Teil 4 ist hier zu finden:
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"Wir sind Borg, Widerstand ist zwecklos, ihr werdet
assimiliert", scherzte Graf Hombug. Commander Shroud lachte
schallend. "Inzwischen weiß ich ja auch, mit wem ich es zu tun
habe. Willkommen Zuhause, obwohl ich eigentlich dachte, daß sie
erst in zweihundert Milliarden Jahren zurückkommen." "Das wäre
ja dann auch genau jetzt," beharrte Graf Hombug, "denn wenn man
einen Lichtstrahl auf die Reise um das ganze Universum schickt,
dann braucht dieser keine Zeit um im Hier-und-Jetzt
einzulangen. Immerhin gebe ich zu, daß ich eine Abkürzung
verwendet habe." "Also, ich dachte, Sie würden in die
Vergangenheit gereist sein.", hakte Shroud nach. "Zeitreisen
gibt es nicht!" meinte Hombug. "Aber man kann solange warten,
bis morgen gestern ist, und bei etwas mehr Geduld auch bis
gestern morgen ist." Shrouds Gesicht wurde nachdenklich.
Shrouds Raumschiff war ein langes schlankes Gebilde von etwa
1,8 km Länge. Graf Hombug war Schiffsbauingenieur und
Hochenergietechniker, doch hatte er an diesem Schiff nichts
auszusetzen. Einige Feinheiten beruhten offenbar auf einer
extensiven Anwendung von Nanotechnologie. "In Kürze werden wir
auf der guten alten Erde aufsetzen", kündigte Commander Shroud
an. Hombug fragte sich, ob "seine" alten Bekannten nach etwa
achtundsiebzig Jahren als Bezugsfaktoren noch relevant wären.
"Nanotechnologie bedeutet Unsterblichkeit für alle", erläuterte
Shroud. Graf Frederik von Hombug hatte Unsterblichkeit schon
längst zu seinem Hobby gemacht. Streng genommen besaß er
mindestens drei verschiedene, und alle besonders hohe
Lebensalter. Als physikalischen Zeitgewinn mußte man alle
Zeitgewinne verrechnen, die durch hochrelativistische Raumflüge
erzielt wurden. Als biologischen Zeitgewinn mußte man alle
Zeitgewinne verrechnen, die er im künstlichen Winterschlaf
verbracht hatte. Außerdem hatte Graf Frederik von Hombug auch
noch echte subjektive Erlebenszeit gewonnen, denn er hatte sich
als Angehöriger der Führungselite schon öfter einer Telomer-
verlängernden Stammzellen-Therapie mit Nanobot-Kontrollierter
Tumor-Nekrose unterzogen. Falls man also autoreproduzierende
Nanomaschinen unter Kontrolle halten konnte, was sicher nicht
einfach war, und diese dann als Zell-Hirten (siehe E. Drexler)
einsetzen konnte, dann war die Unsterblichkeit wieder einen
Schritt näher gekommen. Zum Einfrieren als vierten biologischen
Zeitgewinn war Graf Frederik von Hombug noch nicht gekommen,
weil er immer sehr beschäftigt gewesen war. Außerdem wurde von
namhaften Wissenschaftlern vermutet, daß dieses Verfahren die
Synapsen des Gehirns schädigte. Genau darin sollten aber nach
Meinung eben dieser Wissenschaftler alle
Persönlichkeitsmerkmale festgelegt sein. Genau genommen bestand
das Spiel der Unsterblichkeit nur darin, so lange
durchzuhalten, bis diese technisch realisierbar war. Das Ziel
war natürlich die unbegrenzte Verlängerung der subjektiven
Erlebenszeit, aber auf dem Weg dahin war es zuweilen günstig,
eine Zeit lang ruhig gestellt zu werden. Alle vier zuvor
erwähnten Methoden zielten glücklicherweise in genau diese
Richtung. Unter allen Raumfahrern waren Künstler-Namen weit
verbreitet. Diese, in ihrem Überleben auf einander angewiesenen
Helden, machten nur Außenstehenden gegenüber ein Geheimnis
daraus. Graf Frederik von Hombug erläuterte Shroud, daß er
eigentlich Graf Frederik von Homburg heißen müßte. Nur ein
Ausbildner bei der Raumflotte sagte immer wieder zu ihm:
"Erzählen Sie keinen Humbug, Homburg!" Graf Homburg hatte sich
dann einfach daran gewöhnt Hombug zu heißen. Bei Rick McFertig
war das etwas anders verlaufen. McFertig war Angehöriger der
Todeslegion, er war sogar noch von Jim Cool persönlich
angeworben worden. Wie allen aus dem Gefängnis entlassenen
Sträflingen war ihm Diskretion sehr wichtig. Der Name Rick
McFertig schien ihm aber sehr gut zu seinem Beruf als
Feuerleitoffizier zu passen. Als er dann einen "gleichnamigen"
Kollegen antraf, gingen die beiden nach dem Kodex der
Todeslegion vor. Der "jüngere" wählte dann den Namen John
McReady (siehe Solaris II). Shroud lächelte milde, dann begann
er seine Geschichte: "Also ich hatte herausgefunden, daß die
Mirgs in ihrem Organismus Strontium anreichern. Ursprünglich
dachte ich an Kobalt-60, aber dann war natürlich Strontium-90
die Methode der Wahl, obwohl die Halbwertszeit von Strontium-90
viel höher ist als die Halbwertszeit von Kobalt-60. Ich
befürwortete den Gedanken, auf einer mirgo-formierten Welt
einige Strontium-90-Bomben abzuwerfen. Wenn man diese Bomben in
den Meeren zündet, dann bleibt das Strontium-90
interessanterweise auch in diesen, da es wie alle Salze nicht
in das verdampfende Regenwasser übergeht. Auf allen Kontinenten
ist das Regenwasser völlig sauber. Nur in Küstennähe existiert
einige Kontamination durch das Sprühwasser. Die Leichen der
Mirgs trieben wie ein weißes Leichentuch auf den Ozeanen. Daher
mein Künstler-Name." "Das ist durchaus beachtlich," meinte
Hombug, "aber irgendwie stellt das auch eine Konkurrenz zum
Hombugo-Formieren dar." "Sie müssen zugeben, daß eine
Neubesiedlung des Planeten schon in zweihundert Jahren
realisierbar wäre," argumentierte Shroud, "beim Hombugo-
Formieren würde das sicher einige Jahrtausende dauern. Zudem
prophezeien die Klimatologen den shroudo-formierten und zuvor
mirgo-formierten Meeres-Planeten ein angenehmes mediterranes
Klima. Natürlich müssen erst unsere Spezial-Algen das ganze
Kohlendioxid in Sauerstoff umgewandelt haben." "Fürst Klaus von
Irrwitz würde dieses Verfahren sicher gefallen." stellte Graf
Hombug abschließend fest. "Von diesem stammt ja auch die Idee
zu dieser Methode," erläuterte Shroud. Dieser Studienkollege
von Graf Hombug hatte seinen Künstler-Namen auf Grund seiner
etwas ausgefallenen Einfälle. Fürst Klaus von Irrwitz hieß in
Wirklichkeit Bodo von der Hohenlohe, aber weil ihn seine
Studienkollegen immer fünf-o nannten, war ihm sein neuer Name
nur allzu recht. "Außerdem hat Fürst Klaus von Irrwitz auch den
Mirg-Locher erfunden," setzte Commander Shroud nach. Graf
Frederik von Hombug und Rick McFertig blickten Shroud fragend
an. "Wenn man ein Loch in ein luftgefülltes Raumschiff bohrt,
dann wissen wir alle, was dann passiert." Shroud blickte
erfolgsheischend in die Runde (die dreieckig war). Rick
McFertig reagierte sofort: "Rotalarm. Schutzanzüge an.
Dichtungstrupp los." "Und das alles weil Luft dünn ist, und das
Loch groß ist." setzte Commander Shroud nach. "Aber wenn jemand
ein sehr kleines Loch in ein wassergefülltes Raumschiff bohren
würde, dann wäre der Druckabfall sehr viel geringer. Lediglich
auf der Weltraumseite der Öffnung würde sich etwas Eis bilden.
Die Mirgs würden, sofern sie niemand darauf aufmerksam machen
würde, friedlich entschlafen. Jetzt hatte Fürst Klaus von
Irrwitz nur noch die Aufgabe, diese winzigen Löcher an der
entsprechenden Stelle anzubringen. Als erstes wählte er Eisen-
Perlen von etwa 0,1 mm Durchmesser aus (billiger und fester
geht es nicht). Dann konstruierte er einen Magnet-
Linearbeschleuniger für diese Partikel. Natürlich funktionierte
dieser nur im Vakuum des Weltraums, was aber eher günstig war.
Nach der Beschleunigungsphase wurden diese Partikel noch durch
ein Hochfrequenzfeld geschickt. Dieses sollte die Eisenpartikel
auf etwa tausend Kelvin erhitzen, oberhalb ihrer Curie-
Temperatur, so daß sie niemand mit einem Magnetfeld ablenken
konnte (obwohl sie ihre hohe Geschwindigkeit zuvor nur einem
starken Magnetfeld verdankten). Damit wurden dann von der
Raumflotte größere Mirg-Flottenansammlungen behandelt. Kein
Mirg bemerkte jemals, was hier ablief, selbst der Konteradmiral
der terranischen Raumflotte, Admiral Kill Hunter (Karl Hunter,
Kill ist sein Künstler-Vorname), meinte, das sei alles
Spielzeug. Die Mirgs schoben ihre nun folgenden Ausfälle auf
Materialermüdung, und versuchten dichtere Schiffsrümpfe zu
konstruieren. Admiral Kill Hunter gab widerwillig zu, daß man
auch ohne siebenhundert-Gigatonnen-Fusions-Torpedos („Rot-Ring,
Ex-Atmo“ memorierte Rick McFertig.) in eine Mirg-Flotte ein
Loch schlagen konnte (oder viele kleine Löcher)." "Typisch für
Fürst Klaus von Irrwitz," kommentierte Graf Frederik von
Hombug, "eine riesige Gefahr mit Staubkörnern zu besiegen.
Ganz allgemein zeigt sich, daß die Mirgs zwar zahlreicher sind
als wir, wir Humanoiden aber kreativer sind als sie."
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