Kerstin Langenbach

Wink des Guten

Einst hatte er geliebt, sich fallen gelassen und vertraut.Er wollte alles geben, war weich im Innern und glücklich, doch nur für einen Bruchteil seines Lebens, in dem er noch was zu erzählen hatte, das interessant genug für die Anderen war.

Er hatte zuviel vertraut, zu sehr gehofft, viele seiner Geheimnisse preisgegeben, bis nicht mehr viel übrig blieb, was nur er im Herzen trug.
Er ahnte nichts böses und war froh über die Situation seines Lebens.Erst zu spät erkannte er, dass er für diesen Leichtsinn zahlen würde, weil seinen Worten keinen Glauben mehr geschenkt werden sollte.So wie die Menschen eben sind.

Mit der Zeit wandelte sich die Zuneigung seiner Freunde zur Ablehnung.Schleichend und doch wissentlich wurde er mehr und mehr verstrickt in ein Netz aus Lügen und Intrigen. Sie wollten ihn zerstören, am Boden liegen sehen und auf ihn spucken. Um Gnade sollte er flehen, welche Sie voll Verachtung walten lassen würden, in dem sie ihn verfluchen und verbannen wollten, auf Lebenszeit.

An jenem Morgen als er erwachte, konnte er sein Unwohlsein nicht mehr verdrängen, wie es ihm Wochen zuvor noch halbwegs gelang. Er spürte einfach, dass der Tag gekommen war.Als er auf die Straße trat, begannen die Leute, die einst vorgaben seine Freunde zu sein, über seine jämmerliche Gestalt zu lachen, als er weinend und flehend seine Hände ́gen Himmel hob, um empfangen zu werden von dem, der doch eigentlich immer an seiner Seite verweilen sollte.

Sie stießen und traten ihn, bis er schließlich stürzte und mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug. Sein warmes Blut rann über sein von Schotter verschmutztes Gesicht.Er verbarg sein Gesicht in den Händen und versuchte in sich zu gehen. Einfach alles zu ignorieren, vergessen, was um ihn herum passierte.

Sein Körper schmerzte und sein Atem ging rasselnd, schwer doch gleichmäßig.Und als er so dalag, mit geschlossenen Augen, fragte er sich, ob das nun alles war was von seinem Inneren übriggeblieb, reine Dunkelheit und unendliche Angst, die ihn niemals mehr verlassen würde. Und diese Erkenntnis ließ ihn über den Sinn mit seinem Leben fortzufahren, sollte er dies hier überhaupt überleben, zweifeln, während die spottende Menge, gelenkt von Satans Hand, nur noch dumpf in seinen Ohren klang und er nah daran war sein Bewusstsein zu verlieren.

Die Zeit schien stillzustehen. Er rührte sich nicht. Die Menschen verstummten nach und nach als er plötzlich eine sanfte Berührung verspürte, die ihn zusammenzucken ließ.Einen Moment lang verweilte er noch mit seinen Händen vorm Gesicht und meinte schon sich getäuscht zu haben, als er auf einmal eine freundliche Stimme vernahm, die ihm den Mut gab, den Blick seiner Augen wieder freizugeben.

Nach kurzem Zögern blickte er schließlich aus seiner Dunkelheit ins Licht. Das Tageslicht blendete ihn so stark, dass er für einige Sekunden kaum zu sehen vermochte. Doch dann sah er diese Person, die sein Inneres mit einer Wärme und Liebe erfüllte, wie er es zuvor noch niemals erleben durfte.

Das Gesicht des Mannes war voll von Güte und seine Augen strahlten eine wohltuende Zuversicht aus, die ihm dazu bewegte, die gereichte Hand zu ergreifen, die ihm hoch helfen sollte.
Ein Raunen ging durch die Menge, während er wieder auf seinen Füßen zu stehen kam und sich mit dem Mann, der so göttlich schien in Bewegung setzte, um die Menschenmenge zu durchbrechen.
Voller Erfurcht traten sie beiseite. Er konnte sehen wie sie sich schämten für das was sie ihm angetan hatten. Einige blickten betreten zu Boden, während Andere leise um Vergebung baten. Mehr und mehr entfernten sie sich von dem Ort und der Meute des Bösen.

Er wusste nicht mehr wie lange sie gegangen waren, ohne nur ein weiteres Wort von seinem Begleiter vernommen zu haben. An einem weiten Feld blieben sie stehen. So standen sie da und schauten in die Ferne. Dann vernahm er wieder diese warme Stimme, die ihn zu Tränen rührte und zu ihm sagte: >> Sieh in die Weiten, die unbekannte Fremde. Spüre in dir, dieses Gefühl und die Gewissheit der neuen Offenbarung, welche ich dir trotz dem, dass du arg zweifeltest an meiner Existenz, zum Geschenk machen will, um dich ziehen zu lassen, auf deinem neuen Weg der Erkenntnis, welches nur dein Wohl verspräche, wenn du allein des Annehmens willig bist.<<

Er ließ die vernommenen Worte seines Begleiters in sich widerhallen und wirken, bevor er seinen Mund zu Worten formte, die tief aus seinem Herzen emporstiegen: >> Ich habe erkannt, warum mir dieses Leid passierte und werde dein Geschenk als zweite Chance für mich annehmen, um niemals mehr dem Leid gegenüber stehen zu müssen, und allein die Klarheit für den Grund meines vergangenen Handelns mich des Sterbens hindern soll. Ich will leben, vorangehen und bin voll neuer Kraft, voll Mut und mit der Sicherheit, dich an meiner Seite zu wissen, auch wenn du mir nicht greifbar bist. Und auch in Momenten der Stille, werde ich reden, reden mit dir und mich verstanden fühlen, weil stets deine Arme mich umfassen und schützen. Ich danke dir, du, der mich leben und lernen lässt und dessen Existenz ich niemals mehr verleugnen werde.<<

Voller Wärme und Güte sprach er ein letztes Mal zu ihm: >> Deine Worte sagen mir, dass du verstanden hast, dass ich nun wieder gehen kann und ich werd doch stetig bei dir sein. Die Zuversicht, sie wird dich leiten, in allem was du tust. Und der Klarheit neues Denken wird dich nur des Wachsens deiner vorantreiben. Leb Wohl. << ...                 
© KLa 1996

  

  

 
 
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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