Günter Vigener

Die schöne Elisabeth

 
In Hanau wohnte einst ein junger Mann namens Martin, ein Lebenskünstler, sorglos und bescheiden, der so in den Tag lebte. Arbeit überließ er lieber Anderen und selten wurde er vor Mittags gesehen, da er gerne und lange schlief.
Für seine Nachbarn war er ein nichtsnutziger Tagedieb.
Er selber hielt sich für einen guten Menschen, was seine Definition der Begriffe Ehrlichkeit und Anstand betraf.
Bei schönem Wetter lag er gern auf der Wiese am Bach, wo er hin und wieder ein Bad zu nehmen pflegte, seine Kleider wusch, sich Gedichte ausdachte, oder nur die Beine im Wasser baumeln ließ.
Heute sah man ihn über den Markt streunen, sich für kleine Gefälligkeiten anbietend und auf Trinkgeld hoffend, hier und da etwas vom Boden aufhob, mal einen Apfel stibitzte, oder nur Menschen beobachtete, besonders gerne die weiblichen.

Nun lebe dort auch der ehrbare Herr von Uhlenbusch, Advokat, Mitglied des Bürgerrats und Ehrenbürger, den der Zahn der Zeit schon ordentlich mitgenommen hatte.
Ein übler Bursche mit struppigem roten Bart, aalglatt, übergewichtig und auch ansonsten häslich wie die Nacht.
Es bereitete ihm unbeschreibliche Feude einen armen Sünder dem Galgen zu überliefern.
Jeder der ihn kannte, machte nach Möglichkeit einen großen Bogen um ihn.
Was niemand verstehen konnte, war die Tatsache daß dieser üble Zeitgenosse eine Ehefrau hatte,
die an Liebreiz und Anmut alle schönen Frauen in den Schatten stellte, und man ihresgleichen landauf  landab vergeblich suchte.
Elisabeth war ihr Name.
Sie war auffallend groß und schlank, dabei wohlgerundet in den Hüften.
Ihre Haut wie elfenbein, die ungewöhnlich großen Augen und ihr tiefschwarzes Haar bewirkten, daß jeder den Kopf nach ihr verdrehte.
Obwohl sie die gemeine hinterhältige Natur ihres Gatten kannte, blieb sie ihm treu ergeben, wie eben eine gute anständige Ehefrau.
Dabei war dieser boshafte alte Geier so eifersüchtig auf dieses arme unschuldige Wesen, daß er über ihren Tagesablauf minutiös genau Rechenschaft verlangte.
Ihre einzige Freude bestand im allmorgentlichen Kirchgang, um dort allein zu sein, mit sich und ihren Gedanken. Allerdings durfte sie das Haus nur in Begleitung der Dienstmagd Hermine verlassen.
Heute wurde ihr eine besonders große Freude zuteil, indem sie mit Hermine zum Markt gehen durfte. Hier war sie nur selten, und jedesmal verwunderte sie sich über den Unrat und Gestank der überall herrschte, woran sich aber niemand außer sie zu stören schien.
Sie war bemüht dem Gröbsten auszuweichen, trozdem waren ihre Schuhe bald über und über verschmutzt.

Martin saß auf einer Holzkiste und kaute genüßlich an seinem Apfel, als er plötzlich innehielt.
Elisabeth war vorüber gegangen. Welch wunderschönes Wesen!
Eigentlich kennt er alle Bürger dieser Stadt, aber diese ungewöhnlich hübsche Dame hat er mit Sicherheit noch nie gesehen. Woher mag sie kommen ?
Schnell springt er auf um sie nicht aus den Augen zu verlieren und folgt ihr.
Natürlich würde er sie gerne ansprechen, wenn da nur nicht seine Schüchternheit wäre, und offensichtlich gehört sie zur feinen Gesellschaft.
Aber seinen Augen soviel Gutes zu gönnen, indem er sie von allen Seiten betrachten darf ist ja auch schon was, und so nutzt er das Menschengedränge um ihr möglichst näher zu kommen.
Sie lässt sich Zeit, indem sie an fast jedem Stand stehenbleibt, wo sie das reichhaltige Angebot der Händler und Bauern betrachtet, nach den Preisen fragt, und auch mal ein Kaninchen oder Schaf streicheln darf.
Bald schon ist der Korb, den Hermine trägt gut gefüllt und man schickt man sich an den Martplatz zu verlassen. Der Weg führt duch verwinkelte Gassen, wo das Leben in vollem Gange ist, wo Kinder spielen und toben, oder man einfach so dasteht um sich zu unterhalten. Eine so feine Dame sieht man hier nicht oft.
Ein Hund balgt sich lautstark mit einem Schwein um ein totes Huhn.
Martin folgt auf der anderen Straßenseite, immer bestrebt nicht aufzufallen.
Der Gestank beißt in der Nase, und geschickt hüpft Liesa mit angehobenen Kleid entlang der von ekelhafter Brühe gefüllten Gosse über die wenigen trockenen Stellen.
Von hinten nähert sich mit Gepolter ein Pferdefuhrwerk, was jeden veranlasst den Weg freizugeben.
Elisabeth scheint die Gefahr nicht zu bemerken, so wie sie sich auf den schmutzigen Boden konzentriert, aber Martin ahnt das Unheil, springt ohne lange Überlegung mit großen Sätzen zu ihr, umfasst ihre Hüfte und reißt sie von der Straße weg.
Beide landen unsanft in einem Hauseingang, grade im Moment als der Karren vorüber rattert.
Halb auf ihm liegend begreift sie langsam was geschehen ist und rappelt sich hoch, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und schaut auf Martin.
Ihr ohnehin blasses Gesicht ist kreidebleich.
"Ihr habt mir das Leben gerettet," sind ihre ersten Worte.
Hermine ist sofort zur Stelle, stellt ihren Korb ab und streckt ihr die Hand entgegen um ihr auf die Beine zu helfen.
Das eben noch so schöne Kleid ist übel mitgenommen, und ihr Knie schmerzt.
Martin hat es noch ärger erwischt. Seine Hand ist verstaucht und Blut läuft aus einer Wunde an seiner Stirn.
Um sie herum hat sich eine Menschengruppe gesammelt und diskutiert, und auch der Lenker des Fuhrwerks steht dabei, dem es gelungen ist sein Pferd anzuhalten .
Es ist der Bauer Hannes Bock.
Nachdem Martin wieder auf den Beinen steht, läuft er auf ihn zu und versetzt ihm einen gewaltigen Tritt in den Hintern. " Du Idiot, siehst du was du angerichtet hast mit deiner Raserei ? Fast hättest du die Dame umgebracht."
"Seid meines Dankes gewiss, mein Retter, ohne euch..." Mitten im Satz brach sie weinend ab.
" Bitte, das war doch nichts, und wenn es mich das Leben gekostet hätte.., für solch eine hübsche Dame... Habt ihr euch was getan?" Sie rieb nur ihr Knie und schaute dabei tief in seine Augen.
Für einen Moment vergaß er seine Schmerzen, und richtete sich dann wieder an den Bauer Bock.
" Was du hier angerichtet hast wirst du bezahlen, und du fährst die Damen zu ihrem Haus !"
Als kein Widerspruch kam, deutete er auf den Pferdekarren und grinst Elisabeth dabei an.
In seinem Inneren verspürte er ein Freude die den Schmerz bedeutungslos machte.
Der Kontakt zu diesem lieblichen Wesen war hergestellt, und sie fühlte sich in seiner Schuld.
Nachdem die Frauen den Wagen mit Martins Hilfe bestiegen hatten, schwang er sich ebenfalls darauf. "Achte auf meine Anweisung und fahr los," rief er dem Bauern zu, der dazu nickte und die Zügel in die Hände nahm.
Er kannte den Weg.
Elisabeth strich über ihr angeschlagenes Knie.
Mit beruhigenden Worten flüsterte Martin ihr zu daß es ihm leid tut, sie so leiden zu sehen, und legte seine gesunde Hand vorsichtig auf ihr Knie. Er spürte sie zittern.
Es kamen keine Einwände von ihr, und so begann er es leicht zu massieren.
" Ich sah euch noch nie, gnädige Frau, sagt ihr mir euren Namen?"
"Liesa heiße ich," und wieder dieser Blick."
Darf ich auch euren Namen wissen?"
"Martin," verbeugte er sich indem er seine Kappe lüftete, und seine langen blonden Locken zum Vorschein brachte. Irgendwas unbekanntes ging in ihm vor, und auch der Duft, der seine Nase traf war ihm höchst angenehm, wenn auch völlig fremd.
Würde diese Fahrt doch nie enden.
Aber schon wurde er aus seinen Träumen gerissen, denn der Bauernkarren hatte angehalten.
Die Dienstmagd hatte das Kommando zum Stop gegeben.
Hier mußte sie wohnen, denn beide machten Anstalten abzusteigen.
Martin schaute neugierig und mit Interesse auf das Haus, als sich am Eingang was regte, und was er da sah war ein Schreck der ihn vollends in die Realität zurück holte.
Da stand der Rechtsverdreher Uhlenbusch !
Liesa, die schon abgestiegen war, stand die Angst in den Augen, und auch der Dienstmagd schien es nicht geheuer.
"Kann mir jemand sagen was das bedeutet," brüllte er los, und fuchtelte mit seinem Stock in der Luft.
Hermine wollte mit der Erklärung anfangen, aber er bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu schweigen, ging auf Liesa los, und stutzte beim Anblick ihres ruinierten Kleides.
Martin war zwischen die Beide getreten." Gnädiger Herr, eure Frau Tochter hat Glück daß sie noch am Leben ist. Um ein Haar wäre sie vom Karrenrad überrollt worden. Seht her..," wies er auf seine blutende Stirn und die inzwischen stark geschwollene Hand.
" Er, - er hat mich davor bewart," fiel ihm Liesa ins Wort.
Der Alte zog die Augenbrauen hoch, daß es einem bange werden konnte und stierte Martin an als wolle er ihn gleich erwürgen. Ohne ein weiteres Wort zog er einen Lederbeutel aus der Tasche und kramte ein Talerstück raus, das er Martin wortlos hinwarf. Darauf wandte er sich zum Haus, und Liesa folgte ihm schnell.
Martin wollte noch was sagen und sich bedanken, aber da waren sie schon verschwunden.
" Das ist ihr Ehegatte," sagte die Magd ernst, und verschwand ebenfalls im Haus.
Auf der Rückfahrt fragte er Hannes ob er die Frau kenne.
" Klar, das ist Uhlenbuschs Weib. Alle Tage ist sie in der Kirche."
Martin war zwar kein Kirchgänger, aber, überlegte er, dort kann ich sie sehen. Warum nicht?
Und so saß er folgenden Tags früh und brav in der Kirche. Er hatte kaum geschlafen, nicht so sehr wegen der schmerzenden Hand, sondern vielmehr weil er nur noch an Liesa denken konnte.
Die übrigen Besucher der Kirche schauten verwundert zu ihm rüber.
Jeder kannte ihn, aber hier sahen sie man ihn noch nie.
Er war noch damit beschäftigt die Heiligenfiguren zu zählen als sie eintrat.
Sie befand in Begleitung ihrer Magd und nahm Platz auf der anderen Seite, da Männer und Frauenplätze getrennt waren, sah ihn und grüßte unaufällig mit leichtem Kopfnicken.
Man konnte ihr die Freude ansehen, und sicher wunderte sie sich ihn hier zu sehen.
Nach der Messe richtete er es so ein, daß sie am Ausgang an ihm vorübergehen mußte, und grüßte sie mit einer tiefen Verbeugung.
Sie blieb einen Moment stehen, und fragte wie es ihm gehe.
Dabei traf ihn wieder dieser Blick aus ihren unbeschreibliche schönen Augen, sodaß ihm davon ganz seltsam wurde. Dann war sie entschwunden.
Hatte Bock also doch nicht gelogen.
Ihn hatte das Wiedersehen mit Liesa so sehr inspiriert, daß er den Rest des Tages damit verbrachte Gedichte zu verfassen, deren Inhalte sich natürlich um Liesa drehten.
Er durfte sie sehen, alle Tage wenn er wollte, aber nicht im geringsten dachte er an mehr.
Schließlich war sie Uhlenbuschs Weib, und das konnte ihn das Leben kosten.
Martin war zum eifrigen Kirchgänger geworden, bis Liesa eines Morgens unerwartet ohne ihre Magd kam.
Nach der Kirche raffte Martin seinen Mut zusammen und sprach sie an.
"Verehrte Frau, habt keine Furcht, lasst mich nur eure Schönheit verehren."
Mit den Worten zog er ein Papier mit selbstverfasstem Gedicht aus der Jacke und hielt es ihr hin.
" Das ist nur für euch, nehmt es bitte."
" Danke," kam es höflich von ihr, und ihre großen Augen schienen noch größer, nahm das Papier und lief schnellen Schrittes davon.
Martin malte sich aus wie sie in ihrem Kämmerlein über seinem Gedicht saß. Es enthielt Loblieder auf ihre vollkommene Schönheit und wie sie auf ihn wirkte, seine Gefühle, seine Träume...
Tags darauf kam sie wieder allein. Diesmal sprach er sie vorm Kirchgang an." Gnädige Frau..."
Schnell bedeutete sie ihm weiterzugehen um die Kirchhofsmauer." Man darf uns nicht zusammen sehen," flüsterte sie, ihm folgend." Mein Gatte bringt mich um !"
Martin zog sie an der Hand hinter einen dicken Baum am Ende der Mauer.
" Hier sieht uns niemand."
" Martin," kam es leise und nach einem tiefen Blick,
" Martin, danke für die netten Verse, sowas schönes bekam ich noch nie. Ich konnte keinen Moment schlafen. Was habt ihr getan ?"
Martin war bewegt bei diesen Worten, legte die Hände um sie und zog sie näher zu sich.
Da war wieder dieser betörende Duft.
" Ihr habt mich verzaubert holde Schönheit, ich bin nicht mehr ich selber, seit diesem Tag als ich euer Leben retten durfte."
Und so ging es weiter, in den höchsten Tönen, wie es so ist wenn Amors Pfeile getroffen haben.
Sie erzählte ihm wie unglücklich ihr Leben verläuft, wie oft sie an den Tag denken muß an dem sie sich kennenlernten, daß die Magd auf ihr Bitten zu Hause im Bett liegt und sich krank stellt.
Martin wollte ihr auch viel mehr sagen, aber die Zeit zerann schnell, und die Leute kamen schon wieder aus der Kirche.
Liesa umarmte ihn kurz und machte sich auf den Heimweg.
Des Nachmittags lag er wieder auf der Wiese am Bach, träumte und sann nach über die Schönste Frau der Welt und seine große Liebe zu ihr.
War das ihre Stimme, oder gehörte das zu seinem Traum? Schnell schaute er sich um. Da stand sie wirklich !
Diese Stelle am Bach hatte er ihr beschrieben als seine zweite Wohnung.
" Mein Gatte ist außer Haus. Amtsgeschäfte rufen ihn.
Ich kann nicht lange bleiben."
" Danke für euer Kommen." Er umarmte sie.
" Hier kann man uns sehen, kommt mit."
Mit den Worten fasste er ihre Hand und zog sie hinter sich her in eine menschenleere Gasse. Weiter ging es um einige Ecken bis er vor seinem Haus stand." Hier wohne ich, es ist niemand da, kommt."
Beide schauten noch einmal nach rechts und links, ehe sie durch die Tür huschten.
Was Martin nicht wußte war die Tatsache, daß der Alte Erkundigungen über ihn eingezogen hatte, seit dem Tag als er vor seinem Villa stand.
Es ging eine steile Stiege, einer besseren Hühnerleiter empor, und schon standen sie in seinem Zimmer.
Martin kramte ein kleines Paket hervor und reichte Liesa daraus einige Blätter mit selbstverfassten Gedichten. Sie trat zum Fenster um besser lesen zu können.
Martin nutzt die Gelegenheit ihre Schönheit zu bewundern und streicht sanft über ihr schwarzes Haar.
Es folgt ein Kuss auf ihren wohlgeformten Hals, ihr Dekolletee, ihren Mund..., bis sie das Papier bald sinken läßt und seine Liebkosungen erwidert.
" Davon habe ich immer geträumt, seit Jahren, und erst recht seit ich dich sah, Martin."
" Sie haben `du` gesagt,... Liesa," kam seine freudige Antwort.
" Komm," damit ging sie einen Schritt zu seinem Bett und öffnete mit einem Lächeln den Verschluss ihres Kleides.
Hervor kam ein Busen dessen Anblick ihm den Atem nahm. Diese rosa Spitzen die sich ihm entgegen drängte, die weiße Haut, einfach herrlich. Er war noch dabei sich Hemd und Hose abzustreifen, als sie schon nackt dastand und ihre Kleider auf den Tisch legte.
Wie es so ist bei einem Mann der kein Weib besitzt, und so unerwartet einem solch lieblichen Wesen gegenüber steht, bleibt die Welt stehen.
Ein gewaltiger Sturm von Gefühlen die er bis dahin nicht kannte, und fast unfähig an die möglichen Folgen zu denken, machten ihn zum Spielball seine unbändigen Leidenschaft.
Der Rausch der sie beide erfasst, und alles um sie herum vergessen lässt hat zur Folge, daß sie die Geräusche von draußen nicht wahrnehmen. Erst als direkt vor der Tür laute Schritte zu hören waren horcht Liesa auf.
" Da ist jemand !"
Da donnerten auch schon schwere Schläge gegen die Tür.
" Aufmache, ich weiß daß ihr da drin seid." Und wieder lautes Klopfen, wie Faustschläge.
" Mein Gott, das ist mein Gatte !" kam es ängstlich von Liesa .
" Wir sind des Todes !"
`Was tun?`, ging es blitzschnell durch Martins Kopf. Für Flucht blieb keine Zeit, und da flog die Tür unter einem kräftigen Stoß auch schon auf.
Sofort saß er aufrecht im Bett, und Liesa hatte sich instinktiv die Decke über den Kopf gezogen.
" Hab ich es mir gedacht," brüllte der Advokat wutentbrannt, und zog am Knauf seines Stockes, wo ein langes Bajonett zum Vorschein kam.
Mit nach vorn gerichteter Klinge stolperte er auf das Bett zu.
" Ich spieße euch Beide auf !"
" H a l t !", brüllte Martin, mit zur Abwehr vorgetreckter Hand.
" Ihr vermutet eure Gattin bei mir...
Ihr seid im Irrtum! Das hier ist sie nicht !"
Bei den Worten hielt der Alte mit seinem tödlichen Stoß inne.
" Ich decke die Dame jetzt auf ! Ist es eure Gattin, dann tötet mich auf der Stelle,
denn das ist euer Recht." Bei den Worten deutete er mit seinem Finger an die Stelle der Brust, wo er sein Herz vermutete.
" Ist sie es jedoch nicht, hört zu, dann habt ihr eine Dame komprimitiert.
In diesem Fall seid ihr zu Schadenersatz verpflichtet. Ihr kennt das Recht.
Es kostet euch euer Haus, das ihr dieser Dame übereignet!
Entscheidet euch, oder verschwindet aus meinem Zimmer."

Damit hatte der Rechtsverdreher nicht gerechnet, der sonst die Oberhand in jeder Situation hatte, und nach schneller Abwägung aller Fakten kam er zum Schluss hier nur verlieren zu können.
Martin sah schon seinen Sieg, und den Degen sinken, als ihm siedendheiß Liesas Kleider einfielen.
" Was, wenn er sich umdreht, und sie sieht ?" Liesas Zittern übertrug sich auf das Bett.
Ihr schwarzes Haar lugte unter der Decke hervor und war deutlich zu sehen.
Jetzt half nur der Angriff, die Überumplung.
" Ich werde die Decke jetzt zurückschlagen, damit eure Augen sehen daß ihr im Irrtum seid, aber das Gesicht der Dame bleibt bedeckt. Hört zu!
Daraufhin verlasst ihr den Raum unverzüglich!"
Mit den Worten zog er die Decke zurück und zeigte ihm den wunderschönen
nackten Körper seiner Gattin.
" Seht her, sie ist es nicht ! "
Drei Sekunden, länger dauerte Liesas Aufdeckung nicht.
Uhlenbusch dem  die Kinnlade herunter geklappt war, drehte sich um und verließ ohne Worte das Zimmer.
Schnell sprang Martin zur Tür und stellte einen Stuhl unter den Griff, um sie so zu sichern.
" Liesa, wir müssen uns beeilen, du mußt vor ihm zuhause sein."
Sie schwankte aus dem Bett, verwundert noch am Leben zu sein und wollte Martin zum Dank umarmen.
" Wir haben keine Zeit," hielt er ihr die Kleider hin. Hastig zogen sie sich an und verließen mit vorsichtigen Blicken nach allen Seiten das Haus. Martin kannte eine Abkürzung , und in kurzer Zeit stand sie vor ihrem Haus.
" Ich habe Angst," stammelte sie.
" Ich auch, aber du mußt schon im Haus sein bevor er kommt, nur so kann mein Plan aufgehen."
Mit gemischten Gefühlen und zögernd ging sie hinein, während er im Schutz eines Baumes wartete, auf das was da kommen würde.
Und da kam es in Form eines wütenden und die Welt nicht verstehenden Ehemannes.
Der Plan war aufgegangen !
Martin, übermütig vor Freude, es diesem Geier gezeigt zu haben, die schönste Frau aller Frauen nicht nur besessen, sondern ein zweites Mal gerettet zu haben, und am Leben zu sein...und...

" Wo warst du?", war die erste Frage des Alten.
Unsicher aber durchdringend war sein Blick, daß sie unwillkürlich die Augen niederschlug.
" Ich habe meine Schuhe vom Schuster abgeholt," antwortete sie und zwang sich zu einer ruhigen Stimme." Hermine ist krank, und so mußte ich allein gehen."
Damit gab er sich aber keineswegs zufrieden, und seine Wut schien nur noch größer zu werden.
" Zieh das Kleid aus," brüllte er los. Zögernd wollte Liesa der Aufforderung nachkommen, doch weil es ihm nicht schnell genug ging riss er ihr das Oberteil grob von den Schultern.
Mit bloßem Busen stand sie nun vor ihm, zitternd vor Angst, und nachdem
er sie eine Weile intensiev angestarrt hatte verfärbte sich sein Gesicht und erneut brüllte er los.
Gleichzeitig holte zu einem gewaltigen Schlag aus, den sie sicher nicht überlebt hätte.
So aber konnte sie schnell ausweichen und aus dem Haus rennen.
Ihr war eingefallen daß sie doch ein deutliches Muttermal trug, direkt unter ihrem Busen, und das mußte er wiedererkannt haben als er sie nackt in Martins Bett sah.
Der Einzige der ihr jetzt noch helfen konnte war Martin, und so schnell ihre Füße sie tragen konnten rannte sie los. Es war bereits dunkel geworden.
" Martin, Martin er weiß alles, wir sind verloren rief sie schon im Flur bevor er die Treppe herunter kam.
" Komm schnell rein," versuchte er sie zu beruhigen, und drängte sie vor
sich her in sein Zimmer, wo er sie zuerst mal in die Arme nahm.
" Niemand wird dir was antun. Ich bin bei dir !"
Als Liesa sich ein wenig beruhigt hatte erzählte sie ihm was sich zu Hause zugetragen hatte.
" Er rast vor Wut,- du kennst ihn nicht,- wir müssen hier weg !"
Martin leuchtete das ein, und grade als er den Beschluss faßte sie und sich in Sicherheit zu bringen,
waren bereits Schritte und Stimmen im Haus zu hören.
" Da ist er schon ! Blas das Licht aus, schnell !"
Ein Schrei drang durch die Tür, gefolgt von furchtbar lautem Krachen und Poltern, und dann Stille.
Nur Hermines Stimme war zu hören. Sie rief nach Liesa.
Martin öffnete die Tür und leuchtete auf die dunkle Treppe, von der nur noch ein Teil vorhanden war. Das Meißte fehlte, und am Boden lag Uhlenbusch zwischen den Trümmern.
Hermine stand daneben mit der Laterne in der Hand.
" Er ist tot,"stammelte sie. Martin sah keine Regung bei ihm, und so begann er den Abstieg an den Resten der Treppe, und landete mit einem Sprung neben dem Unfallopfer.
Mittlerweile hatte sich eine Gruppe von Menschen gebildet die neugierig, und durch den Radau angelockt vor dem Haus und in der Tür standen.
" Es ist das Schwein von Uhlenbusch!," rief jemand, es hat ihn erwischt!"
" Er ist wirklich tot," stellte Martin fest.
Sein Gewicht hatte die marode Treppe zum Einsturz gebracht und ihm das Genick gebrochen.
Liesa saß weinend auf dem Bett. Nicht weil sie traurig war über seinen Tod, sondern weil das alles zuviel war für ihre Nerven.


Ihre Lebenumstände hatten sich nun grundlegend geändert, doch wie würde es weitergehen ?
Von einer ehrbaren Frau erwartete man eine Trauerzeit...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.02.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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