Mario Hedemann

Sommernachtstraum

                                          Sommernachtstraum

Es war einmal ein kleines Schneckenhaus, in dem eine kleine Schnecke lebte, deren Leben darin bestand, von morgens bis abends auf der Suche nach Nahrung zu kriechen. Es war für sie nicht ganz ungefährlich in dieser großen Welt.

Ständig musste sie auf der Hut sein, um nicht von irgendwelchen Feinden, von denen es ja eine menge gab, gefressen zu werden oder von den riesigen Zweibeinern, die auch nicht gerade wenig waren, zertreten zu werden. Tja, ihr Schneckenleben steckte halt voller gefahren.

Ihr kleines Schneckenhaus musste sie ihr Leben lang mit sich herum schleppen. Im Laufe der Zeit, in der sie schon auf der Welt war, hatte sie es sich richtig gemütlich eingerichtet und es war ihr manchmal eine Freude, wenn sie sich in ihr haus zurückziehen konnte.

Welches Lebewesen konnte schon von sich behaupten, dass es sein haus durch die Gegend schleppen konnte?

Am schwierigsten würden es die Riesigen Zweibeiner haben.

Eines Tages regnete es wieder einmal und von dem hohen Gras in dem die Schnecke sich gerade befand, sprangen die Wassertropfen klopfend auf ihr Haus.

Bei diesem Wetter waren besonders viele ihrer Artgenossen unterwegs. Das grüne Gras, die Blätter an den Bäumen und Sträuchern wurden saftiger und schmackhafter. Mühsam kroch die Schnecke an einem Grashalm hinauf, damit sie ihn schön von oben nach unten verspeisen konnte. Langsam tasteten sich ihre Fühler hinauf. Am Ende angelangt, konnte sie mit dem speisen beginnen. Das schmeckte. Unersättlich war die kleine Schnecke und sie fraß und fraß und fraß.

Ihre damalige Tante Emma hatte sie immer oft gewarnt, dass es auch Sachen gibt, die sie lieber nicht fressen sollte, da auch einiges Giftig sein konnte.

Tante Emma bekam dies später am eigenen Leib zu spüren.

„Hallo Kriechi,“ hörte die Schnecke jemanden rufen. Es war eine bekannte Stimme. Sie gehörte Schleimi, den sie gelegentlich mal hier und da traf. Schleimi war eine Nacktschnecke und konnte sehr geizig sein, wenn es ums Fressen ging.

Kriechi hatte den Grashalm gerade verspeist, als die beiden aufeinander trafen.

„Oh, hallo Schleimi, wie geht es dir?“

„Danke Prima und dir?“

„Sehr gut. Ich muss nur ein wenig fressen, den im Augenblick fühle ich mich ein bisschen schwach.“

„Mein Cosign ist gerade dabei, alle Kumpels, Verwandten und Bekannten zu kontaktieren, da er etwas Sensationelles entdeckt hat. Nicht weit von hier steht etwas, aus dem ein so wunderbarer duft kommt, dass Glibschi der Meinung ist, er müsse es allen zeigen. Willst du auch kommen Kriechi?“

Kriechi war dieses Etwas bekannt. Es war ein Teich. Er gehörte den riesigen Zweibeinern. Ebenso eine riesige Dimension war auch der Teich.

„Okay, ich bin dabei.“

Damit zog Schleimi erst mal von Dannen.

Kriechi kroch den nächsten Grashalm hoch. Das Gras wuchs dieses Jahr besonders gut, denn es war ein recht warmer Sommer mit gelegentlichen Regenschauern, aber auch viel Sonnenschein.

Noch so manchen Grashalm verspeiste die Schnecke an diesem Tag. Erst als die Dämmerung einsetzte, hörte der Regen auf und Kriechi machte sich auf dem Weg zum Teich. Es war ein langer und mühseliger Weg dorthin und wahrscheinlich würden die anderen schon da sein, um die so genannte Sensation zu bewundern.

Schon vom weiten fühlte Kriechi, dass sie bald am Ziel sein musste, denn es drangen Stimmen zu ihr und einige davon erkannte sie sogar. Immer näher kamen die Stimmen.

Eine sagte: „Ich glaube, wir müssen dort herauf kriechen.“

„Dann fangen wir mal an“ meinte eine andere Stimme.

„Ich glaube Kriechi ist da,“ hörte sie Schleimi sagen. „Nett das du gekommen bist Kriechi.“

„Es riecht hier so herrlich, wo kommt das her?“ wollte Krichi wissen.

Kriechi stand wie auch viele ihrer Artgenossen vor einer großen Wand.

„Der Geruch kommt hinter dieser Wand her und wir sind alle neugierig, was sich wohl dahinter verbirgt?“

Na, dann lasst uns doch unsere Neugier mal befriedigen,“ meinte Kriechi.

Geschickt tastete sie sich mit ihren Fühlern schon die Wand hinauf. Nach Oben kriechen war immer etwas schwierig und strengte, je nach Untergrund, sehr an. Zum Glück war diese Wand nicht so sehr hoch und als Kriechi am Ende anlangte, hörte sie, wie viele andere ihrer Artgenossen schrieen und in etwas platschend hinein zu fallen schienen. Es hörte sich an, als ob einer der riesigen Zweibeiner einen Stein ins Wasser schmeißen würde.

Kriechi wollte gerade umkehren, als sie plötzlich den Halt an der wand verlor und einen riesigen duftenden See hinein sauste.

Voller Panik versuchte sie, die Wand zu ertasten, aber sie fühlte nur in Not geratene Artgenossen, denen das gleiche Schicksal widerfahren war und die ebenfalls versuchten, den See zu entkommen.

Nach einiger Zeit spürte Kriechi, wie ihre Kräfte sie im Stich ließen. Der angenehme Duft des See’ s und die paar Schluck, die Kriechi von dem See genommen hatte, benebelten ihre Sinne, so das sie nicht bemerkte, wie sie langsam in diesem Nass ertrank.

 

 

 

 

Schweißgebadet wachte frank auf und erhob sich aus seinem Bett. Es war mal wieder so eine schwüle Nacht, in der sein Vater, genau wie er selber, nicht schlafen konnte. Sein Vater würde sicherlich wieder vorm Fernseher sitzen.

Sicherlich würde sich sein Vater um diese Zeit eine Wiederholungsfolge von Derrick ansehen.

Schlürfend und verschwitzt, ging er die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und… richtig.

Sein Vater lag auf der Couch und sah sich in der Glotze Derrick an.

„Na, kannst du auch nicht schlafen?“ fragte sein Vater, als er Frank bemerkte.

„Ach, ich weiß auch nicht,“ meinte Frank und setzte sich in einem Sessel. „Ich hatte etwas sehr komisches geträumt.“

„So, was denn?“ fragte der Vater, ohne seinen Blick vom Fernseher zu nehmen. Frank konnte seinen Vater nicht so richtig erkennen.

„Ich träumte, ich wäre eine Schnecke und bin in einem riesigen Bierfass gefallen und ertrunken.“

„Tja,“ meinte sein Vater etwas gleichgültig und drehte sein Gesicht langsam zu Frank um. „So kann es einem ergehen, wenn ein Mensch, so wie du, Spritzmittelhersteller werden will.

Frank schreckte plötzlich zurück, als sein Vater nun erkennen konnte. Er schoss aus dem Sessel hoch und rannte zur Tür.

Da wo das Gesicht seines Vaters sonst war, war keines mehr vorhanden. Zwei riesige Fühler befanden sich an seinem Kopf, die nach Frank tasteten.

Frank tat einen lauten Schrei und alles war vorbei. Diese Geschichte hat es nie gegeben.      

 

  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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