, absolut nichts ! Es ist ein Profi, der junge Herr Salim. Juniorinhaber der Detektei Salim und Sohn in der nun vereinigten Reichshauptstadt Berlin. Der junge Herr Salim, ist Träger mehrer Kampfsportpreise, hat im Handgepäck mehrere großkalibrige Pistolen und Revolver mit Schalldämpfer. Eine rasiermesserscharf geschliffenes, schmales Messer liegt wie von selbst in seiner Hand, wenn er es benutzen muß. Und er ist ein katzenartiger Schatten, der gelernt hat zu Töten, wenn es von ihm verlangt wird.  Ihn haben die drei Brüder der sich Ines nennenden jungen Dame engagiert, um heraus zu finden, wer ihre Schwester zum Krüppel geschlagen hat. Der junge Herr Salim hat viel von seinem Vater beigebracht bekommen. Dieser war dritter Chef der Geheimpolizei in Ankara gewesen, bevor Deutschland nach seinen Türken rief, um sich billige Arbeitskräfte ins Land zu holen. Herr Salim gründete in Essen eine kleine Detektei und war sehr schnell angesehener Partner deutscher Unternehmen. Er spionierte seine Landsleute erfolgreich aus, wenn sie ihre deutschen Arbeitgeber all zu viel mit Krankfeierschichten ärgerten. Seine beiden Söhne waren gelehrige Schüler und arbeiteten mit in der Detektei. Der eine blieb dann nach der Wiedervereinigung Deutschlands in Essen und der andere ging mit dem Vater nach Berlin. Nun schon über sechs Wochen beobachtete der junge Herr Salim den Parkplatz und der Trick mit der Belohnung funktionierte. Der Vater war ein Fuchs. Irgendwer kannte den jungen Mann schon, der die Schwester der drei Brüder so misshandelt hatte. Die drei Brüder hatten von ihrem Vater in Berlin mehrere Gaststätten, Imbissbetriebe und zwei große Hotels geerbt. Deutsche Geschäftsführer, die man extra eingestellt hatte,  sorgten dafür, dass niemand wusste, wem das türkische Familienimperium gehörte. Alle drei jubelten, als die Erfolgsmeldung kam und der junge Herr Salim wurde beauftragt ein Muster-Dosier über den gemeinen Schläger zu erstellen. Haifa, wie Ines richtig hieß, war seitdem Tag, wo sie ihrem Peiniger begegnet war, auf einem Auge blind, die Milz war entfernt, die Hälfte ihrer makellosen Zähne waren entfernt und es gab Tage, da konnte sie ihr Bett einfach nicht verlassen. Apathisch schaute sie den ganzen Tag Fernsehen und antwortete auf die Fragen ihrer, um sie sehr besorgten Brüder, nur mit leeren Worten. Irgendwas hatte Peter in ihr zertreten und die Ärzte waren ratlos. Selbst eine lange  Operation in New York bei einem bekannten und sehr teuren Gesichts-Chirurgen, der ihr hübsches Gesicht wieder herstellte, vermochte ihren Lebensmut wieder anzukurbeln. Jeder findet mal seinen Meister, das war ihr Schicksal. Mit der Masche, mit der sie Peter übers Ohr hauen wollte, hatte sie schon etliche allein fahrende Männer an der Nase herumgeführt und so ihr Taschengeld aufgebessert. Ihre Brüder gaben ihr zwar genug Geld, aber sie wollte auch selbst welches verdienen. Das erste, gestochen scharfe Tageslicht-Foto von Peter, Hand in Hand mit Antje gehend, hatte der junge Herr Salim seinen Vater gemailt. Dieser hatte es ausgedruckt und war sofort zu den Brüdern gefahren. Diese wiederum fuhren zu ihrer Schwester. Leise betraten diese den abgedunkelten Raum. Haifa hatte wieder Kopfschmerzen und lag in ihrem Spezialbett. Man drückte es ihr in die Hand und ganz nah an das sehende Auge haltend, brach sie dann sofort in Tränen aus. Betroffen sahen sich die drei Brüder an und schworen sich in diesem Augenblick, dass der Peiniger ihrer Schwester einen qualvollen Tod sterben müsse. Eine Stunde später bekam der ältere Herr Salim einen Aktenkoffer mit Fünfhunderttausend Euro überreicht mit der Maßgabe eine echt türkische Hinrichtung in Peters Heimatstadt für Sylvester zu organisieren. Die Woche zwischen Weihnachten und Sylvester war sehr schnell vergangen. Peter und Antje lebten wie ein Ehepaar in dem Arzthaus zusammen, denn Antjes Eltern waren weggefahren. Peter fühlte sich wie im Paradies. Antje verwöhnte ihn, wo sie nur konnte und Peter ließ sich das sehr gern gefallen. Am Abend vor dem letzten Tag des Jahreswechsel hörte Peter, dass in Dresden eine neue Einkaufsmeile eröffnet wurde. Peter hatte als Hausarbeitsthema die Absicherung einer Eröffnungsveranstaltung einer Einkaufsstätte erhalten. Das war doch was ? Antje hatte keine Zeit an diesem Tag mit zu fahren. Ihre Eltern wollten am Neujahrstag wieder heim fahren und sie wollte das Arzthaus noch auf Vordermann bringen. Zum Silvesterabend wollten sie bei Peters Eltern feiern und da war das Haus wenigstens schon sauber. Peters Vater wollte sofort seinem Sohn helfen, da soviel es geht, Eindrücke zu sammeln. Am Abend zuvor machten sie sich noch einen Plan , wie sie vorgehen wollten. Die Frauen, Antje und ihre zukünftige Schwiegermutter tranken Kaffeelikör und sahen den Männern zu. Antje und ihr Peter schliefen dieses Mal in Peters Kinderzimmer. Das Bett war sehr eng für zwei Liebende, aber da Peter am anderen Tag viel vor hatte, beschlossen beide nicht, wie sonst erst gegen Morgen einzuschlafen. Der Tag erwachte und Peters Mutter hatte den beiden einen schönen Frühstückstisch gemacht. Die Männer aßen mit gesunden Appetit und fuhren los. Antje sah ihnen lange aus Peters Kinderzimmerfenster hinter her. Sie hatte ein ungutes Gefühl und irgendwas war mit ihr seit einigen Tagen nicht in Ordnung, sie fühlte etwas unbekanntes auf sich zukommen und hatte auch ein ungutes Gefühl, als Peter mit seinem Vater davon fuhr. Peter und sein Vater waren schnell in Dresden angekommen. Sie merkten den Opel hinter ihnen, mit vier südländischen Männern nicht, denn diese fuhren in einer weiten Entfernung hinter ihnen her. Gerade so, dass sie das Funksignal empfangen konnten. Peters BMW hatte einen kleinen Mikrosender unter dem linken Kotflügel und auf dem Laptop im Opel, wusste man genau, wo der BMW von Peter war. Den BMW stellten sie auf dem Parkplatz ab und begaben sich sofort in die Eröffnung der neuen Einkaufsmeile. So verging der Tag und treu und brav fuhr der bayuwarische  Wagen, die beiden Männer wieder in Richtung Peters Heimatstadt, bis zu dem Zeitpunkt, als der rechte Vorderreifen sich in Sekundenschnelle von der Felge löste und der Wagen ins Schleudern kam. Auf dem Randstreifen blieb man stehen und der Vater sagte zu seinem Sohn, dass er ein sehr guter Fahrer sei. Sie merkten nicht, die Männer, die hinter ihnen plötzlich da waren und die Autotüren aufrissen. Man kam nicht mal zum Protest, dass das doch Privateigentum sei. Erst als sie auf einem Parkplatz an der Autobahn standen, kamen beide wieder zu sich. Beide  saßen gefesselt auf Hockern und ihre Kragen waren von den Hemden abgetrennt worden. Beide, Vater und Sohn waren an Hände und Füße gefesselt. Jeder hatte eine Knebel im Mund, der mit einem Stück Isolierband festgeklebt war. Sie saßen auf Hocker und der Wind und die plötzlich auftretende Stille sagten ihnen, es geschah etwas ungeheuerliches. Beide merkten auch nicht, wie ein in schwarz gekleideter Mann mit einer schwarzen Kapuze vor sie hintrat. Jetzt sahen Vater und Sohn auf und ihre Augen weiteten sich vor Angst. Der Schwarzgekleidete Mann trug ein Samuarai-Schwert in den Händen. Dieser stellte sich vor ihnen hin und hob es an. Die Knebel ließen keine Schreie durch und beide Männer urinierten in ihre Hosen. Von den Hockern konnten sie nicht fallen bzw. rutschen, dicke Stricke hielten sie an je einen in die Erde gerammten Pfosten fest. Mit einem einzigen Schwertstreich rollten beiden Köpfe über den Waldboden. Der Henker kam aus seiner Hocke wieder hoch, steckte das Schwert theatralisch wieder in die Scheide und übergab es mit einer demütigen Geste dem Fahrer eines Siebener BMW´s. Dieser fuhr sofort los um es seinen drei Chefs zu übergeben. Die anderen Männer banden die nun kopflosen Körper los und setzen sie in den BMW, die aufgesammelten, vom feuchten Waldboden beschmutzen Köpfe mit den Weitaufgerissenen, Angstgeweideten Augen, legten sie zwischen den Füßen der kopflosen Männer. Ein Tankwagen fuhr rückwärts an den BMW heran. Mit einem Schlauch wurde das Auto mit Diesel und Benzin richtig durchgetränkt. Dann fuhren alle Autos weg von dem seit 2 Tagen gesperrten, sonst stark frequentierten Parkplatz. Ein riesiger Feuerball fuhr fauchend in die Höhe, hinterließ eine hohe Rauchsäule  und seit 3 Stunden lösche die Feuerwehr einen brennenden Parkplatz ca. 2 Stunden von Peters Heimatstadt, hörte Peters Mutter im Radio und schimpfte auf die verantwortungslosen Autofahrer. Gott sei Dank ihr Peter gehörte ja nicht dazu.  Antje war seit einer viertel Stunde mit dem Hausputz fertig und freute sich auf Peter und das Abendessen bei Peters Eltern, es sollte frischen Hackepeter und frische Hühnereier vom echten Bauernhof dazu geben. Sie freute sich, die Welt war in Ordnung !

   

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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