Andreas Rüdig

Vom Getratsche

Das Getratsche war nicht zu überhören. "Sag mal, Jupp, hast du schon gehört, was der Kallemann gemacht hat," hörte ich Ernestine frage, als ich gerade in ihr Büro eintreten wollte. "Nein, erzähl mal," forderte sie Jupp auf. "Lauscher an die Wand hört die eigene Schand - trotzdem packte mich die eigene Neugierde und ich blieb in der Tür stehen, um zu lauschen. "Also, das war so," begann Ernestine mit ihrer Erzählung. "Gestern war doch unser Betriebsausflug..." - "Richtig." - "Und auf dem Schiff gab es doch jede Menge zu trinken. Vor allem aber Alkohol. Und du weißt doch: Der Kallemann hat ein Auge auf die Bärbel geworfen. Also - was macht er? Er füllt die Bärbel ab. Und dann küßt er sie! Mitten auf den Mund!" - "Also nein, dieser Lüstling!"
 
Dieser Heimwerkerladen ist ja wirklich gut bestückt. Nägel gibt es hier, Hämmer und sogar ein Stück Holz in der passenden Größe.
 
Büroschlaf ist der gesündestee Schlaf. Behauptet zumindest der Volksmund. Für Ernestine wird es jedenfalls ein schmerzhaftes und entsetzliches Erwachen geben.
Vorübergebeugt sitzt sie an ihrem Schreibtisch. Der Kopf liegt auf der Tischplatte. Langsam richte ich den Körper auf; den Kopf beuge ich in den Nacken. Dann schiebe ich den Unterkiefer nach unten. Meine Güte, hat Ernestine viel Speichel im Mund. Egal - ich ziehe trotzdem die Zunge aus dem Mund. Vorsichtig lege ich sie auf des Stück Holz, positioniere den Nagel darauf und schlage zu.
 
Langanhaltend, fürchterlich und schmerzerfüllt war Ernestines Schrei. Er war mir aber eine Freude. Seit Ernestine ein Brett vor dem Mund hat, kann sie wenigstens nicht mehr über mich tratschen. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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