Dieter Schlesak

Vlad. Die Dracula-Korrektur

Liebe Leserin, lieber Leser,
 
bevor es zu einer Leseprobe meines neuen Romans „Vlad und die Dracula-Korrektur„ geht, hier einige Bemerkungen zu diesem brisanten Stoff, über den ich, als in Transsylvania Geborener, auch aus Ärger über die Fälschungen vieler Bücher und Filme schreiben musste. „Der Wahrheit die Ehre“, war der Wahlspruch meines Vaters und Grossvaters.
 
Bitte lest auch nach bei Google, einfach unter „dracula“, da kommt an dritter und vierter Stelle (unter  12 Millionen Stimmen) mein Buch und mein Kommentar zu „Dracula“.
 
„Dracula“ ist inzwischen zu einem  Symbol für Kitschliteratur geworden und zum Symbol der Vermarktung von Schund. Und das ist falsch. Denn was hier vermarktet wird, ist letztlich  weder Kitsch, noch Schund, und nicht einmal ein Märchen, keine  Le­gende, "ES"  bedroht jeden einzelnen von uns, es ist  unerbittlich und gnadenlos wirklich,  erwartet je­den: der Tod.
 
Dieses ist die Erklärung für die enorme Wirkung des Motivs!
 
Viele Todes- und Begräbnisritualien sind nur aus Angst vor Gespen­stern entstanden. Und diese Angst ist so alt wie die Menschheit. Bram Stokers Romanerfolg „Dracula“ hat hier seine Ursache.
 
Aber mög­licherweise ist diese Vampirfigur „Dracula“ so komplex, da sie ganz all­gemein das ausdrückt, was wir uns alle nicht einzugestehen wagen, alle Heimlichkeiten und geheimen Wünsche von Todesängsten bis zu Erlösungshoffnungen oder auch zu Rachegedanken, dazu Sehnsucht nach ungehemm­tem Ausleben aller Begierden. Die Wochenzeit­schrift DIE ZEIT sah Dracula als Pendant des Dr. Freud: als großen Entlarver des Trieblebens.
 
 Dracula ist eine Gesamtmetapher, Vampirismus steht für die dunk­le, abseitige, versteckte Seite des menschlichen Charakters. Diese Geschichte wird daher eine Konjunktur nach der anderen erfah­ren...  Welches Buch hätte unter eher banaler Oberfläche, solchen Beziehungsreichtum zu bieten?
 
Darüber wurde viel geschrieben;  was aber weniger bekannt ist:  Stokers Modell war „Vlad“ ein walachischer Fürst, „Vlad der Pfähler“ genannt, der seine Feinde dem grässlichen Tode des Pfählens aussetze.
 
Der neue Roman  von Dieter Schlesak „Vlad. Die Dracula-Korrektur“, erzählt, verwoben mit dem Draculastoff Bram Stokers und den vielen Filmen, es gibt über 250, die Geschichte „Vlads“ und korrigiert viele Verballhornungen und Fälschungen, stellt sie erzählend richtig, und analysiert sie äußerst kritisch, auch  im Hinblick auf die neuere Literatur.
 
Wer über „Dracula“, wer über seinen tieferen psychologischen, aber auch historischen Sinn Bescheid wissen möchte,  liest mein, (Dieter Schlesaks) Buch „Vlad. Die Draculakorrektur.“  Der Roman ist im Pop Verlag Ludwigsburg erschienen.
(pop-verlag@gmx.de. Tel. 07141-920317. Kontakt zum Autor:  schlesak@tiscali.it
Bestellbar auch  in jeder Buchhandlung) Und bei www.amazon.de
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LESEPROBE:
 
                               DAS FESTMAHL
Der Gestank hatte sich etwas verzogen, der zweite Teil, der gemütliche, mit Likören, Dulceaţă, tödlich süßem Gebäck aus Rusciuc und Ţarigrad, Halva, Şerbet Kaffee, Vutca wieder, Wasserpfeifen wurden gereicht- und hereinkamen noch Clowns gesprungen und Schauspieler, die Lăutari, die Zigeunerkapelle, war ja sowieso die ganze Zeit laut dabei gewesen; drei Stunden saufen und Toasts ausbringen, war nun angezeigt. Erstaunlich, dass nicht alle bei den letzten Toasts völlig besoffen unter den Tisch fielen. Man trank aus Pokalen von einer Oca (1,2 l) Größe. Außer dem Metropoliten mussten alle stehen. Dieser brachte als erstes einen Toast auf die Gesundheit des Fürsten aus. Der zweite galt dem "Kaiser" (Sultan oder wer, der Kaiser von Wien?). Dann trank der Woiwode auf die Gesundheit jedes einzelnen der versammelten Großbojaren, das ging so drei Stunden lang. Und niemand durfte den Toasttrunk verweigern, mancher ließ den Wein einfach am Mund herunter rinnen, tat als trinke er, und war schließlich völlig durchnässt, als wäre er inkontinent, Geübte ließen es ins Essen rinnen, manche hatten Schwämme am Körper angebracht. Als letztes, es war meist schon Abend, brachte der Fürst einen Toast auf Gott den Herrn aus.
Dazu kam es nicht. Denn als die ersten Heiterkeitsausbrüche und besoffenen Gesänge hörbar wurden, unterbrach Vlad vom Tafelende her das laute Treiben im Saal, wo man die Luft vor Tabakrauch aus Wasserpfeifen und Vutcahauch, Schweiß und Darmdüften schneiden konnte, und es entstand eine bedrückende Stille; Vlad richtete das Wort an den ältesten Gast, es war der höchstrangige Vel Marele Postelnic, ein schon grauhaariger Zeremonienmeister; er war mit den andern Würdenträger des Hofes, die den Fürsten bedient hatten, aus einem Nebenraum, wo sie auch unter sich getafelt hatten, längst zurückgekehrt. Vlad also mit energischer Stimme, die viele als Beginn eines Prozesses und Strafgerichts schon kannten:
"Wie viel Woiwoden und Fürsten des Landes hier auf diesem Thron habt ihr, Marele Postelnic, in Eurem Leben kennen gelernt?" fragte er wie aus dem Hinterhalt.
Die Antwort kam hüstelnd und heiser mit Greisenstimme: "Es mögen wohl an die dreißig gewesen sein, ich habe viel gesehen und gehört in meinem langen Leben, Măria-Ta!"
Und so befragte Vlad alle der Reihe nach bis zum Jüngsten, es war der zweite Spătar, der Untergebene des Marele Spătar, des Kommandanten der Kavallerie, der angeheiterte Offizier kaum älter als fünfundzwanzig, wurde so befragt: "Und Ihr, Spătar secund?" Der erhob sich, wie es sich gehörte, sagte etwas verlegen mit hoher und belegter Tenorstimme:: "Ja, Măria-Ta, es mögen wohl an die sieben gewesen sein, ich bin ja auch noch nicht lange im Amt, Măria-Ta!"
Vlad klatschte in die Hände, winkte dem Tretilogofăt, dem Hofschreiber, ebenfalls ein Vertrauter und neuer Mann aus der persönlichen Garde: "Lies den Hrislov, das Schreiben vor..." Alle erzitterten bei diesen Worten, denn sie wussten, dass dieses Schreiben ihren eigenen Hochverrat offenbarte.
Vlad griff sich vor allem den Aufrührer der Verschwörung heraus, den Vel Marele Spătar ... Und teuflisch lachend erklärte er den für abgesetzt, und dass er nun seinen liebsten Rappen, seinen Hengst zum neuen Spătar ernenne. Ein entsetztes Gemurmel ging durch den Saal. Um den Haupthochverräter entstand eine Leere, alle wichen vor ihm zurück, allein stand er jammernd da, und fiel auf die Knie:
"Gnade Măria-Ta, Gnade!"
Und er rutschte auf den Knien dem Fürsten zu: "Es ist wahr, ja, ich bin ein Hochverräter, gib mir den Tod, aber verschone meine Familie, meine Söhne, meine Frau... Gnade, Gnade", winselte der Ertappte... Und die übrigen Würdenträger, Großbojaren und ihre Söhne versuchten sich der Tür zuzuschieben, einige an die Fensterreihen, um noch zu entkommen, wankend, die Fettwänste dazu, schwer vom Alkohol und den vielen Gängen.
Worauf Vlad in seiner gefürchteten Art donnerte! Unheil verkündend war auch für alle, dass er den neuen Aga, den Kommandanten der Infanterie und der Palastwache und "Miliz", herbeiwinkte, und ihm etwas zuflüsterte. Den alten Aga hatte Vlad schon gleich bei Machtantritt 1456, abgesetzt, in die Wüste geschickt, und einen vertrauten Offizier aus dem neuen Bauernheer bestimmt. Der neue Aga, eine jugendliche Gestalt aus dem Volk, jetzt in hohem Rang, das hatte es noch nie gegeben, durchschritt hocherhobenen Hauptes den Saal, und wie selbstbewusst der sich der Tür zu bewegte, als käme er aus höchsten Bojarenkreisen. Vlad also donnerte und herrschte die Anwesenden an, als der Aga mit der Miliz und der Palastwache, sowie einigen Männern der persönlichen Garde wiederkam, die Soldaten und die Wache umzingelten die Hochverräter, andere postierten sich an Türen und Fenstern. Jetzt erst zeigte sich, wer die "Diener" und Höflinge waren, die zum großen Erstaunen und wider jedes Hofzeremoniell mit im Speiseraum gewesen waren, wenn auch nicht am Haupttisch des Fürsten, der Würdenträger und Gäste. Die Donnerstimme Vlads: "Führt sie ab, führt auch ihre Frauen und Kinder ab, jetzt gleich noch an diesem Abend sollen sie alle am Pfahl ihre Tat bereuen..."
 
                                                       7
                    DIE  PFÄHLUNG DER HOCHVERRÄTER
 
Jammern und Wehklagen erfüllte den Raum, doch je zwei der Diener, zum Großteil Zigeuner, Bulgaren und Albaner, hie und da auch ein Türke, ergriffen die Dickwänste und ihre Söhne und fesselten sie. In langer Reihe wurden sie hinausgetrieben, zu dem für sie so unendlich langen Weg vor die Tore der Stadt ... Allen voran der Spătar und der Postelnic, die Hauptverräter, die mehrmals hinfielen, mit Fußtritten und Peitschenhieben wieder aufgemuntert, weiterwanken mussten, der Hinrichtungsstätte zu.
Spatar und Postelnic kamen mit fünf andern und ihren Frauen und Söhnen auf ein Gerüst, das während des Gelages vorbereitet worden war, hoch über Tîrgovişte auf der Stadtmauer stand es, so dass alle sehen konnten, was mit Hochverrätern geschieht; das Volk hatte es geahnt oder gewusst und wartete schon auf das Schauspiel.
Die fetten Bojaren und ihre Frauen standen da wie eine Herde schwarzer Schafe, zwei lange Reihen, dicke Männer und dicke Frauen gefesselt und aneinander gekettet. Weinend, schreiend, um Gnade bettelnd, als der Fürst mit seiner Garde und dem Resthofstaat erschien, den neuen Würdenträgern, die längst gewählt worden waren und nun in Amt und Würden, aber einfach gekleidet, die Kaftane von Vlad geschenkt, je nach Rang, neben ihm standen.
"Gnade, Gnade, Măria-Ta", hörte man sie im Chor, Männer- und Frauenstimmen, in allen Tonlagen durcheinander schreien. Jammern und Weinen. Nichts da. Alle mussten, flankiert von je zwei Henkern, zusehen, was oben auf der Bühne Grässliches geschah, um zu wissen, was sie noch in dieser Nacht oder spätestens am frühen Morgen an Qualen erwarten würde; sie werden sich in die Hosen scheißen, Damen und Herren, sie werden sich die Hosen voll pissen, denn da gibt’s kein Austreten, kein Pardon! Nur Peitschenhiebe und Fußtritte. Es wird nach Kacke, das Festmahl ausgeschissen, und nach Angstschweiß stinken! Und sie werden umfallen vor Müdigkeit, reihenweise, und dürfen es nicht, die Peitschen knallen immer häufiger. Apoplexie für die Fettesten, und einige wird der Schlag treffen, sie erlösen, sie hatten gute, gnädige Schutzengel des Falstaff.
Vielleicht müssen sie auch nur warten, weil nicht genug dünne Eichenpfähle bereitliegen, die von Knechten noch schnell herbeigeschafft werden müssen; doch zehn liegen bereit: vier Arschien lang, doch nicht zugespitzt und nicht mit Eisen beschlagen, um die inneren Organe nicht zu verletzen, damit die Verurteilten so länger leiden, die Schau der dort oben hängenden und schreienden Fettwänste mindestens einen Tag lang dauere, zum Exempel für andere Übeltäter und Hochverräter! Die Pfähle von oben bis unten mit Talg eingefettet. Und am Gerüst Balken, zwischen die die Pfähle eingepasst werden konnten, so befestigt, dass zehn Verurteilte auf ihren Marterpfählen da hängen und wie schreckliche Schattenrisse weit in die Stadt und ins Land zu sehen sein würden.
"Und die Frauen, und die Söhne, manche noch halbe Kinder!" wagte Ioan leise und demütig zu fragen, und Bernardo schloss sich ebenso angstvoll der Frage an.
"Ihr habt zu schweigen! Das entscheide ich, die ganze Sippe, dieses Geschmeiß muss ausgerottet werden, sonst fängt alles bald von vorne an. Man reißt ja auch im Garten nicht nur das größte Unkraut aus, sondern alles, was dazu gehört mit Stumpf und Stiel, und möglichst tief ..." herrschte Vlad seine Berater an!
Und dann gab er einen Wink, die furchtbare Zeremonie begann oben auf der Mauer mit Kreischen und Schreien, das Gerüst wie eine Schreckensbühne in der beginnenden fahlen Dämmerung, hinter der Kirche eine Ahnung vom Abendstern. Vollmond war heute zu erwarten. Das hatte Ioan seinem Herrn noch zugeflüstert, ihm auch gewagt zu sagen, es sei kein gutes Omen, die Sterne ständen schlecht.
Doch Vlad sagte fast trotzig, "langweile mich nicht", es sei ihm völlig egal. War’s ihm aber nicht, das sah man seinem wie eine teuflische Maske wirkenden totenblassen Gesicht an, das Zorn, Erregung, Entschlossenheit, aber auch eine seltsame Gleichgültigkeit ausdrückte, als ginge ihn dies alles letztlich nichts an. Und diese Nacht sollte auch der Anfang seines Unglücks und Untergangs sein!
Ioan wusste das genau, konnte aber nichts verhindern, und das stimmte ihn in seiner Ohnmacht tieftraurig, ja, wütend, und Bernardo auch; sie wollten sich nun drücken, doch brutal hielt sie der Fürst zurück: "Ihr bleibt!" Sollten auch sie das furchtbare Exempel hier mit ansehen müssen, traute er letztlich auch ihnen nicht?!
 
Ein Untergebener des Aga befehligte 20 Henker.
"Wenn ihr das nicht schnell und gut macht, und die Verräter bis zum morgigen Mittag noch leben, kommt ihr selbst auf den Pfahl", drohte der Fürst, der mit den Hauptleuten seiner Garde und dem neuen Aga ebenfalls gleich unmittelbar neben dem Gerüst auf der Mauer stand! Und vor allem den zitternden Spătar und auch den Postelnic, der von zwei Henkern, einem riesigen Zigeuner und einem kleinen Bulgaren, gestützt werden musste, Hassvoll und fast schadenfroh beobachtete, sie hätten ihm ja ein ähnliches Schicksal zugedacht, vielleicht lebendig begraben werden, selbst das Grab schaufeln, wie es seinem älteren Bruder Mircea geschehen war?! Oder auch lebendig begraben und später den Pfahl einschlagen, um das Leiden mit Luftzufuhr zu verlängern? Oder auch gepfählt? Wer weiß?
Ringsum in gehörigem Abstand auf der Mauer, auf den Hausdächern, den Bäumen und in den Fenstern der höchsten Häuser, doch auch vor der Mauer und auf den Straßen das neugierige Volk, das die Massenpfählung wie ein dramatisches Theaterspektakel erwartete, abgesperrt die Hinrichtungsstätte durch leichte Reiter den "străjeri" und der persönlichen Garde Vlads. Das Volk reckte die Hälse, schob und drängte  näher, drängte und stieß, um möglichst gut zu sehen und zu hören. Zu hören war unerträglich viel: Die Luft war vom Jammern und Schreien und Weinen erfüllt, dazu blies ein starker Ostwind, vermischte sich mit den klagenden Menschenstimmen. Dass Gotterbarm. Knebel wären besser gewesen! "Doamne Miluieşte", hört man die Frauen beten.
Da wurde den fünf fetten Frauen und Männern oben befohlen, sich mit dem Gesicht nach unten hinzulegen, niemand tat es freiwillig, nur unter Hieben und Stößen; den dicksten Bojaren, es war der Hofmarschall, musste man unter Ächzen und Stöhnen richtig hinlegen, wie ein zu schlachtendes Tier.
„Je zwei Zigeuner banden an jeden Fußknöchel der Verurteilten einen Kälberstrick. Dann begannen sie, wie befohlen mit dem Dicksten, dem Postelnic, zogen den Kaftan hoch, bis der ungeheuer fette Hintern sichtbar wurde, irgendein Beinkleid schien er auch anzuhaben, sie spreizten ihm die Beine weit auseinander. Und dazu sah man, wie ein Dritter, es war der Agauntergebene Radu Mire, der so ausnahmsweise beauftragt war, der legte einen eingefetteten Pfahl auf zwei kurze Rundhölzer, die Pfahlspitze wies nun genau zwischen die aufgedunsenen geröteten Beine des Vel Marele Postelnic Creţulescu, Mire zog ein kurzes breites Messer aus dem Gürtel, kniete sich vor den ausgestreckten Todeskandidaten, stach und schnitt unter dem tierischen Gebrüll Creţulescus rein in das Beinkleid und in den Anus, den er brutal "erweiterte", Rauschnitt. Ioan wandte sich ab, als der gefesselte Körper unter dem Messerschnitt erschauerte und sich trotz des schweren Gewichts unter dem furchtbaren Schmerz bis zur Hüfte aufbäumte, sofort aber zurückfiel und mit großem Krach auf die Brettertribüne aufschlug, dass das ganze Gerüst wie unter einem Schlag erzitterte. Der hochgestellte Henker ließ sich davon nicht aufhalten, er sprang auf, ergriff einen der großen Holzhämmer, die an der Bretterwand lehnten, und begann auf das untere Ende des Marterpfahls einzuschlagen, der nun langsam in die blutende Wunde eindrang; Creţulescu war so erschöpft, dass er nach einem einzelnen schrecklichen spitzen Tierschrei, nur noch schwer atmend stöhnen konnte ... und weiter nur noch "Oleo, Oleo Mamă, Gnade, Gnade... Muttergottes steh mir bei... Gnade... ohhhhhh... Herr, Măria-Ta... Gnade, Gnade" wimmerte. Ioan blickte zum Fürsten hinüber, dessen Gesicht war unbeweglich starr und mitleidlos, doch etwas wie Genugtuung machte sich auf den bleichen Zügen bemerkbar.
Der Aga übergab dann einem der Zigeuner den Hammer, der war noch vorsichtiger, nach jedem zweiten Schlag sah er sich zuerst den Körper, der sich zusammenkrampfte und aufbäumte, dann den Pfahl an, es durfte ja kein lebenswichtiges Organ verletzt werden! Bei jedem neuen Schlag krümmte und buckelte sich die Wirbelsäule des Gefolterten, doch die beiden Zigeuner mit den Kälberstricken, zogen die Beine wieder auseinander und streckten ihn zu Boden. Nur Vlad und seine Suite konnten hören, wie Creţulescu mit der Stirn auf den Bretterboden schlug, Blut und Kot kam aus der Wunde, strömte auf den Boden, tropfte auf die Stadtmauer, und dazu ein ungewöhnliches, noch nie gehörtes Geräusch, die Schmerzensmusik des fetten gequälten Körpers, nein, kein Todesröcheln oder Wehklagen, der gefolterte Körper gab ein Knarren und Knirschen von sich, wie ein trockner Baumstamm, der bricht. Nicht nur Ioan und Bernardo, auch vielen der Kriegsgewohnten Männer zitterten die Beine, sie hatten ganz blasse Gesichter und die Finger wurden eiskalt. Viele Frauen aus dem Volk beteten und weinten. Wie es den zuschauenden Bojaren und ihren Frauen erging, kann niemand nachfühlen; Frauen wurden weinend ohnmächtig, sanken zu Boden, die Henker ließen es sogar zu, und ein Vornic bekam einen Herzanfall und starb unter Krämpfen... Aber die meisten erstarrten, wirkten wie halbtot vor Angst... jeden Schlag fühlten sie im eigenen Darm wie glühendes Eisen.
Der Henker sah, wie sich am linken Schulterblatt die Muskeln spannten, die Haut sich hob, er legte den Hammer beiseite, nahm das Messer und machte einen tiefen Schnitt, dann trieb er den Pfahl so weit, dass er eine Handbreit sichtbar wurde, wie ein Lamm am Spieß, so lag der Marele Postelnic da, merkwürdig verkrampft und steif der ganze Körper nun wie ein Brett. Die Zigeuner drehten ihn auf den Rücken. Der Aga ging und sah dem Gefolterten ins Gesicht, ob er noch lebe, ja, das Gesicht aufgedunsen, die Augen weit aufgerissen, ebenso der Mund, als müsse er nach Luft schnappen, die Lippen im Krampf erstarrt. Sie banden ihm die Füße am Pfahl fest. Dann hoben sie unter einem kraftlosen Schrei des Mannes, vorsichtig den Spieß, steckten ihn in die vorbereitete Balkenritze und nagelten ihn fest.
Vlad winkte den Aga zu sich heran, der beugte sich über das Gerüst hinab zum Fürsten. Vlad schien unzufrieden.
Beim nächsten Opfer, es war nicht wie erwartet eine Frau, vielleicht die fette jupâneasa Creţulescu, oder eine der schönen jungen Damen, wie es einige der geilen Männer erwartet hatten, sondern der Vel Marele Spătar; und der wurde nun genau wie sein Vorgänger behandelt, nur – der Eichenpfahl wurde ihm, nach Vlads bewährter Art, etwa sechzig Zentimeter in den Anus getrieben, dann der eingefettete Pfahl neben dem jetzt wieder schreienden Creţulescu aufgerichtet, während der Kavalleriekommandant nur stöhnte, keinen Schrei von sich gab, doch sein eignes Gewicht, der Fürst hatte es befohlen: sein Körpergewicht, das erheblich war, wie seine Verbrechen, ihn langsam hinabzog, dass der Tod sich immer mehr in seinen Leib bohrte... das Ende aber die einzige Erlösung sein sollte!
 
 
Wer über „Dracula“, wer über seinen tieferen psychologischen, aber auch historischen Sinn Bescheid wissen möchte,  liest Dieter Schlesaks Buch „Vlad. Die Draculakorrektur.“  Der Roman ist im Pop Verlag Ludwigsburg erschienen.
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Aus dem Nachwort:
 
Geschichte war und ist blutig. Aber die (meist erfundenen) Scheußlichkeiten des Vlad Draculea, üblich damals, sind grausame Fiktion. Dazu kam das tierische, pathologische Ergötzen des Volkes. Hinrichtungen und Folter in Buden- und Jahrmarktsatmosphäre. Es war die sadistische Phantasie nicht nur jener Zeit!  In den russischen und rumänischen Chroniken hat Vlad wohl gepfählt, jedoch nur als strenger, aber gerechter Richter wider Reiche und Korrupte zur Abschreckung, gegen die Türken als Kampfmittel. Und mit seinen "Methoden" wird die Walachei ein starker und organisierter Staat. Es gibt ein gut instruiertes Heer, das er selbst unterweist. Weil die Macht eines Fürsten im Inland schwach war, liquidierte er Ostern 1459 den Kronrat, etwa 500 Großbojaren und Kleriker ließ er samt ihren Frauen durch den Spieß ziehen. Ihre Ländereien verteilte er an Kleinadlige und freie Bauern, die ihm dafür gewogen waren, Kriegsdienste leisten mussten.
In der Mühle zwischen den Großmächten - herrschte er gewalttätig, weil er nie mächtig war.
 
 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Gelebte Meeresträume von Gerhild Decker



Die Autorin versteht es, mit Worten Stimmungsbilder zu malen und den Leser an der eigenen Begeisterung am Land zwischen Meer und Bodden teilhaben zu lassen. In ihren mit liebevoller Hand niedergeschriebenen Gedichten und Geschichten kommen auch Ahrenshooper Impressionen nicht zu kurz. Bereits nach wenigen Seiten glaubt man, den kühlen Seewind selbst wahrzunehmen, das Rauschen der Wellen zu hören, Salzkristalle auf der Zunge zu schmecken und den feuchten Sand unter den Füßen zu spüren. Visuell laden auch die Fotografien der Autorin zu einer Fantasiereise ein, wecken Sehnsucht nach einem Urlaub am Meer oder lassen voller Wehmut an vergangene Urlaubstage zurückdenken.

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