Andreas Rüdig

Der habgierige Jurist

Die Juristerei ist eine brotlose Kunst. Nicht, daß die Rechtsprechung überflüssig wäre, oh nein. Wie sehr sie aber zu Exzessen neigt, konnte ich vor einem Jahr erleben. Ich erhielt nämlich einen Brief.
"Sehr geehrte Herren," begann der Brief, der mich damals errreichte. "Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Ich heiße Schulz - Schultz. Ich arbeite als Rechtsanwalt und Notar in dieser Stadt. Bei der Durchsicht ihres Verlagsprogrammes fiel mir auf, daß Sie viele Thriller und Kriminalromane verkaufen. Sie verstoßen damit gegen die guten Sitten. Sie rufen damit zu Straftaten auf. Sie liefern Anleitungen, wie man Straftaten begehen kann. Ich gebe Ihnen einen Monat, Ihr Sortiment dementsprechend zu ändern. Sollten Sie dieser Abmahnung nicht Folge leisten, werde Sie eine Konventionalstrafe von 1.000 Mark täglich zahlen müssen."
"So ein Quatsch," dachte ich, als ich den Brief las. Und lachte erst einmal herzhaft. Dieser Schulz - Schultz mußte wohl sehr viel Zeit haben, um einen solchen Brief zu schreiben. "Mitnichten," antwortete Schulz - Schultz, als ich ihn danach fragte. "Mein Sohn Bernward ist sehr habgierig. Er hat versucht, seine Oma mit E 605 im Bananen - Shake umzubringen, so wie es in dem von Ihnen vertriebenen Roman `Der Milchshake - Mörder' beschrieben steht. Also bleibt es beim Mahnverfahren."
Ich habe natürlich mein Sortiment nicht geändert. Nur von Schulbüchern und Liebesromanen kann man ja nicht leben. Die erste Konventionalstrafe von 30.000 Mark hat mein Laden aber auch nicht überlebt... 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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