Steffi Schmid

Gänsel, Hetel und das Zuckerschutzgesetz

Gänsel, Hetel und das Zuckerschutzgesetz

Was wirklich geschah

Es waren einmal 2 Kinder, Gänsel und Hetel. Sie waren von Geburt an Geschwister. Eines Tages gingen sie gemeinsam im Wald spazieren.

„Gänsel, wenn du dein Brot nicht mehr essen willst, dann lass es, aber zerfiesel es nicht!“, stöhnt Hetel genervt.

„Mir ist aber langweilig!“, murrt Gänsel.

„Dann tu halt was anderes!“

Wenige Minuten später.

„Gänsel! Hör auf deine weißen Kiesel fallen zulassen, du nervst!“

Kurz darauf. Aus dem Wald dringt ein herzerweichendes Schluchzen:

„Mein Haus, ohhhhhhh mein Hauuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuus, mein armes Haus.“

Verwirrt schauen sich Gänsel und Hetel an.

„Komm, wir schauen nach!“, meint Gänsel.

Die beiden Kinder rennen in Richtung des Geheuls und kommen bald darauf zu einer Lichtung. Ein altes Weiblein kniet vor einer Hütte, die nur noch aus Holzgerüst besteht und weint sich die Seele aus dem Leib.

„Was habt ihr, gute Frau?“, fragt Hetel.

„Dieser verdammte, barbarische Zuckerbäcker! Er hat mir die Zuckerschutzbehörde auf den Hals gehetzt! Und das nur weil mein kleines Geschäft besser lief als seins!“

„Und was spricht gegen ihr Geschäft?“, fragt Hetel vorsichtig.

„Angeblich hat mein Zuckergebäck einen zu hohen Süßstoffgehalt!“, klagt die Alte.

„Dann stellt doch neues Gebäck mit niedrigerem Süßstoffgehalt her“, meint Gänsel trocken.

„Aber die Kinderchen wollen doch nur Gebäck, das ihre Zähne ruiniert und total klebrig schmeckt! Genau deswegen lief doch mein Geschäft so gut!“, weint das Weiblein.

„Wie können wir ihr nur helfen?“, fragt Hetel Gänsel.

„Weiß nich“, erwidert Gänsel uninteressiert und stopft seine Hände in die Tasche.

„Nanu, was das denn?“, fragt er und zieht seine rechte Hand wieder heraus. In der Hand hält er ein rundes, braunes Ding. Vorsichtig nagt er darauf rum und spuckt es gleich wieder aus. „Wuäh, total bitter!“, klagt er.

Nachdenklich schaut Hetel ihn an.

„Hast du noch mehr von den Dingern?“, fragt sie.

„Joa, noch ne ganze Hand voll, warum?“

„Hmm.“ Experimentierfreude überfällt sie.

„Gute Frau, habt Ihr noch Zucker im ähhh Haus?“

„Ein wenig ist noch da. Aber was hilft mir das?“

„Lasst mich etwas versuchen“, meint Hetel geheimnisvoll. Sie schnappt sich die braunen Dinger, geht ins Häuschen und schnappt sich einen Topf. Hin und wieder gibt sie verschiedene Zutaten hinein und probiert. Schließlich fordert sie die anderen beiden auf zu ihr zu kommen.

„Kommt her und kostet!“

Misstrauisch probieren die beiden ein kleines Löffelchen voll und sind begeistert.

„Das schmeckt ja vorzüglich! Richtig süß und klebrig! Aber… wie viel Zucker ist drin?“, meint die Alte.

„Gar nicht so viel. Den meisten Geschmack birgt dies kleines Ding hier!“, erklärt Hetel.

„Ich werde es Schokolade nennen“, beschließt sie.

Und so wurde das Geschäft des alten Weibleins wieder aufgebaut und lief besser denn je. Sogar die Zuckerschutzbehörde musste feststellen, dass sie sich in den gewerblichen Linien befand und konnte ihr Geschäft nicht noch einmal zerstören.

Die Geschäfte liefen prima und nachdem Gänsel und Hetel genug verdient hatten kehrten sie zu Vater und Mutter zurück, die schon ganz krank vor Sorge gewesen waren und schon befürchteten, dass sie in die Fänge einer bösen Hexe gefallen waren.

Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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