Tief in dunkler, rabenschwarzer Nacht saßen sie beieinander. Rötliches Licht von vielen Feuern umrandete den
Boden und die hohen Tannenbäume, während die kanpp sechzig Mann in Felle gehüllt ihr Mahl zu sich nahmen.
An einem dieser Feuerstellen saß Morgh. Vor 3 Monden hatten ihn die Ältesten auf diesen, für ihn unbekannten Pfad,
geschickt, denn er war gerade 16 Winter alt geworden und nun ja erwachsen. Morgh sah seinen Vater an, der sich gerade
ein Stück getrocknetes Fleisch in den Mund schob und sich danach an seinem braunen Vollbart kratzte.
"Werden wir es schaffen morgen?" sorgenvoll wandt sich Morgh an seinen Vater. "Wir werden es sicher schaffen, sorge dich nicht Junge.
Sie sagen wir sind die Wilden. Und genau so werden wir morgen auch sein...wild." Der stämmige Mann trank ein wenig Met aus einem Ledersack bevor
er sich wieder den getrockneten Fleischstücken widmete.
Vendre der sonst immer so fröhlich war, schien heute sehr in sich gekehrt. Er hockte vor den lodernden Flammen und schob sich wieder und wieder
die langen, braunen Haare aus dem Gesicht. Wie Morgh selbst war er auch vor einiger Zeit 16 Winter alt geworden.
"Wir werden versuchen sie von der freien Fläche in den Wald zu drängen. Dort haben wir am meisten die Chance den Tag zu überstehen." Morgh erschrak, als die tiefe
Stimme seines Vaters erklang. Viele Male musste er anscheinend schon auf einem solchen Pfad gewandert sein.
Vendre nickte ohne einen laut von sich zu geben.
Morgh konnte nichts zu sich nehmen, die Angst vor dem morgigen Tage schnürte seinen Magen zu. Hingegen nahm er seine Felle
und legte sich, etwas entfernt vom Feuer, auf den kalten Boden....
Die Nacht schien kurz, obwohl Morgh nicht viel geschlafen hatte, als Vendre ihn mit einem Fußtritt weckte.
"Steh auf Bruder, es wird Zeit." sagte er während Morgh ihn vom Boden aus ansah. Vendre hatte sich dicke Felle über die Schultern gelegt und sein
Gesicht mit Ruß geschwärzt. Über ihm verdunkelte ein grauer, bewölkter Himmel die Welt. Morgh richtete sich auf und tat es den
anderen Männern gleich, indem er seine Felle über seine Schultern legte. Mit einem kurzen Griff nahm er ein verkohltes Stück Holz und beschmierte mit dem Ruß sein Gesicht und
die Axt, die sein Vater ihm im Heimatdorf gegeben hatte.
Sie weilten noch eine Weile an ihrem Nachtlager und marschierten dann über den matschigen Boden durch den Wald.Sie liefen nicht weit bis die führenden Personen ein Signal zum Halten gaben.
Einige der meist bärtigen Männer liefen durch die Reihen und wiesen Positionen zu. Morgh sah sich um und bemerkte Angst und Verzweiflung auf den Gesichtern vieler Männer, konnte es ihnen jedoch nicht verübeln, da er auch so fühlte. Stille. Unverkennbare Stille, wie man sie sich an schlechten Tage daheim gewünscht hätte. Doch hier an diesem Orte waren sie der Auslöser für Unbehagen und Furcht, wie Morgh sie noch nie zuvor vernommen hatte. Man hörte nur einige Raben die auf den Baumgipfeln anscheinend einen geeigneten Sitzplatz gefunden hatten und nun zu spotten schienen.
Doch dann zerschellte die Stille an den Lauten von vielen Schritten auf der anderen Seite der Lichtung. Geräusche von klappernden Rüstungen und Trommelgeräusche
schienen als erstes durch den dunklen Wald zu wandern. Fest umklammerte Morgh den Shaft seiner Axt. Er wurde unruhig. Hörner wurden geblasen, doch es waren
nicht die der eigenen Männer. Sie waren dumpfer und tiefer. Als Morgh vorsichtig über die Köpfe anderer Männer schaute sah er etwas schnell wie kleine Blitze aus den Bäumen rennen.
Und da wurde es ihm klar.
Hunde...sie haben....Hunde.....
Ende
(Vorerst)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.10.2002.
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