Juergen Bambach

Meier und die Endzeit

Meier fuhr gerade die Autobahnausfahrt herunter, als er die Leute auf der kleinen Zufahrtsbrücke zu seiner Firma stehen sah. Schon von weitem sah er, daß es sich um aufsässige Schrottis handelte. So nannte die Leute die früher einmal zu der gesellschaftlichen Mittelschicht gehören, jetzt aber in die Armenschicht gezwungen wurde. Eigentlich waren es fast ausnahmslos biedere Familienväter- und Mütter, die ohne ihr Verschulden in die Illegalität abgerutscht waren.
Wie als würde man im Meiers Kopf einen Schalter umlegen, machte es Klick. Meier schaltetet einen Gang zurück, gab Vollgas und schon schoß sein wuchtiger Geländerwagen mit Rammschutz auf die Brücke zur Firmeneinfahrt.

Die Brücke war damals so eng geplant, daß jeweils nur für ein Fahrzeug platz genug war, um hinüber zu gelangen. Unter der Brücke lief vorne um das Firmengebäude herum ein aufwendig angelegter kleiner Fluß. Das Firmen Kasino, der Vorstandsvorsitzenden, lag genau an diesem Fluß. Eine Wand war aus Sicherheitsglas und so konnten die Manager direkt in den kleinen Fluß sehen, indem viele wertvolle Kois schwammen.

Viele Schrottis konnten sich durch einen Sprung in den Fluß retten, doch für einen Mann und eine Frau kam jede Hilfe zu spät. Meier hörte das Knirschen ihrer Knochen, als er sie mit seinem Wagen an die Wand schleuderte und die Knochen zerbarsten.
Abrupt kam sein Wagen vor der eleganten Treppe des Eingangsportals zum Stehen. Er stieg ganz ruhig aus, öffnete die Heckklappe und betrat die geräumige Eingangshalle. Er war noch nicht bis zur Mitte der Halle vorgedrungen, als ihm der Vorstandsvorsitzende mit dem Gewerkschaftsvorsitzenden im Schlepp schon entgegen gelaufen kam.
„Mensch Meier war ja großartig, ihr mmmh Vorstoß...Ha Ha, kommen Sie bitte sofort mit hoch“ Mit „hoch“ meinte er das Allerheiligste oben im dritten Obergeschoß.
– Sein Reich –
Eh sich Meier versah, hatte er ein Glas Whiskey und eine teure Zigarre in der Hand. „Sie sind der richtige Mann für uns!“ begann der Boss das Gespräch. „Wo haben Se das denn gelernt?“ Der forsche Umgangston des obersten Bosses behagte Meier ganz und gar nicht. Aber was soll’s, dacht er. „Nirgendwo, ich war gestern und vorgestern in meinem Urlaub schon hier vor der Tür, hab mich aber nicht getraut in die Firma zu kommen. Ich brauche immer zwei Tage, um mir ein Bild über eine Situation zu machen! Heute war mir klar, es kann nur mit Gewalt gehen!“. „Bravo Se sind ein besonnener Mann!“ brach es aus dem Boss hervor. „Ab sofort haben Sie volle Handlungsfreiheit, was die Sicherheit und Verteidigung dieses Hauses angeht! Was sagen Sie dazu Meier ?“: „Erstmal gar Nichts, ich bitte um die Erlaubnis nochmals rausfahren zu dürfen und die beiden Verletzten zu bergen!“. „Tun Se was sie nicht lassen können, aber Die werden es ihnen nicht danken!“
Meier dreht sich auf dem Absatz um, bestieg den Aufzug, fuhr nach unten. In der Halle angekommen hatte sich seine Fahr schon rumgesprochen und viele Leute aus den einzelnen Abteilungen standen rum und diskutierten über seine Tat.
Unbeeindruckt davon, zog Meier sein teures Jackett aus, nahm aus seiner Aktentaschen eine Pistole Type Beretta 9mm mit Holster. Das Holster fädelte er unter den ungläubigen Augen der anderen Mitarbeiter in seinen Gürtel ein. Dann zog er die Waffe, richtete den Lauf seiner Waffe in Richtung Deck, zog den Schlitten zurück und beförderte damit eine Patrone in das Patronenlager der Waffe. Dann ging er zu seinem Wagen und fuhr langsam den Weg zurück bis zur Brücke, ließ den Wagen stehen, zog die Waffe und ging langsam zur Mitte der Brücke. Dort lag nur noch die Frau mit zertrümmertem Schädel, für sie kam jeder Hilfe zu spät. An der Blutspur die auf der anderen Seite von der Brücke führte, erkannte er, daß die Schrottis bei ihrem Rückzug, den verletzten Mann mitgenommen hatte. Mit einem Achselzucken kehrte er zu seinem Wagen zurück.
Meier war eigentlich ein teuere bezahlter IT Profi. Bisher hatte er in seinem Unternehmen einige sehr erfolgreiche Projekte durchgeführt. Ihm eilte der Ruf voraus, auch ein aus der Spur geratenes Projekt doch noch mit Erfolg abzuschließen.

Was die wenigsten aber wußten, Meier war begeisterte Jäger und Sportschütze. Das Schießen und Jagen lag ihm im Blut. Sein Großvater war alter Rußlandkämpfer und Scharfschütze. Meier hatte ihn nicht mehr lange erlebt – doch immerhin genügte es um Meier vieles zu lehren und Meier lernte sehr gut. Sein Vater hingegen war aus anderem Holz geschnitzt und es war ihm ein Dorn im Auge daß sein Sohn außer Informatik zu studieren auch den Jagdschein machte und sich eingehend in der Sportschützenszene rumtrieb. Ja es ging soweit, daß ihm ein Sniper (Scharfschützen) Cup wichtiger war als sein Studium. Lange Zeit mußte er den Pokal für den ersten Preis im Longrangeschießen vor seinem Vater verstecken.

Als er in das Firmengebäude zurück kam, fuhr er schnurstracks hoch ins Allerheiligste. „Um ihrer Firma den nötigen Schutz zu geben, brauche ich eine zweiten Mann!“. „Wen im Hause möchten Se haben?“ knurrte den Boss. „Niemand aus dem Hause, ich brauche noch einen Profi! Gleiches Gehalt als Meines ein Konto mit 100.000 € zu meiner freien Verfügung!“ „Vergessen Sie es!“ zischte der Boss. Meier drehte sich auf dem Absatz um und war schon auf dem Weg in den Fahrstuhl, als der etwas dickliche Gewerkschaftsvorsitzende mit hochrotem Kopf, ihm in den Arm fiel und sagte „Bitte kommen Sie zurück, der Alte akzeptiert!“ Ohne ihn anzusehen betrat Meier den Aufzug und sagte „Morgen mittag 13 Uhr steht die ganze Hausmeisterei unten am Wareneingang mit Spitzhacken und Schaufeln bewaffnet! Wir müssen MG-Stellungen an allen vier Ecken unseres Grundstückes ausheben!“ Mit einem hydraulischen Zischen schloss sich die Aufzugstür hinter Meier. Zurück ließ er einen stark schwitzenden Gewerkschaftsvorsitzenden mit hochrotem Kopf.

Dann fuhr er zu Jens und sagte zu Ihm „Komm es ist soweit“. Jens war gerade dabei einen gewilderten Fuchs abzubalgen. Der Fuchs an sich ist eigentlich wegen seiner Duftdrüsen nicht genießbar, außerdem ist er ein Aasfresser und vor dem Verzehr müßte eine Trichinenbeschau stattfinden.
- Aber in dieser Zeit?-
Doch Jens hatte einen Trick, nach dem Abbalgen hing er die Füchse ein paar Tage in den kleinen Bach hinter seinem Haus. Das strömende Wasser wusch aller Bitternis aus dem Wildbret.
Wortlos ging Jens mit Meier in den Keller, hob ein paar Kisten zur Seite und zum Vorschein kam eine Einstiegsluke, die er dann öffnete. Beide stiegen in den darunter verborgenen Raum, der bis fast zur Decke angehäuft war mit Munition, Handgranaten, Waffen, Waffenreinigungsmittel und ein paar Eimannpackungen der Bundeswehr. Jens nahm eine Glock mit samt Holster aus seiner Halterung, griff nach eine Pumpgun Modell Mariner und steckte sich zuletzt ein paar Handgranaten, für alle Fälle, in die Schlaufen seiner Jagdjacke.
Dann machten sich die beiden auf den Weg zur Bank, hoben vom Firmenkonto die gesamten 100.000 € ab und fuhren über die Nahe Grenze um Waffen für die Firma einzukaufen.
Jens fuhr und Meier hatte zum ersten Mal Zeit, seine Gedanken wandern zu lassen:
Wie konnte es zu dieser doch sehr irrwitzigen Situation kommen? Noch vor kurzem ging das öffentliche Leben seinen gewohnten Gang. Sicher es schon seit längerer Zeit war ein Gewitterleuchten am Wirtschafts Horizont zu beobachten. Aber das es so schnell gehen würde und die komplette Gesellschaftliche Ordnung lag am Boden, das hätte er nun doch nicht gedacht.
Alles fing in den Köpfen der Menschen an. Man sagte, die Zeiten werden schlecht, also wurde weniger konsumiert und damit gekauft. Als erste traf es die Börse, der Zusammenbruch der sogenannten New Economy war nicht mehr aufzuhalten. Internetfirmen, die wie Kometen am Börsenhimmel aufgestiegen waren, verglühten auch wie Kometen. Selbst der DAX, der Zusammenschluß aller großen, kapitalkräftigen Firmen beutelte es. Die Folge davon war, die Firmen mußten drastische Einsparungen vornehmen, um nicht aus der Gewinnzone zu kommen. Viele biedere Arbeitnehmer verloren von Heute auf Morgen ihren Arbeitsplatz. Nicht selten sah man alte und Junge Männer auf den Straßen großer Städte mit einem Schild um den Hals „Übernehme JEDE Arbeit!“ Plötzlich waren über 6 Millionen Arbeitslose da. Die 4 Millionen Arbeitslose waren schon lange Jahre ein bedenkliches Maß! Viele hatten nicht mehr das Geld selbst in Billig Läden Lebensmittel einzukaufen. In ländlichen Gegenden wurde gewildert was das Zeug hielt. Die verpachteten Jagden, die Jagdherren weit ab vom Schuß, in Düsseldorf oder Köln, gehörten wurden zuerst geplündert. Die eingesetzten Jagdhüter versuchten noch anfangs mit allen Mitteln die Leute vom wildern abzuhalten. Wenn es sein mußte auch mit Waffengewalt. Das Ergebnis war, Tote hüben wie drüben. Bald war niemand mehr bereit, als gehaßter Jagdaufseher zu fungieren. Nun ging das Hauen und stechen um die besten Jagdreviere unter den Schrottis selbst los. Hier muß man allerdings anmerken, Jens und Meier taten sich hier durch ganz besonders brutales Vorgehen hervor. Sie konnten sich an sehr gutes Jagdrevier sichern. Allerdings war Jens sogar einmal angeschossen worden. Aber Meiers Frau, eine gelernte Altenpflegerinn, konnte ihn wieder zusammenflicken. Meier wurde bei einer Messerstecherei im Revier an der Wange verletzt. Er sah von da an aus, als habe er einer schlagenden Studentenverbindung angehört und trug als Zeichen seiner Verbindung einen 5 cm langen Schmiß auf der Wange.
Bald hatten Sie 4 wassergekühlte Maschinengewehre mit jeder Menge Munition erstanden. Selbst 2 Panzerfäuste aus russischer Produktion wurden in den Pickup geladen. Dann erstanden sie noch zwei Scharfschützengewehre. Jens bevorzugte das russische Dragunov im Kaliber 308, während Meier sich für das Steyer SSG Police im Kaliber 300 Winchester Magnum entschied. Beide hatten für ihre Zielfernrohre Infrarotnachtsichtgeräte. Man konnte ja nie wissen!
Auf dem Rückweg fuhren sie noch bei einem befreundeten Sandgrubenbesitzer vorbei und luden noch einen Hänger voll Sand auf.

Dann Fuhren die beiden in Meiers Firma, direkt zum Lieferanteneingang. Dort warteten schon die beiden Hausmeister und der Chef der Hausverwaltung auf die Beiden. Meier hatte immer einen guten Kontakt zu dem Chef der Hausverwaltung. Schnell erklärte er ihm, was sie vorhatten und schon teilte er seine Hausmeister zum Sand schippen ein. Gegen Abend hatten sie eine ansehnliche Anzahl von Sandsäcken gefüllt. Am nächsten Morgen erschien Meier und Jens pünktlich um 7 Uhr im Büro der Hausverwaltung. Meier trug von da an seine grüne Jagdkleidung, bestehend aus einer Bundeswehr Moleskinhose, einem grünen Hemd, darauf trug er eine Jagdweste. Um die Hüfte hatte er ein Crossdraw Hoster geschnallt, an der anderen Seite baumelte das berühmte Jagdmesser „White Hunter“ das legendäre Messer der weißen Berufsjäger in Afrika. Mit Hilfe der Hausmeister wurde an allen vier Ecken des Grundstückes Sandsäcke aufgeschichtet und jeweils ein MG postiert.
Als sie um die Mittagszeit fertig waren, kam der Alte vor Ort um sich die MG Stellungen anzusehen. Meier nutzte die Gelegenheit zu einem Vorstoß. „Wir brauchen ab sofort für jedes MG Nest zwei Mann rund um die Uhr! Ich möchte drei Schichten einführen, die Stellungen müssen immer besetzt sein!“ „Suchen Sie sich geeignete Leute aus, sie bekommen von mir jede Unterstützung die Sie brauchen!“ gab der Alte zurück. „Morgen werde ich die Bedienungsmannschaften im MGschießen einweisen!“
Dann schickte Meier alle Leute wieder zurück in die Hauptverwaltung zurück. „So“ sagte Meier, „Jetzt werden wir uns geeignete Stellungen für unsere Scharfschützengewehre suchen!“ „Ich werden mein Gewehr auf dem Westturm aufbauen“ sagte Jens. Meier verzog das Gesicht und sagte “Du weißte doch genauso gut wie ich, daß du dort oben nur ein, zwei Schüsse abgeben kannst und dann bist du entdeckt“. Jens machte ein nachdenkliches Gesicht und stimmte Meier zu. „Was schlägst du also vor?“. „ Du beziehst Stellung an der östlichen Flanke,. Ich an der westlichen Flanke des Gebäudes! So sind wir in der Lage, im Falle eines Anriffes die Schrottis ins Kreuzfeuers zu nehmen. Verständigen können wir uns über Funk!“ Gesagt getan, bald hatten beiden jeweils eine kleine Erhöhung im Gelände gefunden, wo sie ihre Stellungen einrichteten. Ihre Scharfschützengewehre stellten sie mit den Zweibeinen vor sich auf den vorher, von Ästen und Gras gesäuberten Boden, ab. Dann legten sie hinter die Gewehre ihre Isomatten auf den Boden. Die Stellung wurde nun noch mit Gras und etwas Ästen gegen Blicke getarnt. Lagen die beiden nun in ihren Stellung und hatten noch ihren Tarnumhang übergezogen, konnte man zwei Meter an ihnen vorbei gehen, ohne daß man sie wahrnahm.

Am nächsten Morgen erschien Meier mit seinen grünen Jägerkleidern. In so einer großen Firma blieben die gestrigen Aktionen natürlich nicht unbemerkt von der Belegschaft. Als er und Jens die Eingangshalle betraten stand die halbe Belegschaft dort und diskutierte heftig mit dem Boss und dem Gewerkschaftsvorsitzenden über ihre Aktion. Meier trat von hinten an den Boss heran, zog ihn am Ärmel und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung zu ihm zur Seite zu treten.
„Na Boss, Angst vor der eigenen Courage?“ „Nein so ist es nicht, aber die Belegschaft macht mir die Hölle heiß? Und ehrlich gesagt bin ich mir auch nicht mehr sicher, daß es das Richtige ist, was wir tun?“ Wortlos drehte Meier sich um, gab Jens ein Zeichen und beiden gingen quer durch die Halle zurück zu ihrem Pickup. Als sie kurze Zeit später mit einem, in einer Segeltuchplane eingewickelten Körper zurück kamen, erloschen alle Gespräche in der großen Empfangshalle.
Den Körper legten sie genau vor dem Pult der Empfangsdame ab und Meier riß die Segeltuchplane auseinander. Zum Vorschein kam Herr Sawatzky, zweifacher Familienvater und Abteilungsleiter der Abteilung Nachkalkulation. Ihm war offensichtlich die Kehle durchschnitten worden und um seinen Hals hing ein Schild, auf dem Stand „Verräter“.
Allen stand das Grauen ins Gesicht geschrieben, Meier fragte den Boss: „Habe ich nun wieder ihre volle Unterstützung?“ Dieser nickte nur. Meier kletterte nun auf das Empfangspult und begann zu reden:
„Leute wenn wir hier und heute nicht zusammenstehen, wird es uns ergehen wie ihm hier! Wir müssen uns auf Krieg einstellen, ob ihr wollt oder nicht. Als erstes müssen wir unsere Fabrik absichern. Wir haben gestern schon damit angefangen, an jeder Ecke des Grundstückes MG-Stellungen zu bauen. Nun brauche ich auch Leute die diese bedienen können. Ich werde nun geeignete Leute aussuchen, die wir zuerst ausbilden werden. Die MG-Stellungen müssen rund um die Uhr besetzt werden.
Aber ich sage ich eines, ab heute gibt nur einer Befehle hier, und das bin ich! Sollte sich jemand finden, der besser ist in diesem Metier als ich, der möge vortreten und das Kommando übernehmen!“
Er machte eine kleine Kunstpause, blickte in die Gesichter seiner Kollegen, doch niemand rührte sich. „ Um es noch einmal deutlich zu sagen, Wir bei mir nicht pariert, marschiert! Wir sehen uns gleich hinter dem Haus zum MG schießen!“
Dann sprang er von dem Empfangspult und schritt mit großen Schritten nach draußen zu dem aufgebauten MG.

Sie kamen mit ihrem Training gut voran, Meier kannte durch seine Tätigkeit in der IT-Abteilung der Firma fast alle Leute persönlich. So kam es, daß er nur Leute auswählte, die loyal waren und voll hinter der Sache standen.
Die ersten paar Tage und Nächte passiert auch nichts. Er und Jens patrouillierten die ganze Nacht in ihrem Pickup um das Gelände. Kleinere Gruppen von Schrottis konnten sie mit einigen Feuerstößen aus ihren automatischen Sturmgewehren, die sie immer im Wagen hatten, von jeder Kampfhandlung abschrecken. Dann eines morgens kam Jens mit einem nachdenklichen Gesicht zu Meier. „Mensch was ist Dir denn über die Leber gelaufen?“ „Hast du es nicht im Radio gehört, die Schrottis beginnen sich zu organisieren. Das Bundeswehrdepot in Baumholder wurde dem Erdboden gleichgemacht. Sie haben sämtliches schweres Gerät, darunter Panzer und Milanraketen erbeutet. Nun sind sie auf dem Vormarsch!“ „In der Tat das sind keine guten Neuigkeiten“ knurrte Meier. „Komm das schauen wir uns an“

Zuerst fuhren sie Richtung Westen, dann nach Südwesten Richtung Baumholder. Schon von weitem sahen sie den großen Fahrzeugkonvoi auf der Autobahn. Mit ihren starken Gläsern konnten sie jeder Einzelheit des Konvois erkenne. Sie machten einen Jeep, mit einer großen blauen Fahnen aus, dieser fuhr vor dem Konvoi. Darin sahen sie einen großen Typen, er Steckte ebenfalls in einem grünen Kampfanzug und hatte ein das rote Barett der Fallschirmjäger auf dem kahlrasierten Schädel. Plötzlich stoppte der Konvoi und der Jeep scherte links aus, um das Gelände zu erkunden. Er kam schnurstracks auf die beiden zu. Sowohl Meier als auch Jens wußten was das bedeutete. Sie liefen um den Wagen herum und jeder schnappte sich sein Scharfschützengewehr, welches in Koffer auf der Ladefläche des Pickups lag. Sie liefen eine kleine Anhöhe hinauf und brachten ihre Gewehre in Stellung. Jens nahm sein Laserentfernungsmesser vor die Augen und Meier repetierte eine Patrone ins Patronenlager. Sie waren ein eingespieltes Team, denn jetzt kam es auf Schnelligkeit und Präzision an. Jens gab laufend die Entfernung an. „1000 Meter schnell näherkommend, 800 Meter, leichter Wind aus Südost.“ Meier stellte an seinem Zielfernrohr die Entfernung auf 600 Meter ein und hielt im Fadenkreuz einen Strich vor, für leichten Wind. Ein Dumpfer Knall und die Kühlerhaube des Jeeps flog in die Luft. Der Jeep rollte noch ein paar Meter weiter, dann stoppte er. Jens hatte inzwischen den Entfernungsmesser mit dem Gewehr vertauscht. Die vier Insassen des Jeeps liefen wie die Hasen auf dem Schießstand auseinander. Als der erste die getroffen die Arme in die Luft warf, blieben die anderen wie angewurzelt stehen. Kurz und trocken bellte die Waffe von Jens und dem zweiten Insassen wurde die Beine unter dem Leib weggerissen. Nur der Uniformierte blieb nicht stehen, sondern rannte im Zickzack zurück. „Ein Profi“ dachte Meier und konzentrierte sich auf den Dritten Mann, Ein Zischen und er fiel platt mit dem Gesicht auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Nun hatten auch die Führer des Konvois die Schießerei gehört und ein schwerer Panzer scherte aus und kam dem Uniformierten entgegen. Jens und Meier wußten nun was die Stunde geschlagen hatte. Sie sprangen auf, jagen wie von der Tarantel gestochen den klein Hang Hinunter, legten die Gewehre einfach auf die Ladefläche des Pickups und machten sich so schnell sie konnten aus dem Staub. Keine Minute zu früh. Schon wummerte die Granate des Panzers heran. Dort wo eben noch der Pickup stand, war nun nur noch ein riesiges Loch, aus dem träge Rauchwolken aufstiegen. Meier und Jens sahen es im Rückspiegel. Ihre Absetzbewegung gelang aber. Am Abend kamen sie müde und zerschlagen, aber mit sich zufrieden in der Firma an.

Am nächsten Tag kamen seltsame Meldungen auf N24 und NTV. In denen hieß es, Unbekannte hätten, durch einen beherzten Angriff auf den Leiter des Konvois, den Schrottikonvoi vorerst gestoppt. Eine weitere Meldung beherrschte an diesem und den nächsten Tagen die Mieden: In Niedersachsen und Brandburg kam es zu einer großen Flutkatastrophe mit Schäden in Milliardenhöhe. Zuerst verharrte alles in Lethargie, es gab ja keine regulären Hilfskräfte, wie das Militär oder das Technisches Hilfswerk. Doch dann packte die Menschen dort oben der alter „Wildwest Pioniergeist“! Aus den jahrelang zerstrittenen Nachbaren wurden Grabenkämpfer, die Tag für Tag, Schulter an Schulter schanzten, Sandsäcke füllten, gegen die Flut kämpften. Erst geschah es hier, dann da und plötzlich stand ein ganzes Land fest zusammen. Es wurden Bürgerwehren gegen Plünderer aus Polen gebildet. Hier und da wurden auch Exempel statuiert. Langsam ganz langsam hatten die Schrottis keinen Zulauf mehr, oder ehemalige Schrottis reihten sich in die Reihen der Helfenden ein. Die Industrie lief wieder an. Es wurden Brücken gebraucht, Autobahnen und Landstraßen mußten neu gebaut werden. Plötzlich war wieder Arbeit für alle da. Dies betraf nicht nur die Krisenländer Sachen und Brandenburg, sondern die Welle der Konjunktur flutete durch das ganze Land.

Eines Tages kam der Boss und der Gewerkschaftsvorsitzende, mit dicken Schweissperlen auf dem Gesicht, zu Meier und Jens. Beide saßen gerade oben auf dem Westturm und reinigten ihre Waffen. „Meier es ist vorbei“, sagte der Boss, „Wir haben wieder eine Regierung und einer Exekutive. Die ersten Polizisten rücken wieder in ihre Kasernen ein, ebenso die Armee! Ab morgen, brauchen wir euch nicht mehr!“ Damit drehte er sich um und schritt mit weitausholenden Schritten Richtung Aufzug. “Was ist mit unserem Lohn“ rief ihm Jens zu. Jens war richtig wütend und zischte zu Meier, „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ Meier sah Jens lange an und sagte dann: „Ich habe das schon mal erlebt, es ist wie in Afrika bei einer großen Dürreperiode! Die große Hitze macht alle verrückt, die Tier, die Menschen. Es kommt zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Dann beginnt es plötzlich zu regnen und alles geht wieder seinen normalen Gang, so als sei nie etwas gewesen!“ Wenn du gleich deine Sachen packst, dann packe sie nicht in unseren Pickup, nimmt den dicken Mercedes des Alten!“ Dabei zwinkerte er schelmisch mit den rechten Augen.

Am nächsten Morgen kam Meier, wie die letzten zwanzig Jahre in seinem gedeckten ,eleganten blauen Anzug und Aktentasche. Er übernahm wieder seine alte Abteilung und hielt jeden morgen seine Besprechung ab, so als sei nie etwas vorgefallen.....

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Juergen Bambach).
Der Beitrag wurde von Juergen Bambach auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.09.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Juergen Bambach als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Auch auf Leichen liegt man weich - Kurzgeschichten von Michael Mews



"Auch auf Leichen liegt man weich" ist eine Sammlung schaurig schöner und manchmal surrealer Kurzgeschichten, in denen Alltagsbegebenheiten beängstigend werden können und Schrecken auf einmal keine mehr sind - vielleicht!

Wir begegnen Lupa, der ein kleines Schlagenproblem zu haben scheint und sich auch schon einmal verläuft, stellen fest, dass Morde ungesund sind, und werden Toilettentüren in Flugzeug in Zukunft mit ganz anderen Augen betrachten.

Und immer wieder begleiten den Erzähler seine beiden guten Freunde: die Gänsehaut und das leichte Grauen ...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Spannende Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Juergen Bambach

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

“Der Administrator“ von Juergen Bambach (Wie das Leben so spielt)
Augen wie Bernstein von Christiane Mielck-Retzdorff (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen