Martina Hoffelner

Die Flucht


Sie waren fast wie Geschwister. Tina und Andi. Andi war der leibliche Bruder von Alexander, der Tinas Freund war. Aber Tina und Andi verstanden sich so gut, das sie von nun an wie Geschwister zu einander waren. Und sie benahmen sich auch fast wie richtige Geschwister.
Sie gingen durch dick und dünn, halfen einander, vertrauten sich gegenseitig und und hielten auch zusammen. Für Alex war dies auch gar kein Problem, da er beiden sehr vertraute. Doch Tinas Eltern war es ein Dorn im Auge. Und so sollte die Geschwisterschaft ein Ende nehmen, gegen das eigentlich keiner dagegen ankam...

Tina und Andi saßen im Computerraum. Sie waren etwas ratlos, leise prasselte der Regen auf die Terrase. Tina sah ihn immer wieder traurig, teils fassungslos an. „Wenn deine Eltern sich überreden lassen, dann ist es vorbei! Wir dürfen dann keine Geschwister mehr sein, und drei gegen vier ist nicht viel!“ sagte sie. „Aber wir können immer noch heimlich telefonieren und mailen“ meinte Andi, der noch etwas Hoffnung hatte. „Und auserdem wissen ja meine Eltern was Sache ist!“ fügte er noch hinzu. Doch seine kleine Halbschwester Tina, die er wirklich sehr ins Herz geschlossen hatte war anderer Meinung.
Es war leise, plötzlich aber blickte Tina auf, ihr Blick war auf einmal voller Entschlossenheit und hart. „Kommst du mit mir? Wir fliehen einfach an einen Ort, den nur ich kenne! Nur für eine Weile, damit sie merken das sie uns nicht auseinander bringen!“ „Du willst was?! Fliehen?! Aber ist das nicht etwas zu riskant, ich meine die werden sich Sorgen machen..“ „Was willst du Andi? Beweisen das wir als Geschwister zusammen gehören und mit mir kommen oder willst du mich als Schwester für immer verlieren?“ fragte Tina. In ihrer Stimme lag Entschlossenheit und Verzweiflung. Es gab momentan keinen Ausweg und auch wenn Andi zuerst nicht wollte, nickte er.
Nach einer großen Weile war in der Küche die Besprechung der Eltern zu Ende gegangen. Schweren Herzens wollte Marianne die beiden Halbgeschwister in die Küche holen um ihnen die besprochene Sache zu sagen. „Es wird mir echt sehr schwer fallen, ich denke das Sie Tina einen wichtigen Menschen wegnehmen!“ meinte sie traurig. „Das ist klar, aber auf der einen Seite, hat sich Martina immer wieder in so dumme Situationen reingeritten und wir wollen das so etwas nicht noch mal vorkommt“ sagte Tinas Vater. Er war streng und das was er sagte hatte Hände und Füße.  
Als Marianne gerade die Küchentüre aufmachen wollte, kam Alex in die Küche und war ganz aufgeregt. „Du Mutsch! Wo sind den Tina und Andi? Ich kann sie nirgends im Haus finden!“ meinte er besorgt. Die zwei Elternpaare sahen ihn entsetzt an, er ahnte was passiert sein konnte und wählte auch noch das falsche Wort. „Ich schätze, nach dem es bei der Besprechung um die Geschwister geht, sind sie sicher durchgebrannt!“ „Durchgebrannt? Das hab ich mir ja denken können, das sie mit deinem Bruder durchbrennt!“ rief Tinas Vater. Seine Mutter versuchte ihn zum beruhigen. Aber Alex setzte jetzt alles auf eine Karte, er wusste das jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war.
In der Zwischenzeit hatten Tina und Andi mit einem großen Regenschirm einen Hochsitz erreicht, der mitten in einen kleinen Wald lag. Dort wollte Tina für eine Weile mit ihm bleiben, es war egal was die anderen dazu sagten. Sie wollte mit Andi beweisen, das er für sie ein Halbbruder war. Sie stieg im prasselnden Regen die Treppen hinauf, Andi folgte ihr etwas wiederwillig. Oben angekommen setzten sie sich beide auf eine Bank. „Jetzt bleiben wir mal für eine Weile hier! Ich weiß das es nicht richtig ist, aber sie sollen sich ruhig Sorgen machen und mal nachdenken wen sie mir da weg nehmen! Vorallem sollen sie kapieren, das wir Halbgeschwister sind“ sagte Tina. Beide blickten für eine Weile stumm zum Fenster raus, der Regen prasselte jetzt noch wilder, der Himmel war bewölkt und jetzt blitze und donnerte es auch noch. Andi hatte aber ein ungute Gefühl. Er wollte einerseits bei Tina bleiben und sie nicht verletzen, aber einerseits wollte er seinen Eltern unnötige Sorgen ersparen und versuchen nochmals mit allen zu reden. Er drehte sich zu ihr und sagte:“ Du Tina! Bitte versteh das jetzt nicht falsch, aber ich finde wir sollten zurück gehen!“ „Was? Sag einmal kneifst du? Ich dachte wir sind Geschwister und halten zusammen, was auch kommt!“ Tina war entsetzt und ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Tina, hör doch zu..“ „Nein! Ich habe gedacht du bist wie ein Bruder für mich! Aber bitte, dann geh!“ rief Tina wütend zu ihm. Sie war aufgesprungen und wollte den Hochsitz verlassen. Sie hatte gerade mal die ersten Sprossen hinter sich, als es passierte. Sie brachen ab und Tina konnte sie gerade noch am Hochsitz anhalten. „Tina!“ rief Andi entsetzt und wollte ihr helfen. „Nein! Lass mich doch in Ruhe! Schau das du runterkletterst und geh!“ rief Tina. „Mich hat sowieso keiner lieb auser Alex und wir werden frühe oder später sowieso getrennt“ Sie weinte. Doch Andi streckte ihr beide Hände entgegen. „Wenn dich noch wer lieb hat, dann bin ich es! Und ich werde weiterhin dein Halbbruder bleiben!“
„Und ich möchte es Ihnen noch einmal sagen. Bitte nehmen Sie Tina nicht meinen Bruder weg! Sie reitet sich in keine Scheiße rein, und für sie ist er neben mir ein wichtiger Teil geworden! Seien Sie froh das sie einen guten Freund hat, und wir sind ein echt super tolles Team. Sie sollten sie mal sehen wenn sie strahlt wenn er kommt oder wir zu dritt etwas unternehmen! Sie ist glücklich mit einen großen Bruder!“ sagte Alex. Er hatte Tinas Eltern alles erzählt was sie zu dritt oder Tina mit Andi alles erlebt hatte und immer wieder betont das Tina nichts mit Andi hat. „Geben sie den beiden eine Chane und versuchen Sie Tina vor allem so zu akzeptieren wie ist und was sie macht!“ fügte Alex hinzu. Stille. Absolute Stille war jetzt in den Raum getreten. „Wo können die beiden hingegangen sein? Wenn, dann holen wir beide zusammen zurück und nicht getrennt!“ sagte Marianne. Jetzt stimmten auch Tinas Eltern zu, Alex war zufrieden. „Ich kenne einen Hochsitz, den Tina mal bei einer unserer Erkundungstour entdeckt hat!“ sagte Alex. „Nur dort könnten sie sein. Den denkt an den Film mit den Zwillingen. Die sind auch an einen Ort geflohen den nur sie kannten weil sie nicht getrennt werden wollen“ „Reicht schon Alex! Gehen wir!“ sagte Alex Vater.
Andi hatte Tina indes ins Baumhaus heraufgezogen und sie an sich  gedrückt. „Ich lasse dich doch niemals alleine! Und ich hab dich wie eine Schwester lieb!“ sagte er. „Wir schaffen es!“ fügte er noch hinzu. „Danke das du mich nicht alleine lässt!“ antwortete Tina. Andi lies wieder von Tina ab und blickte vom Hochsitz runter, und kam auf eine Idee. „Hör zu! Ich bin größer als du und werde mal vom Baum runterkraxeln, dann springst einfach in meine Arme!“ Bevor sie noch etwas sagen konnte, war er bereits vom Hochsitz auf dem Baum übergestiegen und kletterte vorsichtig runter. Aber da Tina eher abenteuerlich war, wollte sie auch vom Baum klettern. Sie machte es Andi einfach nach. Dieser kam schnell auf die Erde und drehte sich nach Tina um, die auf halber Höhe war. „Gut! Spring runter, das geht schon. Los, trau dich!“ rief er. Das lies sie sich nicht zweimal sagen und sprang wirklich vom Baum und landete in Andis Arme. „Super Tina! Aber jetzt los, das Wetter wird immer brutaler und ich will nicht im Bett liegen!“ sagte Andi. „Ich weiß, und schon gar nicht flach!“ scherzte Tina, Andi grinzte. „Ja, schon gut!“ sagte er scherzend. Sie gingen einen langen Waldweg entlang, der Donner wurde immer lauter.
Auch die Eltern und Alex waren auf den selben Weg in den Wald und riefen nach den Beiden, jetzt tauchte auch noch Nebel auf. Alex überlegte sich gerade ob er die RK Herzogenburg rufen sollte, was war wenn den Beiden etwas zugestoßen war. Er redete gleichzeitig immer wieder auf Tinas Eltern ein, sie sollten Tina ja nicht anschreien oder auf sie böse sein, sie sollten sie einfach nur lieb haben, trotz des wahnsinnigen Blödsinns.
Auch bei den beiden Halbgeschwistern war der Halbnebel aufgetaucht, das Unwetter tobte sich noch immer aus. Im nächsten Moment machte es einen ohrenbedäubenden Knall, vor ihnen schlug der Blitz in einem Baum ein. Die Funken sprühten nur so weg. Die beiden standen wie angewurzelt da, sie waren geschockt. Der Baum fiel auch noch genau in ihre Richtung und drohte beide unter sich zu begraben. „Andi!“ schrie Tina, die ihren Halbbruder mit voller Wucht zur Seite stieß. Sie hatte sich schneller aus dem Schock gelöst und hatte richtig reagiert. Mit einen Anlauf hatte sie Andi aus der Schusslinie stoßen  können, stand aber dafür selbst in der Linie. Der Baum fiel. „Tina!“
Alex und die Eltern hatten im Dreck Spuren entdeckt, die ihnen die Richtung zeigte, in der die beiden gegangen waren. „Ich wird die Rettung Herzogenburg rufen, die sollen zur Vorsicht herkommen, falls den Beiden wirklich was passiert ist! Der Andi ist zwar Sanitäter, aber man kann nie wissen!“ meinte Alex. Er zog sein Handy aus dem Hosensack und rief die RK an. „Hi Rene! Du komm mit einem Rettungswagen zum Hochsitz Nr. 29!“ sagte Alex und erklärte in Kurzfassung warum. Rene versprach mit einem Wagen zu kommen.
Mit weit aufgerissenen Augen stand Andi vor dem Baum, unter dem Tina eingeklemmt war. Auch wenn nur das Geäste auf Tina lag, konnte sich doch innere Verletzungen haben und die könnten lebensgefährlich werden. Andi zögerte keine Sekunde, er versuchte den Baum mit all seinen Kräften die er aufbieten konnte aufzuheben. Doch er war zu schwer, er konnte alleine nichts ausrichten. Er hatte nur einen Gedanken: Tina hatte ihn gerettet und ihm bewiesen das sie ihn als Bruder nie im Leben aufgeben würde! Sie musste unbedingt gerettet werden. Doch wie es leider bei Andi üblich war, hatte sein Akku leider den Geist aufgegeben. Also war nichts mit dem Anruf. Nochmals versuchte er den Baum aufzuheben, als er plötzlich etwas sah.
Aus dem dichten Nebel schälten sich mehrere Hände hervor, die sich den Baum griffen, Andi sah auf und genau in die Gesichter  von Tinas Eltern. „Bitte helft ihr!“ brachte er nur noch raus. Es war ein nicken, was er bekam.
Später im LKH St. Pölten kam Tina zu sich. Der Rettungswagen hatte dank Alex den Weg schnell gefunden und Tina ins LKH gebracht. Dort hatte man festgestellt, das sie so gut wie unverletzt war. Das grenzte an ein Wunder. Andi war alleine im Zimmer, als Tina zu sich kam. „Andi!“ kam es über ihre Lippen. „Hey kleine Schwester! Wie geht es dir?“ fragte Andi, der sehr erleichtert aussah. „Was ist mit unseren Eltern? Ich will dich als Bruder nicht verlieren!“ sagte Tina. Sie setzte sich langsam auf, Andi drückte sie zu sich und sagte: “Wir dürfen Geschwister bleiben! Deine Eltern haben es endlich eingesehen, das nichts zwischen uns ist und ich für dich ein wichtiger Mensch bin! Tina, du darfst weiterhin meine kleine Schwester bleiben!“ Auch Tina drückte sich vor lauter Freude noch mehr an ihren großen Bruder.

Diese Geschichte hatte ich mal aus Verzweiflung geschrieben, da es Anfangs Schwierigkeiten gab. Aber jetzt sind diese vorrüber.Martina Hoffelner, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.04.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Der Weg eines ausgesiedelten Lehrerehepaars führte ab 1977 über Höhen und Tiefen. Die Erziehungsmethoden aus Ost und West prallten manchmal wie Feuer und Wasser aufeinander, und gaben uns Recht,dass ein Umdenken im Sinne einer Verbindung von positiven Elementen aus den beiden Schulsystemen aus West und Ost,erfolgen musste.Siehe Kindertagesstädten,ein entschlossenes Durchgreifen bei Jugendlichen, ohne Verletzung der Schülerwürde.Ein Geschichtsabriss aus der Sicht eines Volkskundlers.

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