Andreas Rüdig

Kirche in Aktion

Wer etwas verkehrt macht, der bekommt den Marsch geblasen. "Bei uns steht die Kirchenmusik im Vordergrund," erzählt Helmut Schneider. Zusammen mit Johannes Wenzlaff leitet er den Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis.
Jeden Dienstag Abend um 19.30 Uhr treffen sich die drei Frauen und acht Männer im Gemeindehaus an der Arlberger Straße. Trompeten werden hier gespielt, Posaunen und die Tuba. Gottesdienste und Gemeindefeste gestaltet der Posaunenchor. Auftritte auf Weihnachtsmärkten, etwa in Buchholz und vor der Galeria in der Innenstadt, kommen hinzu. Auch in der St. Martinszeit ist Hochsaison für den Posaunenchor. Er begleitet die Martinszüge in Buchholz, Duissern, Wanheimerort und diversen anderen Stadtteilen. "Wer uns vorher hören möchte, kann das am Sonntag, den 16. September tun. Dann sind wir am Gottesdienst in der Jesus - Christus - Kirche in Buchholz beteiligt. Beginn ist 10 Uhr," berichtet Schneider.
Den Posaunenchor gibt es seit den `50er Jahren. Während in vielen anderen Gemeinden die Kirchenmusik zurückging, konnte sich der Buchholzer Posaunenchor über die Jahre hinweg halten. "Uns ist zum Glück nicht die Puste ausgegangen," erzählt Schneider. Und dennoch: "Wer ein Blechblasinstrument spielen kann, ist bei uns immer willkommen. Wir sind konfesstionsübergreifend aktiv, Hauptsache, die Person kann ein Instrument spielen."
Daß Schneider und Wenzlaff den Posaunenchor gemeinsam leiten, kommt nicht von ungefähr. Nach dem Tod des früheren Leiters Klaus Freiherr von Stoltzenberg, der Vereinigung der Gemeinden Buchholz und Wedau - Bissingheim und dem Fehlen eines hauptamtlichen Kirchenmusikers stellte sich die Frage, wie es weitergehen soll. So beschloß der Chor, sich in Eigenregie zu organisieren. "So sparen wir der Gemeinde auch das Geld für einen hauptamtlichen Chorleiter. Die Gemeinde zahlt uns allerdings einen Zuschuß für Noten und Instrumente," berichtet Schneider.
Schneider gehört dem Posaunenchor seit über 40 Jahren an. Er selbst spielt Trompete. "Ich wurde schon in der Konfirmationszeit angesprochen, ob ich nicht mitmachen wolle. Ich machte schon damals gerne Musik. Also ging ich hin. Und bin prompt hängengeblieben."
 
Liebe geht durch den Magen, wie der Volksmund zu berichten weiß. Daß ein gutes Mittagsessen Leib und Seele zusammenhält, ist auch keine neue Erkenntnis. So ist es auch kein Wunder, daß die evangelische Kirchengemeinde Wanheim samstags zwischen 12 und 13 Uhr im Gemeindehaus Beim Knevelshof ein warmes Mittagsessen anbietet."Es gibt überwiegend Eintöpfe, im Winter gelegentlich auch Grünkohl mit Wurst," erzählt Manfred Götsch. "Ich orientiere mich dabei an den Gegenbenheiten der jeweiligen Jahreszeit." Der heutige Rentner, der selbst als Koch gearbeitet hat, bereitet die Gerichte in Eigenregie vor. Einkaufen, kochen und abwaschen im größeren Rahmen ist also einmal in der Woche angesagt. Bis zu 20 Personen sind es, die sich dann samstags im Gemeindehaus zum Essen einfinden. Der Kostenpunkt: 3 € pro Gericht, Nachtisch und Nachschlag mit eingeschlossen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Seit 2002 gibt es dieses rein ehrenamtliche Angebot der Gemeinde. Tue Gutes und schweige darüber - so könnte man das Motto von Manfred Götsch beschreiben. Ganz egal, ob es Erbsensuppe, Linsensuppe, Kartoffelsuppe oder Gemüsesuppe gibt - der Preis ist für jedes Gericht gleich. Erwirtschaftet Götsch einen Überschuß, fließt das Geld nicht etwa in die eigene Tasche, sondern kommt der Gemeinde zugute. Wer komme, wisse auch, daß er mehr zahlt, als das eigentliche Essen wert sei und daß das dann in gemeindliche Projekte fließe, betont Götsch. Viel Idealismus ist hier zu spüren, bei dem das grelle Rampenlicht nicht unbedingt erwünscht ist. "Es ist ein Essen für den guten Zweck," ist öfters zu hören.
Wanheim ist eine der wenigen Gemeinden, die einen solchen Mittagstisch anbieten. Natürlich ist es billiger, sich für wenig Geld eine fertige Dosensuppe im Discounter um die Ecke zu kaufen und selbst zu Hause aufzuwärmen. Eine wirkliche Alternative ist dies aber nicht, wie jeder Koch weiß; selbst gekocht schmeckt eben am besten.
Ganz gleich, ob Senior oder Junior, Familie oder Single - willkommen ist jeder, der kommt. Hauptsache, es schmeckt. Im Anschluß an das gemeinsame Essen wird das Gemeindehaus dann von der örtlichen rußlanddeutschen Gemeinde genutzt.
 
 
Wer nicht hören will, muß fühlen. Besagt zumindest eine alte Pädagogenweisheit. Doch was tun, wenn man nicht hören kann? "Wir hören mit dem Herzen," hält Annegret Rättig aus Wedau dagegen. Sie gehört dem Evangelischen Gehörlosenverein an.
Einmal im Monat, nämlich jeweils am vierten Sonntag, trifft sich die Gemeinde zum Gottesdienst in der Innenstadt. "Selbstverständlich können auch wir Gehörlosen an einem Gottesdienst teilnehmen," berichtet RÄttig. Doch er unterscheidet sich sehr von einem Gottesdienst für hörende Menschen. Musik und Gesang fehlen völlig. Die Texte werden in Gebärdensprache vorgetragen. Gebete, Fürbitten, eine kurze Predigt und eine Textlesung gehören allerdings zum Programmablauf. "Da Wortschatz und Grammatik bei Gehörlosen eingeschränkt sind, muß ich die Texte allerdings so gestalten, daß die Gehörlosen sie verstehen können," berichtet Volker Emler. Der evangelische Theologe betreut die Gemeinde von Essen aus und beherrscht selbst die Gebärdensprache.
Eine Skatrunde jeweils alle zwei Wochen donnerstags um 15 Uhr und ein Treffpunkt jeweils alle zwei Wochen mittwochs um 14 Uhr (hier gibt es Unterhaltung, Infos und Vorträge geboten) ergänzen das Angebot des Vereins. Daneben beteiligt sich der Verein im Duisburger Behindertenrat und in der Arbeitsgemeinschaft Handicap, in der alle Duisburger Selbsthilfeorganisationen zusammengeschlossen sind. "Wir versuchen schon, Angebote zur Hilfestellung zu machen, etwa bei Arztbesuchen oder bei Behördengängen," berichtet Rättig. "Waren früher die Angehörigen als Gebärdendolmetscher gefragt, die bei Bedarf auch schwierige Inhalte einfach erklären, kann heute notfalls auf den Verein zurückgegriffen werden."
45 Personen gehören dem Verein an. Aus praktischen Gründen beschränkt er sich auf die bereits genannten Programmpunkte. "Die Kommunikation unter Gehörlosen läuft länger ab als bei Hörenden. Fax, SMS und E - Mail gehören zu den üblichen Kommunikationswegen. Sollten wir Ausflüge oder ähnliches organisieren, wäre das einfach zu zeitaufwendig."
100 Jahre ist die vereinsmäßig evangelische Gehörlosenseelsorge in Deutschland alt. Rättig - selbst von Geburt an gehörlos - gehört dem Verein seit 1974 an. "Mein Vater heißt Wilhelm Brandel. Er war von 1967 bis zum Jahre 2000 der Vorsitzende des Vereins. Er nahm mich immer zu Veranstaltungen mit. Ich bin also allmählich in den Verein hineingewachsen. In seine Fußstapfen bin ich allerdings noch nicht ganz getreten. Ich habe es nur zur 2. Vorsitzenden geschafft." 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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