Katharina Hildebrandt

Entlein?

Hat meine Schwester einen Knall?- oder: Wie fange ich ein Entlein?


Die Rechte an dieser Geschichte wurden mir freundlicherweise abgtreten, obgleich sie eigentlich nicht von mir stammt. Ich denke, das ist ok, wenn man bedenkt, dass ich - und wirklich nur ich allein es war, die zu diesem zauberhaften und gleichsam denkwürdigen Bild inspiriert hat. Ich wusste es schon immer, tief in mir bin ich einfach eine Muse. Wenn einer meiner zahlreichen Geliebten, die allesamt dem künstlerischen Metier entstammten, mich seine Muse nannte, fühlte ich mich stets geschmeichelt. Komisch eigentlich, wenn man mich kennt, käme man wohl nie auf die Idee, dass ich, was Musen ja bekanntlich gerne tun, still und schön, ruhig und extrem gelassen, lasziv auf einem Diwan liege, Blicke über mich wandern lasse, anstatt selbst Hand anzulegen. Ich schweife ab. Nicht gut.

Also in diesem Fall war ich eine Muse für meine Schwester, nein, sagen wir besser, ich war Inspiration in weinseeliger Laune. Einmal wieder haben wir die Frage zu erörtern versucht, was genau es ist, das ich an mir zu haben scheine, was Männer so erschreckt.

Kleine Entchen, also die niedlichen gelben, mit dem kleinen Schnabel, dem weichen Fell, nein, Flaum sollte es wohl heißen – wie auch immer, das Bild ist klar? Klar. Möchte man ein solches Entchen in seinen Bau locken, muss man Brotkrumen für Brotkrumen, selbstverständlich nur das Weiche, leicht verdauliche, aus der Mitte des Brotes, vor dem kleinen Entlein auf den Boden werfen. Man hält es nicht für möglich, aber die Viecher, so niedlich sie auch sind, sind blöd genug hinter einem her zu wackeln. Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter. Die Freude des Fängers steigt bei jedem wackeligen, zaghaften Schritt....Und das Entchen? Hat keine Ahung, was im blüht. Dieser Umstand macht es jedoch keineswegs weniger putzig. Im Gegenteil. Alles was man jetzt braucht, ist ein wenig Geduld. Ruhe. Gelassenheit. Und ich? Also, gesetzt dem Falle, das ich es in Erwägung ziehen würde, ein Entchen zu fangen, mir wäre es nach kürzester Zeit wohl zu umständlich, in der Mitte des riesigen Brotlaibes rumzupopeln, kleine Stückchen eines grandiosen Ganzen in schnabelgerechte Stückchen zu zerteilen und Stund um Stund still zu verharren. Jetzt mal ehrlich, was soll der Scheiß? Entchen lieben Brot, und auch viel davon. Wozu also Zeit verlieren? Noch bevor ich erntshaft über eine Antwort auf diese, schlußendlich alles entscheidende Frage nachdenke, werfe ich den ganzen Laib. Auf das Entchen! Und wir sprechen hier nicht von einem kleinen französichen Baguette, wir reden von dem Bauernbrot, Marke Wagenrad. Naja, genaugenommen wäre das arme Tier bis ans Ende seiner Tage satt und glücklich geworden. Entchen lieben Brot!

Wenn das Objekt der Begierde die Kurve noch kriegt, flattert es in ungeahnter Geschwindigkeit davon. Höchstwahrscheinlich fliegt es sogar zum ersten Mal in seinem Leben! Und wenn das ahungslose Geschöpf volle Breitseite getroffen wird, wird das letzte, das seine Kükenohren von mir, vor seinem jammervollen Tod, zu hören bekommen wahrscheinlich sein: „ Du Scheiß-Entchen – wenn du das nicht abkannst, bist du eben nicht das richtige Entchen für mich!“

So – und jetzt gehe ich in mich, wie meine Omi zu sagen pflegte, oder denke eben ein bisschen nach. Über mich, das viele Brot, die Dosierung, und darüber, mit welch merkwürdigen Tierchen meine werte Schwester Männer asoziiert.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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