Hans Pürstner

Barmherzigkeit

Demütig kniet sie vor dem Eingang zur St. Ansgarkirche, auch Kleiner Michel genannt, wegen ihrer Nachbarschaft zum Wahrzeichen Hamburgs, dem großen „Michel“.
Dunkle Haare, ausgemergelte Figur, kaum älter als 14 oder 15 Jahre.
Das unverständliche Gebrabbel soll wohl die Bitte um Almosen bedeuten. Alle gehen an ihr vorbei, auch ich. Das aufkommende schlechte Gewissen ist nur schwer zu verdrängen. Aber wir verdrängen es trotzdem, bis auf ein oder zwei ältere Damen, die es nicht übers Herz bringen, einfach vorbei zu gehen.
Dabei kommen wir gerade aus dem Sonntagsgottesdienst. Hörten den Pfarrer reden von Barmherzigkeit und Nächstenliebe.
Aber ist dies denn wirklich Nächstenliebe? Wie oft lasen wir schon in der Presse von professionellen Bettler„Banden“ aus Rumänien oder Tschechien.
Ich selbst habe mal einen dicken schwitzenden „Südländer“, um es politisch korrekt auszudrücken, aus seinem Mercedes steigen sehen, wie er seine Leute abkassierte, zurück in den Wagen stieg, während jene mit der U-Bahn nach Hause fuhren.
Einmal gab ich einem Mann im Rollstuhl ein paar Groschen und sah kurze Zeit später, wie er den Rollstuhl zusammenklappte und fröhlich die Treppe zur S-Bahn hochschleppte.
Aber wer sagt mir, dass dieses kleine Mädchen „Genauso Eine“ ist? Ich weiß es nicht. Und der Pfarrer weiß es wohl auch nicht, sonst hätte er ihr längst nahegelegt, sich einen anderen Platz auszusuchen.
Ich denke, jeder Mensch hat die Pflicht, mit allen vorhandenen Kräften selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Der dies nicht kann, aus gesundheitlichen oder anderen Gründen, verdient Mitleid und Unterstützung. Alle, die dies ausnützen, verdienen unsere Verachtung.
Aber wie findet man den Unterschied heraus?

 

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