Mario Hedemann

Wenn die Toten wiederkehren Teil 1

                                           Wenn die Toten wieder kehren

Alles hatte sich verändert. Es war alles außer Kontrolle geraten. Maik wusste nicht, was er noch tun sollte. In dieser miefigen großen alten Scheune, wo er sich hinter einen alten Traktor versteckte, konnte er die Leichen gut sehen.

Er musste zu seinem Auto gelangen, das auf dem Hof stand. Aber ohne von den Herumlaufenden Leichen gesehen zu werden, war es unmöglich. Als er in der Scheune geflüchtet war, waren die Leichen noch im Haus und schlürften mit ausgestreckten Armen und Blutverschmierten Gesichtern hinter ihm her. Warum war er nicht gleich zu seinem Auto gelaufen und ist wieder weg gefahren?

 

 

Alles fing mit der stehenden Luft an, die vor drei Tagen ganz Europa schockierte. Die Menschen konnten nicht richtig Atmen und warteten sehnsüchtig auf Regen. Die Hitze war einfach unerträglich geworden.

Und dann, einen Tag später, kam der ersehnte Regen, doch leider hatte er eine andere Reaktion mit sich gebracht, als die Menschen gehofft hatten. Sie konnten nicht im Regen spazieren gehen, weil er wie Säure brannte und überall wo Fleisch von den Regentropfen berührt wurde, wurde es weggeätzt. Überall schrieen Menschen und Tiere.  

Die Lebewesen, die das überlebten, veränderten sich schlagartig und gingen auf andere Menschen los, die nicht davon betroffen waren. Tote erhoben sich aus den Leichenhallen und liefen wieder frei herum.

Maik flüchtete zu seiner Uroma auf dem Bauernhof, der zehn Kilometer von der Stadt entfernt war.

Er hoffte, hier vor den ganzen Gestallten, die der Regen traf fliehen zu können, aber als er dann das Haus seiner Uroma betrat, fand er sie tot in der Küche wieder. Sie lag auf dem Boden und bewegte sich nicht mehr. Maik kniete sich für einige Zeit zu seiner Oma herunter und fing an zu weinen.

Seine Tante und sein Onkel waren hier auch nirgendwo zu sehen. Außerdem wohnten noch seine drei Cousin hier.

Als Maik seine Oma berührte, war sie Eiskalt.

Er stand auf und durchsuchte das Haus. Es war ein großes altes Bauernhaus, das aus zwei Etagen bestand. Unten befanden sich Küche, Wohnzimmer, eine Stube, die nur betreten wurde, wenn Besuch kam und ein Gäste WC. Oben befanden sich die Schlafräume und ein großes Badezimmer. Maik ging die Treppe hinauf und rief nach seinem Onkel. Erst konnte er nur das Ticken der großen Wanduhr in der Stube hören. Dann hörte er ein leises scharren.

Es kam eindeutig von Oben. Dann rief er noch mal nach seinem Onkel. Das Ticken der Uhr wechselte sich wieder mit dem scharren ab. Langsam ging Maik die Treppe hinauf. Ihm wurde schon etwas mulmig im Magen und am liebsten wäre er wieder umgedreht, aber seine Neugier, ob sich sein Onkel und seine Tante hier oben befanden, war größer. Als er Oben angelangt war, bemerkte er, dass die Schlafzimmertür seines Onkels offen stand.

Mit klopfendem Herzen ging er zu der Tür und lugte hindurch. Zuerst bemerkte er nichts, aber dann sah er seinen Onkel dort auf dem Bett liegen. Sein Gesicht war Blutverschmiert.

„Onkel Ludwig,“ rief Maik ängstlich. „Onkel Ludwig, was ist denn geschehen?“

Maik sah, dass die Augen seines Onkels geschlossen waren und dann hörte er wieder dieses Scharren. Es kam aus dem Zimmer seiner Cousine Elena.

Neugierig mit klopfendem Herzen ging Maik zu der Tür von Elenas Zimmer. Er umfasste die Klinke mit der rechten Hand und drückte sie vorsichtig herunter.

Vor schreck blieb er wie angewurzelt stehen, als er die Tür geöffnet hatte.

Elena lag in ihrem Bett und grinste leise vor sich her. Das linke Auge hing auf ihrer Wange.

Maik wollte einen Schrei ausstoßen, konnte es aber nicht. Elena kratzte mit ihren Fingernägeln auf ihrem Nachtschrank herum. Die Oberfläche des Holzes wiesen schon tiefe Kratzspuren auf.

Plötzlich sah sie zu Maik und erhob sich langsam aus ihrem Bett. Mit ausgestreckten Armen kam sie auf ihn zu.

Maik drehte sich um und wollte nach unten laufen, als er mit entsetzen feststellte, dass sein Onkel in seiner Schlafzimmertür stand und auf Maik starrte. Das Blut in seinem Gesicht war schon angetrocknet.

Maik versuchte trotzdem an seinem Onkel dran vorbei zu laufen, was ihn auch gelang.

Merkwürdigerweise konnten sich die Menschen die sich veränderten, nicht mehr schnell bewegen und auch nicht mehr sprechen. Sie waren einfach tot.

Maik lief durch die Küche, wo sich seine Uroma gerade vom Fußboden erhob. Sie versuchte Maik fest zu halten, als er an ihr vorbei lief, aber er hatte Glück und konnte ihr ausweichen.

Dann rannte er nach Draußen, wo mittlerweile die Sonne wieder brannte. Die Scheune war sein erster Gedanke. Dort rannte er hin und versteckte sich hinter dem alten Trecker seines Onkels.

 

 

Und nun hockte er hier und überlegte, was er tun sollte?

Er musste zu seinem Auto gelangen, dass stand für ihn Felsenfest. Seine Tante schlürfte stöhnend zum Haus zurück. Sein Onkel, seine Uroma und Elena schlürften träge mit hängendem Kopf auf dem Hof umher. Jetzt könnte er es schaffen, wenn er bloß sein Auto eben nicht abgeschlossen hätte. Sein Herz pochte ihn bis zum Hals. Eine Katze lief über den Hof. Es war Felix, Elenas Kater. Maiks Uroma bückte sich nach Felix. Felix war immer sehr zutraulich, aber diesmal schien er Angst vor die drei Gestalten auf dem Hof zu haben.

Langsam wurde es dunkel und Maik dachte sich, wenn ich hier heile raus kommen will,

dann jetzt mit ein paar Hindernissen.

Maik kam vorsichtig hinter seinen Versteck hervor und dann rannte er aus der Scheune über den Hof, wo seine Uroma ihn mit ausgestreckten Armen verfolgte.

Maik war schneller an seinem Auto, als er dachte.

Hecktisch und mit klopfenden Herzen wühlte er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel.

Seine toten Verwandten kamen mit knurrenden Geräuschen und ausgestreckten Armen auf ihn zu.

Seine Uroma war schon bei ihn und packte ihn am Hals. Sie riss ihr Mund auf und wollte ihn in den Kopf beißen, aber Maik versetzte ihr einen ordentlichen Stoß, dass sie zurückprallte.

In diesen Augenblick fühlte er den Schlüssel in seiner Hand, steckte ihn mit zittrigen Händen ins Schloss und dann war seine Uroma wieder bei ihn. Onkel Ludwig und Elena nährten sich nun auch.

Wieder versetzte er seine Uroma einen Stoß. Diesmal fiel sie zu Boden.

Panisch schloss er das Auto auf, riss die Tür auf, aber da hatte ihn sein Onkel Ludwig schon gepackt. Er war noch stärker, als seine Uroma und Maik hatte Mühe, ihn von sich zu stoßen.

Dann trat Maik mit voller Wucht zwischen die Beine seines Onkels.

Dieser brach zusammen und Maik ergriff die Gelegenheit, den Schlüssel aus der Tür zu ziehen, sich ins Auto zu setzen und die Tür zu verriegeln, denn in der Zwischenzeit hatte auch Elena es schon geschafft an Maiks Auto zu gelangen.

Nervös steckte er den Schlüssel ins Schloss und startete den Motor. Er schaltete den Rückwärtsgang ein und schoss wie der Blitz Rückwärts den Hof herunter.

In der Hofeinfahrt blieb Maik stehen und sah, wie seine drei Verwandten mit ausgestreckten Armen auf ihn zu kamen.

Als sie ihn fast erreicht hatten, gab er Gas und fuhr davon.

Ihm war noch nicht klar, wo er nun hinfahren sollte, aber er war erst mal hier weg. Nach einer weile stellte er das Radio an. Dort brachten sie Berichte darüber, wie sich die Lage verschlechtert hatte und das immer mehr Menschen zu diesen Wesen wurden.

Dann sagten sie durch, wo es überall Trefforte für überlebende gab. Einer war ganz in der Nähe, wo sich Maik befand. Es war eine alte Schule, die schon seit lange Zeit leer stand. Es war kein großes Gebäude und es gab nur drei Klassenräume, aber wenn es dort überlebende gab, dann musste Maik Kontakt mit ihnen aufnehmen.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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