Wenn Stoiber und Schröder lieben lernen...

Ganz Deutschland sitzt gespannt vor dem Fernseher, auf dem in rießigen Lettern steht: Wer gewinnt die Wahl? Kein Geräusch ist zu hören. Sekunden erscheinen wie Stunden.
Dann endlich ist es soweit. Das Ergebnis wird bekannt gegeben. Ungeduldig nehmen die Menschen wahr, das die kleinen Parteien keine Chance hatten. Es interessiert sie nicht.
Jetzt! Die Stunde der Wahrheit ist gekommen! Daumen werden gedrückt, Bibeln werden geholt, störende Kinder werden ignoriert...Sie wollen es wissen!
WER WIRD KANZLER VON DEUTSCHLAND?
Dann geschieht etwas Unfassbares! Etwas, womit man angeblich gerechnet hatte, auf das man aber in Wirklichkeit überhaupt nicht vorbereitet gewesen war! Einige Frauen erleiden einen Herzstillstand, Männer sacken kraftlos in sich zusammen und trinken die Whiskyflaschen leer, Priester geben ihr Amt auf und Ehepaare denken an Scheidung. Warum?
Schröder und Stoiber haben gleichviel Stimmen!

Gerhard geht unruhig auf und ab. Seine Frau überschüttet ihn mit Fragen, die er nicht beantwortet. Nachdenklich beisst er auf seiner Unterlippe herum und starrt auf das Handy in seiner Hand. Wie durch ein Wunder beginnt es tatsächlich zu klingeln.
"Schröder." Meldet er sich. "Gerhard? Hier ist Edmund! Ich hab es gerade im Fernsehen gesehen! Was sagst du dazu?"
"Was soll ich dazu schon sagen?" Stille. Beide wissen, was jetzt kommt.
"Es ist fantastisch! Keiner von uns beiden hat verloren und wir können zusammen regieren!"
"Liebling!" kreischt seine Frau und sinkt aufs Bett.
"Finde ich auch." Meint Edmund. "Wir schließen einfach beide Parteien zusammen. Das wird toll! Wir können uns jeden Tag sehen und alles zusammen machen!"
"Edmund!" hört man im Hintergrund seine Frau schreien.
"Gut! Dann treffen wir uns bei einer Nachrichtensendung und geben unsere Entscheidung bekannt. Die Wochenshow soll angeblich ganz gut sein."
"Die Wochenshow? Der Moderator hat dich doch neulich so fertig gemacht! Da gehen wir ganz sicher nicht hin!" erklärt Edmund bestimmt.
"Ach, dieser Ingolf Lück. Ja, ein kleines verdorbenes Früchtchen. Dem werd ich die Steuern so hoch erhöhen, das er in Zukunft im Studio schlafen kann!"
"So ist es richtig, Gerhard! Hau ihm eins in die Fresse, bis er blutet!" feuert Stoiber ihn an.
"Und neulich bei TV TOTAL! Das war ja wohl das letzte! Ich werde dafür sorgen, das Stefan Raab ins Ausland abgeschoben wird!"
"Da gehört er auch hin!"
"Schatzi, welche guten Nachrichtensendungen gibt es denn." Wendet sich Gerhard an seine Frau. Die ist viel zu geschockt um zu antworten.
"Ach, weißt du was Edmund? Wir gehen einfach zu Günther Jauch! Der moderiert doch tausende von Dingen. Da wird sicher auch eine Nachrichtensendung dabei sein."
"Gut, dann bis gleich vor den RTL Studios!"

Wie, glauben sie, reagiert ein Volk, wenn die beiden härtesten Gegner sich auf einmal zusammentun? Es ist gerührt, nimmt sich ein Beispiel daran und verträgt sich mit seinem Nachbarn. FALSCH! Schröder und Stoiber erwarten Buhrufe, Tomaten, Eier, Kürbisse, ( was Gerhard daran erinnert, das er seiner Frau noch sagen muss, das er heute Abend Salat will.)
und vor allem die Frage: Warum?
"Na ja, wissen sie Günther, ich darf sie doch Günther nennen? Ich habe Gerhard schon immer bewundert und habe mich bloß nie getraut, es zu sagen. Er ist mein Vorbild! Und ich kann mir keinen anderen Mann, außer mich, an der Spitze vorstellen! Er ist ein toller Kanzler, fantastischer Ehemann und guter Freund!" antworte Stoiber, den Tränen nahe.
"Nein, es ist genau andersrum! Ich bewundere dich! Du gehst immer genau zu deinen Zielen ohne dich durch irgendwas aus der Bahn werfen zu lassen! Du bist so konsequent und intelligent und deine Frau kann sich glücklich schätzen einen Mann wie dich zu haben!
Edmund, ich liebe dich!"
"Ich liebe dich auch, Gerhard!" Heulend fallen sie sich in die Arme. Günther Jauch ist von diesem Geständnis zu tiefst gerührt und applaudiert höchstpersönlich.

So, ein paar Wochen sind vergangen. Deutschland hat sich wieder einigermaßen abgeregt und nimmt die Parteienverbündung gelassen. Was sie nicht gelassen nehmen, sind die Steuererhöhungen ( je nach Laune der Kanzler), den Abriss öffentlicher Schulen ( Stoibers Kommentar: "Unsere Kinder sind intelligent genug, um in Amerika Karriere zu machen."),
die Abschaffung der Versicherungskarte ( Ärzte stehen vor dem Ruin wegen Kundenmangel),
und folgendes Gesetz: Jeder Deutsche ist dazu verpflichtet sich einmal wöchentlich die Simpsons anzuschauen und sich an ihnen ein Beispiel zu nehmen.
Das passiert also, wenn Schröder und Stoiber sich lieben lernen. Wer hätte damit gerechnet?
Aber rückgängig kann man es ja auch nicht mehr machen. Man hat praktisch verloren.
Zwei Politiker auf dem Höhepunkt ihres Wahnsinns? Die Bild Zeitung sagt ja, die AZ sagt ja, die Süddeutsche sagt ja, die Bravo sagt ja, der amerikanische Präsident sagt ja, Stoibers Frau sagt nein. Sie glaubt, das da etwas nicht stimmt. Ihr Mann hasste Schröder schon immer!
Er würde niemals mit ihm gemeinsame Sache machen! Aber wer glaubt ihr das schon?
Und so macht sie sich auf die schwierige Suche nach Beweisen für Stoibers Unschuld.
Mit von der Partie, Schröders Frau.
Wir dürfen gespannt sein, was unser nettes ( aber anscheinend merkwürdiges) Paar herausfindet.

Fortsetzung folgt, falls erwünscht!

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