Andreas Rüdig
Vom Rüssel
Wer seine Nase in alles steckt, der gilt als
neugierig. Diese Redensart wundert mich schon ein wenig. Schließlich
gilt die Nase als unser edelstes Körperteil. Wer seiner Nase folgt,
kommt in der Regel am richtigen Ziel an. Ich bewundere ja schon ein
wenig die Elefanten. Ihr Körperteil, das wir Menschen "Rüssel" nennen,
ist ja bekanntlich nichts weiter als eine verlängerte Nase. Ich hätte
auch gerne einen solchen Rüssel. Dann würde ich immer riechen können,
was meine Frau kocht, ohne daß ich aufstehen und vom Wohnzimmer in die
Küche gehen müßte. Dann könnte ich auch ganz diskret herausfinden,
welches Parfüm eine gutaussehende Dame benutzt und ob ich sie "riechen"
kann. Doch halt! Solch sündige Gedanken will ich gar nicht erst
weiterdenken.
Mein Hausarzt sagt, ich könnte
keine solche rüsselförmige Nase bekommen. Das wäre anatomisch
unmöglich. Na ja, so ganz glaube ich es ihm nicht. Ich habe hier einen
Gartenschlauch - Sie wissen schon, ein Ende stöpselt man an den
Wasserhahn an und wässert dann den Garten. Ich werde jetzt ein
Experiment durchführen. Ich werde mir den Gartenschlauch in die Nase
stecken, mich vor einen Spiegel stellen und dann wissen, wie man als
Mensch mit einem Rüssel aussieht.
Nein
Monika, du spielst jetzt nicht mit dem Gartenschlauch. Du siehst doch,
daß ich ihn brauche. Nein, du gehst auch nicht an den Wasserhahn.
Verdammt noch 'mal, wie schnell sich doch der Schlauch mit Wasser
füllt. Das geht viel schneller als gedacht. Seltsam - warum geht der
Gartenschlauch nicht aus meiner Nase heraus? Er steckt wie ein Pfropfen
in einem Nasenflügel. Alles Ziehen hilft nichts - der Gartenschlauch
ist wie angewachsen mit meiner Nase verbunden. So habe ich mir das nicht vorgestellt.
Dagobert
sieht ja schon ein wenig seltsam aus, wie er da steht. In einem
Nasenflügel steckt ein Gartenschlauch. Aus dem anderen Nasenflügel
fließt unaufhörlich Wasser. Und durch den Mund atmet er. Was der
Notarzt wohl dazu sagt?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.10.2007.
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