Harald Saul

Peter, der Wolf im Schafspelz Nr. 43

Peter Nr 43. 
Peter setzte sich mit Naumann einfach hin und beide beobachteten die aufgeregten Lehrer und Ausbilder. Jetzt ging die Tür auf und mit hochroten Kopf kam der Chef rein und alles war sofort still. Er schnaufte und erzählte, dass man die neuen verpackte PC Technik geklaut habe und was die Krönung ist, auch seinen kleinen Panzerschrank, wo die Unterlagen mit den Gerätenummern  aufbewahrt waren. Alles weg, auch die Handkasse und die Personalunterlagen der Mitarbeiter. Er sei erledigt, setzte sich an den großen Tisch und griff zitternd nach einer angebotenen Zigarette. Dem Chef liefen wirklich Tränen über das aufgedunsene Gesicht und hastig an der Zigarette ziehend, wirkte der Geschäftsführer wie ein ganz trauriger und hilfloser Mensch. Peter stand auf und ging zu ihm hin und fragte ob man denn irgendwie  helfen könne. Peter sah nicht die spöttischen Gesichter seiner Kollegen und auch Naumann grinste und schüttelte über soviel Schleimerei den Kopf. Der Chef schniefte, wurde sich seiner Situation bewusst und lächelte wieder. Peter solle doch in einer Stunde in sein Büro kommen und ging hastig hinaus. Ihm wurde jetzt erst bewusst, wie die anderen ihn anschauten und sagte laut, dass man doch helfen müsse. Peter erntete für diese Bemerkung nur ein Schweigen und als er den Raum verlassen hatte. Schüttelten die älteren, die schon länger in der Firma waren den Kopf und einer sagte, dass wenn einer schnell hochsteige, schneller wieder fallen kann. Naumann saß dabei und hörte aufmerksam zu. Etwas in ihm sagte, dass er vielleicht nicht zu vertrauensselig zu seinem neuen Freund sein müsse. Peter indes war dem Chef gefolgt und klopfte an dessen Zimmertür. Ein leises Herein ließ ihn eintreten. Der Chef saß hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und hatte vor sich einen bauchigen Schwenker mit einer bernsteinfarbigen Flüssigkeit stehen. Als er den Blick des Eintretenden sah, holte er noch einen Schwenker und füllte diesen aus einer edel aussehenden Flasche. Diesen Peter reichend, sagte der Chef, dass er eine Idee habe und zu Peter da volles Vertrauen. Dieser hörte ihm zu und fand gar nicht so schlecht, was der Chef da vorhatte. Er werde für mehrere Tage von der Arbeit freigestellt, um die PC-Hardware-Materialien für den in 14 Tagen beginnenden Kurs, für dien man ja schon das Geld vom Arbeitsamt habe, heranzuholen. Der EDV-Dozent, der den Unterricht durchführen soll, wird ihm eine Liste zusammenstellen. Fahren Sie überall herum und die Sonderangebote in den Großmärkte anschauen und cash einkaufen. Vielleicht können Sie auch recherchieren, ob ein anderer Bildungsträger hinter den Einbruch steckt ? Auf jeden Fall werde ich Sie als Verbindungsmann zur hiesigen Polizei haben wollen, denn die sind gleich da. Auf Grund ihrer Aufgabenstellung in unserer Firma und als Dozent für den Unterricht für das künftige Bewachungsgewerbe sind Sie ab sofort mein Sicherheitsbeauftragter. Werde gleich den neuen Anstellungsvertrag für meinen Freund Peter diktieren, mit entsprechender Höherstufung. Peter hüpfte das Herz, als der Chef aufstand und zu ihm ging, ihm die Hand gab und sagte, dass er ab jetzt für ihn Herbert sei. Nachdem er den völlig überraschten Peter gedrückt hatte, eilte er zu seinem Schreibtisch und rief die Sekretärin herein. Eine ältliche, sehr gepflegte Dame betrat den Raum und hörte seinen Anweisungen erstaunt zu. Alle Lehrer und Ausbilder haben sich in exakt 10 Minuten in der Aula einzufinden und sie habe einen neuen Anstellungsvertrag für Peter anzufertigen. Der in einer Stunde unterzeichnet wird. Peter wird ab heute als Lehrer und Sicherheitsbeauftragter der Bildungsfirma eingesetzt, 2 Gehaltsstufen heraufgesetzt, er bekommt einen Personengebundenen Dienstwagen als Mitglied der Geschäftsführung und gleich ein Tankheft dazu, denn er wird in den nächsten Tagen viel unterwegs sein. Er wies auch an, dass der neue Dienstwagen, den der Bildungsstättenleiter vergangene Woche bekommen habe, an Peter zu dessen alleiniger Nutzung übergeht. Zu dem, staunend dastehenden Peter wandte er sich und sagte, dass er ihn heute abends zu weiteren Absprachen zu einem Abendessen einlade. Es klopfte und der Bildungsstättenleiter steckte seinen Kopf herein und sagte, dass die Polizei da sei. Der Chef schaltete sofort um und sagte, dass er komme, gab Peter noch einmal die Hand und sagte überlaut, dass er seinem neuen Freund alles Gute wünsche. Peter registrierte aus den Augenwinkeln heraus, wie der Bildungsstättenleiter stutzte und den Mund geringschätzig verzog. Peter wusste jetzt sofort, dass er einen Feind mehr hatte. Zum Bildungsstättenleiter sagte er, dass die Unterrichtsteilnehmer für heute nach Hause geschickt werden, man habe eine Havarie im Haus. Er ließ die drei Menschen jetzt einfach in seinem Zimmer stehen und eilte den Polizisten entgegen. Einige Kriminaltechniker im weißen Kapuzenanzügen eilten ihm schon entgegen und dahinter kamen zwei Herren in Zivil, die sich als Kriminalbeamte der Einbruchsabteilung vorstellten. Der Bildungsstättenleiter begab sich vor die große Haupteingangstür und wies die bereits eintreffenden Unterrichtsteilnehmer auf die heutige Veränderung hin. Freudig ging die Angesprochenen sofort wieder weg und man war über einen zusätzlichen freien Tag nicht böse. Die Polizisten machten sich sofort an die Sichtung der Einbruchsspuren und man verabredete sich in 2 Stunden, alle Unterrichtslehrkräfte zu befragen. Die beiden Zivilisten gingen in das nun leere EDV – Kabinett und ließen sich vom Hausleiter und vom Geschäftsführer alles erzählen. Nachdem sie fertig waren, gingen sie ins Chefzimmer und der Chef wies seinen Bildungsstättenleiter an Peter zu holen. Dieser saß in seinem Zimmer und hatte die Unterrichtsvorbereitungsunterlagen vor sich liegen und Naumann lümmelte auf seinem Stuhl und hatte die Beine quer über seinen Schreibtisch gelegt. Es gluckerte  gerade einheimische Pilsnerbier in seine Kehle, als leise die Tür geöffnet wurde. Keiner von beiden gewahrte den eintretenden Hausleiter, erst Naumann einen kräftigen Rülpser losließ und sprach, dass es immer wieder wie eine Erlösung sei, mal eine Flasche Bier hinter zu schütten. Fuhr der Hausleiter dazwischen und sagte, dass es in ihrem Unternehmen nicht üblich sei, in der Arbeitszeit Alkohol zu trinken. Stellte sich vor Naumann hin, der immer noch seine Beine auf dem leeren Schreibtisch liegen hatte. Ächzend nahm dieser seine Beine herunter und stand auf, wollte was agen. Unwirsch machte der Hausleiter eine abfällige Handbewegung und wandte sich an Peter. Mit veränderter Stimme sagte er, dass Peter zum Chef sofort kommen solle und machte ein wichtiges Gesicht dabei. Laut schob er dann von außen die Tür wieder ins Schloss. Naumann lächelte Peter, der ein erschrockenes Gesicht machte und sagte, dass sich der Alte nichts so haben würde. Er habe ihn mit der Chefsekretärin im Swingerclub gesehen und da waren beide sehr beschäftigt. Peter blieb mitten im Gang zur Tür  stehen und sah ihn an. Du gehst zu so was ? Naumann sah ich lächelnd an, willste mal mit ? Peter zuckte mit den Schultern, weiß nicht vielleicht ? Peter ging zu dem Chefzimmer hinüber und klopfte an, ein lautes herein erklang. Er trat ein, drinnen saßen die beiden Zivilpolizisten und der Chef, der Hausleiter stand mit hochrotem Gesicht hinter seinem Chef. Peters Chef wies auf einen Sessel und Peter setzte sich hin. Er wurde als zukünftiger Sicherheitsverantwortlicher des Hauses vorgestellt und die beiden Polizisten hatten nichts dagegen einzuwenden, als der Bildungsgesellschaftsgeschäftsführer den Vorschlag machte, dass Peter der Ansprechpartner für diesen speziellen Vorgang sei. Die beiden Kriminalpolizisten erhoben sich und verabschiedeten sich. Der eine gab Peter eine Visitenkarte und sagte, dass er sich bei ihm melden werde, sobald es etwas näheres geben würde. Als sie draußen waren, erzählte der Hausleiter sofort, dass er Naumann beim Alkoholtrinken erwischt habe. Der Chef schrieb sich etwas auf und sah dann beide stumm und überlegend an. Räusperte sich und setzte den Hausleiter in knappen Worten davon in Kenntnis, was er vorhin mit Peter besprochen hatte. Bis zu dem Zeitpunkt lächelte der Hausleiter freundlich, aber als er dann erfuhr, dass Peter den neuen Dienstwagen zur alleinigen Nutzung erhalten sollte, verfinsterte sich seine Miene. Mit belegter Stimme sagte er dann zu Peter, dass er sich doch dann das Tankheft, die Zulassung und den Autoschlüssel holen sollte. Dann ging der Hausleiter hinaus. Peter sah seinen neuen Freund fragend an. Dieser winkte ab und meinte nur, dass der Zeitpunkt gekommen sei, den Alten vor die Tür zu setzen. Am Anfang war er ja gut und setzte vieles auch durch, aber jetzt sei er nur auf den eigenen Vorteil aus. Er habe ja nichts dagegen, wenn jemand sich kleine Vorteile auf Kosten der Firma verschaffe, aber es gebe in der letzten Zeit Dinge, da könne man nicht mehr darüber hinwegsehen. Er flüsterte jetzt; man wisse zum Beispiel, dass die Chefsekretärin  mit dem Hausleiter ein Verhältnis habe und dass man heimlich übers Wochenende sich in der Schule treffe und im Übungszimmer der Fachgehilfen für das Gastgewerbe, welches als Doppelzimmer eines Hotels aufgebaut war, übernachte und miteinander schlafe. Peter erfuhr noch einiges aus dem Privatleben einiger Mitarbeiter und staunte, wie gut der Chef über alles informiert war. Sie verabschiedeten sich und verabredeten sich für den Abend in einem noblen Restaurant der Stadt. Peter ging ins Hausleiterbüro und auf dem Schreibtisch hatte man alles schon zum Fahrerwechsel für den Dienstwagen vorbereitet. Mit bleichen und verkniffenem Gesicht übergab er Peter alles und forderte ihn auf, dass Auto unten im Hof zu übernehmen. Im gehässigen Ton fügte er hinzu, nicht dass man später mal eine Beule feststelle und er sei es gewesen. In Peter  loderte eine Flamme hoch und scharf hätte er liebend gern dem alten Mann, der ja nur verbittert war, eine patzige Antwort gegeben. Er schluckte es herunter und sagte in einem leisen fast unterwürfigen Ton, dass der Vorschlag vom Chef gekommen sei und Peter es nicht erfragt habe. Der Alte lächelte ihn jetzt mitleidig an und sagte, dass er auch mal gedacht habe unersetzbar zu sein. Sie gingen zu dem Audi A4, einem Kombi, der silberglänzend auf dem Firmenparkplatz stand. Der alte Mann nahm seine persönlichen Sachen aus dem Wagen und ging ohne ein Wort noch zu sagen, wieder in sein Arbeitszimmer. Peters Mitleid währte nur Sekunden und er nahm von dem schnittigen Wagen Besitz. Stellte Sitz und alle drei Spiegel ein, inspizierte noch einmal die Karosserie auf Beulen und Lackschäden, stellte  nichts fest und schloss den Wagen wieder ab. Ging in sein Büro und erarbeitete sich einen Schlachtplan. Über die gelben Seiten hatte er bald 5 verschiedene Fachmärkte für Computer und Zubehör ermittelt. Rief sie gleich alle an und erfragte, ob die verschiedenen Posten, die der EDV – Dozent ihm vorgegeben hatte, vorrätig seien.  Er ließ sich sofort alle Angebote zufaxen und nach einer halben Stunde hatte er eine komplette Ausrüstung, so wie sie gestohlen war zusammen. Einschließlich der Beamer und der Software. In einer Exeltabelle stellte er ein Angebot zusammen und stolz präsentierte er das dem Chef. Dieser nahm den Bogen und überflog ihn. Rieb sich die Stirn und flüsterte Peter zu, er möge zu dem günstigsten Anbieter hinfahren und fragen, was es ohne Rechnung kosten würde ? Erstaunt sah Peter ihn an. Der Chef bemerkte seinen Blick und flüsterte, dass seine Versicherung voll den Schaden bezahlen würde und ohne was in der Hand zu haben wollend, cash bezahlen würde. Er würde ihm das Geld cash geben und fertig wäre der Lack. Fahren sie nun schon und drückte Peter zum Zimmerausgang hin. Kaum war der einfältig guckende Peter verschwunden, ging der Chef wieder zu seinem Schreibtisch und hob den Hörer wieder hoch. Es war eine höchst interessante Unterhaltung. Am anderen Ende war Herberts Freund, ein Regionalchef einer sehr bekannten Versicherung. Nochmals wurde Peters Chef versichert, dass er nur die aufgenommene Polizei-Anzeige und das Schadensprotokoll zugeschickt brauchte und er würde das veranlassen, das volle Geld wäre, innerhalb von 3 Tagen auf seinem persönlichen Konto. Zufrieden legte Herbert auf. Wenn alles gut ginge würde er mit einem Schlag um 25 000 Euro reicher sein. Die anderen 25 000 würde Peter brauchen, um das Unterrichtsmaterial schwarz zu beschaffen. Er war sich sehr sicher, dass er mit Peter einen guten Griff getan hatte. Ein paar Tausend würde er Peter als Schweigegeld geben müssen. Zufrieden schenkte er sich einen guten Cognac ein und fläzte sich in seinen Ledersessel. Peter fuhr zu dem Computergroßmarkt hin und rasch war er sich mit dem Chefverkäufer einig. Peter brachte keine Rechnung, brauchte nur Geräteunterlagen und man bezahle cash. Aber um ganz sicher zu gehen solle er jetzt seinen Chef anrufen. Peter konnte das Telefonat mit anhören. Sein Chef war begeistert und sagte sofort zu. Peter werde morgen die Ware abholen und das Geld bringen. Peter fuhr dann sofort wieder zur Firma zurück. Jetzt war eine Mitarbeiterversammlung angesetzt und mit Peter waren jetzt alle da. Der Geschäftsführer gab persönliche Entscheidungen bekannt. Der Hausleiter wird von seiner Funktion entbunden und ein ebenfalls älterer Dozent der bisher für den EDV-Unterricht zuständig war, wird seinem Wunsche entsprechend in den Vorruhestand gehen. Ein viel jüngerer EDV-Dozent wird den Unterricht übernehmen. Die Stelle des Hausleiters wird nach einem längeren Zeitraum wieder neu besetzt werden. Er, der Geschäftsführer müsse erst mal wieder in dieser Schule die unklaren Dinge bereinigen. Zum Ende stellte er Peter als Sicherheitsverantwortlichen mit aller Weisungsbefugnis vor. Im Hinausgehen winkte er Peter hinter sich her und dieser eilte ihm nach. Peter konnte nicht sehen, wie der größte Teil ihm amüsiert hinterher lächelte.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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