Thomas Lang

Liebe... und dann?

Vorwort:


Diese Liebe widme ich Marcus, der Liebe meines Lebens. Vielleicht wird sie einmalig gewesen sein? Wer weiß das schon?

Alles endet "tragisch", so auch diese Liebe! Dennoch sollte jeder - immer wieder - versuchen das wirkliche Leben zu erkennen, daran zu arbeiten und sich so zu geben wie er ist.

Schwer, sehr viel verlangt vom Menschen.... Ja, ja...die Liebe. Vielleicht kann sie helfen, dass Ziel zu erreichen?

Wer weiß das schon? Mein Leben, meine Liebe und meine Gedanken werden immer bei Dir sein...., aber wer weiß?


in memory Tom


Der Tag beginnt...


Es ist 04:15 Uhr in Frankfurt/Main. Ich finde Frankfurt ist wie ein Moloch, ein großes, dunkles Ungeheuer, dass Dich zu etwas zwingt, was du gar nicht willst.

Um mich herum ist es finster, eben noch Nacht. Wie können Millionen von Menschen zu solch einer Uhrzeit aufstehen?
Wie oft habe ich mich das schon gefragt? Ich kann es nicht mehr sagen. Um diese Uhrzeit schon gar nicht.

Der Kaffee wird bald durch sein. Schnell duschen, anziehen und endlich, Kaffee trinken, nein genießen....und wach werden.
Ich brauche dieses schwarze gutriechende "Etwas", um überhaupt mal ansprechbar zu sein.

Mein heutiges Ziel ist die Bockenheimer Warte. Dort steht ein Studentenwohnheim.

Drei Geschosse, unendlich viele kleine und unpersönliche Appartements. Eben das, was Frankfurt bereit ist, für seine Studenten zu leisten.... sorry Frankfurt.

Der Vater von Marcus war gestern in meinem Büro. Ein Büro für eine "one Man Show". Meine "one man show".
Klein mit viel Technik. Billig, nun vielleicht für Frankfurt. Sind 3.500,00 DM für 80,00 qm Monatsmiete billig?

Er wollte das übliche....Beobachten Sie bitte den Lebenswandel unseres Sohnes. Ich frage, "gibt es Auffälligkeiten"?

Nein, nein, wir wissen nur sehr wenig über unseren Sohn, antwortet er mir schnell. Zu schnell, für meinen Geschmack...
Ich erspare mir zu fragen, wie es denn sein kann, dass man sehr wenig über seinen Sohn wissen kann, wenn dieser 26 Jahre alt ist, an der Uni Frankfurt Biotechnologie studiert, und von seinen Eltern den Lebenswandel finanziert bekommt?

Ich frage auch nicht mehr, warum dieses üble Studentenheim? Ich kenne dieses "Loch".

Die Formalitäten sind erledigt. Der Auftrag unterzeichnet. Die Anzahlung in Höhe von DM 2.500,00 habe ich cash erhalten.
Ein Auftrag wie tausend andere, immer dasselbe. Erst ziehen sie ihre Kinder groß, dann wissen sie nichts von ihnen. Gar nichts. Irgendwie macht mich das jedes Mal aufs neue traurig.

Der Junge auf dem Bild sieht gut aus, verdammt gut. Hat so gar nichts vom Vater. Vielleicht ist er ja auch nicht der Vater? Nun was soll's...Ein Job wie immer...denke ich.

Es ist 05:15 Uhr. Wie üblich um diese Zeit frage ich mich, warum schon so viel Verkehr auf den Straßen Frankfurts los ist?
Wo wollen die alle hin? Um diese Zeit? Ich denke, das werde ich wohl nie verstehen.

Mir ist kalt. Anfang September und nur ca. + 7 Grad Celsius. Jetzt heißt es rumstehen.
Sicher noch ein paar Stunden, und immer mit Blick auf das Zielanwesen. Eben dieses heruntergekommene Studentenwohnheim.

Das ist recht einfach, denn vor dem Studentenwohnheim befindet sich ein riesiger Platz, an dem auch von Zeit zu Zeit Markt ist.
Heute ist Markt, und so treibe ich mich eben unauffällig rum.

Meine Tasche habe ich umhängen. Das übliche: Digicam, Spiegelreflex, kleines Tele, 300 mm Tele, Diktiergerät, Handy und noch so ein paar Kleinigkeiten.

Mittlerweile ist es 09:00 Uhr und ich begebe mich in das nebenanliegende Kaffee. Das ist das schöne an der Bockenheimer Warte; da kannst Du vom Kaffee aus observieren.
Herrlich, bestelle und trinke Milchkaffee und esse gemütlich Crossaints.

Die Sonne schafft es auch meine Stimmung aufzuheitern, und die Temperaturen merklich wärmer werden zu lassen.
Ich meine zwar, der Sommer ist vorbei, aber es ist dennoch sehr angenehm hier zu sitzen.
Fast komme ich in die Gefühlslage dies zu genießen und meinen Gedanken nach-zuhängen.

Es wäre ja auch zu schön gewesen: Meine Zielperson kommt aus dem Eingang heraus.
Mich trifft fast der Schlag: ca. 175 cm groß, schwarze, enge Levis 501, sportlich trainierte Figur mit max. 65 kg, mittellange blonde Haare, grau/blau/grüne Augen in denen Du versinkst. Er hypnotisiert mich, und das ohne es zu wissen.

Bisher ist mir das noch nicht passiert. Ich meine, klar hatte ich mich schon verliebt. Mal in Frauen, mal in Männer.
Aber was mir gerade jetzt passiert, lässt mich doch fast grußlos vom Stuhl rutschen.

Ich werde mir gerade bewusst, dass ich diesen Jungen hier gesehen und mich in ihn verliebt habe! Wie ist das möglich?
Etwas, was ich bisher nicht für möglich gehalten hätte. Bin seit 18 Jahren im Job und dachte, Du wirst Dich niemals in eine Zielperson verlieben.

Das war für mich klar. So klar, wie der liebe Gott ja auch nicht über die Schwerkraft mit mir diskutiert.
Niemals tut er das. Bisher jedenfalls. Das wäre mir sicher aufgefallen!

Ich werfe 30,00 DM auf den Tisch, schnappe meine Tasche und versuche meinem Auftrag gerecht zu werden. Sicher, es geht zur Uni. Bestimmt Vorlesung...?

Wir kommen zur Uni. Ich folge mit sicherem Abstand. Umso mehr ich hinsehe, umso mehr verliebe ich mich...
Ich fasse es nicht...Kann man so "blöde" sein, und das mir. Ein Vorbild in diesem brotlosem Gewerbe.

Ich muss warten. Ich brauche einen klaren Kopf! Ich kann doch nicht meinem Auf-traggeber die "Kohle" abnehmen, und mich dann in seinen Sohn verlieben. Ich meine, dass geht doch nicht. Oder...?

Ich begebe mich in die Uni hinein. Mal sehen was mein "Angebeteter" so treibt... Ich erkenne gerade noch wie er in den großen Vorlesungssaal geht.
Werde hier erst einmal in der Nähe bleiben, meinen Bericht diktieren und eine gute Position suchen, von wo ich unauffällig Bilder machen kann.

Es ist 14:00 Uhr, doch da kommt er in Begleitung seiner Kollegen. Studenten ohne Ende. Wohin du schaust, Studenten noch und nöcher. Mir gelingt es ein paar wirklich gute Bilder zu schießen.
Das weiß ich bereits jetzt schon, habe sie noch gar nicht entwickelt. Ist aber völlig klar, dass sie alle was werden....

Ich packe meine Sachen ein und folge. Es geht in die Innenstadt. Er ist nicht alleine, ich mache noch ein paar Fotos. Will meinem Auftraggeber auch was vorlegen. Ich darf nicht an seine Augen denken....

Mittlerweile sitzen wir alle fünf zusammen im Kaffee in der Frankfurter Innenstadt und unterhalten uns prächtig.
Es ist mir gelungen unauffällig Kontakt aufzunehmen. Ich versuche krampfhaft an etwas anderes zu denken, als an Marcus.
Fast unmöglich, sitze ihm gegenüber und unterhalte mich mit ihm. Wie soll ich an etwas anderes denken?

Er sieht gut aus, nein, noch besser, und er weiß es. Marcus erzählt vom Studium, vom Praktikum, vom Kurzurlaub und ich denke nur noch daran, das Denken zu vermeiden und einfach nur noch zuzuhören.

Wir sitzen alleine im Kaffee. Die drei anderen haben sich schon seit geraumer Zeit vom Acker gemacht.
Wie schön von Ihnen. Haben wahrscheinlich bemerkt, dass Marcus und ich uns gesucht und gefunden haben.

"Was hast Du heute noch so vor" fragt er mich. Ich antworte ihm, dass ich leider nach Hause müsste, aber vielleicht treffen wir uns am Samstag, also in 5 Tagen?
Ich kann förmlich spüren und sehen, dass er traurig wird. Wir verabreden uns auf Samstag, hier im Kaffee um 15:00 Uhr.

Ich verabschiede mich gegen 17:00 von Marcus und fahre nach Hause. Mir ist natürlich klar, dass der Auftrag für mich erledigt ist.

Ich werde keine weitere Obs in dieser Sache ausführen. Gleich morgen rufe ich dem Auftraggeber an und zahle DM 1.500,00 an ihn zurück.
Der Rest, die 1.000,00 DM sind für heute....Immerhin locker 10 Stunden. Die schönsten meines bisherigen Lebens!
Bin noch nie so versunken wie heute. Wahnsinn diese Augen...und alles andere!

Mittlerweile ist es wieder Nacht. Eine gute Flasche Rotwein, Käse, Tomaten, Oliven. Ja ein gutes Essen war mir noch nie zu teuer.

Ich lege sehr viel Wert auf gutes Essen, guten Wein, Gemütlichkeit, Zweisamkeit, Zärtlichkeit.
Der Job ist schlimm genug. Lebensfreude ist da wichtig. An Schlaf ist nicht zu denken.....
Wie soll ich schlafen, wenn mir nur noch Marcus im Kopf herumsaust? Ich glaube, ich habe schon ziemlich lange nicht mehr an nur eine Sache gedacht, und sicher ist, noch nie so intensiv und andauernd!

Marcus, Marcus und immer wieder Marcus! Ich bin hin und hergerissen in meinem Kopf.
Unglaublich. Schlaf....Nein. Ich gehe ins Bett und denke an Marcus, ich denke hoffentlich ist es bald Samstag. Wann wird es endlich Samstag?

Schlaf...unmöglich. Also wälze ich mich im Bett. Wann wird es endlich Samstag? Können Stunden so lange dauern?
Werde ich von irgendjemand betrogen, der die Stunden verlängert, sagen wir mal auf 120 Minuten, also jede Stunde Doppellaufzeit.

Die Nacht kommt mir so vor, als wolle sie nicht enden. Ich darf nicht an diese Augen denken...an den Rest bitte auch nicht.

Bin am Dienstag um acht im Büro. Denke an Marcus und das war's dann auch. Büro-arbeit bleibt liegen.
Denke an Marcus....und bekomme ein Problem. Wie sage ich dem Vater von Marcus, dass ich aus dieser "Nummer" herauskommen will?

Ich rufe den Vater an und teile ihm mit, dass sein Sohn einen korrekten Lebens-wandel führt, ich ihn persönlich über mehrere Stunden gesprochen habe, und der Job eigentlich erledigt sei. Er solle sich doch bitte keine unnötigen Sorgen wegen seines Sohnes machen.

Mir ist es gelungen den Vater von Marcus zu überzeugen. Eigentlich unmöglich denke ich mir, aber da sieht man mal wieder wie wenig es braucht, wenn das Interesse ehedem nur vordergründig ist.

Wir einigen uns, und ich zahle DM 1.500,00 zurück. Mache ich noch am selben Tag, will mich irgendwie von "Schuld" befreien, so kommt es mir jedenfalls vor. Bilder und Bericht bekomme ich auch noch hin. Nur weg damit....

Hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt gewusst, was da noch kommt, hätte ich vielleicht...? "Nein ich hätte alles genauso getan, wie es kam".

Wie habe ich nur diese Woche rumgebracht? Ich weiß es nicht. Eines weiß ich aber, ich habe den Samstag herbeigebetet und mit Erfolg, der Samstag kam.


Samstag


Ich frage mich: Kann ein Samstag schön sein? Bisher waren Samstage für mich wie Montage oder Donnerstage.
Eben ganz normale Tage, an denen ich öffter´s Jobs zu erledigen hatte. Also was bitteschön kann an einem Samstag schön sein?

Alles....Besser kann ich es nicht ausdrücken. Marcus und ich verbrachten diesen Tag gemeinsam.
Wahnsinn....Wir alberten, wir lernten uns kennen, wir diskutierten über Gott und die Welt, es hätte ein Krieg ausbrechen können, wir hätten es nicht bemerkt!

Nicht falsch verstehen: Es war einfach nur schön. Wir hatten Glück. Wir hatten uns gefunden.
Wir konnten es beide bemerken, aber nicht darüber sprechen. Noch nicht. Der Date war gigantisch.

Wir verspürten Nähe, wir verspürten kribbeln und wenn wir uns zufällig berührten, dann explodierten in meinem Kopf Blitze. Ich bemerkte, dass es Marcus ganz genauso ging.

Alles um uns herum versank im Nebel. Dabei war schönster Sonnenschein. Wir hatten nur uns, und alles andere war egal und vergessen.

Abends um acht gingen wir zum Spanier. Mir ist dieses Lokal recht gut bekannt und so nahm ich Marcus mit.
Wir wurden bedient wie Könige. Carlos merkte wohl, dass sich da zwei gefunden hatten. Carlos ist der Wirt.

Carlos kennt mich schon ziemlich lange. Hatte wohl bisher geglaubt, dass ich nur auf Frauen stand....ja so kann man sich täuschen....
Ich bemerkte, dass er schon ein wenig verwundert schaute, aber er wäre nicht Carlos, wenn ihn diese Situation ein Problem bereiten würde.

Carlos war wunderbar: Alles was sich ein Mensch an Essen nur wünschen könnte, tischte uns Carlos auf.

Bester Fisch, beste Beilagen, bester Rotwein.....Wir sind bis ein Uhr früh geblieben.

Ich fahre Marcus mit meinem BMW heim. Marcus fragt mit seinen Augen, ob ich mit hoch kommen möchte. Ich sage Ihnen, was für Fragen, was für Augen.
Alles in mir sagt, dass ich will,....und ich gehe mit, in dieses furchtbare Studenten-wohnheim.

Wir müssen in das 3. OG. Das Appartement ist picobello sauber aber winzig klein. Mir war gar nicht mehr bewusst, was das für winzig kleine Löcher sind.
Er hat das "Beste" daraus gemacht. Ich glaube, mehr hätte man wirklich nicht tun können.

Wir trinken eine Flasche Rotwein. Noch eine...ich muss noch fahren. Marcus lässt sich nicht erschüttern und meint, dass ich auch hier auf der Couch schlafen könne, aber ich sage ihm, dass ich lieber in mein Bett gehen werde.

Es waren sehr schöne Stunden. Seine Stimme, das was er sagte. Eben alles an ihm, besonders sein Geruch.
Er hat ein sehr dezentes Rasierwasser, und ich hätte ihn "fressen" können.

Aber ich meine, ich kann ihn doch nicht am ersten, richtigen gemeinsamen Abend fressen, oder doch?

Ich entschied, während ich ihm lauschte, ihn nicht zu fressen. Rein körperlich hätte ich das vielleicht geschafft, bin etwas größer, etwas schwerer und ein wenig besser trainiert wie er, aber wer will das denn?

Gegen fünf in der frühe haben wir uns verabschiedet, nicht ohne uns auf Mittwoch kommende Woche zu verabreden.
Telefon- und Handynummern ausgetauscht, also alles was zwei Menschen halt so machen, wenn Sie merken, dass Liebe im Spiel ist.

Ich hätte wohl alles getan, nur um ihn wieder zu sehen und langsam, ganz langsam eine intensive Beziehung aufzubauen. Aber ich wollte nichts überstürzen. Dafür hatte ich zuviel erlebt.

Marcus ist zehn Jahre jünger, und er ist schneller im Gefühl, als ich. Das war mir bereits aufgefallen. Ich brauche da etwas länger, aber mit seiner Hilfe wurde ich bereits locker.

Und das nach nur einem Tag....? Wie ich heimgekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so richtig.
Ist auch völlig egal. Marcus war wichtig, der kommende Mittwoch war wichtig, die Gedanken an den vergangenen Tag waren wichtig. Alles eben, was mit Marcus zu tun hatte.
Wie groß kann eine Liebe nach 14 Stunden sein? Mir ist nicht bekannt, dass es dafür eine Maßeinheit gibt, aber ich sage Ihnen, die Liebe kann bereits nach 14 Stunden gewaltig groß sein. Unglaublich gewaltig!

Sonntag früh bin ich so gegen 10:00 Uhr aufgestanden. Schlaf?, bestimmt nicht. Kaffee machen, duschen und dann gut frühstücken. Ich bin noch nicht in der Dusche, da ruft Marcus an.
Ich denke, ich werde verrückt, als ich seine Stimme höre. Wir verabreden uns auf 13:00 Uhr bei mir.


Sonntag, 13:00 Uhr


Ich gehe duschen, mache Frühstück, räume noch ein wenig auf und freue mich wahnsinnig auf sein kommen.
Aber mein Kopf meldet sich zurück. Ich frage mich, geht es nicht zu schnell? Ich warte und fange an zu grübeln.
Ich kenne das so nicht. So viel Gefühl, so schnell, so unkompliziert.....

Ich traue dem nicht. Was kommt da noch nach? So gut darf es mir doch nicht gehen?
Sollte ich mal so richtig Glück haben? Ich zweifle am Glück! Sollte man nie tun,...nie unnötig Zeit verlieren, dessen bin ich mir heute bewusst.

Es klingelt und ich öffne. Marcus, er steht direkt vor mir. Ich sehe seine Augen, ich rieche ihn.
Alles in mir verzehrt sich nach ihm. Ich bitte ihn herein. Er lacht und weiß genau was in mir vorgeht....Ich könnte ihn fressen....

Üblicherweise bin ich es gewohnt meine Gedanken und Gefühle nicht sichtbar zu zeigen.
Ist im Job überlebenswichtig. Gelingt auch immer, bisher. Bei Marc geht es nicht. Ich glaube, ich bin ein offenes Buch für ihn und er blättert Seite für Seite durch.

Wir begeben uns in die Küche. Frühstücken, reden und lachen. Gott ist das lange her, dass ich so ungezwungen lachen konnte. Lachen ohne Ende.

Wir sind mit Frühstück fertig und begeben uns in mein Wohnzimmer. Ich lege ein paar CDs in den Wechsler und wir machen es uns bequem.
Die Zeit verrinnt, wir bemerken es nicht. Es ist einfach toll mit ihm. Ich bin mir sicher, es geht ihm genauso.

Mir wird bewusst, dass ich ihm sagen muss, welchen Job ich mache. Wir haben darüber bisher noch nicht gesprochen.
Mir wird klar, dass hier, ist was ernstes. Ich darf ihn nicht belügen. Wie sage ich ihm nur, dass sein Vater mein Auftraggeber war. Dieses Problem beschäftigt mich und er bemerkt es.

Ich fange an, und erzähle ihm, dass ich in der Frankfurter Innenstadt ein Detektiv-büro besitze.
Er kennt es nicht, aber der Job scheint ihn zu interessieren. Wir diskutieren über Detektive.
Ich fange noch mal an und erzähle ihm, dass sein Vater bei mir war...."Stille, Betrof-fenheit", ich kann förmlich sehen, wie seine Gesichtszüge entgleisen. Ich denke, hättest Du doch nur dein dummes Maul gehalten....

Es kommt mir vor, als seien Minuten vergangen, aber nach ca. 10 Sekunden erzählt er mir, dass er davon ausgehe, dass mein Job erledigt sei?
Seine Augen flehen um die richtige Antwort. Ich sage ihm, dass ich den Auftrag Dienstag früh beendet habe, und seinen Vater angerufen habe....

Es ist gut, darüber zu reden. Ich erzähle ihm alles aus meinem bisherigen Leben. Die Art des Jobs, meine Partnerschaften, meine Gefühlswelt. Eben alles, nur um sich intensiver kennen zu lernen.

Er hört zu, unterbricht, stellt dabei Fragen die ihn interessieren und wir erfahren immer mehr voneinander.
Ich gestehe ihm, dass ich mich in ihn verliebt habe. Gott dieses Grinsen von ihm.... Es geht ihm genauso....
Es ist unfassbar, er sagt mir, es gehe ihm genauso...Kurz und bündig, als wäre es das normalste der Welt.

Es ist drei Uhr früh. Er fragt, ob er die Nacht bei mir verbringen dürfte? Wir haben geredet, gut gegessen, genügend Rotwein getrunken! Es war sehr schön...Kann ich hier "Nein" sagen? Nein, ich kann nicht.

Wir begeben uns ins Schlafzimmer. Ich lasse alles so wie es ist. Mich interessiert das Wohnzimmer nicht mehr, die leeren Flaschen nicht, die Teller nicht, alles was mich interessiert ist das Schlafzimmer.

Wir entkleiden uns, jeder für sich. Wir kommen uns näher....Er ist unglaublich zärtlich und einfühlsam.
Haben Sie schon einmal mit geschlossenen Augen den Körper Ihres Freundes geküsst, gefühlt und gestreichelt?

Ich kann mich fallen lassen. Das erste mal nach 20 Jahren. Unglaublich, unwider-stehlich und einfach nur schön....

Wir lieben uns...ohne Ende, immer wieder neu. Etwas Vergleichbares ist mir mit meinen 36 Jahren noch nicht vorgekommen.
Soviel Gefühl, soviel Einfühlsamkeit, soviel Zärtlichkeit, soviel Rücksichtnahme, einfach nicht zu glauben.

Mein Glück ist perfekt! Ich habe den Menschen gefunden, nachdem mein Unterbe-wußtsein schon immer gesucht hat.
Was kann es schöneres geben? Was habe ich alles verpasst? Marc zeigt mir, was Liebe bedeutet!
Mein Gott, wie habe ich das vermisst, ohne es zu kennen!

Wir schlafen Arm in Arm ein...Ich denke nur noch an mein Glück, ich könnte ihn fressen.....
Seine Augen, sein Körperduft, einfach alles an ihm...Eben die Liebe meines Lebens.
Wir schaffen es, denke ich. Gemeinsam,...zusammenleben...die Verhältnisse klären, alles regeln. Wir haben uns, dass muss zu schaffen sein...

Montag, so gegen 10:00 Uhr werde ich wach. Ich blicke auf Marc. Er schläft. Kann man schöner schlafen?
Ich küsse seinen Körper, erst ganz leise und langsam, dann immer heftiger. Er lächelt, denn er ist auch wach.
Wir lieben uns...heftig und begehrlich. Immer wieder, wie wenn wir uns die Kleider vom Leib reißen würden.
Eben verliebt...Alles willst Du wissen, riechen, spüren, fühlen...

So gegen 12:00 Uhr duschen wir, gemeinsam und mit vollster sexueller Erregung. Eine schnelle, aber intensive, Nummer, warum auch nicht?
Wir frühstücken in der Küche, dann verziehen wir uns ins Wohnzimmer.

Ich schlage Marc vor, dass er seine Eltern anrufen solle, um ein klärendes Gespräch zu führen...
Nach unserem Gespräch stimmt er mir zu, und ruft seinen Vater an.

Ein Fiasko ohne Ende. Solch ein übles Gespräch habe ich selten erlebt. Die Eltern von Marc scheinen überhaupt nichts mehr zu blicken, oder begreifen zu wollen. Völlig Unwissende. Eben im Tal der Ahnungslosen... Marc verabredet sich persönlich auf nächsten Sonntag mit Ihnen.

Nach dem Gespräch bemerke ich, dass Marc traurig ist. Ich sitze neben ihm, umarme ihn und halte ihn ganz fest.
Er entspannt. Es tut ihm gut. Ich weiß nicht mehr, wie viel Stunden wir so verbracht haben?, aber ich weiß, dass er es gebraucht hat.

Wir verbringen jeden Tag miteinander. Ich lehne jede Auftragsanfrage ab, Marc geht nicht zu den Vorlesungen...

Wir lieben uns, wir essen, wir reden, wir leben. Dies alles ohne Konventionen, nur in Rücksichtnahme auf den anderen.
Die schönste Zeit meines Lebens....Ich möchte sie nicht missen....

Kino, essen gehen, lieben....so verbringen wir die Woche. Gott sei Dank, was für eine schöne Woche...


Das Schicksal


Zwei Wochen! Können zwei Wochen so schön sein? Sind zwei Wochen viel oder wenig?
Ich sage Ihnen, zwei Wochen können ein Leben verändern. Meines wurde verändert!

Es ist wieder Sonntag, eine Woche später...Es ist 10:00 Uhr. Marc und ich stehen auf, nicht ohne uns vorher geliebt zu haben. Sie wissen schon....

Gemeinsames duschen, frühstücken und dann, ja dann biete ich Marc an, dass ich ihn zu seinen Eltern fahre. Hätte ich lassen sollen....?

Marc freut sich über mein Angebot, er küsst mich innig, streichelt mein Haupt und bedankt sich beim lieben Gott, mich kennengelernt zu haben....Welch Ironie....

Wir fahren los. Es ist 11:00 Uhr. Wir müssen zu seinen Eltern in den Taunus. Ich fahre auf die A 661

Alles frei, gebe Gas mit meinem BMW. Kein Problem, denn getuntes Modell. Alter 3 er, aber ich liebe ihn...., dachte ich. Keine Airbags, eben älter....

11:32 Uhr: Komme in eine Kurve...Schreckliche Geräusche nehme ich wahr....Ich sehe zu Marc.
...Blechteile fliegen umher....Brocken, Motorhaube...ich registriere, dass ein LKW in uns hineingefahren ist...oder ich in ihn...?

Ich sehe Marc beim Sterben zu....Ich kann mich nicht bewegen...Ich möchte ihm helfen, ihn festhalten...er soll nicht gehen...Ich muss zusehen, wie die A-Dach-Säule den Brustkorb von Marc zerfetzt......Warum muss Marc sterben, warum?

Womit habe ich das verdient? Warum....Wieso darf ich das Glück nicht festhalten? Warum nur?

Es wird dunkel, alles verschwindet, ich denke nur noch an Marc und schreie...nein, nein...
Ich wache auf, irgendwie ist alles im Nebel...Ich nehme Stimmen wahr...mal leiser ...mal lauter werdend.

Mein Leben ist beendet....Nach ca. drei Tagen erfahre ich das Marc noch im BMW auf der A 661 gestorben war Ich wusste es...Es ist für mich vorbei...Wie beende ich am besten mein Leben?

Zwei Wochen, eine große + intensive Liebe...Was kann da noch kommen? Ich verfluche den lieben Gott!

Warum...Wieso...? Ich werde immer an Dich denken....Wer weiß denn schon, was noch kommt?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.10.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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