Von der Kinderfrau

Diese Kinder sind nervtötend. Dankwart ist 7 Jahre alt, Kundigunde 9 Jahre alt. Nein, nervtötend ist nicht das richtige Wort. Sie sind Quälgeister. Sie schmieren den Sitz auf der Toilette ein, so daß man allmählich herunterrutscht, und ölen Türklinken ein, so daß man in kein Zimmer herein- oder herauskommt. Sie vertauschen die Salz- und Zuckerstreuer in der Küche; jetzt weiß ich auch, warum der Kaffee heute Morgen so seltsam schmeckte.

Jetzt ist es an der Zeit, daß ich den Kindern einen Streich spiele. Dankwart habe ich im Bettkasten unter dem Bettrost eingesperrt, Kunigunde im Schrank eingeschlossen. Für die Kinder ist dies wohl ein großer Spaß - so ruhig wie jetzt waren sie schon lange nicht mehr. Selbst die lebhafte Kunigunde hat sich nicht gewehrt und nicht gegen die Schranktür geschlagen. Dankwart und Kunigunde haben sich ruhig in ihr Schicksal ergeben. Jetzt, da es so angenehm still und leise ist, kann ich endlich in aller Ruhe spülen gehen.

 

(kurze Zeit später) Fräulein Müller, Sie können jetzt zum Einkaufen und dann nach Hause gehen. Hier ist Ihr Geld. Bitte legen Sie das Wechselgeld in die Küche.

 

(1 Woche später) Was wohl aus den Kindern geworden ist? Sie sind so plötzlich spurlos von der Bildfläche verschwunden. Jetzt, da ich arbeitslos bin und nicht mehr gebraucht werden, vermisse ich sie doch sehr...