Gaby Schumacher

Hopps ins Bett!

Wollen Sie wirklich von mir wissen,, wie man Kinder ins Bett bringt? Hihi!

Falls Sie glauben, dass sei das Einfachste von der Welt, irren Sie sich aber gewaltig. Da kann ich Ihnen was erzählen:

 
Es war zu der Nur-ein-Kind-Zeit. Sobald nämlich mehrere da sind, passiert einem das garantiert nicht mehr! Ich war ja so stolz auf meine Älteste, gerade mal zwei Jahre alt. Sie bestand doch tatsächlich darauf, sowohl vor jedem Mittagsschlaf als auch erst recht abends eine Geschichte vorgelesen zu bekommen. Da das ja wohl das Normalste auf der Welt und obendrein nicht allein fürs Kindchen, sondern genauso für dessen Eltern beglückend ist, hielten wir uns auch jeden Tag brav an dieses Ritual.
 
In der ersten Zeit, als sie nämlich noch deutlich jünger als zwei und dann schließlich noch nicht ganz drei Jahre alt war, lief das auch wirklich jeden Tag ohne irgendwelche Probleme ab. Das Kind war glücklich... Wir waren zufrieden, weil es beim Einschlafen selig lächelte(wir hatten´Der Wolf und die sieben Geißlein`vorgelesen!).
 
Doch Madam wurde älter und raffinierter. Schliesslich war sie doch schon fast erwachsen. Da konnte sie sich doch nicht mehr mit nur einem Märchen bescheiden. Das forderte eine Steigerung. Sie hatte in uns genau die richtigen Eltern für die betreffenden Experimente gefunden, liebende, unentwegt um ihr Wohl bemühte Eltern. Nein, war das praktisch!
 
Eines Mittags ging es dann los. Sie sollte schlafen, hörte sich also fröhlich die übliche Geschichte an und schlief brav ein. Jahaah? Von wegen, wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Die Geschichte war ja soo kurz gewesen, viel zu kurz für ein Mädchen von drei Jahren, machte sie uns klar. Zunächst noch mit nur einem Kulleraugenblick, dann, als das nicht sofort nutzte, mit Meckern und letztendlich mit Gebrüll.
 
Nun waren wir Eltern, die alles richtig machen wollten, ging es um die Konsequenz und so... Leider muss ich beichten, dass die Einzige, die konsequent blieb, unsere Tochter war. Irgendwie hatte dieser kleine Fratz mehr Energie gepachtet als seine Erziehungsberechtigten und erzog uns in Windeseile zum eigenen Vorteil um in Zuerziehende.
 
Die Hausarbeit blieb liegen, unsere eigenen Hobbys verkümmerten, wir avancierten langsam, aber sicher zur Märchentante und zum perfekten Märchenonkel auf Knopf-, ääh, Brüllknopf. Wann immer unsere Kleine meinte, an Märchen seien es noch nicht genug gewesen, führte sie uns in beachtlicher Lautstärke ihre Kreischkunst vor.
 
Zunächst beschränkten sich diese Aktionen wenigstens noch auf die Zeit, in der wir als traute, kleine Familie alleine waren. Doch das änderte sich dann recht schnell. Die Treffen mit Omas und Opas wurden dann so geregelt: Wir setzten die leiben Anverwandten vor den hübsch gedeckten Tisch, rasten in die Küche, holten den Kaffee und den Kuchen, verteilten beides, damit uns unsere geliebten Gäste ja nicht verhungerten und teilten uns auf.
 
Einer von uns bekloppten Elternteilen verschwand ins Kinderzimmer, um dann dafür Sorge zu tragen, dass die liebe Großmama mindestens dreimal hintereinander vom bösen Wolf gefressen wurde. Solange der da sadistisch zugange war, bewahrte die Maus Frieden. Aber wehe, der wurde satt... !
 
Währenddessen saß die andere Hälfte bei den Omas und Opas im Wohnzimmer und bemühte sich krampfhaft um halbwegs gute Unterhaltung, allerdings niemals, ohne in Richtung des Kidnerzimmers zu lauschen, ob dort vielleicht Unterstützung angesagt wäre. Stolz geschwellter Brust versichere ich Ihnen, wir schafften es immerhin, dass immer nur einer von uns bis zu zwei Stunden am Stück am Bettchen saß, vorlas und das Patschhändchen streichelte. Unser Nachwuchs nahm unser Verhalten gnädig wohlwollend zur Kenntnis und schlummerte dann mitleidig nach immerhin zweieinhalb Stunden endlich ein.
 
Übrigens darf ich nicht vergessen, zu erwähnen, auf welch unsererseits recht raffinierte Weise wir uns gegenseitig über die Wohnzimmergespräche während dieser Stunden auf dem Laufenden hielten. War mal wieder die Minute der Ablösung gekommen, trafen wir uns in der Diele und flüsterten uns hastig im Zeitraffertempo die aller neuesten Neuigkeiten zu, damit der Andere auch wirklich genauestens Bescheid wusste, wenn er dann die Erwachsenenunterhaltung übernahm.
 
Allein, was uns doch seehr eigenartig vorkam, war die Reaktion der lieben Großeltern auf dieses ganze Theater. Irgendwie wurden wir das Gefühl nicht los, dass sie sich köstlich über uns amüsierten! Unsere Freunde übrigens nicht minder!!
 
Ich möchte ausdrücklich klar stellen, dass wir nicht etwa Anhänger der antiautoritären Erziehung waren. Die war in unseren Augen das Letzte!

Außerdem möchte ich ausdrücklich betonen, dass Alexandras jetziger Ehemann noch nie gezwungen war, dieser Traditon aus Kindertagen gerecht zu werden. Er liest ihr anderes vor!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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