Günter Kienzle

Die größte Reise unseres Lebens (Kapitel 5)

Kapitel 5

Sergej

>>Verdammte Scheiße!<< ,fluchte Sergej auf. Knöcheltief steckte er im Schnee fest. Die ganze Nacht über schneite es und ein Ende des Schneefalls schien nicht in Sicht. Er musste aufpassen, die Papiertute durfte nicht nass werden. In ihr befanden sich vier Brötchen, die er vor wenigen Minuten in einer nahe gelegenen Bäckerei gekauft hatte. Im Supermarkt waren die Brötchen zwar billiger gewesen aber der nächste Markt war zu weit entfernt. Er hupfte hoch um seine Beine aus dem Schnee zu befreien. Wenn es nicht bald aufhörte zu schneien, wurde man gar nicht mehr durchkommen. Noch fünf Meter, dann war es endlich geschafft! Jeden Meter zahlte Sergej einzeln. >>Fünf, vier, drei, zwei, eins, geschafft!<< Nochmals sah er zum Himmel hoch. >>Schnee, Schnee, Schnee und noch mehr Schnee<< ,murmelte er nachdenklich, bevor er im Haus verschwand.

Alexander war gerade wach geworden. Noch müde rieb er sich den Sand aus den Augen. Dann schaute er sich um. Wo war er denn? Langsam kam die Erinnerung zurück. Sergej verdankte er es, dass er noch am Leben war. Aber wo war Sergej? Sicher wieder irgendwo auf der Straße. Schade, er hatte sich wenigstens von ihm verabschieden können. Wie spät war es überhaupt? Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm nicht nur die Uhrzeit, sondern erinnerte ihn auch wieder an Igor. Ein Riss zog sich jetzt über das Glas! Das musste passiert sein als dieser Scheiß Igor auf ihn eingetreten hatte. Immer noch schmerzte alles. Zum Gluck gab es hier keinen Spiegel, er wollte gar nicht wissen wie er jetzt aussah. Was es doch für böse Menschen gab. Reich war er nun ebenfalls nicht mehr! Das ganze Geld nahmen ihm diese Schweine ab.

In diesem Moment ging die Tür auf. Alexander schreckte kurz auf, dann zog ein Lächeln über sein Gesicht. Es war Sergej!

>>Guten Morgen!<< ,grüßte dieser freundlich. >>Geht es dir schon wieder besser?<<

>>Mich friert ein wenig<< ,entgegnete Alexander.

Der Kleine sah sich um. Der Raum war leider völlig leer. In einigen Kellern lagen manchmal alte Decken. Hier suchte man vergeblich. >>Schade, damit wir keine Decke haben. Mochtest du meinen Mantel?<<

>>Nein, lass Mal, es wird schon gehen!<< Sergej hob die Papiertute in die Hohe. >>Schau Mal, ich habe Brötchen gekauft!<< Mit diesen Worten setzte er sich neben Alexander und reichte ihm die Tute. Dieser nahm sich ein Brötchen heraus und besah es. >>Die sind ganz frisch!<< ,meinte der Junge. >>Wenn du nach Hause mochtest musst du dich beeilen, sonst ist alles zugeschneit.<<

>>Nach Hause<< ,wiederholte Alexander nachdenklich. Dann sah er zu dem Kleinen. >>Ich hab leider kein Zuhause! Keine Haus, keine Wohnung, kein Zimmer!<<

Sergej wurde ebenfalls nachdenklich und legte das Brötchen beiseite. >>Ich habe auch kein Zuhause!<<

Alexander erinnerte sich wieder an gestern. >>Du hast gestern gesagt, dass du dich entschieden hast. Was hast du damit gemeint?<<

>>Ich suchte einen lieben Menschen, bei dem ich bleiben kann. Und während ich gestern weiter lief, hab ich darüber nachgedacht. Da habe ich mich für dich entschieden. Jemand lieberen als dich kann man nämlich nicht finden. Also rannte ich zurück.<< Alexander wollte etwas sagen, doch der Kleine fuhr ihm ins Wort. >>Es ist nicht schlimm, wenn du keine Wohnung hast, Das macht mir nichts aus.<<

>>Wenn es nur das wäre. Ich hab leider kein Geld mehr. Diese Schweine haben mir gestern alles weggenommen. Ich bin praktisch eine arme Maus. Du solltest dir jemand suchen der Geld und eine Wohnung hat. Ich habe leider beides nicht.<<

>>Ich sagte doch, das macht mir nichts aus!<< ,entgegnete Sergej. Dann griff er in seine Manteltasche und zog das Geld heraus. >>Hier nimm es, ich brauch es nicht!<<

Er schüttelte den Kopf. >>Nein, ich hab es dir geschenkt. Behalte es!<<

Der Junge sah ihn traurig an und wahrend er Alexanders Hand nahm fragte er. >>Darf ich bei dir bleiben?<<

Alexander wusste jetzt nicht was er sagen sollte. Einfach den Jungen wegschicken? Nein, das brachte er nicht übers Herz. Wahrend er darüber nachdachte, fugte der Junge noch etwas hinzu. >>Und ich hab doch sonst niemanden.<< Er spurte wie Sergejs Hand fester zudrückte.

1>>Gut, du kannst bei mir bleiben! Aber einfach wird es nicht.<<

>>Wir beide schaffen das schon!<< ,meinte Sergej lächelnd und klopfe ihm auf die Schulter.

>>Wo hast du den vorher gewohnt?<<

>>Im Heim und davor bei meiner Oma, bis sie starb.<< ,entgegnete der Kleine und nahm sich das das zweite Brötchen.

>>Und aus dem Heim bist du abgehauen?<< Sergej konnte leider nicht antworten, da in seinem Mund ein Viertel de Brötchens steckte, deswegen nickte er nur. >>Verstehe! Wie ist es denn da so im Heim? ,wollte Alexander wissen. Auf die Antwort musste er allerdings warten bis Sergej alles hinunter geschluckt hatte.

>>Nicht schon. Die älteren Jungs beklauen und verprügeln die jüngeren Kinder. Die wo da arbeiten, kümmern sich nicht wirklich um einen. Die machen das nur weil sie dafür Geld bekommen. Manchmal sind Eltern gekommen und haben sich ein Kind ausgesucht. Aber die wollten alle nur Babys. Da findet man keine neuen Eltern.<<

Alexander zitterte plötzlich am ganzen Körper.

>>Was ist mit dir?<< ,fragte Sergej besorgt und legte die Hand auf seine Schulter.

>>Ich glaub ich hab Schüttelfrost.<< ,antwortete er Silbenweise. Der Kleine stand auf. >>Komm, leg dich hin!<<

Sergej zog seinen Mantel aus und deckte seinen neuen Freund damit zu. Anschließend nahm er Alexander die Mutze ab und legte sie unter seinen Kopf. Schweißperlen rannen über seine Stirn. Der Kleine holte ein Taschentuch hervor und wischte sie behutsam ab. Dann legte er die Hand auf seine Stirn, sie fühlte sich heiß an. Immer noch zitterte er am ganzen Körper. >>Du hast Fieber! Soll ich nicht besser einen Arzt holen?<<

>>Nein, ich habe kein Geld mehr.<<

Sergej holte einen Geldschein hervor. >>Aber ich habe welches!<<

>>Das sollst du nicht für mich ausgeben. Es ist deins!<<

Der Junge winkte ab. >>Quatsch! Was mir gehört, gehört auch dir. Wir wollen alles miteinander teilen.<<

>>Warte erst Mal, es wird bestimmt bald besser.<<

So setzte sich Sergej wieder zu seinen Freund und streichelte ihm über den Kopf.

Auf einmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Alexander hatte sich aufgerichtet und sprach. >>Ja, ich komme gleich! Wann ist das Essen fertig? Gänsebraten ist gut.<< Sergej erschrak und schüttelte ihn. >>Was ist los?<< ,schrie er. >>Alexander! Alexander!<< Dieser redete weiterhin wirres Zeug. Er fantasierte! Sergej geriet in Panik, was sollte er nur machen? Um seinem Freund sah es nicht gut aus. Es fiel ihm nur eine Losung ein, er brauchte dringend einen Arzt! Er musste also los und einen Arzt holen, sonst starb sein Freund womöglich. Schnell nahm er den Mantel und wandte sich dann nochmals Alexander zu. Dieser laberte immer noch wirres Zeug. Er schüttelte ihn wieder. >>Hör zu, ich werde jetzt einen Arzt holen, du hast schweres Fieber. Geh um Himmelswillen nicht raus! Hast du gehört?<< Kurz schaute ihn Alexander an, dann redete er weiter. Sergej richtetet sich auf, holte das Geld aus seinem Mantel. >>Hoffentlich wird das reichen.<< An der Tür drehte er sich noch einmal um. >>Ich komme so schnell wie möglich wieder, bleib bitte hier!<< Mit diesen letzten Worten verließ er den Keller.

Immer noch fiel Schnee. Seine Fußabdrücke von heute morgen waren langst nicht mehr zu sehen. Trotzdem war an einigen Stellen, da wo er gelaufen war, nicht ganz so hoch. So schnell er konnte, watete er durch den Schnee. Durch die Stiefel drang Schnee, das war ihm jedoch in diesem Augenblick egal. Er musste so schnell wie möglich einen Arzt auftreiben. Hoffentlich wurde Alexander nicht ins Freie gehen? Ein weiterer Grund sich zu beeilen. Endlich war auf dem Bürgersteig angelangt. Hier war wenigstens geräumt. Die Schneehaufen an der Seite wurden immer hoher. An der Ampel stand eine Frau mit einem kleinen Mädchen. Sergej lief auf sie zu. >>Entschuldigen sie, können sie mir sagen wo ich hier einen Arzt finden kann?<< Die Frau zeigte auf die andere Straßenseite. >>Siehst du, das ist Doktor Tamar, er schließt gerade ab. Wenn du dich beeilst kannst du ihn noch erreichen!<<

>>Haben sie vielen Dank!<< ,entgegnete Sergej freundlich. Nun musste er warten bis die Ampel umschaltete. Ihm kam die wartün! So schnell er konnte rannte er auf die gegenüberliegende Straßenseite.

Düssel? Noch ein Jahr Arbeit lagen vor ihm! Zu den nächsten Winterferien wurde er seine Praxis für immer schließen und in Pension gehen. Aber jetzt waren erst einmal Ferien. Die nächsten drei Woche wollte er mit seiner Frau auf ihrer kleinen Datscha, auerhalb Moskaus verbringen. Endlich war der richtige Schlüssel gefunden, als hinter ihm eine Kinderstimme ertönte!

>>Sind sie teuer?<< ,fragte Sergej.

Doktor Tamar drehte sich um. >>Wie meinst du?<< ,fragte er freundlich zurück.

>>Ich hab nämlich nicht soviel Geld.<< Er zog das Geld aus seiner Manteltasche und hielt es ihm hin. >>Reicht das?<<

>>Es tut mir leid, aber ich hab bereits geschlossen!<<

>>Es ist aber ein Notfall, mein Freund hat hohes Fieber. Sie müssen schnell mitkommen!<<

>>Das ist natürlich etwas anderes. Steck dein Geld wieder ein. Ist es weit von hier?<<

>>Fünfzehn Minuten zu Fuß.<<

Er zeigte auf den VW Golf. >>Wir nehmen meinen Wagen. Warte da, ich hole nur schnell meine Tasche.<<

Vier Minuten später waren sie vor dem alten Abrisshaus angekommen. Sergej zeigte auf den verschneiten Hinterhof. >>Da drüben, wir müssen durch den Schnee!<<

Daniel Tamar kratzte sich am Kopf >>Oh je, was tut man nicht alles für seine Patienten. Dann wollen wir einmal!<< Zweimal rutschte er aus. Er war eben nicht mehr der jüngste, noch dazu auch nicht gerade jemand, den man als schlank bezeichnen konnte. Daran hatte auch seine Frau Ludmilla Schuld, mit ihren guten Kochkünsten. Endlich war das Haus erreicht. Er ließ den Jungen vor sich laufen, denn der kannte sich hier besser aus als er. Langsam gingen sie die Stufen hinab. Der Kleine öffnete die Tür. Alexander saß immer noch da, redete aber nichts mehr. >>Vorher hat er fantasiert. Ich hab einen Arzt mitgebracht!<< ,wandte er sich dann Alexander. Doch dieser reagierte nicht. Doktor Tamar trat zu ihm hin und befühlte Wangen und Stirn. Dann öffnete er seine Tasche und holte ein Thermometer hervor.

>>Er hat überall blaue Flecken. Wie ist das den passiert?<<

>>Gestern haben ihn ganz böse Menschen verprügelt. Ich hab dann die Miliz gerufen.<< ,antwortete er.

>>Ja, es wird jeden Tag schlimmer hier. Traurig, dass es solche Menschen gibt. Dein Freund hat starkes Fieber, wir müssen das Fieber runterbekommen. Geh schnell hinaus und hole etwas Schnee. Sergej nickte nur und rannte nach oben. Er lief durchs Haus, auf der Suche nach einem passenden Behälter. Zum Gluck wurde er schnell fündig. In einem Raum, der früher wohl einmal als Küche gedient haben musste, fand der einen alten Eiseneimer. Er nickte zufrieden, griff ihn sich und lief ins Freie. Mit beiden Händen füllte er ihn mit Schnee. Nach dem der Eimer halb gefüllte war nickte er abermals. Das wurde vorerst genügen! Mit großen Schritten rannte er wieder nach unten. Sein Freund lag inzwischen wieder. >>So junger Mann, du bist heute Abend gefordert. Reib sein Gesicht hin und wieder mit Schnee ein, damit das Fieber runtergeht!<< Anschließend holte er eine Schachtel Tabletten aus seiner Tasche. >>Von denen gebe ich ihm jetzt zwei. Den Rest lasse ich hier, gib ihm morgens, mittags und abends zwei. So lange bis es ihm wieder besser geht. Habt ihr was zum Trinken da, ich kann ihm die Tabletten schlecht so geben?<<

>>Nein leider nicht, aber ich kann Becher und was zum Trinken schnell besorgen.<<

>>Eine Decke habt ihr sicherlich auch nicht. Jedenfalls sehe ich hier keine.<<

>>Nein, ich hab mich schon umgeschaut. Soll ich die Sachen schnell organisieren?<<

Der Arzt winkte ab. >>Nein lass Mal. Ich komme nachher zurück und bring euch was zum Trinken und ein paar Decken. So kann er hier nicht liegen.<<

Sergej zog wieder das Geld heraus. >>Hier!<<

Daniel Tamar lächelte, nahm Sergejs Hände, welche das Geld umklammerten. >>Lass Mal! Behaltet euer Geld. Ich war nicht mehr im Dienst, daher ist die Behandlung kostenlos und jetzt kümmere dich um deinen Freund!<< Der Kleine ging zu Alexander und rieb mit etwas Schnee seine Stirn ein. Daniel sah noch einen Augenblick zu, dann ging er zur Tür. >>Ich bin in ungefähr einer Stunde wieder hier! Pass gut auf ihn auf!<< Sergej drehte sich zu ihm. >>Das mache ich ganz bestimmt!<<

Als Daniel wieder im Auto war und los fuhr, dachte er über die beiden nach. Es war einfach rührend, wie sich der kleine Junge um seinen Freund kümmerte. Es waren arme Menschen. Solche Menschen hatten wirklich nicht viel. Er wurde es sich niemals verzeihen, wenn er das Geld genommen hatte. Aber es gab schon Kollegen, die wurden ohne Geld keinen Finger rühren. Einige Minuten später war er bei seiner Wohnung angekommen.

Seine Frau schein in der Küche mit kochen beschäftigt zu sein. Es roch nach Braten. Als er eintrat sah er sie am Tisch sitzen und Kartoffeln schälen.

>>Hallo Schatz!<< ,begrüßte er sie.

>>Hallo Daniel, du das Essen ist erst in einer halben Stunde fertig. Meine Schwester hat mich wieder am Telefon aufgehalten. Wenn die redet kommt man nicht mehr zu Wort. Zwei Stunden hat sie mir wieder erzählt.<<

>>Oh je, du arme!<< ,bedauerte er sie und setze sich auf den Stuhl neben ihr.

>>Das kannst du laut sagen und wie war der letzte Tag?<< ,erkundigte sie sich, wahrend sie die geschalten Kartoffeln in ein Sieb legte.

>>Na ja, fast wurde ich sagen wie immer. Aber gerade als ich abschließen wollte kam eines dieser Straßenkinder und sagte, sein Freund sei krank, ob ich helfen könne. Er führte mich in ein Abbruchhaus. Im Keller lag sein Freund mit starkem Fieber. Zum Schluss wollte mir der kleine Junge sein letztes Geld geben, um mich zu bezahlen.<<

Seine Frau lächelte ihn an. >>Lass mich raten, du hast es natürlich nicht angenommen.<<

>>Nein, das würde ich mir niemals verzeihen, von den armen Menschen Geld zu nehmen.<<

Ludmilla küsste ihn auf die Stirn. >>Du hast eben ein gutes Herz und bist eben ein feiner Mensch! Deswegen hab ich dich auch vor vierzig Jahren geheiratet.<<

>>Ich muss noch mal zurück. Die haben weder was zum Trinken da, noch eine Decke.<<

Seine Frau stand auf, klopfte ihm auf die Schulter. >>Warte, ich schau mal nach was ich entbehren kann.<< Mit eiligen Schritten lief sie in den Flur und öffnete den Schrank. Sie zog zwei Decken heraus und besah sie. Ja, die waren noch gut!

Daniel suchte derweilen in der Küche Pappbecher und holte zwei Flaschen Cola und Mineralwasser aus dem Vorratsraum. Das Cola war immer da, falls seine Enkel kamen. Er und seine Frau tranken so etwas nicht. Anschließend holte er einen kleinen, blauen Waschkorb aus Plastik und legte alles hinein. Gerade als er mit dem Korb zur Tür gehen wollte, streckte Ludmilla ihren Kopf aus der Küche. >>Warte, ich hab heute morgen ein Zopf gebacken. Ich schneide ein paar Scheiben ab und pack sie für die beiden ein.<<

>>Du bist lieb, Danke!<<

Sergej drehte sich erschrocken um. Es war Daniel Tamar! >>Oh entschuldige, ich hab vergessen anzuklopfen.<<

>>Das ist nicht schlimm.<< ,meine der Kleine nur.

Daniel Tamar drehte sich wieder um und holte den Korb herein. >>So hier hab ich zwei Decken. Eine für dich und eine für deinen Freund!<<

Sergej griff sich eine und deckte seinen Freund behutsam damit zu. >>Jetzt hat er es wenigstens schon warm.<<

>>Hier sind noch zwei Flaschen Cola und ein Mineralwasser! Meine Frau Ludmilla hat einige Scheiben ihres berühmten Zopfs reingelegt. Den macht keiner besser als sie.<<

Sergej sah zu ihm auf. >>Vielen Dank für alles!<<

>>Wollen wir mal sehen wie es unserem Freund geht.<< ,mit diesen Worten lief er zu Alexanders Schlafplatz. >>Wie heißt dein Freund?<<

>>Alexander und ich heiße Sergej!<< ,antwortete der Junge.

>>Hallo Alexander, wie geht es dir jetzt?<<

Sergej befürchtete, sein Freund wurde wieder ungereimtes Zeug faseln. Aber diesmal kamen vernünftige Antworten. >>Es geht, könnte besser sein.<< ,sagte er leise.

Daniel holte wieder das Thermometer hervor. >>Die Temperatur ist etwas runter, das siehst schon mal nicht schlecht aus. Gib mir mal bitte das Mineralwasser und einen Becher, Sergej!<< ,bat er.

Dieser zog einen Pappbecher aus dem Korb, öffnete die Flasche und schenkte ein. Dann überreichte er den Becher Daniel.

>>Prima Junge, alles gleich fix und fertig. Du merkst wo es fehlt. Alexander du kannst stolz sein, so einen guten Freund zu haben.<< Alexander nickte und lächelte Sergej zu.

Dieser lächelte zurück. >>Es wird wieder alles gut, Alexander!<<

Dieser wollte etwas sagen, aber das reden fiel ihm schwer. Dafür redete der Arzt weiter. >>Nimm jetzt bitte zwei von den Tabletten. Ich habe deinem Freund gesagt wann du sie einnehmen musst. Hier ist noch eine Salbe für dein Gesicht! Dann verheilt es besser!<< Alexander nahm sich die zwei Tabletten und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter. Dann legte er sich wieder hin.

Der Arzt schaute auf seine Taschenuhr. >>So, ich muss nun gehen, meine liebe Ludmilla wartet mit dem Abendessen auf mich. Ich soll euch schon von ihr grüßen!<<

>>Danke, grüßen sie ihre Frau auch von uns!<< ,meinte Sergej. Dann nahm er Daniels Hand und druckte sie ganz fest. Dabei lief ihm einen Trane die Wange hinunter. >>Sie sind ein lieber Mensch! Danke für alles, Gott soll sie segnen.<<

Nochmals lächelte Daniel Tamar und zog eine Karte hervor. >>Man kann nie wissen, vielleicht tut er das. Hier ist meine Karte! Wenn wir in drei Wochen von unserer Datscha zurück sind, könnt ihr uns gerne einmal besuchen. Ihr seid jederzeit Willkommen. Nun muss ich los! Euch beiden alles Gute, möge euch Gott immer beschützen!<< Mit diesen letzten Worten verließ er das Haus in der vierzehnten Straße. Doch er wurde die beiden noch lange in Erinnerung behalten.

 

Nach dem der Arzt weg war , schaute er zu Alexander. Dieser schlief bereits fest. Der kleine Sergej beugte sich über ihn und streichelte ihm leicht durchs Haar. >>Schlaf gut!<< Anschließend ging er hinaus ins Freie. Es schneite nicht mehr. Er schaute zum Himmel hoch. Keine Wolken waren mehr am Himmel, dafür konnte man die Sterne funkeln sehen. >>Ist das schon, so viele Sterne!<< ,hielt er Monolog. Als es ihnen dann doch zu frieren begann, ging er wieder ins Haus zurück. Langsam taste er sich nach unten. Den oben gab es keinen Strom, nur im Keller.

Sergej verspürte jetzt leichten Hunger. Immerhin lag das Frühstuck schon mehrere Stunden zurück. Da erinnerte er sich wieder an den Zopf. Ludmilla hatte es in schönem Weihnachtspapier eingewickelt. Sie schien eine nette Frau zu sein. Anschließend nahm er einen Becher und schenkte sich etwas Mineralwasser ein. Eigentlich wäre ihm eine Cola lieber gewesen, aber erstens war der Zopf sicherlich süß und zweitens konnte er sonst nicht einschlafen. Vorsichtig nahm er ein Stuck und teilte es. Rosinen waren auch eingebacken. Das sah schon lecker aus! Ebenso vorsichtig biss er ab. In der Tat, der Hefezopf schmeckte vorzüglich. Der Arzt hatte recht, diese Ludmilla machte den besten Zopf. Im Heim gab es manchmal auch Zopf, der schmeckte aber nicht besonders. Dieser hier war zehnmal besser. Die Decke fiel in seinen Blickwinkel. Endlich konnte er sich zudecken! Als er mit essen fertig war, wickelte er die restlichen Scheiben wieder in das schone Papier ein, lief zur Tür und drehte den Lichtschalter nach rechts. Das Licht erlosch. Neben Alexander legte sich Sergej nieder und deckte sich zu. Dann kuschelte er sich ganz dicht an seinen Freund. >>Morgen wird es dir schon viel besser gehen.<< ,flüsterte er und streichelte ihm nochmals übers Haar. Endlich hatte er diesen lieben Menschen, den er sich immer wünschte, gefunden. Nun wurde er sich nie mehr von ihm trennen. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief er ein. In dieser Nacht war Sergej der glücklichste Mensch in der Stadt!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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