Werner Gschwandtner

RC3. Zeitreise. Historie

 RC3. Zeitreise. Historie. Seite 11 bis 14

 

„Als das Jahr 5200 begann, sah ich, Lleon James Stern, in die Vergangenheit. Der aufziehende Sturm, den das Weltenschiff aufgewirbelt hatte, hatte sich gelegt. Zusammen mit Erric hatte ich über die Jahrzehnte viel erlebt. Wir kämpften gemeinsam gegen das Cenydden- Regime, wir schlugen im Jahre 5099 gemeinsam jenen Despoten – und dennoch, „unsere Sache“ hatte auch viele Opfer gekostet. Freunde, Verwandte, Mitstreiter und unsere ursprüngliche Heimat, die Erde. Hundert Jahre später kam es zu einem erneuten Konflikt. Ein Geist, ein dunkler Schatten aus unserer Vergangenheit, versuchte unsere Region zu überrennen. Und nur durch die Weitsichtigkeit eines Mannes, des Shaloras Specdo’Vyy, konnte die Flotte der vereinten CAC jenen Feind stoppen.

 

Und heute? Anfang 5299, war ich nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit. Alle um mich, alle in dieser neuen Galaxie, kannten mein Geheimnis – ein Geheimnis, das durch seine Bekanntheit keines mehr war. Ich war kein Mensch mehr, ich, der ich nun erneut der CAC in meiner Funktion als erster Kanzler vorstand, war nur ein Schatten meines früheren Selbst. Im Grunde war ich nur eine Ansammlung von Computerelementen, ein Sammelplatz von Schaltkreisen und elektronischen Chips. Ich war ein Cyborg, ein Androide mit dem ionisierten Gehirn meines verstorbenen Egos. Und dennoch, keines der Völker, das unser Bündnis stärkte, zeigte die geringste Spur von Misstrauen.

 

Ein Verlust ist immer eine böse Sache. Doch jemanden zu verlieren und dabei nicht einmal zu wissen, was genau mit dieser Person geschehen ist – das ist schlimmer, als der Tod an sich. Nur jene, die so etwas erlebt haben, können auch wirklich das Nichts hinter dieser Tatsache erkennen. Ich habe zu meinem Bedauern, diese Erfahrung gemacht. Diesen Schmerz und die Hoffnungslosigkeit erkannt. Vor gut einhundert Jahren, im Konflikt gegen den Schatten und sein Weltenschiff.

 

Mein Freund Erric, er verschwand spurlos. Er bestieg den Kreuzer Gre’Nals Vornak und kehrte nie wieder. Das Schiff, seine Besatzung, sowie In’Jja Meek und Erric flogen von Ten’Brid Lux ab, doch die Front erreichten sie niemals. Für uns, die damals an seiner Seite kämpften, stand eines fest, auch wenn Altkanzler LaChun offiziell zurückgetreten war, für seinen Sohn, seinen Enkel, ebenfalls wie für Kylie Stern und auch für mich, galt Erric als gefallen. Er, sowie die Gre’Nals Vornak und auch In’Jja Meek verschwanden aus der Galaxie. Und noch schlimmer, auf Pralya Omeg, der Heimatwelt jener Spezies, existierte zu dieser Zeit absolut kein Leben. Wie war das möglich?

 

Und die Rätsel steigerten sich noch. Denn 5249 entwickelte sich rasch eine intelligente Lebensform auf Pralya Omeg und schon dreißig Jahre danach kannten die Pralac, wie sich jenes Volk selbst nannte, den interstellaren Flug. Ihr Raumfahrtprogramm wurde zielgerichtet vorangetrieben. Bei Sternzeit 79823.23, CAC Standard Zeit, brach das erste Überlichtschiff der Pralac, die PSC Va’Alacc auf und erkundete drei Jahre lang die eigene Region. Seit der Erkenntnis, das es auf Pralya Omeg kein Leben gab, hatte ich den Planeten im Geheimen observieren lassen. Ich war daher über jeden Schritt der neuen Spezies informiert. Wie hatte es In’Jja Meek damals ausgedrückt, „Wir sind ein noch recht junges Volk.“ In der Tat, der Geologe hatte wirklich nicht untertrieben. Doch wie hatte es der Pralac in unsere Zeit von 5199 geschafft? Und warum? Lag sein Erscheinen, meine Reinkarnation und das Verschwinden meines Freundes in einem engeren Zusammenhang? Ich wusste es nicht, aber ich wollte Antwort auf diese Fragen. Ich wollte den ersten Kontakt. Daher informierte ich den Rat und das Friedenskomitee leitete schließlich, nach Jahren der Debatte, die Vorbereitung ein. Ich selbst wollte gehen – diese Mission sollte nicht irgendjemand führen – nein, ich wollte dieser Botschafter sein. Nicht nur für meine Seele, ich habe es auch Errics Sohn Lleon James und seinem Enkel Alex zugesagt.

 

Lleon James LaChun starb schon sieben Jahre danach. Admiral Alexander Erric LaChun lebte im Anschluss noch gut sechzig Jahre und schloss seine Augen im Jahr 5260 zur ewigen Ruhe. Erric hatte mir, in den wenigen Stunden unserer Zweisamkeit, offenbart, wie einsam er eigentlich in den vergangenen Jahren, nach Sue Manuela Chis und meinem Tod, gewesen war. Nun wusste ich, was er gemeint hatte. Es ist einsam, wenn alle, die du einst gekannt und

geliebt hast von dir gegangen sind. Mein Sohn Luke, meine Urenkelin Kylie und letztlich auch Erric. Obgleich sein Mysterium am Bittersten war.

 

Im Zeitalter 5299, am 4. November des Jahres, bei Sternzeit 84526.16, 1649 Time counter, legte die Terra Ascendant, mein persönlicher Langstreckenkreuzer, von der TSS-Typ3 OrBa ab und ich ließ Kurs in das pralanische Sonnensystem Omegaar setzen. Vielleicht würde doch noch das Verschwinden Errics gelüftet werden können und mit ihm einige andere Rätsel. Dennoch wagte ich nicht, darauf zu hoffen. Ich ahnte nicht, welches Kapitel sich uns, der letzten Menschheit, in den kommenden Tagen noch auftun würde.“

 

Lleon James Stern,

Erster Kanzler der CAC.

 

 

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