Paul Duke

Frühjahrsputz(zum teil in Dialekt)


Er soff. Nahm nen fetten schluck ausse pulle. “schmerz“ stand in grossen roten lettern auf seine pulle. Seine plörre war abgewetzt, verschlissen, wie durch’n wolf gedreht.
 
„Hömma Liesken,“ sachte er zu die bedienung, „gib mich ma n anständiget pils, womit ich die schore hier runnakrich!“ Ne raue säuferstimme drang über seine vom tabakrauchen orange verfärbten lippen. Pennerlippen.
 
Seine finger waren in dem selben ton verfärbt.
 
Pennerfinger.
 
„Hömma, mit n pils krichse die schore nich runna, da brauchse schon n schnäppsken bei!“ sachte dat liesken hinter die theke. Dat liesken reichte ihm den kurzen.
 
„Vergessen“ stand in grossen lettern auf der pulle.
 
Er steckte sich ne fluppe an. „Leben“ stand in grossen blauen lettern auf der packung.
 
„Hömma“ sachte er bei dat liesken, „wenn ich gleich 2mal inne hacken klatsch, rufse mir ne taxe, den deckel zahl ich morgen, oder spätestens am ersten.Berchmann-ehrenwort!“
 
„Ne is klar“ sachte dat liesken bei ihm, „du hass immer noch n deckel auf, und die fott anscheinend auch.“
 
„Wat soll dat denn heissen?Meinse ich wär n Zechpreller oda wat?“
 
„Ganz ruhig, dat will keiner gesacht haben!“ „Na also, jez gib mir ma n ordentlichet pils, womit ich die schore hier runnakrich.“
 
Das Pils kam prompt. „Flucht“ stand dadrauf.
 
Er war sicher nich der einzige inne Welt der beie klause kam und schmerz in sich reinschüttete, in großen Zügen flucht vergessen dabei, nur um zu sehen wie sein leben mit jedem schritt auf es zu ein stück kürzer wurde.
 
Der verklebte Holztresen auf dem er lehnte war zeuge zu vieler Schicksale, ebenso der Hocker auf dem er saß.
 
Die Leute am Stammtisch knobelten. Die Dartfreunde darteten. Der Automat bimmelte unentwegt.
 
Er stand auf, zahlte seinen Deckel. Ging raus an die frische Luft.
 
Die alten Zechenhäuschen wirkten wie Karikaturen einer vergangenen Epoche,
 
einer Epoche in der das Wort eines Mannes noch was zählte, einer Epoche in der Männer noch gefragt waren. Er sah auf ein Werbeplakat, ein grinsender, aalglatter Jüngling war darauf zu sehen. Wahrscheinlich Werbung für n intelligentes Rasierwasser, dachte er sich. Der Weg nach hause gestaltete sich schwierig, da der Asphalt löcherig und uneben war. Und er betrunken. Keine gute Zusammenkunft.
 
Er stand vor seinem Häusken. Ein altes Zechenhäuschen, typisch Mühlhauser Stil.
 
Er kramte in seinen taschen nach den schlüsseln, roch den Geruch von frischgebackenem Teig, der vom Bäcker umme ecke her wehte.
 
„Heimat“ sagte er leise. Was soll das eigentlich sein? Ein schönes Wort? 
 
Eine Vorsilbe für Filme? Ein Gefühl? Ein Ort?
 
Er öffnete die Tür. Es roch noch leicht nach Danchlorix.
 
Frühjarsputz.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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