Gerhild Decker

Beziehungsdrama

Nikotinvergilbte Rauhfasertapete, ein Stuhl, ein Mann , hummerrotes, aufgedunsenes Gesicht,
stumpfsinniger, ausdrucksloser Blick.
Sie gekennzeichnet von den Lähmungen der Leere, dem Schatten der Schwermut und des Schweigens, steht abgewendet hinter ihm. 
Es gab keinen Tee gegen das "Hier und Jetzt"!
Leon und sein Schweigen hatten sich verbündet.
"Geh!" hört sie sich mit rauer Stimme sagen, "ich ertrage Deine körperliche Hülle nicht mehr!"
Die Antwort: lautes Rülpsen, untermalt von einer müden Handbewegung, die die Bierflasche zu Boden fallen lässt.
Splitterndes Glas verteilt sich in einer urinfarbenen Lache auf dem schwarzweißen Kachelboden der neonhellen Küche.
Sein Körper folgt dem kraftlos herunterhängenden Arm in Richtung Sumpf, erstarrt in Schräglage,erinnert an eine batteriebetriebene Puppe, deren Akku leer ist.
Sein stossweiser Atem vermischt schale Alkoholwolken mit beißendem Schweißgeruch.
Sie schlurft mit schweren, langsamen Schritten, als bewege sie sich auf Glatteis, zum Fenster.
Schemenhaft verschwommene Leuchtreklamen versuchen mit ihren bunten Farben durch die blinden Scheiben zu ihrer Tristess vorzudringen.
Zaghaft öffnet sie einen Fensterflügel.
Ein eiskalter Windstoß weht Regentropfen in ihr kalkweißes Gesicht.
Hinter ihr,  in der anderen Welt, ein Poltern....
Leon hat den Weg zu den Scherben am Boden gefunden.
Den Mund weit geöffnet, mit starrem Blick und unnatürlich abgespreizten Armen und Beinen liegt er dort, totale Ergebenheit offenbarend. -
Sie öffnet den zweiten Fensterflügel;
der Regen vermischt sich mit ihren Tränen.
 
                                                                                                                                          G.D.  8/07


 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Buch von Gerhild Decker:

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