Rolf Kirsch
Herrmann Keruska über die Eitelkeit
Ich sitz da sonntachmorgens auf meim Hometräner und quäle mich, damit ich die Funde widder runterkrich, die inne Woche anträniert wurden.
Da kommt Herta umme Ecke, schplitterfasernackt und hat nen Büschel Haare inne Hand und sowat von begeistert.
Also ers mal folgendet: Herta geht regelmäßig zum Frisör, mal zu dem und mal zu dem, aber manchmal schneit se sich auch die Haare zwischendurch selbs ap.
Un heute morgen war dat widder, dat se sich die Haare selbs apgeschnitten hat.
Hat en Büschel inne Hand un ist begeistert und ruft, kuck mal, wat ich in meim Alter noch für dunkle Haare hap, ohne gefärbt.
Un wie ich nich gleich kuck, ruft se, nu kuck ma.
Ich seh et doch, sach ich noch. Aber sie, nu kuck ma richtich, ganz dunkle Haare noch für mein Alter.
Ja, ja is ja gut, denk ich und sach, tolle dunkle Haare noch für dein Alter.
Nä, nä, diese Eitelkeit bei den Frauen, denk ich noch.
Als ich dann schpäter von meim Hometräner runtergeschwungen bin, seh ich die Bescherung. Überall Haare aufen Boden, vom Badezimmer bis zu meim Hometräner, überall Haare aufen Boden.
Kuma, sach ich, Herta, die ganzen Haare hasse verlorn vom Badezimmer bis zu meim Hometräner von deiner Begeisterung wegen deine schwatzen Haare für dein Alter. Gezz kamma die ganze Bude widder saugen deswegen. Und allet wegen die Eitelkeit.
Sei du mal ganz schtille, sacht Herta, un weswegen sitz du da aufem Hometräner?
Kriss den Bauch ja doch nich wech. Is dat etwa keine Eitelkeit?
Da kann man ma sehn, wat einen die Eitelkeit beherrscht.
...aus dem eBook "Schönen Tach noch", verfügbar bei rolfkirsch.de
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.06.2007.
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