Norbert Wittke

Klinikgeschichten um das Brüderhaus

In die Klinik geht keiner so gerne. Höchstens mal so zum Kranken-
besuch. Man verdrängt das Krankenhaus, oder wie heute viele heißen,
das Gesundheitszentrum, so lange bis man selber als Patient hinein
muss. Dann ist vor allem wichtig, dass man seinen Humor bewahrt hat,
denn sonst verlaufen die Tage dort ziemlich trostlos.
 
Mir ist, wie manche Leser hier schon mal bemerkt haben dürften, ein
ganz eigener Humor gegeben. Manchmal geht er schon ins Makabere.
Ich liebe nicht das Englische Essen aber den Englischen Humor.
Nun mir stand eine Operation der linken Hüfte bevor. Durch glück-
liche Umstände hatte ich nach einer Untersuchung bei Herrn Dr. H.
einen sehr schnellen Termin erhalten. Abends bei der Visite am Tage
der Einlieferung fragte mich Herr Dr. H. :"Morgen früh ist ja gleich
um 8.00 Uhr Ihre OP. Haben Sie eigentlich Vertrauen zu mir?"
Meine Antwort etwas vorlaut klingend: Natürlich Herr Doktor!
Einmal muss Ihnen ja eine Operation gelingen." Er schaute doch etwas
verduzt.
 
Dann kam der Morgen. Die Vorbereitungen für die OP. Die OP. selber
bei Vollnarkose. Dann das langsame Aufwachen. Zurück auf das
Zimmer. Dann abends die erste Visite. Herr Dr. H. erklärte mir
den Verlauf der OP, zeigte die Röntgenbilder und sagte dann mit
einem Lächeln:"Ich bin richtig stolz auf mich. Diese OP ist mir wirk-
lich gelungen."  Ich antwortete:"Dann bin ich natürlich auch stolz auf Sie
und sehr danbar." - Ich freue mich immer, wenn ich auf Leute mit
Humor treffe.
 
Als ich zum ersten Male von einer Krankenschülerin zur Kranken-
gymnastik abgeholt wurde, war im Aufzug zur Fahrt ins Unter-
geschoss der gut genährte Koch zugegen, der mich interessiert
musterte. Ich konnte nicht umhin zu sagen: "Ich fahre jetzt nur
hinunter zur Krankengymnastik und nicht in in Ihre Küche. Ihr
Blick eben hat mich schon in Portionen zerlegt. Sie kennen
sich doch aber aus mit Schweinen. Wieviel wiege ich eigentlich?"
Er musste lachen und antwortete." 87 Kilo". Ich sagte:" Da sind
sie nahe dran."
 
So lange man nicht gut laufen kann, ist so ein Fahrstuhl ja sehr
angenehm. Die Gehstöcke haben alle vorne Katzenaugen.
So sagte ich zu einer mitfahrenden Dame:"Gut für uns, dass
unsere Krücken Katzenaugen haben. So können wir hier
im Aufzug nicht von einem Auto überfahren werden."
 
Im Flur auf der zweiten Etage machte ich tagtäglich meine Geh-
versuche. Dabei bot sich öfter die Gelegenheit, mit dem Personal
oder Mitpatienten zu reden. Mit einem Gruß und einer Bemerkung
bekommt man leicht Kontakt und heitert sich und andere auf.
So sagte ich zu einer Angehörigen des Reinigungspersonal, die
die schönen bunten alten Glasfenster reinigte: "Putzen Sie doch
bitte nicht zu stark. Da geht ja die ganze Farbe heraus."
Auf dem Rückweg wurde die Leiste an der Wand gesäubert.
"Sehen Sie, dass ist Störung der Totenruhe. wir Menschen werden
ja zu Staub und da liegen alle unsere Ahnen." Sie lächelte und
wir sprachen noch einige Sätze über ihre Arbeit, die ja schließ-
lich sein muss, denn gerade eine Klinik bedarf der größten Sauber-
keit.
 
Dieser Text hier sollte nichts besonderes sein. Nur ein kleiner Hin-
weis, dass überall Worte zwischen Menschen die Traurigkeit,
die Einsamkeit und die Stunden angenehmer vergehen lassen.
Man kommt schnell in Gespräche, wenn man sie sucht. Besser
manchmal ein dummes Gespräch als ein bedrückendes Schweigen.
Das lenkt oft leichter von den Problemen des Alltags ab.
 
02.09.2007                              Norbert Wittke
 

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