Roland Reichmann

KRIEGSERZAEHLUNG MEINES VATERS

KRIEGSERZAEHLUNG MEINES VATERS

 

 

 

1943

 

Eigentlich war es ein typischer Frühlingsmorgen.Die Sonne stand hoch wie es eben um

 

diese Zeit war,gegen 11 Uhr,und warm war es auch schon.Die wohlige Wärme tat gut, sie in meinem Gesicht zuspüren.Und am Sonntag war ja auch keine Schule,und mit 14Jahren hatte man die Träume noch vor sich.Jedenfalls dachte ich so da sitzend am Wegrand auf der kleinen Mauer unterhalb unseres Hauses.

 

Die Idylle unseres Dorfes spiegelte sich in allen Bäumen wieder,die grüner werdenen Blätter bestätigten es, dass der Winter endlich vergangen sei und das Leben wieder aufblüht.

 

Ja,mein Dorf das ruhig dalag von der Sonne verwöhnt,die Kirchenglocken verhallend,dass die Messe vorüber war.

 

Hatte mich davor gedrückt in die Messe zugehen,werde später meine Mutter erzählen:Bauer Hermes hätte meine Dienste gebraucht und dafür würde ich ein köstliches Butterbrot mit frischer Kuhmilch bekommen.

 

Meine Mutter die Selige würde sich wieder aufregen und sagen dass der Pfarrer das nicht gutheissen wird,dass ich mich von Gott am Sonntag fernhalte.

 

Doch jeder in unserm Dorf wusste,dass Gott sich manchmal Zeit für sich nahm.,deswegen auch nicht so  genau hinsah,wenn die Menschen sich um ihre Bedürfnisse kümmerten.

 

Denn es war 1943.Das vierte  Kriegsjahr

 

Deutschland hatte der Welt den Krieg erklärt,und davor war auch Luxemburg nicht verschont geblieben.Schon gar nicht mein Dorf,das Pontpierre hiess.In der deutschen Sprache nannten wir es Steinbrücken.

 

Mein Blick wanderte die Strasse entlang,und stach mir nicht das grelle Licht der Sonne entgegen so doch die rote Farbe der Banner die längs der Strasse ann der Häusern hingen.

 

Bodenlang

 

Denn unser „Gielemännchen SIMON“ hatte Geburtstag.Da musste geflaggt werden.Alle hatten sie geflaggt!

 

Unseren Nachbarn,Jacoby und Emmerich hatten sich extra die bodenlange Variante zugelegt.Unterhalb Bauer Hermes hatten Frieseisen und Jengels geflaggt.Dabei hatte gestern noch Jengels lautstark unter Einwirkung mehrerer Dröppen (Schnäpse) verkündet:Der Simon,der könne ihn mal hinten und vorn.Daraufhin seine Frau ihm schnell die Hand vor den Mund hielt.

 

Noch inder selben Nacht sah man ihn kleinlaut flaggen! Tja der Jengels war schon immer ein Mann der zu seinem Wort stand

 

Derweil meine Mutter schnell ein paar Papierfläggchen ans Fenster aufstellte ohne vorhin ihre guten Nachbarn gefragt zuhaben,ihr doch bitte eine Flagge auszuhändigen.Daraufhin mann Himmel und Hölle aufbeschwörte,mann könne doch keine entbehren.

 

Hatten wir solch eien grosse Angst vor unserm Feind?

 

Weiss nicht,denn wenn ich mit meinem Vater ins Wirtshaus „Zum Kueb“ ging,hingen oft da irgendwelche Deutsche rum in ihren Uniformen.

 

Da sass Kunze,Fregel oder Hinsern rum,der eine Gefreiter der andere Soldat der ander Oberst,jedenfalls sagte mann mir das.Und unter Ehrfurcht sah ich diese meist hochgewachsenen Männer an.Und dachte dabei oft an meinem Wasser trinken,wiso unser Lehrer immer vortrag dass es eine arische Rasse gab die blond sein wird.Diese Männer waren alle braunhaarig gewesen.

 

Naja ich war ja da wohl zu jung um das zu verstehn.Auch das Gerede der Leute die sagten,dass die Deutschen allesamt Mörder wären und die Welt beherrschen würden,konnte ich nichts damit anfangen.

 

Denn wie mein Vater beim Abendessen oft erzählte,das viele Luxemburger eben durch diese sogenannten Mörder zu grossem Wohlstand gekommen sind und dass viele luxemburgische Frauen sich mit deutschen Männern verheirateten und diese sich wiederrum hier häusslich niedersetzen,Kinder bekamen die später auch Kinder bekamen.

 

Davon wurde nie gesprochen.Könnte es wirklich sein dass der Deutsche diese Bestie war die mann mit vorgehalter Hand aussprach!

 

Sicher,es gab den Führergruss,doch für mich war es wie wann mann Guten Tag sagen würde,denn den Herrn Pfarrer musste ich auch mit seiner Herr Heiligkeit anreden.Und Schläge bekam  man auch vom Pfarrer und das im  Namen Jesu.

 

Jedenfalls lief das Leben in unserm Dorf ohne weiteres weiter,Da ich auch in meiner Freizeit beim Bauer Hermes helfen musste. Riesige Strohballen aufladen,sei gut für meinen Körper.

 

Da ich in diesem Lebensalter schmächtig war,half mir oft ein Soldat namens Hirte.Der wiederum flüsterte mir oft zu,wie ich am besten mich davonstehlen sollte ohne dass der Bauer

 

Spitzbekam.

 

War ich abends geschafft von der Arbeit,konnte ich nicht einschlafen und lauschte dann meinen Eltern wie sie untereinander redeten.Da kam oft ein Wort das Teportieren hiess.Es hiess,Leute würden teportiert werden damit sie in sorgenfreies Leben führen würden.Jedenfalls stellte ich mir das vor,denn ich konnte damals mit dem Wort nicht viel anfangen.

 

Ach,stellte ich mir vor: Würde ich auch teportiert werden,in ein anderes schöneres Land.Besser wie hier unter reichen Bauern zuleben.Denn wir waren eine der ärmsten Leute in unserm Dorf.Würde da zu  Reichtum gelangen,und bei meiner Rückkehr würde ich es schon Bauer Hermes zeigen,dass ichnicht mehr die Strohballen aufzuladen bräuchte.

 

So sass ich da an jehnem Sonntag auf dieser kleinen Mauer und dachte wenn die Schule zu Ende ist,ich eine Stelle bei einem Hufschmied annehmen werde.

 

Dazu musste ich in die Hitlerjugend gehen,denn jeder der ein Handwerk erlernen wollte musste zu der Hitlerjugend.Eigentlich war ich ja schon von klein an in solch einem Verein,nur dass es vorher hiess.Die Scouten.Nur hatte der Name inzwischen geändert.

 

Was solls,ich hätte jedenfalls meinen Beruf den ich ausführen könnte und wäre nicht mehr der arme Sohn eines armen Vaters eines besetzten Dorfes.

 

 

 

Noch während ich so vor mir herträumte sah ich sie kommen,entlang der Strasse durch den Wassergraben.

 

Grimmige traurige Gesichter,dem Tode geweiht marschierende deutsche Soldaten.Auf dem Weg entlang meines erstaunend und aus grossen Augen Blickes,zwinkerte mir der eine oder andere mir zu,wissend nie wieder zurück zukehren

 

 

.

 

 

Für meinen Vater der noch mit 81 Jahren zu dem steht was er denkt und an alle die Gefallenen.

 

Und die Geretteten die diesen sinnlosen Krieg überlebt haben.

 

Luxemburg 2007

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.02.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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