Anke Ritter

Jack, einer der Besten

Ich bin einer der Besten. Ich will nicht sagen der Beste, aber nah davor. Ich arbeite präzise, sauber, lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen. Ich bin Jack, 25 Jahre alt und einer von drei Killern der Familie in Detroit. Und heute ist der Tag, der alles verändert.
 
 Seit meinem 12. Lebensjahr war ich für die Familie tätig. Erst als Laufbursche, zwischendurch als Fahrer der Branntweinfässer, dann wurde ich als Springer für riskante Aktivitäten eingesetzt und nun erledige ich die speziellen Aufträge. Ich kümmere mich um die Schuldner die nicht zahlen wollen, um die Spitzel der Familien aus anderen Städten und manchmal auch um Cops, die ihre Nase zu weit in die Familie steckten. Eben um Alle, die dem Boss Schwierigkeiten bereiten. 
 
 Es war schon ziemlich spät als ich heute Morgen aufwachte. `Verdammt´, dachte ich ´gerade heute, wo ich zum Mittag einen Auftrag vollenden soll´. Ich erledigte schnell meine morgendliche Routine und zog mich an. Mein Colt, der mir mal von einem ehemaligen Offizier der Armee vererbt wurde, durfte dabei natürlich nicht fehlen. Wer geht schon ohne Arbeitsgerät aus dem Haus und außerdem war ich sehr stolz darauf, einen M1911 zu besitzen.
 
 Ich fühlte mich gut. Ich lief beschwingt die Treppe runter, verließ das Haus und überlegte mir, ob ich heute Abend nicht Joyce auf einen Drink einladen sollte. Es war gerade eine Ladung Fässer in meiner Lieblingsbar angekommen und mit Joyce zusammen könnte es ein netter Abend und eine noch nettere Nacht werden. 
 
 Gleich um die Ecke war „Samy´s Café and Bar“, wo ich immer mein Frühstück zu mir nahm. Samy war Samantha, sie stand hinter dem Tresen und hatte vor fast 2 Jahren den Laden als Bruchbude übernommen. Ich setzte mich, wie immer an die Theke.
 
 „Hallo Samy“, grüßte ich sie, „1x Frühstück bitte, mit viel Kaffee, ich bin spät dran heute“.

„Guten Morgen Jack“, grüßte sie mich, als sie mir die Tasse hinstellte und schon mal Kaffee eingoss. Samy war fantastisch. Sie sah aus wie Joan Crawford, hatte ein Händchen für Geschäfte und immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer. Warum sie keinen Partner hatte, war mir ein Rätsel.

„So, so, zu spät dran? Hast noch wichtige Termine heute, hm?“ Samy grinste mich an und drehte sich aber schon wieder weg. Sie wusste genau, dass ich nicht über meine Arbeit reden würde. 

 Gerade als ich mein Frühstück bekam, kam Sly rein und hastete auf mich zu.

„Jack“ rief er, „Jack, ich muss mit Dir reden“.

 „Ja, Sly, ist schon gut, warum so aufgeregt, ich bin noch am frühstücken“.
 „Jack!, es ist wichtig!“ Mit hektischen Bewegungen zeigte er auf einen der Tische, die im hinteren Teil des Cafés standen. Er machte ein betrübtes Gesicht, als er zwischen Tisch und Theke hin und her lief.
 „Nun komm schon Jack“, drängelte er mich, damit ich schneller ging.
 Ich verteilte mein Frühstück auf dem Tisch und setzte mich zu ihm in die Nische.
 „Was gibt´s“ fragte ich ihn kauend.
 „Einer der Frettchen hat gehört, wie Big Al´s Leute darüber geredet haben, dass er einen Killer auf Dich angesetzt hat - und das dieser Killer alle Zeit der Welt bekommen hat, um Dich zu finden und zu töten“.
„Was?“, ich runzelte die Stirn, das Essen schmeckte nicht mehr und ich schob den Teller weg. Unsere Frettchen, fähige Leute die für uns spionierten, waren sehr zuverlässig. Eine solche Warnung kam nicht ohne Grund. Ich kramte in meinem Gedächtnis darüber nach, was der Anlass dafür war.
 „Der Boss sagt, Du sollst erstmal aus der Stadt verschwinden“.
 „Aber ich . . .“ in dem Moment hörte ich Samy hinter mir.
 „Na? Noch jemand einen Schluck Kaffee?“ fragte sie uns, während sie von einem zum anderen sah. „Hey Jack, sind die Rühreier versalzen?“ fragte sie mich.
 Ich wollte sie schnell wieder loswerden, also zog ich den Teller wieder ran und sagte nur:
 „Alles bestens, Samy, wir brauchen nichts, danke“ ich lächelte ihr kurz zu und schaute wieder Sly an. Nachdem Samy weg war wollte ich von Sly mehr wissen:
 „Was ist da los? Was soll das?“
 „Nun,“ sagte Sly, „so wie es aussieht, war der Freier von Paula, den Du damals erschossen hast, als er sie fast totgeprügelt hat, der Neffe von Big Al“.
 „Ach du Scheiße,“ ich rechnete kurz „aber das ist fast 3 Jahre her und wenn ich IHN nicht erschossen hätte, dann hätte er MICH umgelegt.“
 
 Sly stand auf, sagte nichts mehr und schaute mich nur an. Im weggehen flüsterte er noch: „Den Auftrag für heute kannst du vergessen, verschwinde erstmal. Du bist dem Boss zu wertvoll, als das er Dich so schnell begraben will.“ Nun gut dachte ich, dann werde ich mal Sachen zusammenpacken und ein paar Verwandte in New Mexiko besuchen. 
 
 Ich grübelte, während ich zur Theke ging, um zu bezahlen. Es war niemand da, also rief ich ein kurzes ciao in Richtung Küche, legte einfach nur meinen Dollarschein auf den Tresen und verschwand. 

 A
ls ich um die Ecke bog, in die Seitenstraße in der ich wohnte, sah ich plötzlich Samy auf der Straße stehen. Ich schaute sie an, stoppte meinen Schritt - irgendetwas stimmt hier nicht -  und dachte noch, `was macht Samy denn hier?´, da sah ich wie sie ganz langsam den rechten Arm hob, in der Hand eine Pistole. Sie sah mir einfach in die Augen, zielte und schoss.  
 
 Ich sackte zusammen und mein letzter Gedanke war: eine Frau . . . Big Al hat eine Frau als Killer . . . . . . sie ist bestimmt die Beste

 

Ich weiß nicht, ob das nun wirklich ein Krimi ist ;-) aber ich hoffe mal, dass doch ein wenig Spannung drin ist.
Viel Spaß allen Lesern,
Grüße
Anke Ritter, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.06.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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