Petra Virbinskis

Muko

" Du, Schatz! Ich glaube es geht los! Ich sollte langsam in die Klinik fahren. Unser Kind will auf die Welt."
"In welchem Abstand kommen die Wehen?" fragte Paul seine Frau.
"Alle 5 Minuten", antwortete sie. " Gut", sagte er, "dann werde ich jetzt die Kleine in den Kindergarten fahren und danach muß ich in die Firma. Du fährst am Besten mit dem Taxi schon mal los und ich komme nach, sobald ich dort weg kann".
Vor wenigen Monaten erst, hatte sich ihr Mann selbsständig gemacht und das Geschäft lief sehr gut. Natürlich hatte sie vollstes Verständnis dafür, daß er in die Firma mußte, denn die eigene Existenz hing ja davon ab. Sie verabschiedete sich von ihrer 5 Jährigen Tochter mit den Worten:" Wenn du heute Nachmittag aus dem Kindergarten kommst, dann hast du einen kleinen Bruder. Dann kommst du mit Papa ins Krankenhaus und besuchst mich und deinen Bruder, ja?"
So bestellte sie sich ein Taxi und etwa eine halbe Stunde später kam sie im Krankenhaus mit ihrer Reisetasche, gepackt für dieses wichtige Ereignis, an.Den Weg kannte sie schon, denn sie war ja nicht zum ersten Mal hier und so ging sie direkt zum Kreissaal. Dort wurden zuerst die nötigen Untersuchungen gemacht und nun wurde sie zur Anmeldung geschickt.
Sie nahm die Treppen denn das Treppensteigen sollte ja Wehenfördernd sein. In der Anmeldung angekommen, nahm sie Platz auf einem Stuhl, vor einem Schreibtisch, hinter dem eine freundliche Frau saß. Das Telefon klingelte und die freundliche Frau sprach dann zu ihr:" Ich muß einmal schnell weg, ich bin aber sofort wieder da". Wortlos nickte sie und im nächsten Moment erwischte sie auch schon eine recht heftige Wehe. Nach der 7.Wehe dachte sie bei sich:" nun könnte die Sekretärin aber langsam kommen, sonst bekomme ich noch hier unten mein Kind". Kaum hatte sie diesen Satz zuende gedacht, ging auch schon die Tür auf und die Sekretärin betrat das Zimmer. "Tschuldigung", murmelte sie, "aber jetzt kann es los gehen..." Gerade hatten sie begonnen, die Personalien aufzunehmen, da klopfte es an der Tür und ein Mann stand im Türrahmen... "Kannst du noch mal kurz..."? Fragend sah sie die Schwangere an, doch die schüttelte unter einer bereits sehr heftigen Wehe nur den Kopf. "Ok, dann machen wir mal schnell weiter" lenkte sie ein.
Endlich mit dem formalen Kram fertig, ging sie die Treppe zum Kreissaal wieder nach oben. Die Wehen kamen nun schon in sehr kurzen Abständen und waren sehr schmerzhaft. Sie wußte, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie ihr Baby im Arm halten würde.
Im Kreissaal wurde noch einmal untersucht, geduscht und ab aufs Bett. Etwa eine Viertelstunde später war der kleine Mann geboren. Von Paul jedoch immer noch keine Spur. Wollte er nicht gleich nachkommen?
Erst gegen Abend kam ihr Mann - ohne Tochter!
"Wo hast du denn die Kleine gelassen"? fragte die junge Mutter besorgt. "Carina liegt im Krankenhaus", antwortete Paul, " sie ist im Kindergarten vom Klettergerüst gefallen und hat sich den Arm gleich zweimal sehr kompliziert gebrochen, so daß sie erst einmal einige Tage im Krankenhaus bleiben muß".

Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen um zu ihrer kleinen Prinzessin zu fahren, aber sie hatte ja gerade erst vor wenigen Stunden ein Kind zur Welt gebracht und durfte noch nicht weg.
Am nächsten Tag bei der Visite, kam der Kinderarzt auf sie zu und sagte ganz ruhig: " Frau Möller, ihr Sohn hat sich bei der Geburt das Schlüsselbein gebrochen. Sie dürfen ihn nur langsam aus seinem Bettchen heben und sollten ihn möglichst so hochheben, daß sie seine rechte Schulter nicht belasten". Unsicher fragte sie nach:"Aber wie kann denn das passieren"? " Das ist nicht weiter schlimm und kann schon mal vorkommen, wenn die Geburt zu schnell war", antwortete er ihr freundlich. Sie war beruhigt und achtete genau darauf, wie sie das Kind aus seinem Bett hob.
Der Kleine trank von Anfang an gut an der Brust und so hatte sie keinerlei Probleme beim Stillen, was sie doch sehr wunderte, denn bei ihrem ersten Kind hatt es damals überhaupt nicht geklappt.
"Und wie gut ein Baby doch immer richt", dachte sie und küßte den kleinen Kopf. Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, bemerkte sie einen salzigen Geschmack auf ihrer Zunge.
Sie leckte vorsichtig an dem kleinen Sohn und schmeckte wieder das Salz. "Komisch", dachte sie, "daß Neugeborene schon salzig schmecken..."
Zehn Tage später, sie war schon längst wieder aus dem Krankenhaus entlassen und auch die kleine Tochter war wieder zu Hause, fing sie an, sich Sorgen zu machen. Der Kleine hatte einen schlimmen Schnupfen und bekam kaum Luft durch die Nase. Sofort ging sie zum Kinderarzt, da das Kind ja auch nicht richtig schlafen konnte. Dort gab man ihr Nasentropfen aus Meersalz und schickte sie damit nach Hause. Jedoch halfen die Tropfen nicht im Geringsten. Der Schnupfen wurde immer schlimmer und schließlich gab sie dem Kind chemische Nasentropfen für Säuglinge und Kleinkinder. Im ersten Moment ging es dem Kind besser, so daß er wenigstens wieder Luft beim trinken bekam,aber an schlafen war immer noch nicht zu denken. Als der Schnupfen nach drei Wochen immer noch genauso stark war, wie zu Beginn, ging sie noch einmal mit dem Kind zum Kinderarzt, in der Hoffnung, daß der Arzt ihr und dem Baby helfen könnte.Doch alles, was sie von ihm zu hören bekam war folgendes:" Trinkt das KInd"? "Ja", antwortete sie ihm. "Na, dann ist doch alles in Ordnung. Solange das Kind trinkt und gedeiht, ist damit nichts", war sein Komentar. Weitere Wochen vergingen, ohne daß sich an dem Gesundheitszustand des Kindes irgend etwas änderte.Der Kleine hing ausschließlich an ihrer Brust. Sie hatte kaum noch Zeit, um mal zu duschen, geschweige denn, den Haushalt zu machen... Von ihrem Mann hatte sie keinerlei Hilfe zu erwarten, denn er war zu sehr mit der Firma beschäftigt und kam Abends sehr spät nach Hause. Zudem wurde auch immer klarer, daß er es ihr übel nahm, daß sie so bald nach der Gründung der Firma wieder schwanger geworden war und bemängelte ihren fehlenden Einsatz im Geschäft. Zeitgleich mit ihr, hatte seine Sekretärin eine kleine Tochter entbunden und arbeitete schon wieder weiter. Sie brachte die Kleine mit in die Firma und jedes zweite Wort handelte von der "süßen Kleinen", die den ganzen Tag nur strahlte und lachte.Das tat ihrem Mutterherz unglaublich weh und nun platzte es aus ihr heraus.
"Christina, immer nur Christina! Du hast hier zu Hause einen Sohn, der dich anhimmelt wenn du kommst! Den ganzen Tag weint er, aber wenn er dich sieht, dann strahlt er dich an. Aber du hast es nicht einmal nötig, den Kleinen auf den Arm zu nehmen. Was bist du nur für ein Vater? Merkst du eigentlich nicht, wie weh du mir damit tust"? Sie drehte sich um und kümmerte sich wieder um das kranke Kind. Der Haussegen hing schief und der Abend wurde schweigend verbracht,
Am nächsten Tag nahm Paul seinen Sohn in den Arm und sprach nie wieder auch nur ein einziges Wort von Christina.
Verzweifelt , durch den Dauerschnupfen und dem Husten des Kindes, suchte sie einen Kinderarzt nach dem Anderen auf, in der Hoffnung, daß irgendein Arzt dem Kind und ihr endlich helfen könnte. Ja sogar zum Hals-Nasen-Ohrenarzt ging sie mit ihm, doch der sagte nur zu ihr:" Ja was soll ich denn mit so einem kleinen Kind hier? Meine Instrumente sind gar nicht für so einen kleinen Menschen ausgelegt und außerdem, solange das Kind trinkt und gedeiht, ist nichts mit ihm" Oh wie sie diesen Satz mittlerweile haßte. Zu oft hatte sie ihn schon gehört und Tatsache war und blieb, daß das Kind seit nunmehr mittlerweile Monaten Schnufen und Husten hatte. Dazu kam noch, daß sie am Ende ihrer Kräfte angelangt war, denn das Kind schlief einzig und alleine an ihrer Brust. In seinem Bettchen schllief er keine 10 Minuten am Stück. Vom Vater des Kindes hatte sie keinerlei Unterstützung zu erwarten. Der war mit seiner Firma und sich selbst beschäftigt. Die Tochter wurde vernachlässigt, so daß sie sich auch darüber Sorgen machte. Ihr Haushalt hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so schlimm ausgesehen und die Nächte verbrachte sie total erschöpft mit dem Sohn an ihrer Brust im Bett, um wenigstens ein wenig Schlaf für sich zu finden. Chronische Rückenschmerzen begleiteten sie 24 Stunden am Tag und die Sonntage verbrachte sie allein mit den beiden Kindern, da ihr Mann seine Freizeit im Billardcaffe´ verbringen mußte. Sie war fertig! Nicht selten geschah es, daß sie die Tochter wegen Nichtigkeiten anschrie, den schreienden Sohn in sein Bettchen legte und sie sich auf die Toilette begab, um ihren Tränen der Verzweiflung freien Lauf zu lassen. Aber es half nichts. Das Kind blieb krank!
Ein neuer Kinderarzt wurde gesucht. Zur Begrüßung sagte sie ihm:" Wenn sie mir nun auch erzählen, daß solange mein Kind trinkt und gedeiht nichts mit ihm ist, dann gehe ich gleich wieder"!
Betroffen sah sie der Arzt an und sagte:" Nein, nein. Da müßen wir erst einmal herausfinden, was ihr Kind hat".
So wurde der Kleine aufs Gründlichste untersucht. Das Kind bekam Kortikoidhaltige Hustensäfte und endlich schien es dem Zwerg besser zu gehen. Zwar schniefte und schnaubte er immer noch durch die Nase, aber längst nicht mehr so schlimm. Bei diesem Arzt schien sie in guten Händen zu sein und so blieb sie bei ihm. Weitere Monate vergingen und zwischendurch bekam der Sohn immer mal wieder Kortikoid. Jedoch wollte das Kind außer Muttermilch nichts anderes zu sich nehmen. Zwar probierte er hin und wieder mal etwas vom "Erwachsenen Essen" aber es reichte nicht für eine komplette Mahlzeit, so daß er mit seinen 20 Monaten immer noch hauptsächlich gestillt wurde.
Dann wurde der Kleine erneut krank, oder eigentlich kam nur noch etwas hinzu. Durchfall! Nichts, was er aß konnte er noch bei sich behalten. Sofort ging alles wieder in die Windel und der nächste Arzttermin stand an. "Wissen sie, was mir auch noch Sorgen macht"? Fragte die junge Frau den Arzt."Sein Stuhl ist immer dünn, nicht nur jetzt, wo er Durchfall hat. Es sieht immer aus, als hätte jemand geschmolzene Magarine mit hinzu getan. Und irgendwie riecht er auch sehr streng, so faulig..." Doch der Arzt wußte darauf auch keine Antwort und so meinte er, daß es wohl noch an der Muttermilch liegen müßte, die das Kind ja immer noch überwiegend bekam.
Das Wochenende stand vor der Tür und dem Kind ging es zunehmend schlechter. Er war ohnehin nie sonderlich dick, aber nun war er schon so dünn, daß es richtig aufviel. Sonntag Morgen ging es ihm dann so schlecht, daß die Mutter den Entschluß fasste, den Sohn ins Krankenhaus zu bringen.
"Du Paul, ich glaube es ist besser, wenn wir Phillip ins Krankenhaus fahren". Ihr Mann sah sie ernst an und sprach:" Ruf doch erst einmal beim Notarzt an, dann werden die ihn mit dem Krankenwagen abholen". Leicht ungläubig tat sie, was ihr Mann sagte und rief beim Notarzt an. Doch dort wurde ihr gesagt, daß sie sich am Besten gleich mit dem Kind ins Krankenhaus begeben sollte. Zum Glück war die Tochter über´s Wochenende bei der Oma, so daß sie sich nicht auch noch um die Unterbringung des größeren Kindes kümmern mußte.
"Die meinten, wir sollen selber gleich ins Krankenhaus fahren", erzählte sie ihrem Mann. Wortlos holte Paul sein Portemonae aus der Hosentasche und entnahm 50 DM daraus. Er streckte ihr das Geld entgegen mit den Worten:" Ruf dir ein Taxi und fahr dahin!" Fassungslos blickte sie ihren Mann an. Sie war sprachlos. Was hatte er eben gesagt? Sie soll alleine mit dem kranken Kind ins Krankenhaus fahren???Sicher hatte sie sich verhört und so fragte sie noch einmal nach." Ja, kommst du denn nicht mit"? Seine Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht." Nein. Ich bin im Billardcaffe´ verabredet". Sie konnte nicht fassen, was er da sagte. Sie machte sich große Sorgen um das gemeinsame Kind und er hatte nichts besseres zu tun, als an sein Vergnügen zu denken? Was war das nur für ein Vater!!! Das Taxi stand mittlerweile vor der Tür und sie unterdrückte die Tränen, als sie mit dem Kind einstieg. Während der Fahrt klammerte sie sich an den kleinen Kinderkörper und nun ließen sich die Tränen auch nicht mehr zurückhalten. Sie war so tief enttäuscht....
Im Krankenhaus wurde das Kind sofort stationär aufgenommen und sie blieb bei ihm. Die Ärzte rieten ihr, abzustillen, denn der Kleine Mann war für sein Alter viel zu dünn und zu leicht. Schnell erholte sich das Kind von seinem Durchfall und nach einer Woche konnten sie das Krankenhaus wieder verlassen.
Jedoch die Gefühle für ihren Mann blieben gespalten. Ein einziges Mal hatte er seine Familie im Krankenhaus besucht... Ein ganzes Mal für etwa 20 Minuten....
Dem Sohn ging es nur bedingt besser und eine Lungenentzündung jagte die Andere. Dann bekam er auch noch Masern und die Folge war natürlich eine erneute Lungenentzündung.
Wöchentlich war sie mit dem Kind beim Kinderarzt, doch eine Besserung trat nur vorübergehend ein.
Die Wohnung der Familie wurde allmählich zu klein und so beschlossen sie umzuziehen. Kurz nach dem Umzug wurde sie erneut schwanger. Doch so richtig freuen konnte sie sich nicht darüber, denn ihr war nur allzu gut bewußt, was es für sie bedeutet, denn Unterstützung hatte sie von ihrem Mann nicht zu erwarten. Das Kind in ihrem Bauch war ein sehr ruhiges Ungeborenes, das sich im Hintergrund hielt. Anders, als die beiden ersten Kinder...
Als sie im 5.Monat schwanger war, bekam der mittlerweile dreieinhalb Jährige Sohn wieder schweren Durchfall und mußte erneut ins Krankenhaus. Und wieder fuhr sie alleine mit dem Kind im Taxi zur Klinik. Die Ärzte waren sehr besorgt und sie spürte, daß etwas nicht stimmt. Das Kind hatte eine schwere Darminvagination und die Ärzte wollten nun versuchen, mit Luft, den Darm wieder in seine ursprüngliche Form zu bekommen. Wenn das nicht klappte, dann stand eine Operation für den Kleinen an. Von ihrem Mann allein gelassen, bangte sie in der Zeit des Eingriffes um ihr Kind und betete.
Dann endlich war es so weit. Der Arzt kam auf sie zu. Hoffnungsvoll blickte sie ihn an und fragte:" Hat es geklappt"? Mit leicht gesenktem Kopf antwortete der Arzt:" Nein. Der Darm ist so fest ineinander gestülpt, daß uns leider die Operation nicht erspart bleibt. Wir haben sie gleich für morgen früh angesetzt. Sie müßen nur noch einwilligen".Sie rief ihren Mann zu Hause an um ihm das zu erzählen und er meinte nur:" Ja, dann sollen sie ihn operieren". Diesmal konnte sie nicht bei dem Sohn im Krankenhaus bleiben, denn die Tochter mußte zur Schule. Allein lassen mit dem Vater konnte und wollte sie das Kind nicht. Sie hatte ihre Gründe und so fuhr sie mitten in der Nacht nach Hause.
Am nächsten Tag fuhr sie so früh es ging ins Krankenhaus. Die Tochter würde nach der Schule von ihrer Nachbarin und Freundin versorgt werden. Als sie Im Krankenhaus ankam, wurde ihr Sohn gerade in den Aufwachraum geschoben und sie durfte mit hinein. Ein Arzt kam ihr nun lächelnd entgegen und sagte:" Frau Möller. Ihr Sohn hat den Eingriff gut überstanden. Wir mußten allerdings einen Teil des Darmes und den Blinddarm entfernen. Bei dem Eingriff haben wir gesehen, daß seine Milz und die Leber stark angegriffen sind, aber das bekommen wir in den Griff. Soweit geht es ihrem Kind gut, aber wir müßen noch einige Tests machen, um die Ursache für die Darminvagination zu finden". Erleichtert nickte sie dem Arzt zu und verabschiedete sich von ihm. Nun wandte sie sich ihrem Sohn zu, der gerade im Begriff war aufzuwachen. Er strahlte seine Mutter an und sie hätte vor Freude weinen mögen...
Nachdem das Kind nun auf sein Zimmer gebracht wurde, trat eine Ärztin auf die junge Mutter zu und sagte:" Morgen früh machen wir bei ihrem Sohn einen Schweißtest. Das ist nicht weiter schlimm. Er bekommt nur eine Plastikfolie um den Arm gewickelt, muß dann einige Zeit damit warten und dann können wir den Salzgehalt , den er über seinen Schweiß absondert ermitteln. Das dauert nicht lange und ist absolut harmlos. Es gibt zwei mögliche Ursachen für die Darminvagination. Die Eine wäre Zölliakie und die Andere Mukoviszidose. Haben sie schon mal etwas von dieser Krankheit gehört?" "Ja", antwortete die Mutter, "...aber ich weiß nur darüber, daß es eine tödliche Krankheit ist."
Betroffen senkte die Ärztin ihren Blick... "Hoffen sie, daß es Zölliakie ist..." verabschiedete sie sich .
Zu Hause angekommen rief sie erst einmal ihre Schwägerin an, denn die sollte ja auch schon mal mit ihrem kleinen Sohn zum Schweißtest. Doch das was die Schwägerin über Mukoviszidose wußte, war genauso wenig. Noch bevor sie am nächsten Tag wieder ins Krankenhaus fuhr, kaufte sie sich im Buchhandel ein Buch über Mukoviszidose und da der Weg mit Bus und Bahn recht lange dauerte, hatte sie genug Zeit, um sich ein wenig über diese Krankheit zu informieren. Im Krankenhaus angekommen, begrüßte sie erst einmal ihren Sohn. Ganz zart und fast transparent mit dunklen Augenringen saß er in seinem Bettchen und strahlte die Mami an. Es ging ihm schon sichtlich besser, wenn auch sein Anblick einem das Herz zuschnürte. Nach wenigen Minuten kam die Ärztin vom Vortage und blickte die Mutter ernst an. "Frau Möller.... ihr Sohn hat Mukoviszidose!!!" Was sagte sie da? Mein Sohn ist tot? denn genau das war das, was sie fühlte.... ihr Sohn ist dem Tode geweiht.... Sie stand stumm da und ihre Augen suchten das Kind, das da so friedlich im Bettchen spielte. Alles in ihr bäumte sich auf! Nein!!! Mein Sohn lebt... er spielt, es geht ihm besser. Mit festem Blick sah sie der jungen Ärztin in die Augen.
"Gut! dann ist es so"! war ihre Antwort. Ungläubig sah die Ärztin sie an. " Nein, das ist nicht gut" bemerkte sie. "Ich weiß, aber was soll ich jetzt tun? Den Kopf in den Sand stecken? Nein! Ich muß den Kampf gegen diesen Feind jetzt aufnehmen und alles tun, was es meinem Kind ermöglicht, ein weitestgehend normales Leben zu fürhen", sagte die junge Mutter und eine innere Ruhe überkam sie. Sie sah ja ihren Sohn... Er lebte und es ging ihm besser, als in all der Zeit zuvor. Nachdem die Ärztin die weitere Therapie und die Medikamentengabe mit ihr besprochen hatte, blickte sie an der jungen Frau hinunter und sagte:" Sie sind schwanger"? "Ja, antwortete sie, " im 5. Monat. "Dann ist es schon zu spät":, hörte sie die Ärztin sagen. ZU SPÄT??? Wofür zu spät? Fragend sah sie die Ärztin an und die Ärztin sagte schnell:" Für einen Test am Ungeborenen ist es schon zu spät und selbst, wenn man feststellen würde, daß das Baby in ihrem Bauch auch von dieser Krankheit betroffen ist, wäre es für einen Abbruch zu spät". "Ein Abbruch würde für mich sowieso nicht in Frage kommen", wand die Schwangere ein, "und solange das Kind in meinem Bauch ist, geht es ihm gut. Worauf ich nach der Geburt achten muß, das weiß ich jetzt und dann kann ich von Anfang an etwas gegen diese Krankheit tun, zumindest so, daß das Baby sich nicht auch so quälen muß, wie mein Sohn".
Vierzehn Tage später wurde Phillip aus dem Krankenhaus entlassen und mit der Medikamentengabe, änderte sich sowohl das Verhalten, als auch der Gesundheitszustand des Kindes rapide. Das dritte Kind kam gesund zur Welt und ein relativ normaler Alltag kehrte ein. Zwar waren Atemtherapie, Krankengymnastik und Medikamente von da an die ständigen Begleiter des kleinen Phillip´s, aber zum Glück hatte er die Krankheit in einem milden Verlauf, so daß die Ärzte und die Mutter hoffen konnten, daß es dem Kind lange gut geht.

Seit dem sind achteinhalb Jahre vergangen und es gab immer mal wieder Krankenhausaufenthalte und gesundheitliche Krisen, doch der Junge ist stark und kann gut mit seiner Krankheit umgehen...
Der Kampf wurde bisher erfolgreich aufgenommen....

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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