Michael Masomi

Die Venusfalle

Die Falle
Stefan Krüger ging mit seinem treuen Hund Django über die große Wiese hinter seinem Viertel spazieren. Die Sonne schien, es war Frühsommer. Angenehme 25°C und ein paar Schönwetterwolken auf einem meerblauen Himmel. Django hechelte leise neben ihm. Für den alten Golden Red Reaver waren die Temperaturen noch annehmbar, sollte es noch vier, fünf Grad wärmer werden, so würde er bloß noch auf dem Hof vor sich hin dösen.
Stefan liebte das Tier. Seit seine Frau ihn verlassen hatte, war Django die einzigste Person, die es noch in seinem Leben gab. Heidi.
Heidi hatte ihn vor knapp zwei Jahren verlassen. Nach zehn Jahren Ehe. Er konnte ihr nicht geben, was sie brauchte. Ein Kind. Stefan war nicht zeugungsfähig, sie hatten alles versucht, doch seine Schwimmer wollten sich nicht bewegen. Kein Weinen im Haus, keine kleinen Füßchen, die ihm folgen würden.
Sie hatten Django gekauft, doch der Hund war für Heidi nur ein spärlicher Ersatz. Also fragten sie Frank, Stefans besten Freund, ob er nicht die Blüte bestäuben wollte. Künstliche Befruchtung konnten sie sich mit Stefans Hilfsjob, den er jetzt auch noch verloren hatte, nicht leisten. Frank willigte ein und schlief mit Heidi so lange, bis es funktionierte. Es war wohl ein, zwei Mal zuviel. Denn Heidi verließ ihn nach der Empfängnis.
Frank lud ihn zu einem Bier in der gegenüberliegenden Frittenbude ein und sagte frei heraus: „Heidi zieht zu mir!“
„Ich dachte mir so was!“
„Mensch Stefan, komm mal aus dir raus! Ich hab deine Frau gebumst, sie dir weggenommen. Ich würde dich windelweich schlagen!“ Frank knuffte ihm hart gegen die Schulter.
„Du bist ein Schläger, welche Chance habe ich gegen dich? Du kannst Karate…“
„Und? Wehr dich doch mal!“
„Was soll ich denn machen? Damit du dich besser fühlst?“
Das Ende vom Lied war, dass Frank Stefan, erst mit der Faust die Nase brach, ihm dann die Bierflasche über den Schädel schlug und dann noch mit einem Fußtritt in die Rippen .
„Du bist ein Versager!“ rief sein ehemaliger Freund, als er von der Polizei abgeführt und er selbst ins Krankenhaus transportiert wurde.
Heidi hatte Django bei den Nachbarn gelassen. Der arme Hund bekam einen Monat nur sehr wenig zu fressen und zutrinken, so dass er fast gestorben wäre. Nun war Django schon wieder auf dem Damm, doch Stefan fragte sich, wie alt sein Freund wohl werden würde, immerhin war er schon neun. Sein Herz stach, als er darüber nachdachte.
Doch egal. Heute war ein schöner Tag.
Es war warm, er musste nichts tun und die Mädchen auf der Straße trugen kurze Klamotten. Er war noch keine vierzig. Erst in fünf Jahren. Heidi hatte ihn gut gefüttert, doch die Masse ging langsam zurück, durch Hartz IV Diät, 90 Kilo bei einem Meter achtzig war wieder annehmbar. Irgendwer würde sich schon für ihn interessieren. War ja noch nicht vom Markt.
Er schlenderte zu dem Büdchen, das ein findiger Geschäftsmann am Ende der Wiese aufgestellt hatte. Fritz, die Bedienung, hatte die drei Plastiktische mit Sonnenschirmen bestückt. Die Fettflecken der Friteuse auf seinem Kittel glänzten in der Sonne. Er winkte dem Ankommenden zu und ging wieder in sein Büdchen. Vor der Ausgabe stand eine Blondine. So um die zwanzig, schätzte Stefan. Hübsch, etwas nuttig, vielleicht sogar billig. Aber so waren die Mädels hier in der Gegend. Wenn sie nicht auf der Strecke bleiben wollten, mussten sie sich an den Mann bringen. Sie trug ein bauchfreies Top und Hotpans aus Jeans, die ihre Pobacken freigaben. An den Füßen gelbe Flipflops. Fritz überreichte ihr eine Portion Currywurst mit Pommes, die ihrem schwanenhaften Körper nichts anzuhaben schien und eine Dose Coke.
„Hi Stefan.“ Begrüßte ihn der Mann. „Bier und Fritten? Wasser für den Kleinen?“
„So wie immer!“
Er setzte sich an einem der Tische und beobachtete die junge Frau. Sie as die Wurst, schaute abwechselnd ihn und seinen Hund an und schaufelte Pommes in ihren kleinen Mund. Sie lächelte. Fritz brachte die Bestellung, setzte sich an seinem Tisch und trank ebenfalls ein Bier.
„Schönes Wetter!“
„Angenehm!“ meinte Stefan.
Fritz beugte sich zu ihm rüber und flüsterte: „Das ist ein heißes Stück. Die würd ich gern mal auf meinen Grill setzten.“
Stefan trank sein Bier. Er hasste es, wenn Männer so über Frauen sprachen, er würde nie so über Frauen sprechen. Aber Fritz hatte Recht, sie hatte etwas. Er würde solche Mädchen nur anschauen dürfen, denn er war nichts. Was sollte er haben, was für sie von Interesse wäre? Nicht einmal in seinen Träumen.
Fritz trank sein Bier in einem Zuge aus und ging wieder zur Bude zurück. Ein kleiner Junge stand davor und fragte nach einem Eis.
„Das ist das letzte Mal, mein Freund! Wenn deine Eltern kein Geld haben und dir keins geben, kannst du kein Eis essen.“
Stefan wusste, dass Fritz dem Jungen auch am nächsten Tag das Eis geben würde.
„Beißt der?“ Sie hatte gesprochen.
„Wie?“
„Ob der Hund beißt?“
„Nein!“
Sie sprang auf und setzte sich zu ihm an den Tisch. Django beschnupperte sie kurz ab, sie warf ihm ein Stück Currywurst hin. Sie lächelte und reichte Stefan die Hand. „Ich bin Carmen!“
„Stefan.“
„Du hast mich die ganze Zeit angestarrt und…“
„’Tschuldige.“
„Nicht schlimm. Ich mag das. Ich hab da mal eine Frage: Würdest du gerne mit mir schlafen?“
Röte stieg dem Mann ins Gesicht. „Ich … äh… wie? Jetzt?“
„Entschuldige, ich bin da etwas direkt. Ich mache eigene Filme.“
„Filme?“ Stefan war verwirrt.
„Hast du Internet? Nich?“
„Kann ich mir nicht leisten!“
„Is nicht so schlimm. Ich hab da meine eigene Seite. Carmenfuckalot. Ich will nicht mit dir gehen, will dich nicht heiraten. Einfach nur einen coolen Film machen. Du brauchst nichts zuzahlen und kannst mit mir machen was du willst.“
„Wie kommst du auf mich? Warum? Ich…“
„Wenn du nicht willst, dann nicht. Bist halt ein Typ mit dem ich noch nichts gemacht hab. Passt in meine Sammlung.“
„Wie soll das gehen?“
„Siehst du das Haus, da? Klingel bei Schmitz. Ich bin Carmen Schmitz. Ich hab eine Digicam, ein sauberes Bett, Spielzeug und du brauchst kein Gummi tragen.“
Sie verabredeten sich um drei Uhr an diesem Nachmittag. Stefan lief, ja er rannte fast nachhause. Duschte, cremte sich ein und benutzte kölnisch Wasser. Um drei stand er gekämmt und sauber vor dem Haus und klingelte. Der Türsummer wurde betätigt und er stieg in den ersten Stock. Carmen erwartete ihn. Sie trug nur einen String und einen Pushup.
„Hi“
Sie lächelte und führte ihn in ein Zimmer, mit einem Rundbett. Sie legte sich rücklings drauf und spreizte ihre Schenkel. Stefan schwitzte. Er sah die Kamera, mit dem roten Licht. Er musste träumen, heute war sein Tag!
Seine Hose rutschte auf seine Füße, da sprang ihn von hinten jemand an und drückte ihm einen in Äther getauchten Lappen vor seine Nase. Alles wurde schwarz.
Als er wieder zu sich kam hing er in einem Keller, in Handschellen und Ketten, von der Decke. Carmen trug einen Lackanzug und die Kamera war auch da. Hinter ihr stand ein dunkelhaariges Mädchen, in ihrem Alter.
„Er ist wach!“
„Schön, dann können wir beginnen.“ Carmen hielt eine Machete in der Hand.
Stefan dachte sich, dass ihn hinter diesen dicken Wänden niemand schreien hören würde. Niemand würde ihn als vermisst melden, keiner würde sich fragen, wo er steckt und die ARGE würde ihm noch mindestens vier Monate bezahlen, bis sie ihn wieder anschrieben. Wer würde Django füttern?
Die Linse der Kamera verhöhnte ihn. Ein dünnes Kabel führte zu einem Laptop. Was er auf dem Bildschirm las, ließ ihn das Blut gefrieren.
CARMENKILLSALOT IST ONLINE!!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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