Claudia Hauswirth

Dich verlieren


Als ich wach wurde und als erstes in ihr lächelndes Gesicht blickte wusste ich, dass dies ein guter Tag werden würde. Dennoch fühlte ich mich wie in einem Traum. Ist es Wirklichkeit, dass sie neben mir liegt...?...Ich nahm ihr Hand, legte sie auf meine und spürte sie...es war wohl Wirklichkeit. Ich wusste nicht mehr wie es ist, wenn man so tief fühlt...wie es ist, wenn da jemand neben einem liegt, der einem schon am frühen Morgen mit einem Lächeln begegnete...Es schien alles so unreal. Eigentlich hätte ich mich glücklich fühlen sollen, doch der erste Weg führte mich ins Bad und mein erster Griff zur Klinge...Ich verstand nicht, was mit mir los war, wie ich fühlte...Ich hasste plötzlich diese Realität in der ich aufwachte, ja ich hasste sie so sehr, dass ich wieder anfing mich selbst zu hassen. Ich ließ sie fallen, sah was ich angerichtet hatte und blickte in den Spiegel. Ein hasserfülltes, aber zugleich auch tieftrauriges Gesicht schaute mich an...Ja ich hasste mich...nein für einen kurzen Augenblick hasste ich wohl nur die Situation, in der ich aufwachte.Lag es an ihr, weil sie neben mir lag? Nein es war einfach nur die Situation in der ich mich wieder fand. Sie war schön, doch ich hasste sie dennoch...Ich verstand nicht, wie jemand freiwillig neben mir aufwachen sollte. Wage begriff ich dann, was ich eigentlich angerichtet hatte...nein es hätte nicht passieren dürfen...sie hätte erst gar nicht beginnen dürfen...
Ich versuchte mich zu erinnern was geschehen war und je mehr ich meine gedanken dazu zusammen fasste wurde mir klar, dass ich diesen Moment hätte lieben müssen...nein es war nicht der erste Morgen an dem sie neben mir lag und in meinen Armen aufwachte...wieder schaute ich in den Spiegel und ich hasste dieses Gesicht, was mich in diesem Augenblick anschaute...doch ich riss mich zusammen, verband meine Wunden und begab mich auf direktem wege wieder zu ihr...
Sie lag da und schlief, und ich, ich kam mir so dumm vor...was sollte sie an mir finden? nein das war wohl die falsche Frage...was empfinde ich, wenn es mich glücklich machte, dass sie in meinen Armen lag? Es ist nicht so, dass sie die Einzige gewesen wäre, die innerhalb der letzten paar monate neben mir lag, als ich aufwachte, aber sie ist die Einzige seit einer langen Zeit, bei der mich ein Glücksgefühl überkommt, wenn ich sie so in meinen Armen liegen sehe...Ich machte mir so vielseitige Gedanken über meine Gefühlswelt und je mehr ich mich damit auseinander setzte, desto schneller stellte ich fest, das es das war, was ich nie wieder zulassen wollte. Sie hatte es geschaft so nah an mich heranzutreten, dass sie mir im gleichem Atemzug hätte den Boden unter den Füßen wegreißen können...
Nein ich wollte so schnell nicht mehr lieben, auch nicht nach einer so kurzen Zeit, doch irgendetwas ist anders...diese Sehnsucht war stärker als alles was ich bisher erlebte...und ich begriff, dass ich wieder anfing gefühle zuzulassen, die weit in mein Innerstes gingen...Als ich dies begriff, standen mir schon die Tränen in den Augen...sie waren stärker als ich und ich musste sie ziehen lassen...sie scheint sie gespürt zu haben, denn sie drehte sich in diesen Augenblick geziehlt um und wischte mit ihrer Hand meine Tränen aus dem Gesicht...ich genoss diesen Augenblick so unglaublich, dass ich mir wünschte er würde nie enden. Nein sie fragte mich nicht was los sei....sie nahm mich einfach nur in den Arm und hielt mich fest...Sie weiß gar nicht wie süß sie in diesem Augenblick aussah...Mit ihren stahlblauen Augen fesselte sie meine Blicke und ich ließ diesen Moment zu ohne mir jegliche gedanken zu machen, was es in mir anrichten würde. Sie nahm mich...sie hielt mich...sie küsste mich...schon lange hatte ich keinen Augenblick so sehr genossen wie diesen und ich ließ zu, dass das geschah, was ich nie wollte...
Wo meine Gedanken in diesen Augenblicken waren kann ich nicht sagen...ich wusste, dass ich es genießen und den Moment nicht kaputt machen wollte und so blieb ich bei ihr...ich genoss jede einzelne Berührung, jeden einzelnen Kuss und ich vertraute ihr...so wie keinem anderen vor ihr. Dieses verdammt süße lächeln, wenn sie mich hin und wieder verschmitzt ansah...ich wollte sie am liebsten nicht mehr gehen lassen...
Im laufe des Tages saßen wir oft beeinander und ich versuchte mich auch mal allein auf mich zu konzentrieren,doch es war einfach nicht möglich. Immer wieder zog es mich zu ihr...wie gern hätt ich sie einfach nur den ganzen Tag in meinen Armen gehalten...doch dann dieser sekundenschnelle Gefühlswechsel...Hass...bittersüßer Hass durchfloss meinen gesamten Körper. Ich stieß sie weg, wollte sie von einen auf den nächsten Moment nicht mehr...es brodelte wieder und mein Blick ging zur Klinge, doch sie sah es und ließ mich verstehen, dass sie das nicht noch einmal zulassen würde...sie hielt mich...ich wehrte mich...doch erfolglos...und ich war ihr so unendlich dankbar dafür...Ich schaffte es nicht auch nur eins meiner gefühle in Worte zu fassen und drückte all mein Chaos in Tränen aus...und wieder hielt sie mich einfach nur fest und ließ mich nicht mehr los...anfangs wehrte ich mich, doch das änderte sich schnell...ich denk ich mag sie...
Nun ist sie fort...keiner da, der mich hält und bei dem ich mich so unglaublich wohl fühle wie bei ihr...was hat sie nur mit mir getan?...nein ich lass sie liegen, seit Tagen brauch ich sie nicht mehr, denn allein der Gedanken an Sie lässt mich diese scheiß Klinge vergessen...Tagelang wartete ich darauf, dass sie wiederkam...doch kein einziges Anzeichen von ihr...
Dann kam der Tag den ich für immer verfluchen werde...noch nie war mir danach, dass ich mir sofort morgens nach dem Aufstehen am Kiosk eine Zeitung kaufte...doch an diesem Morgen tat ich es...mein Herz blieb stehen, es schnürte mir die Kehle zu, denn was ich laß konnte ich einfach nicht glauben...ich schrie und hörte einfach nicht mehr auf...ich hasste die ganze Welt...nur dieses eine Mal nicht mich...nur alle anderen...ich biss mich, kratzte und kniff mich...doch es tat weh...es war auch dieses mal real...Ich laß ihren Namen in der zeitung...schlug sie zu, blätterte sie wieder auf, doch wie jedes Mal ihr name stand einfach dort und verschwand nicht mehr...ich starb in diesem Augenblick innerlich...zusammengesackt saß ich immernoch mitten auf dem Gehweg...viele menschen versammelten sich um mich herum...ich konnte sehen, dass sich ihre Münder bewegten, doch ich hörte sie nicht...ich wollte einfach nur dort liegen bleiben...ich konnte es nicht glauben und wollte es auch nicht wahr haben...dort stand...wir werden dich nie vergessen, in unseren Herzen wirst du immer weiter leben...nein ich konnte nicht...nicht sehen, nicht hören, nicht aufstehen...man brachte mich in ein Krankenhaus, was ich nur wage mitbekam...ganz benommen ging ich durch die langen Gänge des Krankenhauses...Da war er wieder dieser Gedanke...ich griff sie und es war vorbei...ich wusste, dass ich noch einmal geliebt hatte...
Nun steht neben ihrem Grab ein weiterer grabstein mit der Aufschrift: Ja ich jetzt weiß ich, dass ich dich geliebt habe...und der einzige Weg dir nahe zu sein ist dieser...

Die Geschichte wandelt sehr zwischen Realität und Fiktion, aber es sind Beweggründe die so tatsächlich existieren...

Auch die Personen und deren Verhältnis zueinander existieren in genau dieser Form...

Das tödliche Ende ist jedoch frei von jeglicher Realität
Claudia Hauswirth, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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