Anja Strässler

Die 4 Freunde - Ferien in Paris




Gabriela erwachte. Es war halb zehn Uhr und die Sonne schien schon hoch am Himmel. Gabriela wurde augenblicklich klar, was heute für ein Tag war; die Sommerferien hatten begonnen. Das bedeutete keine Schule, keine dummen Lehrer, kein Stress, kein frühes Aufstehen und keine Hausaufgaben. Wie toll!
Jemand klopfte laut an die Zimmertür und Gabriela erschrak. Entweder war es Christoph oder Marc. Wer würde es wohl dieses Mal sein? Gabriela konnte sich die Frage nicht beantworten, denn die Tür wurde schon geöffnet. „Gabi, auch schon wach?!“ „Marc! Wer hat es dir erlaubt, einfach so in mein Zimmer zu kommen?!“, fauchte Gabriela ihren zwei Jahre älteren Bruder an und schoss ihm ihr Kissen an den Kopf. „Hey, erstens ich bin fünfzehn, älter als du wie du vielleicht schon bemerkt hast, also habe ich mehr Rechte. Ich kann es mir erlauben, verstehst du?“ Marc lachte, weil Gabriela ihn grimmig ansah. „ Und eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass Mum einkaufen gegangen ist. Sie hat mir gesagt, ich soll dich wecken!“ Marc schoss Gabriela das Kissen zurück und fügte hinzu: „Und ausserdem hat Christoph gesagt, ich solle nicht auf dein Willkommenszeichen warten sondern einfach reinkommen!“ „ Ja, schön, danke für deine Auskunft. Und jetzt verschwinde!“ Marc hob entschuldigend die Hände, doch als ihm Gabriela einen wütenden Blick zuwarf, verliess er sofort das Zimmer.
Gabriela ging zum Fenster und sah hinaus auf die Strasse. Sie musste über ihre Worte staunen. In letzter Zeit verhielt sie sich irgendwie seltsam und sie fragte sich, woran das lag. Plötzlich hörte sie ein lautes Knurren, dass von ihrem Magen her kam  und sie zog sich rasch an. Dann ging sie runter in die Küche und setzte sich an den Tisch. Christoph hatte das Frühstück vorbereitet und Gabriela fragte sich, wie er auf diese Idee gekommen war. „Mum hat gesagt, ich soll das Frühstück machen“, erklärte Christoph, als hätte er ihre Gedanken lesen können. „Könntest du Marc bitte sagen, dass er nicht noch einmal einfach so in mein Zimmer kommen soll?“ „Ich werde es nicht wieder tun.“ Marc kam von hinten auf Gabriela zu und sah sie über ihre Schulter an. „Das Frühstück geht einfach ein bisschen zu lange“, meinte Gabriela und ass rasch ein Stück Brot auf. Dann sagte sie: „Ich muss noch wo hin! Ich bin etwa um…etwa um elf Uhr wieder da!“ Ruckartig stand sie auf und verliess das Haus. Gabriela wollte noch mit dem Hund der Nachbarin einen kleinen Spaziergang durch den Park machen.
„Guten Morgen, Gabriela! Schön, dich zu sehen!“, begrüsste die Nachbarin sie freundlich. „Guten Morgen, Mrs. Williams. Sie haben mir doch einmal angeboten, mit ihrem Hund einen Spaziergang zu machen. Tja, also jetzt hätte ich gerade so schön Zeit, vielleicht könnte ich jetzt…“ „Oh, ja sicher!“ Mrs. Williams schien erfreut zu sein und gab Gabriela eine Hundeleine. Und als ob der Hund das gehört hätte, tauchte er in der Tür auf und bellte fröhlich. Er schien zu wissen, dass er jetzt Gassi geführt wurde. „Ja, Jack, jetzt wirst du durch den Park geführt!“ Gabriela kniete neben dem Hund auf den Boden und band ihm die Hundeleine um den Hals.
Es dauerte nicht lange, bis Gabriela mit Jack beim Park angelangt war. Sie durchquerten ihn und an dem schönen See machten sie dann einen Halt. Gabriela holte sich beim Kiosk noch ein Eis und dann traten sie auch schon wieder den Rückweg an.
 

 

 
Die ersten beiden Ferientage waren toll gewesen und Gabriela erhoffte sich einen weiteren schönen Tag. Normalerweise wäre sie jetzt schon wieder in der Schule gewesen und hätte Mathematik gehabt. Doch jetzt waren Ferien. Gabriela hätte sie gerne in einem anderen Land verbracht, doch ihr Vater war in Amerika. Wegen etwas Geschäftlichem, wie Gabriela von ihrem Dad als Antwort bekommen hatte. Gabrielas Vater gab immer nur knappe Antworten, egal zu wem und auf welche Frage auch immer. „Gabriela, Post für dich!“, rief ihr ihre Mutter herauf. Von wem sie wohl war? Gabriela stürmte die Treppe runter in die Küche. Ihre Mutter hatte gerade die Zeitung geöffnet und begonnen darin zu lesen. Neben der Zeitung lag ein Brief. Gabriela nahm ihn an sich und las ihn in ihrem Zimmer durch. Er stammte von Lea. Lea war Gabrielas beste Freundin. Was darin stand, erfreute sie zum einen Teil, machte ihr zum anderen Teil auch ein wenig Angst. In ihrem Brief stand nämlich:
 
Liebe Gabi
 
Ich hoffe, dass du deine Ferien geniesst! Ich meine nämlich schon, denn ich verbringe die fünf Wochen mit meiner Familie in Paris. Es ist sehr schön hier und wir haben schon sehr viel unternommen. Einmal waren wir sogar auf dem Eifelturm gewesen! Doch was ich dir jetzt schreibe, wird dir wahrscheinlich Fragen durch den Kopf schiessen lassen! Ganz in der Nähe von unserem Hotel gibt es ein Haus. Wenn es wenigstens auch nur ein Haus wäre! Dort drin spukt es nämlich! Keine Geister, das vermutete ich nicht, aber es ist kein Witz! Luke und Alex, zwei Jungen, die ich hier in Paris kennengelernt habe, haben mir eine Geschichte erzählt. In dieses Haus traut sich niemand und wer sich doch traut, kommt da nicht mehr lebend raus. Wenn überhaupt…!
Zwei Jungen hatten einmal auf der Strasse vor dem Haus Fussball gespielt. Und einer der beiden Jungen kickte den Ball aus Versehen direkt durch das offene Fenster in das Haus. die Beiden waren in das Haus gegangen und sind nie wieder herausgekommen.
Ich glaube nicht an Geister, aber wenn du dieses Haus siehst…Gabi, du musst unbedingt nach Paris kommen, es ist hier wunderschön! Und nicht nur Paris, sondern auch Luke und Alex…Hehe! Die Adresse und den genauen Ort habe ich dir ja schon vor den Sommerferien mitgeteilt. Viele liebe Grüsse und bis bald, Lea
 
Es war ein ziemlich langer Brief gewesen und da Gabriela Leas Schrift ohnehin nicht besonders gut lesen konnte, brauchte sie noch länger. Als sie mit Lesen fertig war, musste sie lachen. Ihre beste Freundin war gestört! Und ihre beiden Freunde Luke und Alex, oder wie auch immer die beiden Jungen hiessen, waren ebenfalls gestört! Doch dann wurde Gabriela ernst. Was war, wenn Lea doch keinen Mist erzählte? Weshalb sollte Gabriela nach Paris kommen? Doch eigentlich freute sie sich, Lea zu sehen, wäre wirklich toll!
Sie spurtete in die Küche runter und erzählte ihrer Mutter von Leas Brief. Was sie allerdings ausliess, war das Haus, dass anscheinend spukte. Ihre Mutter überlegte kurz und meinte dann: „ Na ja, nach Paris zu gehen, wäre schon toll für dich, allerdings ist die Reise dahin nicht gratis. Aber wenn wir als Familie schon nichts zusammen unternehmen können, wieso nicht… okay, du kannst gehen, aber du musst mir versprechen, dich zu benehmen wie sonst immer. Ich denke dass du weisst, was ich damit sagen will. Und ausserdem musst du dafür sorgen, dass du dich verständigen kannst. Schliesslich sprechen die Leute da Französisch.“ Daran hatte Gabriela gar noch nicht gedacht. Im Französisch war sie nicht gerade die Beste, aber es war nicht so, dass sie es überhaupt nicht konnte.
 
Und so kam es, dass Gabriela am nächsten Tag um zehn Uhr in den Zug stieg und nach Paris fuhr. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie endlich dort war, aber zum Glück hatte sie ihren Mp3-Player und ein Buch zum lesen mitgenommen. Den Brief von Lea hatte sie mitgenommen und die Adresse und den Ort, an dem Lea ihre Ferien verbrachte, hatte sie auf einem Stück Zettel aufgeschrieben und ebenfalls mitgenommen. Immer wieder las Gabriela den Brief durch und fragte sich, wie viel von dem ganzen Text eigentlich stimmte. Sie kam zu dem Entschluss, dass alles stimmte. Wieso sollte ihr Lea denn einen Mist erzählen? Allerdings konnte Gabriela sich einfach nicht vorstellen, dass es Geister gab. Oder vielleicht meinte Lea gar nicht, dass sie an Geister, Gespenster, Hexen oder solche Wesen dachte, wenn sie das Haus sah? Doch was sollte es sonst sein? Sollte etwa jemand einen Streich spielen, Hunderte von Jahren lang?! Gabriela stellte sich diese Fragen den ganzen Weg, bis sie es aufgab und ein wenig Musik hörte. Dreimal wäre sie fast eingeschlafen, doch sie zwang sich, wach zu bleiben. Sie war gestern spät ins Bett gegangen, denn sie wollte unbedingt noch den Film anschauen, der immer in der Werbung gekommen war und den Gabriela seither schauen wollte.
Es schien ihr wie eine Ewigkeit, bis plötzlich eine Stimme durch den ganzen Zug sagte: „In zehn Minuten treffen wir in Paris ein.“ Das wurde dann noch auf Französisch, Italienisch und Englisch wiederholt. Gabriela wurde hellwach. Sie sah aus dem Fenster, doch es gab noch nicht sehr viel zu sehen. Deshalb suchte sie ihre Sachen zusammen und packte alles in ihren Koffer. Den Mp3-Player behielt sie jedoch an.
Als der Zug dann endlich zum Stehen gekommen war, beeilte sich Gabriela, hinauszukommen. Wo musste sie jetzt hin? Die Menschenmenge lief grösstenteils nach links und Gabriela beschloss, sich ihr anzuschliessen. Sie wusste, dass Paris sehr gross war und mit grösster Wahrscheinlichkeit fand sie das Hotel, in dem Lea ihre Ferien verbrachte, nicht.
Plötzlich läutete Gabrielas Handy und rasch nahm sie ab. „Hey Gabi, wo bist du?“ „Lea! Hör mal, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo ich bin! Könntest du nicht zum Bahnhof kommen und mich dort abholen?“ „Gabi, ich bin schon beim Bahnhof und warte auf dich. Ich habe dir im Brief doch geschrieben, wo wir uns treffen!“ „Ach wirklich? Kann mich gar nicht daran erinnern!“ „Hab ich es etwa vergessen? Oh, das tut mir aber Leid. Okay, ich erkläre dir jetzt genau, wo du hin musst.“ Lea erklärte es Gabriela so genau wie möglich und schliesslich trafen sich die Beiden im Bahnhof vor einem Restaurant.
„Oh Gabi, du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dich zu sehen!“ „Oh doch, ich glaube schon! Mann, wie kannst du dich in Paris nur so schnell zurecht finden?!“ „Ich bin ja schon einmal hier gewesen. Allerdings wirst du schnell sehen, dass es nicht lange dauert, bis man sich in der Gegend ein bisschen auskennt! Und jetzt komm, meine Eltern erwarten dich schon.“
Lea führte Gabriela durch den ganzen Bahnhof und dann einer Strasse entlang. Sie schwatzten auf dem Weg nicht viel und Gabriela fragte sich, wann sie wohl Luke und Alex kennenlernen würde. „Wer sind eigentlich Luke und Alex?“, fragte sie dann. „Oh, die wirst du heute noch sehen! Ich sag dir, sie sind nett und hübsch!“ „Und wie alt?“ „ So wie wir. 13. Hey und das Haus wirst du auch noch sehen. Ich schwör dir, es ist brutal!“ „Warst du schon mal drin?“ Gabriela wusste die Antwort schon.
Doch zu ihrem Erstaunen antwortete Lea: „Ja. Gestern Abend war ich mit Luke und Alex drin. Na ja, nicht ganz drin. Wir haben nur durchs Fenster geschaut und die Tür geöffnet. Wir wussten gleich, dass irgendetwas seltsam war an dem Haus und verschwanden dann wieder. Aber wir haben vor, doch hineinzugehen. Und deshalb wollte ich auch, dass du nach Paris kommst!“ Lea blieb stehen und drehte sich zu Gabriela um. „Und natürlich auch um dich zu sehen.“ „Oh, das darf ich doch hoffen! Hey, ist es noch weit?“ Gabriela taten langsam die Füsse weh. Paris war zwar eine schöne Stadt, sie hatte allerdings noch nicht viel davon gesehen. „Nein, das Hotel ist gleich da vorne.“ Lea zeigte unbestimmt nach vorne. Gabriela nickte.
„Du warst schon auf dem Eifelturm?“, fragte sie dann, um das Thema zu wechseln. „Ja. Am Samstag, gleich nachdem wir angekommen waren, wollten wir auf den Eifelturm gehen, doch da hatte es so viele Leute, dass wir wieder zurück ins Hotel gegangen sind. Und dann am Sonntag gingen wir noch einmal hin. Es hatte zwar wieder sehr viele Leute, doch Dad meinte, dass es wahrscheinlich nie besser wäre. Also sind wir hinaufgegangen. Ich sag dir, es war total cool!“ Gabriela war noch nie auf dem Eifelturm gewesen. Der Eifelturm ist ein sehr berühmter Turm und Gabriela wollte auch dort hinaufgehen.
„Gehen wir dann auch mal noch auf den Eifelturm?“ „Wenn du willst. Wir müssten einfach noch meine Eltern fragen…hey, ich habe eine Idee! Wir könnten Luke und Alex fragen, ob sie mitkommen. Sie sind bestimmt schon einmal oben gewesen und ausserdem kennen sie sich gut aus in Paris!“ Lea war begeistert von ihrer Idee. "Das müssen ja zwei Jungen sein! Die muss ich unbedingt kennenlernen! Aber Lea ist voll durchgedreht!", dachte Gabriela bei sich. „Hey, Gabi! Das ist unser Hotel! Komm! Und danach zeige ich dir das schreckliche Haus. Und Luke und Alex nehmen wir mit!“ Lea führte Gabriela durch das Hotel, eine Treppe hinauf und zu ihrem Zimmer. „Hi Mum, hi Dad!“ Lea blieb vor ihren Eltern stehen. „Lea! Und hallo Gabriela. Bist du gut angekommen?“, fragte Leas Mutter  und gab Gabriela zur Begrüssung die Hand. „Tja, wenn man das gut angekommen nennt, ja.“ Gabriela lächelte schwach und hoffte, dass Lea etwas sagen würde, damit sie wieder gehen konnten. Nicht dass sie Leas Eltern nicht mochte, aber sie wollte endlich Luke und Alex und das Haus sehen. „Hey Mum, ich zeige Gabi noch ein bisschen Paris. Wir sind etwa um sechs Uhr wieder da!“ Lea nahm Gabrielas Koffer und brachte ihn in das hintere Zimmer. Dort stellte sie ihn wieder ab und kam dann wieder zu ihren Eltern. „Nein, das ist eigentlich nicht gut… Wir wollten doch heute im Restaurant zu Mittag essen gehen“, erinnerte ihre Mutter sie. „Mum, können wir das nicht verschieben?“ „Na gut, dann treffen wir uns heute Abend um sechs Uhr beim Dragon Rouge“, meinte Leas Vater.
Zufrieden machten sich Gabriela und Lea auf den Weg zu Alex. Alex war sehr erfreut, Lea zu sehen. „Und du bist sicher Lea Freundin. Gabriela, stimmt`s?“, fragte er Gabriela. Diese antwortete ihm: „Ja. Aber nenn mich bitte Gabi, ich hasse es, Gabriela genannt zu werden!“ Gabriela lächelte. Alex war ziemlich süss: er hatte hellbraune Haare und braune Augen. Er war nicht besonders gross, allerdings war er auch nicht sehr klein. Er hatte eine ziemlich bleiche Haut.
„Okay, Gabi. Warst du schon einmal in Paris?“ „Nein, aber ich war schon einmal in Frankreich in den Ferien. Weshalb sprichst du Deutsch? Du wohnst ja schliesslich in Paris.“ „Na ja, früher habe ich in der Schweiz gewohnt. Aber mein Vater hat ne ziemlich gute Arbeitsstelle hier in Paris gefunden. Und so sind wir eben umgezogen. Bei Luke war es ähnlich. Ich weiss es nicht genau, ich habe ihn noch nie genau gefragt. Aber er spricht auch nicht gerne darüber.“
Die drei Kids machten sich auf den Weg zu Luke, der praktisch nebenan von Alex wohnte. „Hi Luke!“ „Hi Lea, hi Alex…du bist sicher Gabriela, Leas Freundin. Oder?“ Luke schien sehr erstaunt über Gabrielas Besuch zu sein. „Gabriela. Also alle nennen mich Gabi.“ Luke hatte blonde Haare und wie Alex braune Augen. Er war aber um einiges grösser als Alex und hatte Sommersprossen im Gesicht.
„Okay, Gabi. Bist du schon lange hier?“ „Nein, ich bin erst gerade angekommen, eigentlich. Und ich war auch noch nie hier.“ „Paris ist eine schöne Stadt, das wirst du sehen. Hey Lea, hast du Gabi das Haus schon gezeigt?“ „Nein, noch nicht. Wir sind auf dem Weg zum Haus und ich dachte, dass wir euch mitnehmen könnten.“ „Das war eine gute Idee, also dann kommt mit.“ Luke ging voraus die Strasse entlang. Plötzlich blieb er stehen und zeigte auf ein Gebäude, das rechts von der Strasse war. „Das ist es“, sagte er leise. Gabriela machte gleich einen Schritt zurück. Sie starrte auf das hölzerne, geheimnisvolle Haus. Zwar sah das Haus nicht sehr gespenstisch aus, doch es sah nicht wie ein Haus aus. Die Form, das Holz, die Fenster. Alles schien so fremd. „Wie…wie alt ist denn das Haus?“, wollte sie dann wissen. „Keine Ahnung. Bestimmt über hundert Jahre alt“, schätzte Alex.
Luke öffnete das Gartentor, das quietschend auf die Seite aufklappte. Er ging zur Haustür und öffnete sie leicht. Gabriela glaubte, Schreie gehört zu haben und gespenstisches  Gelächter. „Wohnt denn niemand in dem Haus?“, fragte sie leise und sah Lea fragend an. „Nein, glaube nicht. Komm, wir gehen mal zu Luke.“ Lea hielt Gabriela an der Hand und zog sie hinter sich her zu Luke. Dieser stand nämlich immer noch bei der Tür.
Als Gabriela und Lea bei ihm waren, öffnete er die Tür mit dem Fuss noch ganz. Gabriela starrte in das düstere Licht. „G… Gibt es hier auch Licht?“, stotterte sie. „Wahrscheinlich schon. Aber wenn es funktioniert, dann lach ich“, antwortete Alex, der inzwischen auch hinzugekommen war. Durch die schmutzigen Fenster schien ein wenig Sonnenlicht und liess einen Blick auf eine Treppe werfen. „Irgendwie würde ich sehr gerne hineingehen“, murmelte Gabriela. „Ja, ich auch. Aber ich habe dir im Brief die Geschichte doch geschrieben“, erinnerte Lea sie. „Die mit den beiden Jungen?“ „Ja, die.“ „Hey ihr Beiden, seid mal still! Ich finde, dass wir wirklich reingehen sollten“, meinte Alex. Luke nickte. „Ja, das sollten wir!“ „Und was, wenn wir nie wieder aus dem Haus kommen? So wie die beiden Jungen?“ Gabriela sah Luke fragend an.
„Das ist eine Geschichte. Wir können sie nicht glauben, wenn wir es selbst nicht ausprobiert haben. Und wenn die beiden Jungen wirklich nie wieder rausgekommen wären, dann frage ich mich, woher die Geschichte stammt“, sagte Luke mit einer überzeugenden Stimme. „Na ja, vielleicht hat jemand sie gesehen“, schlug Alex vor. „Als sie reingegangen waren? Glaubst du? Die Person kann doch nicht wissen, dass die beiden Jungen nie wieder rausgekommen sind. bestimmt ist sie nicht die ganze Zeit stehen geblieben und hat das Haus beobachtet. Oder glaubst du etwa schon?“ „Luke! Wenn die beiden Jungen je wieder rausgekommen sind, dann würden sie bestimmt nicht so einen Schrott erzählen, oder?“ „So hört doch auf! Ist doch egal, was mit denen passiert ist. Gehen wir nun rein oder nicht?“ Lea sah Alex und Luke genervt an. Doch dann lächelte sie leicht und machte einen Schritt in das Haus. Gabriela folgte ihr und blieb ihr dicht auf den Fersen. Alex und Luke kamen ebenfalls hinterher und sahen sich ängstlich um.
Das Haus sah von innen noch viel schrecklicher aus. Die Stube bestand aus einem sehr alten Kasten und einem kleinen, hölzernen Tischchen. Daneben stand ein Stuhl, der ebenfalls aus Holz war. In dem Haus war alles aus Holz, wie Gabriela vermutete. Die vier Kids schlichen in die Küche rüber, die einen Raum weiter hinten war. Sie war ganz altmodisch, mit einem Herd, und hölzernen Schränkchen links und rechts davon. Es gab auch einen Tisch mit zwei Stühlen, bei denen einer davon ein Stuhlbein zu wenig hatte. Alles war verstaubt und es luftete leicht, was alles noch geheimnisvoller aussehen liess.
„Hey, kommt, gehen wir mal rauf!“, raunte Alex seinen Freunden zu und verliess den Raum leise. Er ging voraus die Treppe hinauf und sah sich nach links und rechts um. Oben angekommen blieb er stehen. Vor seiner Nase gab es bloss eine Tür und links und rechts je einen Gang mit noch mehr Türen auf den Seiten. „Wir teilen uns auf“, schlug Gabriela vor. „Gute Idee. Ich gehe mit dir und Lea geht mit Alex.“ Luke ging schon voraus nach links und Gabriela folgte ihm. Vor der ersten Tür links von ihnen hielt Luke an. Ohne Gabriela zu fragen, öffnete er die Tür. In dem Zimmer gab es nur ein Bett und einen Schrank. Im nächsten Zimmer gab es ein Pult und ebenfalls ein Bett. In den anderen Zimmern gab es auch Betten und teilweise Schränke und Pulte.
Als Luke und Gabriela beim letzten Zimmer angekommen waren, dass nun vor ihnen war und nicht links oder rechts, bemerkte Gabriela: „Zimmer 13.“ „Willst du mir etwa Angst einjagen?! Ich bin nicht abergläubisch.“ Luke drehte sich um und Gabriela sah ihm in sein lachendes Gesicht. Er öffnete die Tür und schrie vor Schreck gleich auf. „Psst, sei ruhig!“, raunte ihm Gabriela zu und sah ihm über die Schulter. Doch als sie sah, was in dem Zimmer war, wollte sie am liebsten auch schreien. „Hey, was ist los?“ Erschrocken drehten sich Gabriela und Luke um. Sie beruhigten sich wieder, als sie sahen, dass es nur Alex und Lea waren, die wahrscheinlich den Schrei von Luke gehört hatten. Gabriela machte den beiden Platz und liess sie in das Zimmer schauen. Leas Mund öffnete sich weit und sie starrte auf den Boden. „Skel… Skelette!“, murmelte sie dann und wäre am liebsten im Boden versunken. Rund um die Skelette, es mochten gut 30 sein, war vertrocknetes Blut zu sehen. Sogar an den Schränken, von denen es in diesem Zimmer weitaus mehr hatte als in allen anderen Zimmern. Alex machte einen Schritt in das Zimmer und sah sich genauer um. Sein Blick blieb bei dem Nachttischchen hängen. Nervös ging er auf das hölzerne Tischchen zu und starrte auf einen Zettel, auf dem etwas gekritzelt war. „Kommt mal her!“, rief er den anderen zu und winkte sie herbei. „Was ist denn? Was hast du gesehen?“ Gabriela trat neben Alex und sah sich den Zettel unsicher an. Dann nahm sie ihn in die Hand und begann vorzulesen:
"Wer dieses Haus betritt, betritt die Hölle, den Tod. Wem das Rätsel in die Hand fällt, dem fällt der Weg zur Hölle, der Weg zum Tod, in die Hand. Und wer dem Rätsel auf die Spur kommt, komm dem Weg zur Hölle, dem Tod, auf die Spur. „Was soll denn das heissen?“ Luke sah Gabriela über die Schulter und warf einen Blick auf den Zettel. „Was für ein Rätsel?“ Alex nahm Gabriela den Papierfetzen aus der Hand und las ihn noch einmal für sich durch. „Hast du noch nie eine so genaue Auskunft gekriegt? Ist doch ganz klar! Na ja, zumindest der erste Teil. Das mit dem…“ Gabriela sah kurz auf den Zettel, den Alex immer noch in der Hand hielt und zitierte dann den ersten Teil: „ Wer dieses Haus betritt, betritt die Hölle, den Tod.“ „Bedeutet das, dass wir jetzt sterben?“ Luke verstand es nicht ganz. Doch dann erinnerte er sich wieder an die Geschichte mit den beiden Jungen. Sie waren nie mehr aufgetaucht. „Das sollte es bedeuten, ja. Aber wir leben ja noch. Und in diesem Haus herrscht Totenstille! Was soll uns denn schon passieren?“ Lea konnte ihre Freunde damit nicht wirklich beruhigen. „Totenstille?!“ Alex war entsetzt über diesen Ausdruck. Plötzlich klirrte etwas. Alle vier Kinder schrieen gleichzeitig auf. Ein Fenster war kaputt gegangen und die Scherben flogen in der Luft herum. Gabriela war am nächsten bei dem Fenster gewesen und schrie vor Schmerzen auf.
Anscheinend hatten die Scherben sie verletzt. Die anderen drei bückten sich, um sich von den Scherben zu schützen. Dann war es wieder still, mucksmäuschenstill. Oder totenstill, wie Lea es nannte. Keiner der Kinder wagte es, sich zu rühren. „Seid ihr in Ordnung?“, brach dann Lea nach einer Weile das Schweigen. „Ja, ich glaube schon…“ Unsicher sah Alex zu Gabriela, die immer noch schützend die Hand vor ihr Gesicht hielt. „Gabi, geht’s?“ Lea stand auf und ging zu ihrer Freundin. Blut rann ihr das Gesicht hinunter und sie weinte. „Sieht nicht gut aus, kommt, gehen wir lieber!“ Lea legte ihre Hand auf Gabrielas linke Schulter. „Nein, nein, es geht schon“, murmelte sie und fasste sich an die Wunde. Dabei verzog sie schmerzen verzerrt das Gesicht. „Nein, es geht nicht!“, widersprach Lea. „Gehen wir.“ Luke und Alex waren inzwischen auch hinzugekommen und stimmten Lea zu. Gabriela hatte sich nicht nur am Kopf verletzt, sondern auch am rechten Arm. Die vier Kinder verliessen so schnell wie möglich das unheimliche Zimmer und stürmten runter zum Eingang. Zu ihrem Erstaunen war sie zu.
„Ich bin mir sicher, dass wir die Tür offen gelassen haben“, murmelte Alex. „Ja, wir haben sie offen gelassen“, stimmte ihm Luke zu. Alex schüttelte den Kopf und drückte die Türklinke runter. Doch die Tür war verschlossen! „W…was ist denn da los?!“ Alex rüttelte an der Tür, versuchte sie vergeblich aufzumachen. „Wer hat denn die Tür abgeschlossen?“, wollte Lea mit ängstlicher Stimme wissen. „Keine Ahnung!“, antwortete Alex. „Das erinnert mich an die Geschichte mit den beiden Jungen. Sie sind nie wieder aus dem Haus gekommen, wie man sagt! Und wisst ihr noch, was auf dem Zettel gestanden hat?“
Luke war sehr nervös und die Geschichte machte ihm je länger je mehr schrecklich grosse Angst. „Wer dieses Haus betritt, betritt die Hölle, den Tod“, zitierte Gabriela mit geheimnisvoller Stimme. „Erinnere mich gar nicht erst daran!“, warnte sie Lea. „Kommt, ich will endlich aus diesem verdammten Haus!“ Luke holte aus der Stube den Stuhl und kam damit wieder zurück. Neben der Tür befand sich ein Fenster. Luke trat davor, holte mit dem Stuhl aus und schlug das Fenster ein. „Kommt, gehen wir einfach durchs Fenster! Besser, als hier drin zu sein und warten, bis die Geister uns fressen kommen!“ Luke wollte schon durch das Fenster steigen, als von oben her eine unheimliche Stimme donnerte:
„Stopp! Du bleibst schön hier, Junge! Ihr alle bleibt hier, ihr bleibt hier bis ihr tot seid!“ Erschrocken wandten sich die Kinder der Treppe zu. „Wer ist da?!“, schrie Alex mit unsicherer Stimme hinauf. Niemand war zu sehen. „Hallo!“, schrie Luke. „Haha! Ihr kommt nicht raus! Ihr werdet schön brav hier bleiben und sterben!“ Die Kinder wandten sich der Küche zu, denn nun kam die Stimme von dort. Alex flitzte in die Küche, doch auch dort war niemand zu sehen. Langsam überkam ihn die Angst. Er ging wieder zu seinen Freunden zurück, um nicht alleine herumstehen zu müssen. Als er in ihre Gesichter sah, erkannte er auch ihre Angst. Er war froh, nicht der Einzige zu sein, der Angst hatte. „Was sollen wir tun? Wir kommen nicht raus! Die Tür ist abgeschlossen und durch das Fenster brauchen wir zu lange. Höchstens einer von uns käme raus. Und was mit den anderen dann passiert, will ich gar nicht erst wissen!“, meinte Gabriela. „Ja es stimmt schon. Wir müssen dafür sorgen, dass wir immer zusammen bleiben. Immer. Niemand geht irgendwo alleine hin! Nie!“, stellte Luke klar. Lea, die sich die letzten paar Minuten einfach nur dagestanden war, meldete sich: „Und was, wenn einer von uns aufs Klo muss?“
Es war zwar eine dumme Frage und Alex nervte sich total darüber, aber es war natürlich auch eine sehr gute Frage. „Na ja…also ich denke, dass derjenige dann aufs Klo geht und die anderen vor der Tür warten. Oder wenn Lea zum Beispiel aufs Klo muss, kann Gabriela ja mitgehen, auch wenn das vielleicht nicht gerade so… na ja, es wäre dann einfach sicherer“, meinte Alex dann. Damit war alles klar. Abgesehen von der einzigen Frage, die jedoch niemand von ihnen beantworten konnte. Wie sollten sie jemals herauskommen? Und wer war das, der die ganze Zeit zu ihnen sprach? Plötzlich ertönte die unheimliche Stimme wieder, dieses Mal von der Stube kommend: „Ihr habt nur eine einzige Chance, hier raus zu kommen! Und ihr wollt doch sicher wissen, welche Chance, oder?“ „Wer bist du?! Und wo bist du?!“, schrie Alex unbestimmt in eine Richtung. „Haha! Das erfährst du besser nicht! Also es ist ein Rätsel. Im Zimmer Nummer 13 liegt ein Zettel. Ihr habt ihn schon gesehen. Dreht ihn um, dort steht das Rätsel drauf. Ihr habt 48 Stunden Zeit, um es zu lösen. Falls ihr es nicht lösen könnt, dann werdet ihr alle getötet! Es gibt keine zweite Chance!“ „In was sind wir da bloss reingeraten?“ Gabriela suchte in der Dunkelheit die Gesichter ihrer Freunde.
Wenn meine Mutter mich nicht nach Paris gelassen hätte, dann wäre ich jetzt auch nicht hier. Mann, in was sind wir da bloss reingeraten! Gabriela schüttelte die Gedanken weg, die ihr jetzt durch den Kopf gingen. Sie hätte Lea umbringen können, dafür, dass sie ihr einen Brief geschrieben hatte. Aber wahrscheinlich würde es sowieso nicht mehr lange dauern, bis sie alle tot waren. Gabriela wollte nicht schlecht über ihre Freundin denken, schliesslich hätte sie ja auch nein sagen können und nicht kommen müssen. Aber sie hatte Lea vermisst und nichts konnte sie daran hindern, ihre beste Freundin zu sehen. Und das würde auch immer so bleiben – sofern es für sie überhaupt noch eine Zukunft gab! „Kommt, wir wollen keine Zeit verlieren. Schliesslich läuft sie davon und wir haben nur 48 Stunden Zeit!“ Luke ging voraus die Treppe hinauf und ins Zimmer 13.
Die anderen folgten ihm dicht auf den Fersen. Lea nahm dann den Zettel an sich und drehte ihn um. „Eine Zeichnung“, stellte Alex fest. „Ja und ich weiss auch was für eine Zeichnung.“ Luke war sehr gut im Kartenlesen und erklärte stolz: „Das ist ganz logisch eine Zeichnung von diesem Haus! Das ist der Eingang zu unserem Rätsel.“ „Hey, ich habe gar nicht gewusst, dass es im rechten Gang hinten auch noch ein Zimmer hat!“, murmelte Lea. „Ja, ist mir auch ganz unbekannt. Kommt, sehen wir uns das einmal an.“ Alex nahm Lea den Zettel weg und lief voraus den Gang entlang bis ganz nach hinten, wo aber bloss eine Wand zu sehen war. „Nur eine Wand“, stellte Luke fest. „Das kann nicht sein! Der Zeichnung nach gibt es hier einen Raum!“ Alex schlug auf den Zettel. Gabriela war inzwischen ein bisschen näher gegangen und suchte die Wand ab. „Vielleicht“, meinte sie, „ist es ja ein geheimer Raum.“ „Ein geheimer Raum? Babykram! Nein, bestimmt ist es einfach falsch eingezeichnet!“, wich Luke ab. Doch Gabriela schien Recht zu haben. Denn plötzlich drehte sich die Wand und Gabriela war verschwunden. „G…Gabi?“ Luke machte einen Schritt auf die Wand zu. Er staunte. Nie im Leben hätte er gedacht, dass da tatsächlich ein geheimer Raum, besser gesagt, eine Wand, die sich drehte, befand! Plötzlich drehte sich die Wand wieder und Luke machte einen Satz nach hinten. „Gabi!“ Lea war froh, ihre Freundin wieder zu sehen.
„Seht ihr? Ein geheimer Raum! Kommt rein! Der Raum scheint ziemlich gross zu sein und…es gibt kein Licht.“ Gabriela machte ihren Freunden Platz, damit sie reinkommen konnten. Als alle drin waren, drehte sich die Wand wieder und alles war wie vorher. Doch für die Kids war alles anders. Sie sahen überhaupt nichts, in dem Raum gab es nicht einmal ein Fenster, durch das die Sonne hätte scheinen können. Alex machte einen Schritt nach vorne und schlug sich dabei sein Knie an etwas Hartem an. „Ah! Gibt es hier denn kein Licht, verdammt noch einmal!“ Gabriela tastete sich der Wand entlang, bis sie etwas spürte, das sich wie ein Lichtschalter anfühlte. Sie wusste, dass es in diesem Haus kein Licht gab, doch sie versuchte ihr Glück und drückte drauf.
Zu ihrem grossen Erstaunen wurde es hell im Raum und ängstlich sahen sich die Vier um. Es war ein ganz anderes Zimmer als alle anderen, keine alten Holzmöbel, keine Betten, deren Betttücher bis zum Gehtnichtmehr verstaubt waren, keine Skelette am Boden und kein Blut an den Wänden. Stattdessen gab es ein Pult, auf dem eine neumodische Lampe stand und daneben drei Stapel Bücher, dünne und dicke. Es gab auch ein Bett, aber es war aus schönem, hellem Holz und der Bettanzug war hellblau. Kein Stäubchen war irgendwo zu sehen, auch nicht an dem grossen Schrank, der ganz am Ende weit vorne im Zimmer war.
Alex`s Knie schmerzte immer noch und er sah sich um, woran er sich sein Knie denn angeschlagen hatte. Es war ein kleines Tischchen aus Glas gewesen. Dahinter befand sich ein Sofa! „Mann, was ist denn das!“ Luke verstand das Ganze nicht. Wo waren sie denn nun? Vorhin gerade noch in einem alten, gespenstischen, voll verstaubten hölzernen Haus mit Zimmern, in denen sich Skelette befanden, alte Schränke, blutverschmierte Böden und Wände und Möbel. Von einem Schrotthaufen in ein Schloss! Ja, so hätte man das bezeichnen können. „Ich verstehe das nicht. Wieso ist hier alles so… anders? Neumodisch?“ Gabriela schüttelte verwirrt den Kopf. Alle waren ein bisschen verwirrt und Alex wagte es dann sich auf das Sofa zu setzen. „Ist doch eigentlich gar nicht so schlimm. Wenigstens wirkt es hier nicht so gruselig wie sonst im Haus!“ Er lachte zufrieden. Doch es gab kein Fenster. Das fehlte hier irgendwie. Es war seltsam…es passte einfach nicht zu allem, was sonst zu sehen war. Kein Fenster, das war irgendwie…ja, seltsam. „Vergesst das Rätsel nicht!“, erinnerte sie die Stimme wieder. „Wer sind Sie? Wo sind Sie?“ Alex hatte es schon ein paar Mal gefragt und nie eine Antwort bekommen.
Er war sich sicher, dass er auch dieses Mal keine bekommen würde. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es besser ist für dich wenn du es nicht weißt! Ausserdem“, warnte das Etwas mit drohender Stimme, „ausserdem müsste ich dich umbringen, wenn ich es dir sagen würde!“ Ein geheimnisvolles Lachen ertönte, dann war es wieder still. Es war wie ein Geist, der kam und wieder verschwand. Aber was es wirklich war, wollten alle vier Kids nicht wirklich wissen. „Das Rätsel, ja! Das Einzige, was wir gesehen haben, ist eine Zeichnung. Mit einem Raum zu viel, den wir inzwischen aber schon gefunden haben. Was soll denn das Rätsel daran sein?“, wollte Gabriela verständnislos wissen und liess sich neben Alex auf das Sofa fallen. „Ja, vielleicht ist ja eben genau das das Rätsel“, schlug Lea vor und setzte sich neben Gabriela hin. Luke war der Einzige, der jetzt noch stand. Doch es schien nicht so, als wollte er sich setzen. Alex fragte ihn auch gar nicht erst danach, weil er fürchtete, dass Luke wütend werden würde.
„Wenn das wirklich das Rätsel ist, dann frage ich mich einfach, wie wir das lösen sollen!“ Gabriela sah ihre Freundin fragend an. Doch Lea schien genau so viel Ahnung zu haben wie sie, denn sie sah Gabriela hilflos an und hob die Augenbrauen. Luke hatte sich ein wenig genauer umgesehen und kam jetzt mit einem Zettel in der Hand hergeeilt. „Hey, ich habe was gefunden!“ Stolz hielt er seinen Freunden den Zettel vor die Nasen. Gabriela senkte die Augenbrauen, sah einmal vom Zettel zu Luke und von Luke wieder zum Zettel. Dann riss sie ihn ihm aus der Hand und las vor: "Was das Rätsel ist, das erfahrt ihr hier. Ihr sucht nach einem schönen, roten, runden Kristall. Er ist irgendwo in diesem Haus. Aber lasst euch keine Zeit, das Rätsel ist dann noch nicht vorbei! Was der Stein soll und wofür er gut ist, das müsst ihr herausfinden. Ihr kommt sonst nicht aus dem Haus, merkt euch das!" „Ich glaub ich spinne! 48 Stunden Zeit, um einen Kristall zu finden, in einem Haus, das voll Spinnen und deren Netze überhäuft ist, in einem Haus, welches von Geistern verflucht ist, in einem Haus, das ich so was von überhaupt nicht leiden kann!“, empörte sich Alex. „Hör auf, du klingst ja wie ein Mädchen!“, bemerkte Luke. Lea und Gabriela fragten sich, weshalb nur Mädchen so etwas sagten, aber es dauerte nicht lange, bis sie zu dem Schluss kamen, dass alles, was nicht so voll krass tönte, nicht von Jungen kommen konnte.
Jungs waren ja so egoistisch! „Alex, du hast keine Wahl. Besser gesagt, wir haben keine Wahl. Entweder Spinnen, Spinnennetze, Gespenster und schreckliches, verfluchtes Haus, dafür Leben, oder gemütlich dasitzen, Party, Sofa, schlafen, dafür Tod“, erklärte Gabriela und lächelte ein wenig. In was sie da reingeraten waren, war wie ein Albtraum. Und sie konnten nur hoffen, dass bald der Wecker klingeln würde und sie in die Schule mussten. Ja, in die Schule! Dann könnten sie einfach noch einmal von vorne beginnen und diesen furchtbaren Albtraum vergessen.
Doch wenn das ein Traum war, dann musste sich Gabriela gestehen, dass es ein ziemlich echter Traum war. Schmerzen, wirklich fühlbar, mit Ängsten, die ihr den Atem verschlugen und sie fast in Ohnmacht fallen liessen, mit Bildern, die so echt waren wie die Realität! Nein, das war kein Traum. Gabriela war sich da ganz sicher. „Also ich würde gerne noch leben…ihr nicht auch?“ Gabriela sah in die Runde. Alle nickten, doch Gabriela war sich sicher, dass sie das Rätsel nicht lösen konnten. Wie auch? Sie hatten keine Hinweise, keine Hinweise auf auch nur das kleinste Partikel in diesem Haus. Wo sollten sie suchen? Das Haus war sehr gross, zu gross für so kleine Dinge. „Wir sollten keine Zeit verlieren. Es steht auf diesem Zettel und auch ohne ihn wüssten wir, dass wir keine Zeit verlieren dürfen! Je schneller wir beginnen, desto mehr Zeit haben wir dann, etwas zu klären, was noch unklar ist“, meinte Luke und stand auf. „Ja, ich hätte da noch eine Frage!“ Alex hob rasch die Hand. „Alex, wenn wir Zeit haben. Im Moment haben wir für nichts Zeit! Für nichts, hörst du! Die restliche Zeit, die wir haben…das sind noch knapp 47 Stunden, sollten wir damit verbringen, unser Leben zu retten!“, sagte Luke in einem heldenhaften Ton.
Gabriela verdrehte die Augen. Jungs waren wirklich egoistisch und würden das wahrscheinlich immer bleiben. Doch sie stand wie ihre Freunde auf und ging zur Wand, wo sie vor etwa 15 Minuten rein gekommen waren. Gabriela drückte dagegen und eine Sekunde später waren sie wieder in dem alten, hässlichen Haus. Lea lief es gleich kalt den Rücken hinunter und sie wollte gar nicht erst wissen, wo sich das Wesen, welches immer wieder zu ihnen sprach, versteckte. Vorsichtig huschten die vier Kids die Treppe runter. „Okay. Ich denke, dass wir uns aufteilen. Ich gehe mit Lea in die Küche und du Luke suchst mit Gabriela hier einmal nach diesem…Kristall!“, meinte Alex. Luke nickte und begann, mit Gabriela in der Stube zu suchen. Sie öffneten den Schrank, in dem es aber nur Kleider gab. „Räum die Kleider aus! Ich suche inzwischen einmal alle Ecken und so weiter ab.“ Gabriela nickte und führte Lukes Befehl aus. Sie schmiss alle Kleider auf den Boden, durchsuchte alle bis auf das letzte Kleidungsstück. Doch nirgends war der Kristall zu sehen. „Komm, gehen wir zu Alex und Lea. Vielleicht waren sie ja erfolgreicher als wir“, murmelte Luke, nachdem sie die ganze Stube bis auf das letzte Spinnennetz abgesucht hatten. Doch als sie in der Küche angekommen waren, sahen sie, dass Alex und Lea ebenso erfolglos waren wie sie, denn sie sassen an dem kleinen Esstisch und überlegten, was sie tun sollten.
„Ah, auch nichts“, bemerkte Luke. „Okay. Wir suchen im nächsten Stockwerk!“ Alex stand auf und sah Gabriela mit einem ängstlichen Blick an. Dann murmelte er etwas Unverständliches und ging voraus ins obere Stockwerk. Die anderen folgten ihm und sahen sich immer wieder um, ob sie nicht vielleicht ganz plötzlich etwas glänzen sahen. „Ich gehe mit Gabi links und ihr beide geht rechts“, befahl Alex und zog Gabriela am Arm hinter sich ein Stück weit her. Jedes Zimmer suchten sie ab, bis sie schliesslich beim letzten Zimmer angekommen waren. „Wenn ich nur schon daran denke, Skelette zu sehen, wenn ich diese Tür aufmache, dann…“ Gabriela beendete ihren Satz nicht. Was war, wenn sie daran dachte, dass sich in diesem Zimmer Skelette befanden? Was? Sie wusste es nicht. Alex jedoch öffnete die Tür ohne länger zu warten und betrat das Zimmer. Als er die Skelette betrachtete, blieb er stehen und fragte sich, wie sie alle hierher kamen. „Okay. Du suchst hier hinten und ich da.“ Alex zeigte unbestimmt in zwei verschiedene Richtungen und Gabriela entschied sich, einfach mal links zu gehen und jede Ecke abzusuchen.
Sie suchte in dem Schrank und auf dem Nachttischchen, unter und auf dem Bett. Doch nirgends fand sie etwas, das glänzte. Nichts aus Stein, ja nicht mal etwas, das rot war. Alex sah auch nicht gerade so aus, als ob er etwas gefunden hätte. „Also gut, gehen wir zu den anderen“, beschloss er dann und verliess das Zimmer, ohne auf Gabriela zu warten. Doch diese blieb im Zimmer. Irgendwie hatte sie so ein seltsames Gefühl, dass hier in diesem Raum die Lösung war für das, was sie suchten. „Sie sah sich noch einmal alles genau an und überlegte, wie viele Menschen schon hier gewesen sein mussten, damit es so viele Skelette in einem einzigen Raum gab. Vielleicht war dieses Zimmer ja so eine Art Leichenzimmer.
Viel bräuchte es ja nicht mehr, dachte Gabriela und lächelte kurz. Abgesehen von den wenigen Möbeln und dem Bett sah dieses Zimmer wirklich aus wie ein Leichenzimmer. Oder Skelettzimmer…Gabriela hatte in Filmen und auf Bildern schon oft Skelette gesehen, doch dass sie wirklich so aussahen, hätte sie nicht geglaubt. Sie erinnerte sich an die letzte Biologiestunde…da hatte der Lehrer ein Skelett aus Plastik mitgebracht und Gabriela hatte sozusagen dagegen protestiert. Ihr Lehrer hatte ihr dann erzählt, dass es früher in den Schulen echte Skelette gegeben hatte. Er hätte es sogar selber erlebt. Und er hatte ihr gesagt, dass ein Skelett wirklich so aussah.
„Gabi, wo bleibst du denn?! Wir wollen nicht, dass jemand alleine ist!“ Erschrocken wandte sich Gabriela zur Tür und erblickte Alex. „Komme ja schon.“ Gabriela sah die vielen Skelette zum letzten Mal an und lief dann Alex hinterher zu den anderen. Diese strahlten übers ganze Gesicht. „Sieh doch, was wir gefunden haben, Gabi!“ Luke hielt in den Händen ein Tuch, in dem etwas Rundes zu sein schien. „Ihr habt… habt ihr etwa…“ Gabrielas Mund stand weit offen und sie ging näher zu Luke. Dieser öffnete die Hand und legte das Tuch mitsamt dem Inhalt in die Hände von Gabriela. Rasch öffnete diese das Tuch – und staunte.
Es war der rote, runde, glasklare Kristall! Feuerrot war er. Gabrielas Augen glänzten, genauso wie die ihrer Freunde. Sie hatten den Kristall gefunden! „Und jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wofür er gut ist“, stellte Lea klar. „Ja. Und wie wollen wir das anstellen? Hat jemand einen Vorschlag?“ Alex wusste nicht, wie sie weiterfahren sollten. Er hoffte deshalb, dass seine Freunde eine gute Idee haben würden. „Ja, vielleicht ist er ein…ein so genannter Heilungsstein oder wie man dem sagt“, schlug Luke vor. „Mann, Luke, du abergläubiger Dummkopf du!“, schimpfte Alex und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht abergläubisch!“, protestierte Luke. „Vielleicht“, meinte Gabriela, „vielleicht ist es wirklich so eine Art Heilungsstein. Vielleicht kann er etwas rückgängig machen oder Menschen wieder zum Leben bringen oder so. Ich hab das mal in so einem Film gesehen.“ „Ja, sicher, in einem Fantasy-Film oder Seance Fiction, aber ein Stein ist und bleibt ein Stein. Du hast wahrscheinlich zu viel Harry Potter gesehen!“ Alex schüttelte wieder den Kopf. „Also ich finde Harry Potter gut, vor allem…“ „Vor allem haben wir keine Zeit, um über Harry Potter zu sprechen! Also, konzentrieren wir uns doch wieder auf den Stein. Wofür könnte er da sein?“ Lea hatte sich die Frage fast selbst gestellt, doch sie fand leider keine Antwort.
„Vielleicht ist es so eine Art Zeichen für dieses Haus“, schlug Alex vor. „Dann ist dieser Stein aber nur für schlechte Dinge da!“, meinte Luke und starrte den Stein durchdringend an. „ Ja, wäre für so einen Stein fast schade, aber das könnte wirklich sein! Ein Stein, der die Kraft hat, etwas zu verfluchen!“ Lea war begeistert von der Idee. „Oder er hat die Kraft, etwas zu erfüllen“, murmelte Gabriela und Alex fragte sich, ob er sie richtig verstanden hatte. „Wie meinst du das?“ Luke kam etwas näher zu Gabriela und betrachtete den Stein. „Ich sagte, vielleicht kann er etwas erfüllen. Zum Beispiel einen Wunsch“, wiederholte Gabriela.
 „Ihr habt nicht mehr viel Zeit!“ Vor lauter Schreck liess Gabriela den Kristall fallen – der dann in tausend Teile zersplitterte. Die Stimme hatte wieder zu ihnen gesprochen. Die vier Kids starrten auf die Stelle am Boden, wo der Kristall eben gerade kaputt gegangen war. Irgend etwas stimmte nicht; der innerste Teil des Kristalls war total unbeschädigt, doch der äussere Teil war kaputt gegangen. Von dem übrig gebliebenen Teil des Steines strahlte jetzt ein Licht. Es wurde immer grösser und die Kinder machten einen Satz nach hinten. Und das Licht wurde immer röter und stärker und grösser.
Plötzlich erschien mitten in dem Rotlicht ein Bild. Es zeigte einen Engel, der weiss gekleidet war. Im Hintergrund waren tote Menschen zu sehen, doch plötzlich standen sie auf und lebten wieder. Nur etwa zehn Sekunden war das Bild zu sehen, dann verschwand es wieder und gleich darauf erlosch das Licht – und eine rote Flüssigkeit blieb von dem Kristall übrig. Sie breitete sich über dem ganzen Boden aus und berührte schon die Schuhspitzen von Gabrielas Schuhen. Erschrocken ging sie einen Schritt zurück.
„Ihr habt das Rätsel noch nicht ganz gelöst!“, donnerte eine Stimme direkt hinter den Kindern. Alle drehten sich gleichzeitig um – und blickten einem hässlichen Wesen in die Augen. Den Kindern verschlug es den Atem: dieses Wesen war eine Mischung zwischen Mensch und Monster. Egal, wie man sich ein Monster vorstellte, schlimmer als dieses konnte keines sein. „Ihr habt die Lösung noch nicht!“, sagte die Kreatur mit einer geheimnisvollen Stimme. Plötzlich kam es auf die Kinder zu und beugte sich über sie. „Wir haben es noch nicht gelöst, aber wir haben noch genug Zeit!“, fauchte Alex, der als erster wieder seinen Mund bewegen konnte. „Die Flüssigkeit…sie wird das ganze Haus damit überfluten! Ihr habt keine Chance! Wenn ihr das Rätsel nicht rechtzeitig löst, dann sterbt ihr. Die Flüssigkeit verbrennt euch wie Holz im Ofen verbrennt!“ Das Wesen kam noch etwas näher und plötzlich kam Gabriela den Film „Fluch der Karibik“ in den Sinn. Die Wesen, die es dort gab, sahen genauso fürchterlich aus wie das, das vor ihr stand und sein Mundgeruch roch nach Tod.
„Wer…was bist du?“, fragte Luke leise. „Alle nennen mich destroyer“, sagte die Kreatur mit immer noch geheimnisvoller Stimme. „Destroyer…dieses Wort habe ich schon einmal gehört…klar, im Englischunterricht! Was heisst es noch mal? Ach ja, zer…“ Gabriela beendete ihren Satz nicht. Klar, jeder wusste, was destroyer hiess. Zerstören, vernichten. „Zerstören! Man nennt mich auch destruction! Aber nur wenn man über mich spricht. Wenn man mich sieht, dann stirbst du auf der Stelle, wenn du auch nur einmal destruction sagst!“, warnte das Wesen. Es kam noch näher zu den Kindern und berührte Gabriela schon fast, so nah war es schon. Plötzlich zückte die Kreatur ein Messer und hielt es Gabriela an die Kehle. „Sagt mir, wofür der Stein ist. Sonst wird eure Freundin sterben! Obwohl…ihr werdet alle sterben, wenn ihr das Rätsel nicht löst!“ Destroyer drückte das Messer noch mehr an Gabrielas Kehle. Gabriela sagte nichts dazu, sie hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben, dass sie das Rätsel lösen würden. „Der Stein tötet Menschen“, erklärte Alex. „Das Innere des Steines überflutet das Haus und jeder stirbt, wenn er in der Zeit, in der die Flüssigkeit das Haus in seine Macht nimmt. Die Flüssigkeit ist heiss, heisser als das Feuer in der Hölle! Man verbrennt innert drei Sekunden zu einem Häuflein Asche.“ Alex sah zu Boden.
Er hatte irgend etwas zusammengefaselt und einfach gerade gesagt, was ihm dazu einfiel. Destroyer tat zuerst gar nichts, doch dann nahm er ruckartig das Messer von Gabrielas Kehle. Froh darüber machte Gabriela einige Schritt nach hinten, bis sie die Flüssigkeit unter ihren Schuhen spürte. Erschrocken machte sie einen Sprung nach vorne, um wieder auf dem trockenen Boden zu stehen. Die Kreatur vor ihnen sagte nichts. Niemand sagte etwas, es war so still, dass die Kinder ihren eigenen Atem hören konnten. Plötzlich begann die Flüssigkeit nach vorne zu schwemmen, doch seltsamerweise machte es den Kindern überhaupt nichts. Als die rote, wie blut aussehende Flüssigkeit bei destroyer angekommen war, blieb sie sozusagen stehen. Und dann kletterte sie förmlich an destroyer hinauf, bis nur noch sein Kopf zu sehen war. Destroyer schrie auf, einen fürchterlichen Schrei, den die Kinder schaudern liess – und plötzlich gab es ein Feuer. „Ah!“, schrieen alle Vier wie in einem Chor und machten einen Riesensatz nach hinten. Sie sahen mit weit geöffneten Mündern zu, wie destroyer verbrannte. Seine Schmerzensschreie schienen das Feuer zu verstärken und eine Minute später war destroyer nicht mehr mehr als ein kleines Häuflein Asche.
So wie Alex  es erklärt hatte. „Und  jetzt?“ Lea sagte es leise, doch alle verstanden es. Diese beiden Wörter hallten in den Ohren von Gabriela und sie hielt es langsam nicht mehr aus. „Gehen wir so schnell wir können! Je schneller wir draussen sind, desto schneller kann ich wieder leben!“ Alex wiederholte seine Worte für sich immer wieder, währenddem sie alle runter rannten zur Tür. Luke öffnete sie und seltsamerweise liess sie sich öffnen. Allesamt hechteten sie nach draussen, nach draussen an die frische Luft. Die Sonne blendete sie und sie hielten sich die Hände vor die Augen. " Wenigstens ist es nicht Nacht, sonst hätte ich keinen Schritt gewagt vor Angst." Luke lächelte. "Kommt, gehen wir nach Hause. je weiter weg von dem Haus, desto besser", meinte Gabriela und lief voraus auf die Strasse. Die anderen folgten ihr und keiner sah auch nur noch einmal zurück zum Haus. Luke war der Erste, der seinen Eltern die Wahrheit sagen musste. Doch er konnte es ihnen sogar ohne grosse Mühe sagen! Alex hatte ein bisschen mehr Mühe, aber das bekamen Lea und Gabriela gar nicht mehr mit, denn sie hatten sich schon auf den Weg zum Hotel gemacht. "Ich weiss nicht, wie wir meinen Eltern erklären wollen",murmelte Lea. "Das kriegen wir schon hin", meinte Gabriela und öffnete die Tür zum Hotel. Währenddem die Beiden zu ihrem Zimmer liefen, überlegten, wie sie es Leas Eltern sagen sollten, damit sie es auch glaubten. " Hallo Mum, hallo Dad!" Lea machte die Tür hinter sich zu und schlenderte mit Gabriela zu den beiden Eltern, die etwas verwirrt auf Gabrielas Verletzungen sahen. " Was ist denn passiert?", wollte Leas Vater wissen und kam auf die Beiden zu. " Das ist ne lange Geschichte", antwortete Lea ihm. Gabriela und Lea erzählten, was geschehen war und Leas Eltern glaubten es tatsächlich. Und um sechs Uhr am Abend gingen sie dann in das Restaurant Dragon Rouge, wie es geplant war.
 
Eine Woche später trafen sich Luke, Alex, Lea und Gabriela bei dem Hotel, in welchem Lea ihre Ferien mit ihren Eltern verbrachte. Sie wollten auf den Eifelturm gehen, auf dem Gabriela inzwischen aber auch schon gewesen war. Doch mit Alex und Luke würde es bestimmt noch lustiger werden als mit Leas Eltern. Als die Vier auf dem Turm oben waren, schwärmte Gabriela: „Paris ist ja eine so wunderschöne Stadt! Ich glaube, ich muss meine Eltern überreden, nächsten Sommer auch hierher zu kommen um Ferien zu machen!“ Gabriela wusste, dass sie jetzt dann bald wieder nach Hause musste. Leas Eltern hatten ihr angeboten, mit ihnen zurückzufahren und Gabriela hatte das Angebot dankbar angenommen. Als der Tag dann kam, an dem sie zurück in die Schweiz mussten, stellte Alex Gabriela noch eine Frage: er war total in sie verliebt und wollte fragen, ob sie mit ihm gehen wollte. Gabriela lachte nur und antwortete mit einem Ja. Luke und Lea gingen nämlich schon zusammen, Luke hatte schon etwas früher den Mut gehabt, Lea zu fragen. Und dann, einen Tag später, war Gabriela wieder zu Hause und schlief tief und fest in ihrem Bett, das mindestens tausendmal so bequem war wie das in Paris…
 

 

 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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