Pierre Heinen

Kommissar Black – Der Fall Poker-Vince (II)

"Aber Herr Kommissar ... ich besitze so viele Automobile", antwortete Marco Macconti und stellte sich mit seiner imposanten Figur vor den schlanken Beamten.

"Es ist ein dunkelgrüner Sportwagen und er wurde vor etwa einer Stunde am Lipptown-Friedhof gesehen", fuhr Black unbeeindruckt fort und versuchte den Gesichtsausdruck des dicken Mafiabosses zu deuten.

"Ah! Poker-Vince Beerdigung ...", brachte Marco noch heraus, ehe ein Hustenanfall jegliches Sprechen unmöglich machte.

Roberto kam eilig die breite Treppe hinab, begrüßte den Kommissar und seine Beamten mit einem finsteren Blick und klopfte seinem Vater auf den Rücken.

"Wieso die Kavallerie Black?", wollte Roberto wissen und starrte auf einen der Polizeibeamten.

"Ich habe Rauchzeichen gesehen", erwiderte der Kommissar gelassen und wartete noch immer auf eine Reaktion der Beiden.

"Ah! Indianer ...", brachte Marco heraus, ehe sein Husten ihn wieder erschütterte.

Marco hatte noch nie vor Gesundheit gestrotzt und er tat ohnehin seinem Körper selten etwas Gutes, aber Black kam die abrupte Verschlechterung sehr verdächtig vor. Der Diener, der ihnen vorhin auch die Tür geöffnet hatte, kam herbei und geleitete den beleibten Italiener zurück die Treppe hinauf.

"Den Ausgang kennen Sie ja, Black!", sagte Roberto mit glänzenden Augen und wies zur Tür hin.

"Haben Sie Mittwochabend mit Vince gespielt?", forschte der Kommissar nach und ignorierte die Geste des jungen Mannes.

"Nein!", antwortete der Italiener und nahm tief Luft.

"Zeugen?", fragte Black und konnte einen Hauch von Angst über die Gesichtszüge des Mannes huschen sehen.

"Eine", gab Roberto sichtlich unwohl preis.

"Eine?", fragte der Kommissar misstrauisch und sah wie der Diener die Treppen wieder heruntergeschlichen kam.

"Maria war bei mir, die ganze Nacht", gab Roberto zu und blickte zum Diener hinüber, der ihm anschließend etwas ins Ohr flüsterte.

Black wusste sofort dass er Vince Tochter damit meinte. Aber wieso sollte Maria sich mit diesem schmierigen Typen abgeben und warum gerade in der Mordnacht? Die Frage ließ Black für einen Augenblick nicht mehr los und er starrte nur noch nachdenklich zu Boden.

"Ich muss zu meinem Vater, er hat nach mir verlangt", unterbrach Roberto die Stille und ging nach oben.

Black und seine Kollegen folgten dem Diener nach draußen und erst als der Kommissar in seinem Wagen saß, wusste er, dass dieser Fall nicht so leicht zu lösen wäre, wie die vorherigen Mafiafälle.
 
 

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Black stand allein vor dem kleinen Reihenhaus in der Hauptstraße des italienischen Viertels der Stadt und las den Namen Mario di Fraolo auf dem Klingelschild, ehe er den Knopf drückte. Es dauerte eine Weile, ehe Marga-Mario in seinem verschwitzten schwarzen Anzug zögernd die Tür öffnete.

"Herr Kommissar, kommen Sie doch herein", bat er den Beamten höflich herein und zog die Tür hinter sich zu.

Drinnen war es muffig, heiß und es roch nach Tomaten. Black wünschte sich die kühle Abendbrise von draußen herein. Mario geleitete ihn in die Küche, wo mehrere Töpfe auf dem Herde standen, deren Inhalte brodelten.

"Wissen Sie wo ich Maria finden kann?", fragte der Kommissar ohne Zögern.

Mario setzte sich und bot Black ebenfalls einen Stuhl an.

"Maria ist nach der Beerdigung gleich gegangen. Beide Eltern tot, keine Geschwister und dann noch so etwas. Ich mochte Vince wie einen Bruder, wissen Sie", sagte Mario und eine Träne lief ihm übers Gesicht.

Der Kommissar wusste das seine Frage nicht beantwortet worden war, aber mehr als wahrscheinlich wusste der Pizzabäcker nicht einmal selbst wo das Mädchen sich im Augenblick aufhielt.

"Ich hoffe Maria erbt nicht zuviele Schulden", bemerkte Black und bewegte Mario dazu in anzublicken.

"Vince wußte mit Geld umzugehen und als Kartenspieler hat ihn seine Glückssträhne nie verlassen. Er hat das Geld in Immobilien angelegt und besaß viele Aktien und eines wird Maria sicher in Zukunft nicht sein, arm. Sie darf nur jetzt nichts Falsches machen", informierte Mario Black ausgiebig.

"Pizzen wird sie in Zukunft also nicht mehr verteilen?", forschte Black weiter und er konnte die Antwort bereits erahnen.

"Nein. Sie hat mir vor der Beerdigung gesagt, sie benötige etwas Zeit für sich und hat gekündigt", antwortete der Mann und der Kommissar konnte spüren, dass es eine Lüge war.

Mario wusste etwas mehr, was er dem Kommissar nicht preisgeben wollte. Nur was? Dass Maria viel Geld erben würde, das hätte Black nicht gedacht. Sie hatte ihm sogar in die Augen geschaut in der Pizzeria und ihn angelogen. Auf jeden Fall ist viel Geld immer ein Motiv, ging es ihm durch den Kopf. Er musste mit Maria sprechen und herausfinden was Mario zu verheimlichen versuchte.

"Hat Maria einen Freund?", fragte Black nach einer Schweigeminute und suchte erneut Augenkontakt mit Mario.

Dieser erhob sich, wich dem Blick aus, und ging zum Herd hinüber. Er rührte in einigen Töpfen und schmiss plötzlich den Löffel durch die Küche. Black's Hemd wurde mit etwas Tomatensoße bekleckert und der Löffel fiel scheppernd unter den Tisch.

"Dieses Miststück hat die Ehre unserer Familie in den Dreck gezogen! Sie will diesen Roberto heiraten und obendrein ist sie schwanger! Ich habe zur ihr gesagt, wenn sie diesen Macconti heiratet ist auch sie für mich gestorben. Wie konnte sie nur?", schrie er die Töpfe an und Black hörte Schritte auf der oberen Etage.

"Mario!", schrie eine ältere Frauenstimme in den Flur hinunter.

*Meine Mama", entschuldigte sich Mario, verließ sogleich die Küche und stieg die Treppen nach oben.

Black hörte wie Mario sich mit seiner Mutter auf italienisch stritt. Maria hatte eine Beziehung mit Roberto und war schwanger, das zumindest wusste er jetzt. Der Fall war von der einen auf die andere Sekunde klarer geworden. Nach dem Motiv fehlten jetzt nur noch die Beweise oder zumindest Zeugen.

Für Black war Roberto jetzt der Tatverdächtige, ob er nun von Maria ein Alibi erhielt oder nicht. Er musste zurück zur Villa, das stand fest.

wird fortgesetzt ...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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