Wolf-Alexander Melhorn

Letzte Tage - eine Erzählung

 

 

 


 

Sie ließ nicht ab von ihnen.
Ihre Hitze fiel ihn immer wieder an,
als habe sie ihm aufgelauert;
sog ihn begierig aus,
bis er erglühte,
wobei sie sich
- zur vorbestimmten Zeit -
dann selbst im Horizont versenkte
- als Eingeständnis
eigener Vergänglichkeit!
Wobei sie,
für den nächsten Tag.
scheinbar in der Nacht die Glut
von sich für ihn verwahrte
- im fahlen Licht des Mondes.





Er hatte tagelang damit gerungen,
ob ihm dies wirklich so geschehe!
Dem Atmen lauschend,
als hielte ihn das in der Welt,
wartete er teilnahmslos,
was ihn aus sich erlösen werde.

 



Schwer lehnte er jetzt an der Wand,
gestützt auf seinen kleinen Schatten
und sah hinüber zu den Hütten.





Stets hatte er gehorcht,dem Alten!
Drüben!
War abgestiegen in den Schacht,
wie andere es vor ihm taten.
Und hatte keinesfalls den Blutpreis zahlen wollen,
dass ihn der Brunnen
- jählings! –
dann für sich bestimmte!

 

Doch wegen der Verweigerung
hatte er sich schließlich selbst verloren.
Sah nur in Altvertrautem
keinerlei Bedrohung!





Doch weil die Welt sich nun mal weiterhin durchbebte,
hing jetzt das Brunnenseil noch tiefer,
bevor es auf das Wasser kam!

 

Und wieder kamen sie zu ihm,
um ihm das nochmals aufzuladen!
Kam doch von denen
keiner dort hinab!

 

Und wieder forderte der Alte!




Doch wenn sie ihn auch noch so baten:
Nein!
NIE WIEDER!
Denn die Erinnerung war ihm geblieben
und der Gedanke,
es werde nochmals sich das Licht nach oben schieben,
schlug schmerzhaft in ihm ein!

 

War er doch diesmal sicher:
Je weiter er hinunter komme,
auf diesem endlos langen Weg

- den Korb bei seinen Füssen -
die Wände würden wieder auf ihn fallen!

 

Beim letzten Mal davon gekommen
- vom Glück gerade noch befreit -
würde ihm ein nächstes Mal nun nicht verziehen!
Dies Wissen stak in seiner Brust!
Verbrannte seine Seele
und ließ nur Asche ihm zurück!


Das hatte ihn nun aber auch nicht gehen lassen
mit den Anderen
die längst schon in die Zukunft flohen
- bis auf den Alten,
drüben!




Nun stand die Sonne da!
In aller Macht!

 

Bei dem Versuch,
sie wegen ihrer Grellheit einfach anzuspucken,
blieb ihm die Zunge an den Zähnen!

 


 


 

So wurde zur Gewissheit:
Er werde trotzdem diesem Brunnen nicht entkommen!

 

Und seine Angst ließ ihn nach neuem Tagwerk suchen,

Doch hielt die Wand ihn einfach fest,
als stehe er am Pranger!




Die Katze kam an ihn heran.
Die Nase furchig trocken,
rieb sie sich sacht an seinen Beinen.


Da erst bewegte er die Augen wieder.
Ging schließlich irgendwann hinein
und kam mit einem Krug
und einer Schüssel wieder.


 


Das Tier sah an ihm hoch,
als warte es auf ein Versprechen.

 

Gibst Du nicht auf,
fragte er zu ihm hinab
und stellte ihm die Schale nieder.
Den Rest im Krug trank er,
in zwei,
drei,
langen Zügen.




Das Wasser gab ihm frische Kraft.
Sein Atmen wurde tief und frei!
Er setzte sich.
Noch war nicht irgend was zu tun!


 


Die Katze wartete auf seinem Schatten;
schloss mit ihm ihre Augen


Und wieder trieb die Kraft aus ihm.




Auf ein Mal zog sich die Natur verschreckt zusammen.,
durch den Geruch von Rauch,

 


Die Katze sprach ihn sofort darauf an.
Doch wehrte er das von sich ab.

 

Die Stille deckte seine Worte!






Und wieder kam die Nacht,
sprang aus der Sonnenglut zur Erde,
um diese in den Schlaf zu wiegen.


Er nahm das nochmals in sich auf
beim Abschied nehmen.

 


Doch jählings fuhr es in ihn ein,
in kläglichem Begehren:
Der Alte,
drüben
hatte sicherlich noch was!
Das musste der ihm geben!




Was er gewillt war,
jetzt zu tun,
ließ ihn zunächst erbärmlich schaudern!
Dann machte er sich davon frei :
Wer,
wenn nicht er,
durfte jetzt noch Hoffnung haben?

Er wusste aber,
dass er sich belog.




Die Katze folgte ihm hinüber.


 


 




 


 



 

 


 


 



 


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