Walter Raasch

Peinlich 30

Es begab sich in meiner Pubertät.

Klar.

Die Pubertät selbst, ist schon peinlich.

Wir hatten Sportunterricht.

Unser regulärer Sportlehrer hatte mal wieder etwas Besseres

zu tun, also übernahm, wie schon oft, eine Sportlehrerin die Vertretung.

Wir wurden beauftragt ein Volleyballnetz aufzubauen, während die

Lehrerin sich umzog. Nun kannten wir schon die ewig dauernden Vorbereitungen

der Herrin der Leibesertüchtigung, deshalb bauten wir schnell zwei

Handballtore in der Halle auf und starteten mit dem Volleyball einen munteren Kick.

Wir hatten viel Spaß, bis mir ein gewaltiges Pfund über den Spann

rutschte und am Tor vorbei donnerte in Richtung der Tür zur Umkleidekabine.

Gerade als unsere Lehrerin die Halle betrat.

Der Ball traf sie voll an der Omme.

Ich hatte wirklich gut getroffen, denn sie ging parterre wie eine

Marionette der man die Fäden durchtrennt hatte.

Vollkommene Stille.

Alle Schüleraugen sahen mich an.

Ich hatte riesige Angst.

Die Schlagzeile erschien vor meinem geistigen Auge:

„Schüler Walter wird zum Mörder an seiner Lehrerin“

Immer noch Totenstille.

Ich musste etwas tun, schließlich war ich Klassensprecher.

Ich schickte zwei Kollegen Wasser holen.

In allen Western, die ich so liebte, wurde bei Schussverletzungen

immer zuerst Wasser geholt.

Und wenn man nur dem sterbenden Winchester Bob ein letztes Mal etwas zu trinken gab.

Dann schickte ich noch zwei Freunde den Hausmeister holen.

Jetzt lief ich zu meiner Lehrerin und wollte horchen ob sie noch atmete.

Gerade als ich mich über sie beugte, machte sie die Augen auf.

Ich erschrak ganz furchtbar.

Sie sah mich an und sagte:

„Walter, das gibt eine Klassen Konferenz.“

Da kamen die beiden Wasserholer zurück.

Sie hatten die Hände zu Schalen geformt, da sie kein Gefäß zum

Transport gefunden hatten.

Die Lehrerin rappelte sich auf und fuhr die Hüter des kühlen Nasses an,

was um alles in der Welt sie da machen würden.

Vor Schreck öffneten gleich beide die Hände, breiteten sie in Unschuldsgesten aus

und stammelten wirres Zeug.

Es folgt eine strenge Standpauke, dann wurden wir beauftragt alles wieder abzubauen

und unsere Übungsleiterin stampfte festen Schrittes in Richtung Kabine.

Dabei übersah sie die nasse Stelle auf dem Parkett, rutschte aus und plumpste wieder auf den Hintern.

Wir hätten alle nur betreten weggesehen, wenn nicht der mittlerweile eingetroffene

Hausmeister aus vollem Hals losgewiehert hätte.

Jetzt löste sich die Spannung in einer Lachorgie ohnegleichen.

Ich glaube wir hatten alle viel mehr Muskelkater in den Bäuchen,

als wenn wir Sport getrieben hätten.

 

Die Klassenkonferenz war harmlos, da unser Direx großer Fußballfan war

und ich in der Stufenauswahl spielte, die im Viertelfinale der Stadtmeisterschaft stand.

Im Nachhinein hat mir die Aktion mehr genützt als geschadet,

meine Reputation war gewachsen und

sogar die Stufen Schönheit grüsste mich, die sonst nur mit den alten Opas,

den 18 oder 19jährigen abhing.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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