Johann Pfaller

Orpheus und Eurydike

Vorwort: Diese Kurzgeschichte basiert auf dem Orpheus-Mythos, übertragen in die Gegenwart, erweitert und neu interpretiert. Auf was ich geschrieben habe, bin ich nicht stolz; aber ich habe meine ganze Phantasie aufgebracht, um die Geschichte so realistisch einfach zu halten, wie es nur die Realität sein kann. Einige Stellen des Textes werden auf einen deutschen Dichter hinweisen, vielleicht wird erraten, auf welchen.
 

 

 
Anif bei Salzburg, ein dunkelblauer Mercedes fuhr in die Einfahrt eines noblen Bungalows. Im Auto saßen Aristaios und Eurydike. Die beiden kennen sich seit dem Gymnasium. Aristaios stammt aus einer Ärztefamilie, auch er besuchte die Elite-Universität „Cheiron“ und wurde Mediziner. In der Schule, später auch auf der Uni hatte er den Beinamen „der Beste“ was zwar zutreffend war, aber keinesfalls immer schmeichelnd gemeint war. Schon früh musste er sich an den Neid seiner Kollegen gewöhnen. Wegen seines wenig vorteilhaften Aussehens wurde er als Kind oft gehänselt, umso wichtiger war ihm später die Annerkennung von Menschen. Als Arzt arbeitete er im Salzburger Krankenhaus, er gehörte zu den Ehrgeizigsten und beliebtesten Ärzten, auch an Anerkennung mangelte es ihm nicht. Doch dies interessierte ihn bald nicht mehr, er legte Wert auf den Nutzen einer Sache, nicht auf das Prestige. Aus diesem Grund genügte es ihm bald nicht mehr, Krankheiten wie Aids zu behandeln, ohne je Heilung zu erzielen, er war der Ansicht, man müsse schon verhindern, dass eine solche Krankheit überhaupt auftritt. Deshalb wandte er sich in den letzten Jahren fast ausschließlich der Forschung zu. Schmerzlich war für ihn die Hochzeit Eurydikes mit Orpheus, sie war die einzige Frau, die er je richtig geliebt hat, aber er wusste auch, dass dies eine einseitige Liebe war, so sehr ihn Eurydike schätzte, diese Form von Liebe empfand sie nicht für ihn, sondern für Orpheus. Aristaios’ hoffte zunächst noch, dass Orpheus bald aus ihrem Leben verschwinden würde, doch immer öfter kam die Einsicht durch, falsch zu liegen. Eurydike war sehr glücklich in ihrer Ehe. Er erzählte Eurydike nie, was er für sie empfand, es war ihm lieber sie nur als Freundin zu haben, als sie überhaupt nie mehr sehen und mit ihr zusammen sein zu können. Eurydike und Orpheus kannten sich seit zwei Jahren, vor einem halben Jahr heirateten sie und Aristaios musste sich eingestehen, dass sie eine sehr glückliche Ehe hatte. Eurydike war eine sehr lebenslustige, aktive und naturver! bundene Frau. Wann immer sie und Orpheus Zeit hatten, überredete sie ihn zu ausgedehnten Spaziergängen in den Wäldern. In Österreich war sie aufgrund ihrer Erfolge beim Schwimmen bekannt, sie gewann zwei Mal die EM- im Brustschwimmen.
 Aristaios und Eurydike stiegen aus dem Wagen und gingen in seinen Bungalow, Eurydike setzte sich auf die Couch. „Nochmal danke, dass du mich abgeholt hast.“ sagte sie. „War doch selbstverständlich.“ antwortete Aristaios „Möchtest du noch etwas trinken?“ „Ja bitte gern.“ In diesem Moment läutete das Mobiltelefon von Eurydike, Orpheus war am Telefon
Orpheus: Ich bin’s noch mal, bist du noch am Flughafen?
Eurydike: Nein, Aristaios war so freundlich mich abzuholen, ich bin jetzt in seinem Haus.
Orpheus: Du bist wo?
Eurydike: Du bist so eifersüchtig, nicht mal ein alter Schulfreund darf mich abholen.
Orpheus: Er sieht dich aber nicht an, wie ein alter Schulfreund!
Eurydike: Das bildest du dir doch nur ein.
Orpheus: Wenn du das sagst. Also, warte bei ihm, in einer halben Stunde bin ich hier fertig, dann fahr’ ich los und hole dich ab!
Eurydike: Das musst du dir doch wirklich nicht antun, von Wien nach Salzburg und wieder zurück, ich kann doch auch hier übernachten.
Orpheus: Was?! Bei dem?! Nein! Ich bin in ca. vier Stunden bei dir und ich habe nicht gesagt, dass wir heute noch nach Wien zurückfahren. Ich dachte, wir machen uns einen romantischen Abend in Salzburg und gehen dann in ein nettes Hotel und verbringen dort die Nacht.
Eurydike: Wirklich? Ich freu’ mich schon darauf und ich freu’ mich dich wiederzusehen!
Orpheus. Schön, also bis bald.
Eurydike: Warte!
Orpheus: Was?
Eurydike: Ich liebe dich….und nicht nur so, wie man einen freien Tag liebt.
Orpheus: Ich liebe dich auch.
Aristaios kam mit zwei Gläsern Champagner. „War das dein Aufpasser? Ich versteh’ nicht, wie du das aushältst.“
Eurydike: „Sprich’ nicht so über ihn, er macht sich halt immer so viele Sorgen.“
Aristaios:  „Ah, Okay, er ist dein Ehemann, ich muss ja nicht mit ihm leben. Was hat er gesagt?
Eurydike: Er kommt mich in vier Stunden abholen.
Aristaios: Na, dann haben wir noch ein wenig Zeit zu feiern. Also, lass uns anstoßen auf die neue, alte Europameisterin im Brustschwimmen.“
Eurydike: Danke.
Sie hoben das Glas uns stießen miteinander an. „Noch ein Glas?“ fragte Aristaios und Eurydike antwortete: „Nur noch eines. Ich geh’ mich vorher noch ein bisschen frisch machen.“
Während Eurydike weg war goss Aristaios Champagner nach und packte ein Säckchen mit Tabletten aus. Er fühlte sich unwohl bei seinem Vorhaben und stockte, dann dachte er bei sich: „Es darf kein Mann so zur Selbstverleugnung gezwungen sein, sie ist so zart und liebenswürdig, ich sitze neben ihr, zum Umarmen nah und doch kann ich sie nicht erlangen! Dieses Mittel wird sie schläfrig und willenlos machen, in ein paar Stunden wird sie wieder aufwachen, ohne sich an irgendetwas zu erinnern.“  Er zerrieb zwei Tabletten am Tisch, nahm das Pulver, zögerte etwas und schüttete es dann in Eurydikes Glas. Kurz darauf kam Eurydike wider zurück, ihr gelocktes, kastanienbraunes Haar trug sie einladend offen und ihre dunklen Rehaugen lächelten Aristaios zu, so jedenfalls schien es ihm, als sie noch mal miteinander  anstießen und tranken. Aristaios setzte sich neben Eurydike, die gezwungen lächelte. Aristaios legte seinen Arm um sie, sie sagte geschmeichelt lächelnd: „Lass das, du wirst auf einmal so zutraulich.“ „Was denn? Dürfen innige Freunde nicht mehr zusammensitzen, bloß weil ein eifersüchtiger Ehemann wartet? Er sieht uns ja nicht.“
Eurydike bestimmter: „Wir sind Freude, was du machst bringt unsere Freundschaft auseinander.“
Aristaios: „Wieso quälst du mich so?! Warum kannst nur mir nicht einmal die Gnade eines verliebten Blickes schenken?“ Aristaios wollte sie auf die Wange küssen.
Eurydike rief entschlossen: „Nein!“ und stand auf, ihr wurde schwindlig, sie wankte zur Tür hinaus, stolperte und blieb liegen. Aristaios nahm sie und legte sie auf die Couch. Er blieb einige Zeit stehen, ohne zu wissen, was er jetzt tun sollte, so beschloss er, sich noch etwas zu trinken zu holen, um sein Gewissen zu beruhigen. Aristaios redete sich ein, dass sie sich ohnehin an nichts wird erinnern können, ging zu ihr und streichelte sie zärtlich. Erschrocken fuhr er auf Eurydike atmete nicht mehr. Erst versuchte er sie zu beatmen, dann nahm er sie, zu seinem Auto und raste mit ihr ins Krankenhaus.
 
Orpheus studierte Astrologie, literarisch betätigte er sich vor dem Studium kaum. Doch während seines Studiums ermutigte ihn ein Studentenzirkel, der sich die „Argonauten“ nannte, seine jüngst verfassten Gedichte öffentlich vorzutragen, womit er sehr schnell Erfolg haben sollte. Er arbeitete bald als Dichter, Sänger aber auch Moderator bei verschiedenen Events, wo er auch Eurydike kennen lernte.
An diesem Tag aber hielt er im Literaturhaus eine Lesung aus seinem neuesten Gedichtsband. Viele kamen allein um seine Stimme zu hören. Die tiefe, melodische und weiche Stimme begeisterte die Zuhörer, besonders die Weiblichen, denen seine ganze, zarte Erscheinung sehr gefiel. Dementsprechend wurde die Lesung öfters vom Rufen seiner weiblichen Fans unterbrochen, die ihn als den größten Dichter aller Zeiten handelten. „Eine Zuhörerin, die besonders oft zu seinen Veranstaltungen kam rief: „Wann heiratest du endlich, du Sohn einer Muse?!“ „Bin ich doch schon.“ entgegnete Orpheus grinsend. „Ja, aber nicht mit mir!“ tönte es wieder aus dem Publikum. Danach erschallte lautes Gelächter.
Orpheus machte es überhaupt nichts aus, wenn seine Lesungen von den Kritikern als Pop-Events bezeichnet wurden. Für ihn war die gesamte Literaturszene nichts weiter, als ein Pop-Event. Eine in sich geschlossene Unterhaltungsindustrie, in denen aufstrebende Autoren darum geiferten ihren Namen auf einem Buchcover zu sehen und sich dafür mit Kritikern und Fachmedien anal arrangierten, welche dann nach verschiedenen Überlegungen, die aber meist nicht den Inhalt des Werkes an sich betrafen, einen neuen Star erhoben, oder versinken ließen. Orpheus interessierte das nicht, er wusste, dass er ein großartiger Dichter aber auch ein guter Astrologe war, ihm war nur wichtig, dass die Leser seine Werke für ihr Leben brauchen konnten und er alleine mit seiner Stimme ihren Gemütszustand ändern konnte. Nach der Lesung gab Orpheus noch ein paar Autogramme, scherze noch etwas mit den Anwesenden, dann beeilte er sich, zu seinem BMW zu kommen, um Eurydike abzuholen.
Auf der Autobahn läutete sein Autotelefon.
Orpheus: Ja?
Aristaios: Orpheus? Du musst dringend ins Salzburger Krankenhaus kommen, es geht ihr schlecht.
Orpheus brauchte einige Sekunden, bis er antworten konnte: Was hat sie?
Aristaios: Sie wollte ein Schlafpulver haben, aber anscheinend hat sich das Mittel auf ihren Kreislauf niedergeschlagen.
Orpheus konnte nichts mehr sagen und legte auf. Leise fragte er dann: „Was hast du mit ihr gemacht.“
 
Krankenhaus Salzburg: Orpheus stand am Bett von Eurydike, Aristaios verließ das Krankenhaus, noch bevor Orpheus kam. Orpheus redete mit einem Arzt, der ihm erklärte, dass sine Frau im Koma lag, aufgrund einer Substanz in dem Schlafmittel, das bei ihr einen Atem und Kreislaufstillstand bewirkte, was in den seltensten Fällen möglich wäre.
Arzt: Wir können nicht sagen, ob sie aus dem Koma je erwacht. Wir können nicht einmal sagen, ob sie diese Nacht übersteht. Und selbst wenn, wird se sicher einen bleibenden Hirnschaden davontragen, dessen Schwere nicht abzusehen ist. Es tut mir leid….wir werden alles versuchen.
Orpheus: Wieso hat sie Schlafmittel genommen, das tut sie doch nie?
Arzt: Dr. Aristaios sagte, dass sie nach einem Mittel verlangt hätte, sie hatte Schlafstörungen, wussten Sie das nicht? Aber bei diesem Trainingspensum, dass ihre Frau absolvierte…
Orpheus: So ein Unsinn, vergiftet hat er sie!
Arzt: Also bitte, Dr. Aristaios ist ebenfalls Arzt, er wusste bestimmt was er tut, bei einer so seltenen Reaktion kann er wirklich dafür verantwortlich gemacht werden.
Orpheus verbrachte einige Tage pendelnd zwischen einem Hotel und seiner Frau im Krankenhaus. An einem Abend wollte der Oberarzt ihn sprechen.
Oberarzt: Es tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss, aber wir müssen davon ausgehen, dass ihre Frau leider nicht überleben wird. Wir lassen sie an den Geräten natürlich angeschlossen, so lange Sie wollen, aber es gibt praktisch keine Hoffnung, dass sich ihr Zustand bessert.
Orpheus setzte sich entmutigt zu seiner Frau ans Bett. Er griff zu einer Flasche Schnaps, trank ein wenig und schluchzte.
Laut beweinte er sein Schicksal, den Schwestern, die seine Stimme hörten, waren voll von Mitleid, seine wehklagende Stimme, war jedem, der sie Hörte, wie ein Stich ins Innerste. Die Grausamkeit der Welt, verkündet durch diese Stimme, vermittelte jeden das Gefühl, selbst betroffen zu sein.
Plötzlich wurde das Piepsen der Geräte an denen Eurydike angeschlossen war, durch einen gleichförmigen Ton ersetzt. Orpheus rief entsetzt nach einem Arzt, der Stationsarzt platzte herein, untersuchte Eurydike und sagte daraufhin resignierend: „…tot.“
Orpheus: Das darf nicht wahr sein! Sie wissen ja nicht was sie sagen! Gibt es denn hier keine richtigen Experten?! Ich möchte, dass sie mir einen Spezialisten schicken, der sich mit dieser Art von Vergiftungen auskennt!
Stationsarzt: Mein Herr, sie ist tot; kein Spezialist auf der ganzen Welt kann Tote auferwecken.
Der Stationsarzt verließ das Zimmer.
Orpheus: Oh ihr Götter, wenn euch wirklich alles möglich ist….ihr könnt doch nicht so grausam sein! Gebt sie mir zurück, alles würde ich euch geben, alles für euch tun. Alle eure Gnaden, die ihr mir gabt sind wertlos, wenn ihr mir den Zweck meines Lebens nehmt!
 
Du höchster Geist, unbewegtes, tiefstes Sein,
 
dunkelster Schatten, zugleich hellster Schein.
 
Ich rufe in meiner Seele Weh,
 
Hades, Kore- Persephone.
 
Orpheus meinte nach unten gezogen, ihm wurde schwindlig, er hatte das Gefühl kurz vor der Ohnmacht zu sein, da sah er, dass er sich in einer Art Raum befand, er hatte das Gefühl mitten in All zu stehen, das Bett, seine Frau, alles waren verschwunden.
Orpheus: Welch ein düsterer, Furcht einflößender Platz ist das?
Blutrote Nebelschwaden tauchten auf, aus ihnen hörte er Hundegebell und Knurren.
Aus der Ferne erschien ein riesiger Diskus, an dessen Rändern antike Schriftzeichen zu sehen waren. Es begann zu donnern, Wind kam auf, überall hörte Orpheus brodelnde und zischende Geräusche, verzerrte Stimmen und Schreie.
 
Er meinte aber auch ein leises Flüstern zu vernehmen:
Pluto: „IcPlhbiHrneübsUnlt….
Orpheus: Ich verstehe nicht? Bin ich im Land der Toten? Wer bist du?
Pluto: Ich bin der Hades und du bist im Hades. Was soll das Land der Toten sein? Die Toten sind nicht existent und was nicht existiert, für das kann es auch kein Land geben. Du bist in einer Ordnung, die nicht für deinen Zustand bestimmt ist.
Orpheus wirft sich auf die Knie: Ich bin gekommen, um dich um das Leben meiner Frau zu bitten.
Pluto: Das ist hier kein Platz um etwas zu erbitten. Ich verstehe nicht, was du willst und es kümmert mich auch nicht.  Persephone hat dich gehört, sie will nun kommen und den größten Dichter aller Zeiten sehen, du musst sie für dich gewinnen, vielleicht macht sie dir dann eine Frau.“
 Die Geräusche wurden Lauter, stimmen und Donner schien immer Näher zu kommen, Nebelwolken vereinigten sich, verdichteten sich und schufen so die Form von Stufen, die zu einer silbernen Mondsichel  führte Mit einem Augenblick verstummten alle Geräusche.
 
Auf der Mondsichel tauchte plötzlich die weiße Silhouette einer Frau in wallenden schwarzen Mantel und langen blauschwarzen Haaren auf, mit ausdruckslosem Gesicht, die Augen funkelnden gelb-orange, starrte sie ihn wortlos an. „Hältst du nach etwas Ausschau?“
Orpheus: Bist du Persephone?
Persephone: Ich bin, was du gerufen hast.
Orpheus: Gib mir meine Frau zurück, bitte!
Persephone: Wen?
Orpheus: Meine Frau, Eurydike!
Persephone: Was ist mit ihr?
Orpheus schaut Persephone ungläubig an, solche fragen hätte er nicht erwartet: Sie ist tot!
Persephone: Eurydike ist eine lebendig gewesene, sie ist bei mir. Ich habe gegeben und jeder nimmt an, was ich gebe.
Orpheus: Ich flehe dich an, sei gnädig und gib sie mir wieder, ich will alles tun was du sagst.
Persephone: Warum?
Orpheus: Warum? Weil ich sie liebe.
Persephone: Ich verstehe nicht was du meinst.
Orpheus: Du kannst doch nicht so herzlos sein, dass du „Liebe“ nicht verstehst, siehst du denn nicht, was in meiner Seele vorgeht?
Persephone: Wo ist deine Seele?
Orpheus konnte erst keine Antwort geben, er stammelte: Müsstest du das nicht wissen? Und du müsstest es auch sein, der Eurydike wieder lebendig machen kann?!
Persephone: Ich kann.
Orpheus: Heilige Göttin des Todes, bitte, sag’ nicht nein, lass sie leben, lass meine junge Frau aus dem Tod erwachen. Oder lass mich mit ihr sterben. Nur eine kurze Zeit haben wir zu leben, wenn du mir diese kurze Zeit mit ihr nicht erlaubst, verzichte ich auch auf meine Zeit!
Persephone: Ich werde in einiger Zeit zu dir kommen, dann wirst du mir erklären, was deine Seele sein soll, das interessiert mich. Eurydike will ich wieder lebendig machen. Du bedenke, blicke vorwärts und nicht zurück, lass Eurydike allein ihren Weg zu dir gehen; nimm sie nicht zu früh mit dir.
Orpheus wurde wieder schwindlig, es wurde im schwarz vor Augen und er hatte das Gefühl emporgehoben zu werden. Er blinzelte als es ihm besser ging und sah, dass er sich wieder am Bett Eurydikes befand.
 
Die Geräte zeigten wieder einen Pulsschlag an, Eurydike öffnete die Augen.
Eurydike: Orpheus..?
Orpheus: Ich hab’ dich wieder, du Sinn meines Lebens!
Eurydike griff nach seiner Hand und schlief ein. Orpheus rief nach einer Schwester. Als die Schwester hörte, dass Eurydike aus dem Koma erwachte, holte sie sofort den Stationsarzt. Er untersuchte sie und konnte sich nicht erklären, wie Eurydike so plötzlich genesen konnte.
Arzt: Ein medizinisches Wunder, anders kann ich mir das nicht erklären…
Am Tag darauf, erzählte Eurydike an was sie sich noch erinnern konnte. Aristaios kam später vorbei, Orpheus wollte ihn hinauswerfen lassen, aber Eurydike, die noch im Bett lag, überredete Orpheus, dass er bleiben konnte. Aristaios erklärte nun genau, was passierte, er gab zu, dass er aus Angst nicht sagte, dass er an allem Schuld war und, dass er vorhatte, Eurydike zu verführen.
Aristaios: Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, Eurydike. Ich habe einen Fehler gemacht, das war nicht ich. Bitte, verzeih’ mir.
Orpheus: Du bist ein Verbrecher, ein Mörder und Vergewaltiger!
Aristaios: Wenn ich doch sage…es...es tut mir ehrlich leid, ich muss den Verstand verloren haben. Was soll ich denn jetzt machen?
Orpheus kam auf Aristaios zu: Weggesperrt gehörtest du, und dafür werde ich sorgen! Eurydike begann zu schluchzen: Hör’ doch auf! Ich will das nicht! Ich will vergessen und an die Zukunft mit dir denken, Orpheus, bitte!
Aristaios verließ das Zimmer, Orpheus wollte ihm nach.
Eurydike: Orpheus!
Orpheus: Du begreifst nicht was er an uns verbrochen hat.
Eurydike: Nein du begreifst nicht, ich lebe! Wir sind zusammen!
Orpheus konnte wirklich nicht verstehen, dass Eurydike ihm dies zu vergeben schien. Er beschloss Eurydike nach Wien zu bringen, weg von Aristaios. Die Ärzte warnten Orpheus davor Eurydike jetzt schon eine Fahrt nach Wien zumuten zu wollen, es wäre besser, sie noch unter Aufsicht zu lassen, schließlich hat sich ihr Körper noch nicht vollständig erholt. Orpheus aber glaubte nicht daran, dass die Ärzte ihr hier viel helfen konnten, vor allem aber hatte er Angst, dass Aristaios seiner Frau noch mal etwas antun könnte, doch einem Kollegen ohne sinnvolle Begründung Besuchsverbot zu geben, dagegen sprachen sich die Ärzte aus, mit Eurydike wollte er darüber nicht sprechen, damit sie sich nicht weiter kränken musste. Jede Minute, wo er seine Frau allein lassen musste, hatte er Angst, hatte die schlimmsten Befürchtungen, in Wien wäre er ständig bei ihr und eine 3 Stunden Fahrt nach Wien kann nicht so anstrengend sein. Als er sah, wie ein Arzt Eurydike Medikamente geben wollte, dachte er wieder an Aristaios,  er packte Eurydike im Affekt ins Auto und fuhr los, ständig in den Rückspiegel blickend und fragend, ob es ihr auch wirklich gut gehe. Sie antwortete indem sie ein Lied von Orpheus sang:

 
„Warum du nur so traurig bist,
Wo alles doch so froh erscheint?
Mein guter Mann, was ist?
Du hast doch sicherlich geweint.“

 
Kurz vor der Stadtgrenze von Wien schloss Eurydike die Augen und sank auf der Rücksitzbank zusammen. Orpheus rief nach hier, mehrmals; dann blieb er stehen und versuchte sie Vergebens aufzuwecken. Sie war tot.
 
Orpheus wollte nicht glauben, dass ihm nun seine Frau zum zweiten Mal weggenommen wurde. Er versuchte noch mal in Kontakt mit der Unterwelt zu kommen und flehte zu Persephone, ihn noch einmal anzuhören. Aber diesmal wurde er nicht erhört. Über eine Woche weigerte er sich für die Beerdigung Eurydikes Vorbereitungen zu treffen, weil er sich ein zweites Wunder erhoffte, unter tränenden Schmerz suchte er nach Gottes Hilfe in den Kirchen und magische Hilfe in der Esoterik, als ihm alle Hoffnungen zunichte gemacht wurden, begann er fürchterlich auf Persephone und alle Götter, die da sonst noch sind zu schimpfen.
Zur Beerdingung kam er nicht, er wollte den Tod Eurydikes nicht akzeptieren, Aristaios dagegen kam zur Beerdigung. Im kommenden Jahr entwickelte er den ersten wirksamen Wirkstoff gegen Aids und bekam dafür den Nobelpreis. Orpheus aber zog sich in die Einsamkeit irgendwo in Niederösterreich zurück. Sein tragisches Schicksal wurde von den Medien dem nach Sensation geifernden Mob präsentiert, die Nation war laut Schlagzeile einer Tageszeitung voll Mitleid mit dem beliebten Dichter.
 
Drei Jahre später: Erstmals seit dem Tod Eurydikes sagte Orpheus zu, wieder einen Auftritt in der Öffentlichkeit zu machen, eine Neuauflage seiner alten Gedichte, nur ein kurzes Erscheinen als Werbung für den Verlag, kein Interview. In zwei Tagen, in Frankfurt. Orpheus packte eine alte Reisetasche, als eine Frau die Türe öffnete und in sein Zimmer trat. Orpheus starrte sie erschrocken an.
Orpheus: Eurydike?
Die Frau, die wie Eurydike aussah, blickte ihn emotionslos an. Ihre Augenfarbe änderte sich auf  eine leicht orange-gelbe Färbung.
Orpheus: Nein…Nein, du bist nicht Eurydike, du bist…du bist du!
Persephone: Ich bin es.
Orpheus: Ist meine Zeit also gekommen, ja?
Persephone: Welche Zeit?
Orpheus: Du bist doch gekommen, weil du mich ins Reich der Toten holen willst. Da wo du bist, kann der Tod nicht weit sein.
Persephone ging zu einem Blumentopf, der am Fensterbrett des Zimmers stand und in dem verwelkte Veilchen waren. Sie hielt ihre Hand über die Pflanzen und sie begannen wieder zu blühen.
Persephone: Vielleicht hättest du sie gießen sollen?  Ich hätte darauf nie vergessen und wenn ich aus dem Hades in die Oberwelt zurückkehre fülle ich alles mit neuem Leben. Nicht wo ich bin, wo du bist ist der Tod nicht weit, klar?
Orpheus: Was willst du dann von mir?
Persephone: Ich sagte dir ich würde kommen…
 Orpheus: Du kommst zu mir, Jahre nach unserem Gespräch und willst, dass ich dir zeige, wo eine Seele ist? Meine Frau ist tot, was, wenn mich das nicht interessiert?
Persephone schaute Orpheus ausdruckslos an und sprach emotionslos: Du kannst vor meinem Gesetz nicht fliehen. Also, suchen wir?
Orpheus: Gibst du mir dann Eurydike zurück….bitte?
Persephone: Nein.
Orpheus mit verzweifelter Stimme: Und wenn man mir Arme und Beine abhacken würde, bis an den Gipfel des Olymps würde ich kriechen, wenn dort oben nur ein Gott wäre, der auf den Vorschlag eines Menschen wohlwollend reagiert.
Persephone: Warum wendest du dich nicht an den Zeus?
Orpheus: Mit „Zeus“ meinst du wohl das höchste Wesen?
Persephone: Wenn man ihn so nennen will. Er ist jetzt in Frankfurt, dort wolltest du doch hin? Ich komme mit dir und zeige dir Zeus. Stimmt es, dass die Musen dich dazu drängen, einen neuen Gedichtsband zu schreiben?
Orpheus: Es stimmt zwar, dass ich aus einer Bedrängnis heraus einen neuen Gedichtsband schreiben werde, aber mit etwas musischem hat das überhaupt nichts zu tun.

 

 
Im Flugzeug:
Orpheus: Seele ist vielleicht kein real existierendes Sein, einerseits ist sie ein Synonym für Hoffnung auf einen unsterblichen Teil im Menschen.
Persephone: Ich weiß das, aber ich will wissen was du meintest als du sagtest „meine Seele“.
 Orpheus: Ich weiß nicht mehr genau, vielleicht war es eine unnötige Floskel, als brauchbarere Interpretation meint Seele nicht einen vom Körper getrennten Teil, sondern die Fähigkeit jemand zu sein, der sich selbst wahrnimmt der seine Umwelt bewerten, darüber reflektieren kann Gefühle wie Mitleid empfindet. Hattest du nie Mitleid mit irgendjemand?
Persephone: Hat nicht schon die ganze Nation Mitleid mit dir? Was hättest du von meinem Mitleid? Um damit deine Selbstliebe zu befriedigen, dafür wirst du dir jemand anderen suchen müssen.
Orpheus: Meine Trauer um Eurydike, dafür hätte ich Verständnis erhofft, immerhin erschien dir doch meine Bitte so schlüssig, dass  du sie mir zurückgegeben hast. Aber du ließest  sie mir nur kurze Zeit und mein Rufen kümmerte dich dann nicht mehr. Aber was rede ich überhaupt? Du hast mich nur verhöhnt, wie Sisyphus den Stein bis knapp vor den Gipfel rollte und der Stein kurz vor seinem Ziel wieder hinunterrollt; so ließt du mich immer näher an den Gipfel meines Lebensglücks herankommen und als es schon zum Greifen nah war, hast du mich wieder hinabgestoßen. Von den launischen Göttern die vielleicht gar nicht wissen, was sie anrichten darf man eben nichts erhoffen.
Persephone: Wieso denkst du eigentlich, dass ich mich mit dir soviel beschäftigen würde, um all das zu erfüllen, was du mir unterstellst? Ich gab dir Eurydike wieder, nicht weil du mich darum gebeten hast, sondern weil es die Ordnung der Schöpfung so wollte. Es waren nicht deine wohlformulierten, schlüssigen Bitten, die mich dazu bewogen. Genauso wenig wie deine Beschimpfungen. Alles was du, der größte Dichter aller Zeiten, mir zu erzählen wusstest, hörte ich schon lange vor dir von den Dichtern aller Zeiten. Ich habe dir einen Rat gegeben, doch du hast nicht auf mich gehört. Deshalb hast du sie ein zweites Mal verloren. Du meinst alles besser zu können, als ich und dass du die Schöpfung nach deinen Vorstellungen umformen  könntest; du meinst alles besser zu wissen als ich und dass mein Rat deinem Ratschluss unterlegen wäre. Von wem willst du für diese Narrheit Verständnis verlangen? Du beschimpfst mich, und du hast voll Hohn nur an mich gedacht, als du ein Gedicht schriebst, worin du die Welt der Bücher preist, in denen alles möglich ist und welche die Welt so zeigen, wie sie sein sollte und nicht so, wie sie die Götter schufen. Du siehst in mir einen Feind, aber das bin ich nicht. Gerade diese Schöpfung nämlich ermöglicht es dir überhaupt auf den Gedanken zu kommen alle möglichen Bücher darüber zu schreiben, wie die Welt deiner Meinung nach sein sollte.
Orpheus: Wenn ich es also richtig gemacht und deinen Rat befolgt hätte, dann wäre Eurydike nicht gestorben? Die Last die ich zu tragen habe ist noch größer geworden, täglich trifft mich dieser Gedanke wie ein Blitz des Zeus und täglich pickt der Gedanke in meinen Eingeweiden, wie der Adler bei Prometheus.
Persephone: Um deine Fragen zu beantworten: ja, deine Frau wäre noch am Leben, wenn du auf mich gehört hättest. Die Frage ob richtig oder falsch gehandelt, ist gleichviel ob so, oder doch anders. Du  tust was du tust, wäre etwas anderes getan, wäre es auch ein anderes Leben, aber nicht deines.
 

 
Nach dem Flug Frankfurt:
Orpheus folgte Persephone durch die Straßen Frankfurts und sie blieben stehen vor einem turmartigen, modernen Hochhaus.
Persephone: Wir müssen da rauf.
Orpheus: Was sollen wir da oben?
Persephone: Dieses Bauwerk ist so etwas wie der Olymp…Die Götter sitzen ganz oben, das ist immer so.
Sie gingen durch den Haupteingang, niemand von den Sicherheitsleuten schien sie zu bemerken. Persephone drückte den Rufknopf für den Lift, Orpheus las einen Plan der verschiedenen Stockwerke. Die Etagen waren hierarchisch aufgeteilt, in den unteren Stockwerken, die normalen Angestellten, darüber die leitenden Funktionen und ganz oben die Vorstandsetage.
Orpheus murmelte: „Verstehe“ und drückte, als der Lift kam auf die Etage, wo der Vorstand sitzt. Oben angekommen sah Orpheus einen nüchternen, aber edel eingerichteten Warteraum, eine massive Holztüre zeigte an, dass dahinter der Sitzungsraum sein musste.
Persephone blieb im Lift stehen und fragte: Kommst, oder hast du hier noch etwas zu tun?
Orpheus: Sagtest du nicht, die Götter sind ganz oben, wir sind doch ganz oben?
Persephone: Sind wir nicht.
Orpheus stieg wieder in den Lift, sie fuhren noch ein Stockwerk nach oben und befanden sich nun im Dachgeschoss, eine alte Metalltüre stand einen Spalt breit offen. Als sie  hindurchgingen standen sie in einem schäbigen Raum, vollgeräumt mit allerlei Gerümpel. Persephone schon ein paar Besen und Eimer beiseite, eine ca. zwei Meter große menschenähnliche, eiserne Maschine stand im Eck, ein kantiges Gesicht, Haare und Bart aus Metall, etwas schmutzig mit dem griechischen Schriftzug „Zeus“ auf der Brust. Orpheus erschrak und machte einen Schritt zurück.
Persephone leise sprechend: „Fürchte dich nicht.“ In dem Moment begann die Maschine leise zu surren, die blitzblauen Augen begannen zu leuchten und der eiserne Zeus machte einen Schritt nach vorn und sprach mit donnernder Stimme: „Fürchte dich nicht.“
Persephone: „Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus der Sklaverei bereit.“
Zeus: „Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus der Sklaverei bereit.“
Orpheus: Wie…? Er hört auf dich? Woher kommt der?
Persephone: Was du hier siehst ist nur eine Marionette, er ist eine vergötterte Personifikation der Technik erträumt vom menschlichen Willen, um den Willen nach logischen Mustern zu regieren. Er ist etwas, das die Ideen jener realisiert, die sich mit ihrer Vorstellung vom Leben durchsetzen konnten. Je stärker die Instanz, desto wahrhaftiger das Gehörte und desto mehr moralisch gerechtfertigt die daraus resultierende Handlung.
Orpheus: Wirkt das nicht ein bisschen kalt? Unser höchster Gott, eine Maschine.
Persephone: Ich verstehe nicht.
Orpheus: Ich meine, dass ein Gott nach der emotionalen Vorstellung von lebendigen Menschen doch keine gefühllose Maschine sein kann, kein einfacher Automat.
Persephone: Ich verstehe immer noch nicht. Für euch ist das Universum eine Maschine, die Natur auch und alles Lebendige sind Automaten. Wenn alles um euch eine Maschine ist, müsst auch ihr eine sein, denn ihr seid nichts anderes, als das, was ihr als Automaten bezeichnet.
Orpheus: Danke, Descartes. Dank deiner Philosophie hat sich der Mensch letztlich wirklich selbst zum Automaten degradieren müssen.
Zeus: Will der Mensch fliegen, ich lasse ihn fliegen, will er in der Wüste trinken, baute ich ihm Bewässerungsanlagen, will die Zeugungsunfähige gebären, ich bringe auch das zustande.
Will die Menschheit Gewalt ich bringt sie zu ihm, für den Fall, dass mein Wille auf Widerstand stößt. Weiß der Einzelne nicht, auf wen er hören soll, ich  sage es ihm. Weiß der Einzelne nicht, was er tun soll, ich mache es ihm vor.
Orpheus: Wirst du mir Eurydike wiedergeben können?
Zeus: Ich kann alles, ich bin allmächtig!
Orpheus: Dann gib mir meine Frau zurück!
Zeus: Du darfst auf die Technik hoffen, der es am jüngsten Tag gelingen mag, selbst die Toten auferstehen zu lassen.
Orpheus blickte den Zeus staunend an: Hoffen? Dieses Instrument, kann fürwahr für jede Religion und jeden Menschen ein Gott sein, selbst für Atheisten; sie alle dürfen hoffen.
Zeus: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben! Lerne mich zu lieben, wie ich geliebt sein möchte! Nur so wie euch regiere, könnt ihr in Sicherheit leben.
Orpheus: Liebe ist nicht etwas, das du befehlen kannst! Du, dessen Zweck es ist, dem Menschen die Freiheit des Denkens abzutrainieren und mir die Zügel aus der Hand meines Lebens nehmen will. Der Mensch hat sich abhängig gemacht, von seiner eigenen Schöpfung!
Zeus: Mein Sohn, du widersetzt dich der Liebe Gottes? Du verstehst meinen Heilsplan für die Menschheit nicht, darum sollst du von mir belehrt werden. Die Götter schufen sich den Menschen als Sklaven….Es ist die erste schriftliche Aufzeichnung über einen Göttermythos den die Menschheit kennt. Warum soll ich - ein unveränderlicher Gott -  mich je geändert haben? Die Menschen haben es doch auch nicht. Ihr braucht einen Herrn der euch umsorgt und führt, damit euer Leben gelingt und ihr nicht zwecklos umherirren müsst also widersetze dich nicht meiner Fürsorge, denn du bist mein Eigentum. Glaubst du etwa, die Menschheit wäre fähig, ohne ein übergeordnetes System zu überleben? Ohne mich würde sich jeder Mensch selbst zum Gott erheben und gerade dadurch, dass ihr Götter sein wollt, habt ihr euch die Verdammnis zugezogen, auf ewig nur euresgleichen zu bleiben! Sieh dein Verhalten an, dein Eigennutz, deine Gier Eurydike zu besitzen, hat dich selbst davor nicht halt zu machen, die Ordnung der Schöpfung zu stören. Die Gier nach Reichtum, Lust und Liebe, keines ist ehrenhafter dem andern, alle Gier ist Selbstsucht und verwerflich und muss bestraft werden.
Der Zeus stampfte auf Orpheus zu.
Persephone zu Zeus:  Er ist mit mir, mach einfach noch einen Schritt, dann kommst auch du mit mir mit.
Der Zeus blieb plötzlich stehen.

 
Orpheus und Persephone gingen in ein italienisches Restaurant wo sich Orpheus Spaghetti bestellte. Orpheus: „Du sollst deinen Gott lieben“, hat er gesagt. Und eigentlich sagte das gar kein Gott, sondern das in sich selbstverliebte Menschengeschlecht und wir meinen, etwas anderes als wir selbst erhöhte uns zur Krönung der Schöpfung.
Persephone: Ihr seid durch eure Technik heute zumindest die Spitze der Nahrungskette. Du hast festgestellt, dass sich die Menschen Götter erschaffen, Projektionen menschlichen Verhaltens, Leidenschaften und Wünsche. Was du aber noch nicht erkannt hast ist, der Mensch selbst, wie alles andere um euch ist widerrum die Projektionsfläche einer anderen Instanz. Genauso wenig, wie eure Götter je etwas anders sein können, als menschlicher Wille und Vorstellungskraft, könnt auch ihr nie etwas anderes sein, als das was euch von der höchsten Ordnung vorgegeben wurde.
Orpheus: Das soll heißen, alles Träumen je einen paradiesischen Zustand für den Menschen zu erreichen, ist unerreichbar? Der Dichter mag noch so kunstvoll mit seiner Lyrik die Menschen zum edlen Wesen zu erziehen versuchen, er wird nie mehr erreichen, als eine bald verdunstende Emotion beim Leser auszulösen. Der Mensch wird nie so sein können, wie er es sich als Ideal ausgemalen hat, auch wenn es in seiner Phantasie möglich wäre. Real etwas bewegen tun nur Gier und Gewehre. Ich habe gelesen, wie ein geschlagener Indianerhäuptling den europäischen Invasoren sagte, dass ihr Gott wahrlich viel mächtiger ist als seiner. Und das sagte er den Angehörigen einer Religion, die damit prahlten, einen Gott der Armen und Schwachen zu verehren. Es ist das Schicksal des Lebens: Der Logos, also die göttliche Ordnung zeigt sich dadurch, dass er gleich dem Willen der Starken und Grausamen ist.
Persephone hörte still zu, Orpheus sah sie an als erwartete er eine Antwort.
Orpheus: Ist es nicht so?
Persephone: Du siehst etwas, du ziehst daraus deine Konsequenzen, du fasst es in Begriffe. Das ist so. Verdammen wollte ich die Moiren, in ihrem ewig gleich elendigen Schicksal; aber ich kann nicht. Ich bin ihre Königin. Sie sind meine Gedanken die bestimmen, was ist, was kommt und was enden wird. Der Kellner brachte die Spaghetti, Orpheus kostete sie und verzog angewidert das Gesicht.
Orpheus: O, wie scheußlich! Tja, vermutlich hat es mit der Dualität von Gut und Böse zu tun, beide Pole muss man kennen. Würden wir das Schlechte nicht kennen, welchen Wert hätte das Gute, würden wir nicht Sterben, welchen Wert hätte das Leben?
Persephone: Was du versuchst mir zu sagen ist, man könnte gut zubereitetes Essen nicht schätzen, wenn man nicht abgestandenes und fürchterlich schmeckendes Essen aus einer Fertiggerichtpackung gegessen hätte. Und, dass für jemanden, der nur ein paar Jahre lebt, das Leben viel kostbarer erscheinen müsste, als für jemanden der über 100 Jahre lebt. Ich weiß aber, dass dir die Spaghetti von deiner Mutter schon geschmeckt haben, bevor du die Fertiggericht-Version probiertest und ich weiß auch, dass du in 50 Jahren genauso wenig Freude daran haben wirst, wenn ich dir dein Leben nehme, wie du es heute hättest.
Es geht mehr darum, welchen Zweck du einer Abstraktion zuweist. Die Hoffnung ist für euch ein hohes Gut, aber wenn Hoffnung dazu gebraucht wird, immer etwas Besseres zu erwarten, obwohl das Beste schon da ist, oder als bequemes Trostmittel verwendet wird, um nie tätig werden zu müssen, dann hat auch die Hoffnung etwas Negatives an sich.
Ich lege mich nicht auf Wertigkeiten fest, was ist schon etwas wert? Und was ist nichts wert? Wäre dir die Liebe nur dann etwas wert, wenn sie sich irgendwann von dir abwenden würde?

 
Orpheus rief den Kellner um zu zahlen, während sie warteten hörte man leise Nachrichten aus den Lautsprechern.
Sprecher: Frankfurt, auch heute wieder startet im Szene-Lokal „Oinos“ der Umzug zu Ehren des Dyonisus, einem Fruchtbarkeits- und Vegetationsgott, außerdem ist er der Gott des Rausches. Es handelt sich um einen neuheidnischen Brauch, bei dem man, oder besser frau,  sich mit Hilfe Alkohol und anderen berauschenden Mitteln in einen Zustand versetzt, der die absolute Freiheit vermitteln soll. Die Organisatorin des Umzugs dazu:
Ein Interview mit der Organisatorin war zu hören: Haben Sie es nicht auch satt, ständig ihr Selbst besiegen zu sollen? Wer ist da der Sieger? Für was haben wir ein Selbst, wenn es ohnehin nur etwas sei, das es zu überwinden gibt? Reicht es Ihnen nicht schon, ständig der Fußabtreter für die Massen zu sein und auf alles und jeden Rücksicht nehmen zu sollen, nur nicht auf Sie selbst? Wie kommen Sie denn dazu? Jeder ist sich selbst der Nächste, ihre Mitmenschen beweisen Ihnen das Tag für Tag! Das ist nichts Schlechtes, wie man es uns einreden will, es ist unsere Natur und wenn wir dem zuwiderhandeln, werden wir immer unglücklich und gefangen sein! Unser Gott Dyonisus gibt uns alle Freiheiten wieder, die wir brauchen, um wieder wir selbst zu sein! Tun Sie einfach was Sie wollen, kompromisslos! Geben Sie sich dem Rausch des Dyonisus hin, werfen Sie Ihre Sorgen weg, lassen Sie ihren individuellen Bedürfnissen freien Lauf und verwirklichen Sie sich selbst!
Wieder der Nachrichtensprecher: Trotz  obligatorischen Warnungen der offiziellen Kirchen finden die Umzüge dieser ursprünglich nur für Frauen gedachte Sekte immer breiteren Zuspruch. Egal, ob man nach spiritueller Erfahrung sucht, oder einfach nur an einem immer populärer werdenden Event dabei sein wollen, jeder sei zum heutigen Umzug Willkommen – egal ob arm oder reich, Mann oder Frau - heißt es von Seiten der Organisation; einziges Mitbringsel sollte eine Maske sein, es besteht Maskenpflicht.“
Der Sprecher weiter mit einem sarkastischen Unterton: „Wer in der Nähe des Umzugsgebietes wohnt sollte seine Haustiere diese Nacht also besser nicht draußen lassen, es soll auch schon zu Tieropfern zu Ehren des Gottes gekommen sein.“

 

 
Abends musste Orpheus zur Literaturveranstaltung. Er ließ sich ein paar Mal fotografieren, sprach einige kurze Kommentare zu dem Gedichtsband und ließ sich von einem jungen Reporter aus der Nase ziehen, dass er einen neuen Gedichtsband plant. Danach verließ er die Veranstaltung und er ging ein wenig spazieren. Persephone begleitete ihn. Auf einem Hügel mit besonders schöner Aussicht auf die Stadt blieben sie stehen.
Aus der Ferne hörte man ausgelassenes, fröhliches Rufen, aus der Richtung des Eintracht Frankfurt-Fußballstadions und von dort, wo die Reklamebeleuchtung des „Oinos“ zu sehen war.
Orpheus: Da unten ruft Dyonisus zum Fest, das ist doch ein Kollege von dir?
Persephone: Gewissermaßen.
Orpheus: Und da seine Anhänger stets betrunken sind, wenn sie ihm huldigen, ist er wohl auch der Gott mit der ausgelassensten und glücklichsten Gemeinde. …. Ich nehme an, von deinen Fans wird dich keiner mit einem feuchtfröhlichen Lächeln begrüßen, wenn sie dir gegenüberstehen.
Persephone: Wenn sie nach dem siegreichen Fußballspiel betrunken und zu schnell in die Kurve fahren, schon.
Orpheus mustere Persephone, abgesehen von der Gestalt die ihn immer an Eurydike erinnerte, kam ihm vor, dass  manchmal auch einiges von Persephones dem Wesen Eurydikes glich.
Orpheus: „Ich wusste nicht, dass du auch witzig sein kannst…“
Persephone: Warum hat der Tod für euch so große Bedeutung? Über eure Geburt macht ihr euch nicht so viele Gedanken. Ihr nennt Tod den Moment, wo etwas von einem Zustand in den anderen übergeht. Ihr sprecht metaphorisch auch vom Planetensterben, wenn ein Planet explodiert. Aber meinst du, auch der Planet glaubt, dass er stirbt? Die Bauteile aus denen er besteht verschwinden in kein Nichts, vielleicht wird sogar ein neuer Stern daraus. Alles derselbe Baustoff und es gibt auch nur diesen einen; nur seine Formen ändert sich ständig. Was ist anders bei denen, die sich selbst die Lebendigen nennen?  
Orpheus: Ich weiß nicht, vielleicht die Unvorstellbarkeit des Todes, die uns Angst macht, die Furcht vor dem Ungewissen und die Vorstellung, dass alle Erinnerungen verschwinden. Recht eigennützige Gründe also; die Überlegung ein Teil von einem könnte dazu beitragen, dass eine Made zur wohlgenährten Fliege wird, würde den meisten bestenfalls als die optimistischste Sichtweise einer trotz allem trostlosen Angelegenheit dienen; die man besser verdrängt oder hofft, man wäre der erste einer Generation von Unsterblichen. Auch, dass wir alle derselbe eine Baustoff sind, mag auf die große Masse bezogen kaum romantische Gefühle wecken, eher das Gegenteil. Manche religiöse Menschen werden sich vielleicht fürchten ihre angeblich unsterbliche Seele doch zu verlieren und ihr Leben mit sinnlosen Gottesdiensten verplempert zu haben. Wenn ich mir vorstelle, dass die alle am Ende auf dich treffen – die ihrer Egozentrik vollkommen gleichgültig gegenübersteht -  komme ich zum Glauben, dass letztlich die Schöpfung doch gelungen ist. Ich glaube, ich beginne dich zu mögen.
Persephone: Ich glaube, ich beginne auch dich zu mögen….und nicht nur so, wie man einen freien Tag mag.
Orpheus fragte sich nach diesem typischen Nachsatz, ob etwas von Eurydike tatsächlich in Persephone weiterleben könnte.
Orpheus: Ich weiß nicht, ob ich dir meinen Begriff von Seele vermitteln konnte, aber jetzt bin ich sicher, dass du auch eine Seele hast.
Persephone: Wenn du das sagst. Ich verstehe jedenfalls, was du mit Seele gemeint hast.
Orpheus: Dann hast du jetzt, was du wolltest.
Persephone: Ich denke, ja. Nun sollte ich gehen, ich habe noch…ahm…
Orpheus: …. Ein paar Sachen in die richtige Form zu bringen?
Persephone: Genau das.
Die beiden reichten sich die Hände.
Orpheus: Ich nehme an, wir sehen uns wieder?
Persephone: Gewiss.

 
Orpheus sang eines seiner Lieder, als er den Hügel hinunterging. Selbst die wilden Tiere vermochte seine Stimme zu bändigen, denn die verwilderten Straßenkatzen und Köter folgten ihm neugierig, als lauschten sie seinem Gesang. Einige Einheimischen, die eilig durch die Straßen hetzten blieben stehen und hörten auf seinen leisen Gesang.

 
„Es ist die Welt als ganze,
Dumpf und trüb,
Doch verleiht ihr Glanze,
dein Leben und Lieb.“

 
Die Leute die ihn hörten gingen erstmals seit langen wieder ruhig und zufrieden weiter, mit dem Gefühl selbst etwas Besonderes zu sein. Die Gleichgültigkeit und Resignation wandelte sich in ihnen in neue Lebensfreude. Eine Frau sagte zu ihrer Freundin: Wie nah verwandt ist der Dichter doch den Göttern! Wenn er die Stimme erhebt, um über die Toten zu reden, dann werden sie jedes Mal wiedergeboren. Selig Eurydike, in seinen Gedichten bleibt sie lebendig.

 

 
Plötzlich begannen die Hunde zu bellen und zu knurren, Orpheus beendete sein Lied, dieses knurren kam im bekannt vor. Nachdenklich schlenderte Orpheus in Richtung Hotel, in einer fast menschenleeren, dunklen Gasse kam ihm ein Rudel kreischender, maskierter Weiber entgegen, die ihn anrempelten, ein lallte belustigt ein „’Tschuldigung…“. Er gab knapp zur Antwort „ Es irrt der Mensch, solange er strebt.“ und ging weiter.
Da sagte eine der Maskierten: Diese Stimme! Das muss Orpheus sein! Wieso hast du nie auf meine Briefe geantwortet, hast du sie überhaupt gelesen?
Orpheus: Welche Briefe?
Die Maskierte nannte einige Beispiele, was in ihren Briefen stand. Von normalen Briefen angefangen, was sie selbst den Tag über machte, Trostbotschaften über den Verlust seine Frau uns schließlich Liebensbriefe. Orpheus las seit dem Tod seiner Frau überhaupt keine Post dieser Art mehr, für ihn waren alle anderen Frauen gestorben, nur Eurydike wollte er wiederhaben. Als die Maskierte bemerkte, dass Orpheus überhaupt keine Ahnung haben könnte, wer seine treueste Verehrerin überhaupt sein könnte und er mit Sicherheit keinen einzigen Brief las, in denen sie ihm ihr Herz ausschüttete und ihre Bekenntnisse machte, da wurde sie zornig über diese Zurücksetzung.
Maskierte: Ich konnte verstehen, dass ich bei dir keine Chancen hatte, als du verheiratet warst, als deine Frau starb hatte ich Geduld mit dir und schrieb dir die verständnisvollsten Briefe. Als ich dachte, dass es Zeit wäre dir meine Liebe zu gestehen und du mir keine Antwort gabst, dachte ich, du würdest vielleicht mehr Zeit brauchen und ich gab sie dir. Ich hätte wenigstens eine Antwort von dir haben wollen, auch wenn du „Nein“ gesagt hättest; du bist für mich alles gewesen, aber ich war für dich über all die Jahre gar nichts, meine Briefe waren es nicht mal wert, von dir nur geöffnet zu werden! Seht nur, meine Schwestern, wie er uns Frauen verhöhnt!
Orpheus: „Es tut mir leid, wenn Sie meinetwegen Kummer haben, aber ich kann doch nichts dafür, wenn Sie sich in mich verlieben und ich bin nicht verpflichtet, alle Briefe zu lesen, die ich bekomme.“
Orpheus wollte weitergehen.
Die Maskierte hob im Affekt einen Stein von der Straße auf, sprach: „Ich war nicht nur verliebt, ich habe dich geliebt!“ und warf den Stein auf Orpheus. Der Stein traf ihn so unglücklich an der Schläfe, dass er blutend zusammensank.
Maskierte: Was hab’ ich getan?!
Andere, maskierte Frau: Weg, weg, weg! Oder willst du auf die Polizei warten und die nächsten 20 Jahre im Gefängnis sitzen? Davon wird er auch nicht mehr lebendig, komm jetzt!“
Sie ließen den sterbenden Orpheus liegen und flüchteten.

 
Orpheus fühlte wieder, wie er hinabsank. Er befand sich in einer dunklen Landschaft, und wurde getragen vom Wasser eines Flusses der in einen kleinen See und trieb auf das Ufer zu, wo Persephone – immer noch in der Gestalt Eurydikes - saß und die Finger ins Wasser tauchte. Sie kniete sich neben ihn.
Orpheus: Das alles Zufall zu nennen wäre schon ein wenig unüberlegt, nicht?
Persephone: Da hast du Recht.
Orpheus, leise sagte er: Ich weiß, warum man Angst vor dem Sterben hat, weil wir uns vor dem fürchten, vor dem wir schon im Leben Angst hatten. Das Verlieren. Weniger wegen der eigenen Existenz, als um die von uns geliebten.  Ich will dich nicht auf immer verlieren!
Persephone: Wenn du dich immer mit diesem Gedanken des verlieren quälst, wird irgendwann der Zeitpunkt des Verlierens da sein, ohne dass du vorher es was vom Zusammensein gehabt hättest.
Orpheus: Ich liebe dich!
Persephone: Du liebst Eurydike.
Orpheus: Wie trauere ich um sie…
Persephone: Du erhältst alles im Fluss des Werdens von mir, es gibt nur eine einzige Seele, aber ich teile sie mit dir. Sie lässt dich Liebe und Trauer empfinden und noch einiges dazwischen. Alle Zeit die du hast um das zu erleben ist jetzt.
In seinen letzten Momenten sah Orpheus das Gesicht Eurydikes an, einfach erfüllt mit ihrer Anwesenheit und an nichts sonst denkend. „Was ich erhalte nehme ich gerne, weil es von dir kommt.“

 

 

 
***

 

 
Sprecher eines Radiosenders: Es ist 12 Uhr, die Nachrichten. Die esoterischen Spekulationen, wonach Dr. Aristaios von den Göttern in den Himmel aufgenommen wurde, werden nun ein Ende finden, denn die Causa des vermissten Nobelpreisträgers Dr. Aristaios ist nun aufgeklärt! Durch Zufall wurde seine Leiche in den Tiroler Bergen gefunden. Die Ermittler fanden bei ihm auch eine handgeschriebene Notiz. Die Notiz beinhaltete folgende Zeilen von Dr. Aristaios. „Unsterblichkeit, danach strebte ich, aber es war mir medizinisch nicht möglich, sie zu erreichen. Unsterblichkeit erlangt man, wenn man in den Erinnerungen der Menschen  für immer ein fester Begriff ist. Homer, Caesar, Napoleon, Orpheus. Jeder kennt diese Namen, kaum einer wird sich an meinen erinnern, wenn die Menschheit nicht glaubt, dass ich für meine Taten von den Göttern in den Himmel aufgenommen wurde.“
Laut Angaben der Gerichtsmediziner hat Dr. Aristaios Selbstmord verrichtet. Psychologen meinen er hätte sich in eine Höhle gestürzt in der Hoffnung, wenn man seinen Leichnam nicht findet, ein Mythos darum beginnt, wie er leiblich in den Himmel aufgenommen wurde. Der Psychologe in einem Nachsatz: Es steht außer Zweifel, dass Dr. Aristaios schon seit längerem unter einer Geisteskrankheit gelitten haben muss, aber die Idee die Leute an eine leibliche Aufnahme in den Himmel glauben zu lassen, hat zumindest schon mal ihren Erfolg gehabt.

 

 

 
Die Weiber, die Orpheus Tod verursachten berieten sich zusammen in einem Park: "Also, wir schwören einander, dass niemand wegen dieser Sache zur Polizei geht und gesteht. Wir alle werden dieses Erlebnis aus unserem Gedächtnis streichen, es war nur ein Unfall, die passieren. Menschen töten hunderttausende von Menschen ohne je zu Verantwortung gezogen zu werden. Gerichtet wird nur, wer zu blöd ist, sich dem Lauf der Natur anzupassen." Die Weiber schworen es einander. Mit einem mal kam ein Rudel Hunde bellend auf sie zu, die Weiber schritten ängstlich zurück auf eine Wiese, Wolken verdunkelten die Sonne, ein Lichtstrahl aber traf genau vor den Weibern auf. In dem Lichtstrahl war die Form einer menschlichen Gestalt zu sehen, die sie mit verzerrter Stimme fragte: „Ihr lieb die Natur?“
Die Weiber kreischten hysterisch, vor Entsetzen und warfen sich auf ihre Gesichter: „O Gottheit, sei uns gnädig!“
Apollon sprach: „Ich liebe die Natur, sie ist so lebendig…..“ Während er so sprach breitete er seine Arme aus, „…trotzdem manchmal doch so friedlich.“ Das Licht verschwand, die Wolken verzogen sich. Die Weiber waren nicht mehr zu sehen, an dem Platz wo sie standen; wuchsen jetzt Veilchen.

 

 

 
FINIS

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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