Klaus-D. Heid

Technik

Vor vier Monaten habe ich meinen Telefonanschluss bekommen. Ich habe seitdem auch ein sehr hübsches grünes Telefon mit Tasten, die im Dunkeln leuchten. Die Telefonnummer, die man mir zugeteilt hat, kann ich mir ganz leicht merken, weil die Zahlen meinen Geburtstag erbeben, wenn man die ersten zwei Ziffern durch Zwei dividiert und die nächsten zwei Ziffern mit drei multipliziert. Wenn man nun noch von der vorletzten Ziffer vier anzieht und bei der letzten Ziffer eins addiert, weiß man, wann ich geboren wurde. Einfach, nicht wahr? Ich finde es jedenfalls ganz toll, wie leicht ich mir so meine eigene Telefonnummer merken kann, falls ich mich einmal anrufen möchte. Versucht habe ich’s ja schon einige Male – aber irgendetwas hat nicht geklappt, da jedes Mal ein Besetztsignal zu hören war. Egal. Ich werde mich schon noch erreichen, falls es sein muss. Etwas irritiert bin ich, weil es ständig klingelt. Anfangs habe ich noch einen Defekt der Leitung vermutet, bis ich zu dem Schluss kam, dass ein Defekt unmöglich vier Monate unbemerkt bleiben konnte. Mittlerweile habe ich mich an das ständige Klingeln etwas besser gewöhnt. Ich habe sogar ein Kissen auf das Telefon gelegt, um nachts besser schlafen zu können, ohne von dem ständigen Klingeln aufzuschrecken. Wenn das mit dem Klingeln nicht in spätestens einem Monat vorbei ist, werde ich zur Post gehen, um mich zu beschweren. Es kann ja wohl nicht angehen, dass ich mir ein nagelneues Telefon kaufe, das dann ständig klingelt, oder? Menschen, die tagsüber hart arbeiten, haben ja auch ein Recht auf Ruhe. Wenn ich geahnt hätte, dass es dermaßen störend ist, ein Telefon zu besitzen, hätte ich mich gleich dagegen entschieden. Ein bisschen bin ich auch sauer, weil mich niemand anruft. Hat man das Telefon nicht, um angerufen zu werden? Und wie soll ich hören, ob ich angerufen werde, wenn das Telefon ständig klingelt? Ich sag’s ja: die Technik kann vielleicht theoretisch alles möglich machen, aber praktisch taugt sie nichts! Ist eben so wie mit meiner Waschmaschine. Ich Idiot gebe viel Geld für eine Waschmaschine aus, obwohl ich auch mit der Handwäsche ganz gut klargekommen bin – und was passiert? Nichts! Morgens, wenn ich aufstehe, liegt die dreckige Wäsche noch genauso dreckig im Wäschekorb, wie am Abend zuvor. Für mich ist jedenfalls erst mal Schluss mit neuen unnötigen Investitionen. Meinen großen Wunsch, mir endlich ein Auto zu kaufen, habe ich auch zurückgestellt. Oder wissen Sie vielleicht, wie ich mit dem Auto in die Straßenbahn passen soll? Eben! Geht nicht und passt nicht! Die Monatskarte, die ich habe, hätte ich dann nämlich umsonst gekauft! Also gibt’s kein Auto für mich. Musikhören kann ich schließlich auch mit meinem Plattenspieler, oder? Und irgendwann werden die ja wohl auch mal Nachrichten bringen, wenn ich nur lange genug darauf warte. Und wenn nicht? Wofür habe ich denn ein Telefon? Ich rufe einfach die Nachrichten an und beschwere mich, dass ich sie nicht hören kann! Mist! Das geht ja gar nicht, mit dem Anrufen! So ein Käse! Die von der Post haben die Schnur nämlich bloß vom Telefon bis zur Wand gelegt. Ist doch unwahrscheinlich, dass die Nachrichten sich in der Wand verstecken, oder? Oder etwa doch...?

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