Georges Ettlin

RABA

 
 
 
 
Das in südlicher Richtung  der Stadt Luzern gelegene Weinbergli ist ein
kleiner Hügel, der wohl zu früheren Zeiten zwecks Weinanbau benutzt wurde.
Vielleicht geschah dies zur Zeit Goethes, der da durch Luzern zog, Zölle zahlte und in Küssnacht einkehrte
und übernachtete, die  Pferde wechselte,  um nachher über den Gotthard nach Italien zu reisen.
 
Auf diesem Weinbergli aus Versehen und unabsichtlich bestellt und geboren, wuchs ich in einer idealen, natürlichen Landschaft auf, die voller Naturschönheiten war :
Wäldchen, Büsche, und Wiesen mit Aussicht auf
die Stadt, die als graue Fläche sich darstellte, wenn ich auf die Bäume kletterte und die Stadt
betrachtete. Das Weibergli war eine bevorzugte Wohnlage, ideal für Villen und Herrenhäuser.
Trotzdem gelang es einer Arbeitergemeischaft das Land zu kaufen und mit billigen, aber netten Wohnungen
zu bebauen. Die Häuser und mein Gerburts-Zimmer...stehen immer noch dort und werden Post-Mortem,
meinen Verehrern als Pilger- und Gedenk-Ort für Jahrhunderte offen stehen.(Ich lächle)...
Nun, im Jahre 1949 waren dort die Wälder und Mauern voller Eidechsen, mit denen ich als Kleinkind spielte:
Die Eidechsen waren zutraulich und ich wusste ganz genau, wie stark ich an den Schwänzchen ziehen
durfte, um die Eidechslein zu fangen. Zog ich zu brutal, verlor die Eidechse
den Schwanz...der ihr nachher mit der Zeit wieder nachwuchs.
Nun, Tierqählerei war nie meine Absicht...ich suchte Freundschaften mit den Tierchen,
die dann mich mit der Zeit mochten, mich ekannten und meine Nähe aufsuchten.
Als mich  eine besonders bunt schillerndes Eidechslein anssprach, war ich
als sechsjähriger Bub nicht besonders überrascht, lebte ich doch in diesem Alter
noch in magischen Welten, in denen alles möglich war !
Sie sagte " Ich bin Raba und habe Deine Liebe zur Natur und zu der Kreatur gesehen.
Deshalb kannst Du, wenn Du in Not bist, meinen Namen rufen und ich werde Dir helfen...
das kann ich aber nur einmal in Deinem Leben  tun ...Und  wir Eidechsen werden in den Jahren
in denen Du meinen Namen rufst, auf diesem schönen Hügel längst ausgerottet sein.
Doch werde ich Dir aus der Traumwelt helfen, in die  ich und alle meine  Brüder und Schwestern
eingehen werden !"
Ich war begeistert von der Rede der Eidechse, verstand aber den Sinn der Worte nicht  so
genau...merkte mir aber diese Begebenheit, die mir später als kindliches Traumbild
vorkam...
Im Jahre 1967 aber ging es mir so schlecht... ich war damals etwa 23 Jahre alt,
hatte keine  Eltern oder Freunde und kein Geld für berufliche Weiterbildung,  aber viel  Talent
in Bezug auf  Kunstmalerei... und  doch arbeitete ich in einem  Beruf, der nicht als der Geeignete schien
und verdiente zu wenig Geld... So hatte ich
natürlich auch kein Geld für die Finazierung von Ausstellungen mit Sekt und
Kaviar...für die "reichen Kuntstinterressierten" .
Da  dachte ich an meinen bisherigen Lebenslauf und erinnerte mich
an die Eidechse Raba, die mir Trost und Hilfe versprach und rief laut "Raba !"
als ich  nach einer Wanderung im Südschwarzwald  ermattet  auf einem warmen Felsen sass.
Da raschelte es im Laub und ich dachte, dass dort eine Schlange sich versteckte:
Mit einem Zweiglein hob ich  das Laub eines Holunderbusches an und enteckte
eine schillernd-buntglänzende Eidechse, die mich klug, ja sogar etwas verschmitzt anschaute
und sogleich mit einer langen Ansprache begann......:  Sie erklärte  mir den Weltenlauf, die Zukunft
der Zivlisation, die Fehler der Menscheit, die sich ständig wiederholten...und
ganz persönlich, dass ich am Freitag, den 27 Juli  1967 auf ein Schiff gehen sollte,
welches von Basel in Richtung Rotterdam fuhr. Natürlich hielt ich mich selbst für überspannt
und dachte, die Echse sei einfach nur ein Tagtraum gewesen, der mich als übermüdeten Wanderer
gewissermassen im Halbschlaf erwischte.
Trotzdem bin ich an dem besagten Abend dort auf das Schiff gegangen....welches  aber nur ein
Ausflugsschiff mit Musik und Tanz war....,  das Richtung Rotterdam fuhr, aber
nach Stunden umdrehte,   um nach Basel umzukehren...
Im  Vollmondlicht auf dem Schiff sah ich in einem Halbschatten sitzend eine
fast unsichtbare junge Frau.
Ich wollte  nur tanzen und interessierte mich nicht für das Aussehen der jungen Dame,
die ich zum Tanzen einlud. Diese Dame wurde ein paar Monate später meine
Frau, die mich seit ca. 40 Jahren begleitet hat... es wurde eine glückliche Zeit
und sie ist noch nicht vorbei !
Die freundliche Eidechse aber habe ich niemalsmehr wiedergesehen!
 
 
***
 
c/G.E.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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