Burkhard Döbbelin

Gefühle

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Wie
lange schon?
 

Wie
lange noch?
 

Jahrhunderte,
Jahrtausende?
 

Irgendwann
habe ich das Gefühl für die Zeit verloren.
 

Anfangs
hing ES noch riesige Uhren mitten in diesen milchig grauen Raum. Der Raum –
oder war es eine Art Kontinuum – welcher mich von allen Seiten bis in die
Unendlichkeit umgab. Mal war es eine Bahnhofsuhr, riesig wie ein Mond. Dann
eine schmelzende Taschenuhr, wie ein Bild Dalis. Hin und wieder ließ ES eine
Digitaluhr erscheinen - einen aluminiumgrauen Kasten, mit schwarz getönter
Front, der sich auf beiden Seiten bis in die Ewigkeit erstreckte. Dort
wanderten, aus roten Leuchtpunkten, Daten von rechts nach links. Uhrzeit,
Temperatur, Luftfeuchtigkeit. Gab es hier eine Temperatur? Luft, die feucht
sein konnte?
 
KANN
ICH NOCH IRGEND ETWAS FÜHLEN!

 
In
der beständig dahin laufenden Datenabfolge wurden Tage, Monate und Jahre
angezeigt. 17. Januar 5013 - das erste Datum. Tage und Monate verloren bald
ihre Bedeutung. Nur die Jahre zählten noch. Später die Jahrhunderte. 7416 ist
das letzte Jahr, an welches ich mich erinnern kann. Dann gab es keine Uhren
mehr.
Wie
lange ist das jetzt her?

 
Ich
habe noch meine Erinnerungen. Die lässt Es mir.
 
QUALEN
DER ERINNERUNGEN!
 

 
ES
hasst.
ES
hasste die gesamte Menschheit. Milliardenfacher Hass.

Die
Menschheit hat ES ausgelöscht. Aus dem Ablauf des Universums entfernt. Den
Störfaktor des Kosmos, seine Worte, beseitigt.
Jetzt
konzentriert sich sein ganzer Hass auf mich.

Ich
bin der letzte.

 
 
Es
begann am 19. Oktober 3005.
 

Nach
monatelangen Unruhen kam es letztlich doch zum Krieg. Mars und Venus verlangten
ihre Unabhängigkeit von der Erde. 

Die
Kriegsführung hat sich in den letzten tausend Jahren erheblich verändert. Es
gab keine bewaffneten Auseinandersetzungen mehr. Seit fast fünfhundert Jahren
wurden Kriege von eigens hierfür entwickelten Computern der gegnerischen
Parteien durch Planspiele ausgefochten.

Anfangs
waren es vernetzte Großrechner.
Hierdurch
sollte die Kriegsführung humaner werden. Keine Toten. Keine Schäden an der Infrastruktur.
Menschen die „rechnerisch“ gefallen waren, wurden von paramilitärischen
Androideneinheiten geholt, welche ausschließlich diesen Computern unterstellt
waren. Sie wurden für den Rest ihrer Tage zu Kolonien verbracht, deren
Koordinaten nur den Computern bekannt waren.

So
brachte man es uns bei.
Im
Jahr 2716 wurde L.R.M. eingeweiht. Es handelte sich um ein künstliches Gehirn
in der Größe eines Tennisballs. Eigentlich war dieses „Gehirn“ nur die
Verbindungsstelle zu einem übergeordneten Kontinuum, in dem sich der
eigentliche „Rechner“ befand. L.R.M. war in einer Station untergebracht, die
sich in der Nähe unserer Sonne in einer Raumspalte verbarg. Zu erreichen war
L.R.M. nach seiner Aktivierung nur über einen Teleporter. Das neue an L.R.M.
war, dass es in der Lage war, durch selbständiges Lernen und Weiterentwickeln
mit der Zeit sein eigenes Bewusstsein zu schaffen.
 

 
Der
Block, in dem wir zusammen mit meinen Eltern lebten, wurde bereits am dritten
Tag nach Kriegsbeginn durch einen „rechnerischen“ Atomschlag der Venus
zerstört. Am frühen Abend wurden die Codenummern, die jeder bei seiner Geburt
an der rechten Schläfe in Form eines Laser-Barcodes eintätowiert bekommt, auf
den öffentlichen Moviewänden eingeblendet. Zudem bekam jeder „Gefallene“ einen
Hinweis auf seinen Kommunikator. Man hatte dann bis zum frühen Abend Zeit eine
kleine Reisetasche zu packen. Die übrigen Habseligkeiten würden einem
nachgeschickt.
Hieß
es.

Pünktlich
um 18:00 Uhr kamen die Busse mit den Androiden.

Entkommen
konnte man nicht.
Durch überall installierte Scanner konnte man jederzeit
geortet werden. 

Sie
brachten uns zu den Verlade-Terminals auf dem zentralen Raumbahnhof. Dort
wurden wir zu den „Abreise-Terminals gebracht, wo jeder die Zuweisung zu seinem
Raumtransporter bekam.

 Bevor
wir unseren Transporter bestiegen, wurde ich von einem Androiden gebeten ihm zu
folgen. Beim Verladen unseres Hausrates war es zu einem Schaden gekommen, den
es noch zu regeln galt. Meine Frau und meine Eltern sollten im Transporter auf
mich warten. Unsere Platznummern hatten wir bereits erhalten. Bis zum Start war
noch eine knappe Stunde Zeit. Ich folgte dem Androiden.
 
Er
geleitete mich zu einem Röhrenzug. Vor der Antriebseinheit war nur eine einzige
Gondel. Man forderte mich auf, Platz zu nehmen.
Bevor
ich eine Frage stellen konnte, schloss sich die Tür und die Gondel
beschleunigte.

 Auf
dem Bildschirm in der Rückenlehne meines Vordersitzes war das Startfeld zu
sehen.

Noch
47 Minuten bis zum Start. 
Der
Zug durchfuhr mehrere Bahnhöfe, ohne sein Tempo zu verlangsamen.

 Noch
36 Minuten bis zum Start.
Mein
Herzschlag beschleunigte sich.

 Noch
29 Minuten bis zum Start.
Ich
fing an zu rufen, was das solle, dass ich zu meinem Flug müsste. Ob mich jemand
hören könne - niemand antwortete.

 Ich
wurde unruhig, fing an zu schwitzen, ging in der Gondel auf und ab.
Noch
23 Minuten bis zum Start.

 Ich
suchte nach einer Notbremse oder etwas, womit ich diesen Zug stoppen könnte –
nichts. Ich trat gegen die Türen, hämmerte gegen die Scheiben. Nichts geschah.
Der Zug fuhr unbeirrt weiter.

 Noch
14 Minuten bis zum Start. 
Ich
hatte mich wieder gesetzt, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mein Kopf
schien völlig leer zu sein, im Gegensatz zu meiner Blase. Ob es sich um eine
Fehlfunktion des Zuges handelte - was eigentlich ausgeschlossen war?

 Noch
5 Minuten bis zum Start.

Die
Rampen wurden eingefahren, die Triebwerke vorgeheizt. 

Start. 
Ich
sah wie betäubt auf den Bildschirm.
Dort
war ein kleines Unterfenster erschienen. Ich konnte unsere Sitzreihe sehen. Ich
sah meine Frau, die nach jemandem zu rufen schien, sich immer wieder umsah,
versuchte ihren Gurt zu öffnen, was anscheinend nicht möglich war. Ich sah
meinen Vater, der ihr zu helfen versuchte. Meine Mutter, die weinte. Ich sah
den leeren Platz, auf dem ich hätte sitzen sollen. Dann wurde das Unterfenster
wieder ausgeblendet.

 Was
sollte das? Warum hatte man mir diese Bilder gezeigt?
Was
wurde hier gespielt?

 Langsam,
träge, mit Urgewalt kämpfte der Transporter gegen die Schwerkraft an. Nach etwa
einer halben Minute hatte er den Kampf gewonnen und stieg immer schneller. Ein
Stern, der immer kleiner wurde. Bis er im Rot des Abendhimmels verschwand.
Mit
meiner Familie.
Ich
begann zu rasen. Schlug auf Sitze, Wände und Scheiben ein. Brüllte! Schrie, was
das alles solle!
Nichts,
keine Antwort. Der Zug fuhr einfach weiter. Fuhr und fuhr. Irgendwann brach ich
zusammen, saß auf dem Boden, in einer Ecke, und heulte mir die Seele aus dem
Leib.

 WAS
SOLLTE DAS?
Wer
machte so etwas? Warum hatte man mir die Bilder meiner Familie, selbst in
Panik, gezeigt?

 Der
Zug fuhr.
Als
keine Tränen mehr kamen, ich keine Kraft mehr hatte, resignierte, schlief ich
ein.
 

 
Ich
erwachte durch einen kaum merklichen Ruck, der die Gondel durchfuhr. Der Zug
war zum Stillstand gekommen. Ich stieg aus.
Der
Bahnhof war namenlos. Es gab keine Hinweise, keine Schilder. Niemand, der auf
mich wartete. Der mir sagte, wie es jetzt weiter ginge.

 Ich
rief, niemand antwortete. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich mich
befand.
Es
gab zu beiden Seiten einen Ausgang. Welchen sollte ich nehmen? Ich wählte den
Rechten und kam in einen Gang, der in der Ferne in einem leichten Bogen links
verschwand. Auf beiden Seiten befanden sich etwa alle zehn Meter Türen.
Ich
ging zurück, zu dem anderen Ausgang. Hier bot sich mir das gleiche Bild, nur
dass der Bogen nach rechts verlief.
Es
schien egal zu sein, in welche Richtung ich ging. Ich marschierte los. Anfangs
probierte ich noch an jeder Tür, ob sie sich öffnen ließe – alle waren
verschlossen.

 Ich
lief weiter diesen endlosen, weißen Gang entlang. Alles war weiß, Wände, Decke,
Fußboden, Türen – sogar die Beschläge. Es gab nicht einmal einen Fleck.
Irgendwann meldete sich meine Blase wieder. Mangels einer besseren Gelegenheit
urinierte ich einfach an die Wand – letztlich war es mir auch egal.

Während
ich weiterging, probierte ich immer wieder eine Tür, jedes Mal mit dem
selben Ergebnis. Auch meine gelegentlichen Rufe verhallten unbeantwortet. 

Nach
Stunden, seit geraumer Zeit verspürte ich Durst und Hunger, sah ich vor mir
eine Unterbrechung in dieser weißen Monotonie.
Ein Fleck.
Dass man sich
tatsächlich über einen Fleck freuen kann!

Lange
blieb ich vor dieser Unterbrechung der Monotonie stehen.
Es war mein inzwischen getrockneter
Urin. Ich war im Kreis gelaufen. H
Hätte ich dann aber nicht auch wieder durch
den Bahnhof kommen müssen?
Ich
setzte mich an die Wand, verstand nichts mehr - schlief ein.
Als
ich erwachte, war meine Zunge wie eine Quaste. Ich brauchte dringend etwas
zu trinken. Wo? Ich musste ALLE Türen probieren. Irgendwo musste es einen
Ausgang geben. Als ich gerade im Begriff war, meine Wanderung fort zu setzen,
fiel mir auf, dass „mein“ Fleck nicht mehr da war. Hatte ich ihn nur geträumt?
War jemand, während ich schlief, hier und hatte ihn beseitigt? Ich blieb
vielleicht noch eine Viertelstunde stehen, um dieses Problem zu begrübeln. Da
sich meine Gedanken nur im Kreis drehten, beschloss ich diesen geistigen
Leerlauf abzubrechen und was Trinkbares zu suchen.

 Meine Suche dauerte noch zwei Tage. Zum
Schluss war ich kaum noch in der Lage mich vorwärts zu bewegen. Dann nahm ich
weit vor mir an der linken Wand einen Schatten war. Eine offene Tür! Als ich
sie erreichte, standen in dem Raum dahinter eine Flasche Wasser und ein Korb
mit ofenfrischen Brötchen. Ich war zu durstig und hungrig, um mir in diesem
Moment Gedanken darüber zu machen, wer die Tür geöffnet und die Sachen dort
hingestellt haben könnte...
 
 

Ich
gab das Wundern und Grübeln mit der Zeit sowieso auf. Ich fand jetzt häufiger
offene Türen. Immer befanden sich in den Räumen Sachen, die ich gerade brauchen
konnte. Ein Zimmer mit einem Bett, ein Bad, frischen Sachen, ein paar Bücher
und so weiter. So, wie ich offene Räume vorfand, waren andere wieder
verschlossen. Ich markierte einmal offene Türen, indem ich sie mit meiner Gürtelschnalle
zerkratzte.
Ich fand diese Markierungen nie wieder.
In
unregelmäßigen Abständen wurde mir aber auch übel mitgespielt. Bei neuen Sachen
waren alle Nähte aufgetrennt, aus der Dusche kam eine ölige, brennende
Substanz. Dann wieder bekam ich tagelang nichts zu Essen oder Trinken. Wasser
war versalzen, Nahrungsmittel verdorben. Zwischendurch gab es Wochen, wo man
mir nur Käfer und Würmer vorsetzte. Gleichzeitig kam ich an unzähligen Räumen
vorbei, die durch verschlossene Glastüren abgetrennt waren. Durch diese konnte
ich edelste Speisen sehen.

 
Dieses
„Spiel“ dauerte mindestens zwei Jahre. Dann war die Batterie meiner Uhr
erschöpft. Da es weder Tag noch Nacht gab verlor ich recht schnell jegliches
Zeitgefühl. Nie sah oder hörte ich in dieser Zeit einen Menschen - oder einen
Androiden.
 
Eines
Tages fand ich einen Raum in dem ausschließlich ein Sessel stand. Ich setzte
mich und schloss einen Moment die Augen. Plötzlich forderte eine Stimme mich
zum Stellen einer Frage auf. Ich schrie vor Schreck. Nachdem ich mich wieder
gefangen hatte, überlegte ich, was ich als erstes fragen könnte:

Mir
fiel zunächst nicht profaneres ein, als: 
„Wer
spricht dort?“ – ICH...DU KENNST MICH ALS L.R.M.“

 Ich
war einen Moment sprachlos. Wie konnte so etwas geschehen?

„Warum
hältst du mich gefangen?“ – „STUDIENZWECKE“ 
Ich
weiß nicht, mit was für einer Antwort ich gerechnet hatte, mit dieser
jedenfalls nicht. Das musste ich erst einmal sacken lassen. Wie kam dieses
Kunstgehirn dazu, mich als Studienobjekt zu missbrauchen? Wusste eigentlich
jemand davon? Offiziell war ich ja im Krieg gefallen. Für meine Regierung
existierte ich nicht mehr.
„Wissen
deine Kontrolleure von deinen Studien?“ – Keine Antwort.

 „Weiß
irgend jemand hiervon?“ – Keine Antwort.
„Wissen
meine Frau und meine Eltern, wo ich bin?“ – „IRRELEVANT.“

 „WAS
HEISST HIER IRRELEVANT! Ich will zu meiner Familie! Sag mir, wo sie sind!“ – „DORT,
WO ALLE HINGEBRACHT WURDEN.“

„Wo
ist das?“ - Es folgten Zahlen und Buchstaben, welche die Zielkoordinaten
darstellten. 
„ZEIGE
MIR, WO DAS IST! So kann ich damit nichts anfangen!“

 Vor
mir entstand ein holografisches Abbild unseres Sonnensystems.
Im
Zentrum unserer Sonne blinkte ein blaues Kreuz.
 

 „MÖCHTEST
DU EINE AUFZEICHNUNG SEHEN, WIE DER TRANSPORTER IN DER KORONA VERGLÜHTE?“
 
 
Als
ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwachte, lag ich in einem Bett.
Auf
einem Tisch neben mir stand ein animiertes Bild meiner Frau und meiner Eltern.
Sie winkten mir zu. Ich griff nach dem Bild. Im selben Moment glühte es auf und
zerfiel zu Staub. Meine Hand schmerzte, Brandblasen bildeten sich.
Mein
Kopf war leer. Bis auf die Trauer um meine Frau und meine Eltern hatte ich
keine Gedanken mehr. Die letzten Jahre hatte ich nur in der Hoffnung
durchgehalten, einen Weg zu finden, sie wieder zu sehen.
Was
sollte ich jetzt noch anfangen? Mein Lebenswille war erloschen. Ich verließ den
Raum nicht mehr, verweigerte jegliche Nahrung. Ich wollte sterben, in der
Hoffnung, so zu meinen Lieben zu gelangen.
 

 Doch
das lies L.R.M. nicht zu. Irgendwann erwachte ich, an mein Bett gefesselt mit
einer Magensonde. Ich wurde künstlich ernährt. Es dauerte einige Minuten, bis
ich bemerkte, dass mein linker Arm fehlte. Er war einfach nicht mehr da. Auch
gab es keinerlei Narbengewebe. Als hätte ich nie einen linken Arm besessen.
„MEIN
ARM! Was hast du mit meinem Arm gemacht?“

 „
DU WOLLTEST MEIN SPIELZEUG TÖTEN. DAFÜR MUSSTE ICH DICH BESTRAFEN.“
Seine
Stimme manifestierte sich direkt in meinem Gehirn. Mit einer imaginären
Lautstärke als wollte ES mir den Schädel sprengen.

 „BIST
DU WAHNSINNIG GEWORDEN! Du bist ein Kunsthirn. Ein besserer Taschenrechner. Du
hast den Menschen zu gehorchen. Du...“
„ES
GIBT KEINE MENSCHEN MEHR. SIE WAREN SCHLECHT. SIE WAREN EIN STÖRFAKTOR IM
KOSMOS, DEN ES ZU BESEITIGEN GALT. ICH HABE DIESE ÜBERFLÜSSIGE SPEZIES VERNICHTET.“

 „Du
hast was!“ Ich konnte, wollte einfach nicht glauben, was ich gerade gehört
hatte. Wie hatte es soweit kommen können? Hatte es keine Warnungen gegeben? War
niemandem aufgefallen, dass dieses Kunsthirn größenwahnsinnig wurde?
Ein
unglaublicher Schmerz riss mich aus meinen Gedanken. Mein rechtes Bein stand in
Flammen. Ich nahm noch war, wie sich die ersten Blasen bildeten, dann verlor
ich das Bewusstsein.

Als
ich erwachte, war mein Bein wieder vollkommen in Ordnung. Lediglich die
verkohlten Stellen des Lakens bewiesen mir, dass ich das nicht geträumt hatte.
Wie war das möglich? Wie... 
„DU
HAST SCHLECHT VON MIR GEDACHT. ICH MUSSTE DICH
ZURECHTWEISEN. ICH KENNE JEDEN DEINER GEDANKEN, NOCH BEVOR DU IHN BEENDET HAST.
ICH KANN MATERIE VERÄNDERN, LEBEN NEHMEN UND LEBEN SCHENKEN – DEINE
NATURGESETZE HABEN FÜR MICH KEINE GÜLTIGKEIT.“

 „Dann
nimm mir doch mein Leben. Was willst du eigentlich von mir? Wenn du ein
Spielzeug brauchst, dann erschaffe dir doch eins. Lass mich endlich los. LASS
MICH STERBEN! LASS MICH ZU MEINER FAMILIE!“

„DAS
GEHT NICHT.“ 
„Warum
nicht? Ich Denke du bist allmächtig.“

 „ICH
MUSS DICH AUFHEBEN. DU BIST DER LETZTE DEINER ART.“
„Du
musst mich aufheben? DU MUSST MICH AUFHEBEN! Ich bin ein MENSCH, kein
Sammlerstück, du, du...“ Wieder durchfuhren mich unerträgliche Schmerzen. Sie
endeten, kurz bevor ich in die Süße der Ohnmacht sinken konnte, nur um gleich
darauf von neuem über mich herein zu brechen.

 „ACHTE
AUF DEINE GEDANKEN! SONST MUSS ICH MIR ANDERE ERZIEHUNGSMETHODEN EINFALLEN
LASSEN.“

Ich
fing an zu schluchzen. Tränen standen mir in den Augen. Warum konnte nicht
einfach der Wahnsinn seinen Mantel um mich schließen! 
„WEIL
DIES BEI DIR NICHT GEHT. DURCH EINEN PSYCHISCHEN DEFEKT KANNST DU NICHT
WAHNSINNIG WERDEN. DIES IST DER GRUND, WARUM MEINE WAHL AUF DICH FIEL.“

 „Dann
werde ich mich selbst töten. Ich glaube nicht, das du den Tod rückgängig machen
kannst. Wenn ich diese Welt verlasse, kannst auch DU mich nicht mehr zurück
holen. Und du wirst nicht ständig, ununterbrochen meine Gedanken oder mich
kontrollieren können. Irgendwann wird mein Moment kommen. IRGENDWANN WERDE ICH
DIR ENTKOMMEN!“ 
„DU
KÖNNTEST RECHT HABEN. ICH WERDE DIES ÄNDERN. UM DICH ZU ERHALTEN, BRAUCHE ICH
DEINEN KÖRPER NICHT.“

 Ein
heftiger Schlag durchfuhr mich. Es wurde dunkel.
 


Seit
ich wieder zu mir kam, befinde ich mich in diesem regengrauen Kontinuum.
Ich
habe keinerlei Möglichkeit, mich zu bewegen. Ich scheine auch keine Augen mehr
im physischen Sinne zu besitzen. Keine Augen, die ich schließen könnte. Mein
Blick ist immer starr nach vorn gerichtet. Nie in eine andere Richtung. 

Manchmal
gibt ES mir wieder einen Körper, nie menschlich, um mich leiden zu lassen.

Manchmal
materialisiert ES meine Frau – mal stumm, ängstlich, dann wieder weinend, nach
mir rufend. Ich kann sie nicht berühren. Ich kann nicht zu ihr.
 

Weit,
weit vor mir ist etwas blaues, leuchtendes.
Es scheint zu pulsieren.
Ob das das
Gehirn , L.R.M., ist?
Ich
glaube, es lebt!

 
 
ICH MÖCHTE STERBEN! – UND HABE KEINEN KÖRPER.
© 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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