Sandra Bauer

Schmerzen der Seele

Der Himmel ist wieder mal grau in grau, Regentropfen klatschen an die Fensterscheibe und rinnen herab, genauso wie die Tränen auf meinen Wangen. Ich stehe wie so oft in letzter Zeit vor meinem Fenster und sehe hinaus. Nachdenklich wird mein Blick und ich denke so über mein Leben nach..... ich empfinde eine innerliche Leere, bin in ein Loch gefallen, in ein dunkles Loch aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Hab ich mich wirklich zuviel für die anderen aufgeopfert und das eigene ICH vergessen???

Wie war es noch vor zehn Jahren, unbeschwerte Schulzeit, doch dann, mit 15 zu arbeiten begonnen, meinen damaligen Freund kennengelernt. Damals war es für mich die große Liebe, ich hätte nie gedacht das das jemals zuende gehen würde, bis dann nach fünf fast sechs Jahren das böse Erwachen gab. Doch was war damals passiert??? Wir wollten doch heiraten bis ich ihn dann drei Monate vor der Hochzeit mit meiner besten Freundin im Bett erwischt habe. Was war bloß passiert, wann hat es angefangen, wann hat er mich wirklich das letzte mal voller Liebe geküßt???? Ich weiß es nicht, ich finde keine Antworten auf meine Fragen.

Dann habe ich Thomas kennengelernt...... Thomas..... ja du hast mir geholfen die Dinge klarer zu sehen, du hast mir gezeigt das man nicht einfach aufgeben darf, bis du dich selber aufgegeben hast. Bis du selber resigniert hast und dein Leben beendet hast. Die einzige Erinnerung an unsere Zeiten sind ein Photo und ein Stofftier. Der Weg auf den Friedhof ist heute noch schwer, ich dachte zwar der Schmerz hört irgendwann auf, doch das tut er nicht.

Dann hab ich Ewald kennengelernt, meinen "großen Bruder" meinen allerbesten Freund, mit ihm konnte ich lachen, weinen und alles machen was uns grade einfiel. Nächtelang sind wir auf dem Sofa gesessen und haben geredet. Haben uns einfach ein Video angesehen und gekuschelt. Es war wunderschön, alle Leute in unserer Umgebung dachten wir beide hätte ein Verhältnis doch dem war nicht so. Keiner hat geglaubt das es so eine Freundschaft zwischen Mann und Frau gibt, wie unwissend sie doch alle waren. Heute bin ich alleine, Ewald ist nicht mehr da. Er ist vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ich konnte ihm nichtmal auf Wiedersehen sagen, ihm in seiner schwersten Stunde beistehen.

Diese Gedanken quälen mich, holen mich in der Nacht in meinen Träumen ein. Warum war ich nicht bei ihm, warum konnte ich nichtmal auf wiedersehen sagen, warum habe ich ihm nie gesagt, wie lieb ich ihn hab....warum nur???? Ich weiß es nicht!!

Dann kam ein Ereignis was mich vollends in meinem schwarzen Loch versinken ließ. Ich ging eines Abends weg, alleine in eine Bar. Ich hatte meine Freundin angerufen doch die hatte an diesem Abend keine Zeit und mein Freund wollte nicht mitkommen. Tja also bin ich alleine los, ich traf diesen Typen in einer Bar, wir hatten einen netten Abend und er wollte mich nach Hause bringen. Doch in einer Ecke in einer dunklen Straße geschah es dann, er fiel über mich her. Ich konnte mich nicht wehren, hatte große Angst und ließ dann einfach nur noch zu was geschah. Ja, ich bin ein anonymes Opfer, ich wurde vergewaltigt und heute ein halbes Jahr danach, zweifle ich an mir. Hätte ich es verhindern können, vielleicht hätte ich nicht diesen kurzen Rock anziehen sollen, vielleicht hätte ich kein enges Shirt anziehen sollen...... vielleicht hab ich es dadurch selber heraufbeschworen. Bin ich schuld????

All diese Dinge sind es die in meiner Seele schmerzen, die mich immer und immer wieder aufs neue zum Weinen bringen und immer und immer wieder werde ich hier am Fenster stehen, hinaus sehen und weinen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.09.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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